Das Schattenkind vom Schattenkind
Der schattige ;-) Fortsetzungs-Roman
1. Akt - Ungewissheit
Wir waren wieder im Wald unterwegs... es hatte geregnet und in den düsteren Tannen hing ein schwerer, modriger Geruch. Das Atmen fiel mir seltsam schwer.
Wie lang mag es wohl noch dauern?
Ich war alles andere als ungeduldig, aber ich wusste nicht einmal wohin die Reise ging.
Meine Begleiter jedoch schwiegen beharrlich und ich bewunderte ihre eisernen Nerven, bedrängte ich sie doch Tag für Tag mir zu sagen, wo sie mich hinbringen würden.
Doch ich bekam nie eine Antwort. Es hatte sowieso keinen Sinn sie weiter danach zu fragen, ich hatte noch nie ihre Stimmen gehört, da konnte ich kaum auf eine Antwort hoffen.
Mit durchweichten Schuhen stakste ich über den weichen Waldboden. Überall tropfte es von den Pflanzen und Bäumen und die dunklen Wolken am Himmel versprachen keine Besserung. 
Meine Beine schmerzten vom Laufen und ich glaubte meine Rücken müsse unter der Last der Taschen die ich zu tragen hatte zusammenbrechen. Und ich war schmutzig. Der Dreck hing in meinen langen Haaren und verkrustete allmählich. Die vielen kleinen Kratzer an meinen Armen und im Gesicht waren einigermaßen verheilt, standen aber nur so vor Dreck. Seid Tagen hatten wir keine Wasserstelle passiert und konnten uns somit auch nicht von unserem Gestank und dem Schmutz den wir über die Tage angehäuft hatten, befreien. Meinen Begleitern schien diese Tatsache nicht sonderlich viel auszumachen sie liefen schweigend weiter.
Wir liefen Stunde um Stunde durch diese riesigen Wälder.
Es wurde langsam immer düsterer und wir mussten uns ein Lager für die Nacht suchen. Nachdem wir uns ein wenig umgeschaut hatten, fanden wir eine kleine Lichtung, auf der wir uns erschöpft niederließen. Ich zumindest war erschöpft. Als ich jedoch meine Begleiter betrachtete, bemerkte ich nicht die geringsten Anzeichen von Müdigkeit....... Seltsam. 
Aber was war schon normal gewesen in den letzten Wochen? Erst diese seltsamen Träume... und dann das hier. Ich wollte zurück. Ich wollte in mein Bett. Und ein warmes Bad............
Ich seufzte tief, breitete meine Decken aus und wickelte mich in einer andere ein. Meine Begleiter machten ein kleines Feuer und teilten lautlos die Nachtwache ein.
Ich warf ihnen noch einen nachdenklichen Blick zu und legte mich dann in der Nähe des Feuers nieder.
Die Geräusche die der Wald mit seinen Bewohnern und seinem knackendem Unterholz verursachten, waren angsteinjagend. Doch selbst um Angst zu verspüren war ich bereits zu müde.
Schon nach wenigen Sekunden wurden meine Augenlieder schwer und meine Sinne vernebelten.... ich gab mich willenlos der warmen Umarmung des Schlafes hin.

Ich schlug verwirrt die Augen auf und sah schlaftrunken in das Gesicht einer meiner Begleiter, der mich gerade aus dem Schlaf gerissen hatte. Seine riesige Hand lag auf meiner Schulter und rüttelte mich sanft. Er schien beunruhigt. Das verwirrte mich um so mehr, ich hatte bis jetzt noch keine Gefühlsregung auf seinem Gesicht sehen können. Die anderen hatten schon ihre Sachen zusammengepackt und schauten, den selben bedrückten Gesichtsausdruck zu mir hinüber. Ich sah mich um. Was sollte das? 
Es war mitten in der Nacht! Wir konnten unmöglich in dieser Finsternis weiterlaufen. Doch auch mein missbilligender Gesichtsausdruck schien sie nicht zu beeindrucken. So packte ich meine Sachen zusammen und sammelte mich so gut es ging. Der Schlaf hing mir noch in den Augen, als wir los zogen..... Zuerst liefen wir in dem Tempo weiter, wie an den Tagen zuvor, doch nach einigen Minuten beschleunigten meine Begleiter ihre Schritte. Die Beunruhigung auf ihrem Gesicht wich nackter Angst. Nun machte ich mir wirklich Sorgen. Vor was flüchteten wir? Ich hielt meinen Mund und stolperte orientierungslos hinter ihnen her, immer versucht Halt auf dem unebenen, glitschigen Boden zu finden.

Wir waren eine Weile gelaufen, als sie urplötzlich stehen blieben. Ich hatte nicht damit gerechnet und prallte gegen einen von ihnen, der vor mir gelaufen war. Verstört blieb ich nun auch stehen und schaute mich suchend um. Was war denn?
Meine Begleiter blickten in die dunkle Nacht und lauschten angestrengt.
Ich konnte weder etwas sehen noch hören. Was war denn da???

Plötzlich setzten sie sich wieder in Bewegung. Sie liefen schnellen Schrittes weiter in das Unförmige Schwarz vor uns. Schon bald kam ich nicht mehr mit und wurde kurzerhand mitgezogen.
Vor was flüchteten wir? Einer von ihnen nahm mir die Taschen vom Rücken und trug sie selber weiter. Die Gruppe teilte sich, wobei ich mit dem ersten Teil weiterlief, während die anderen zurück fielen und schließlich von der Dunkelheit verschluckt wurden.
Nach ein paar Minuten hörte ich etwas weiter hinter mir ein paar seltsame knurrende Geräusche und kurz darauf ein paar jaulende, schmerzerfüllte Laute aus den Kehlen derer die uns erst vor kurzem verlassen hatten. Ängstlich und gehetzt sah ich um mich, konnte jedoch nichts erkennen als die Pflanzen in meiner Näheren Umgebung und die jegliches Licht aufsaugende Schwärze des Waldes. Mein Herz begann wie wild zu klopfen und Angst ließ mich schneller laufen.......

Nun rannten wir!
Meine Lungen rasselten und das Blut pochte in meinen Schläfen. Wann hörte dieser Wald endlich auf? Schneller, schneller...... sonst holen sie uns ein!!!
Hinter mir hörte ich das Unterholz bersten. Meine Begleiter ließen unsere Sachen fallen und rannten um ihre Leben. Sie rissen mich so schnell sie konnten mit. Ja vielleicht schafften wir es noch!
In diesem Moment schoss ein beißender Schmerz meinen linken Arm bis in die Schulter hoch und ich kam ins Stolpern. Meine Beine gaben nach. Warm lief das Blut meinen Arm hinab und tränkte meinen Ärmel in tiefes Dunkelrot.
Mir wurde schwindlig und ich konnte meine Bewegungen kaum noch Steuern... Gift! Der Pfeil war vergiftet!! 
Ich stolperte abermals, riss die Augen auf und landete hart auf einem ausgedorrten Teil des Waldbodens. Ich wollte schreien, doch mein Hals und mein Mund schienen von dem Gift gelähmt worden zu sein. Meine Gedanken überschlugen sich und ich brach in Verzweiflung und Panik aus. Die anderen versuchten mich hoch zu zerren und weiter zu ziehen. Doch meine Muskeln versteiften sich und ich musste hilflos mit ansehen wie auch meine Begleiter von den vergifteten Pfeilen getroffen wurden und in die selbe Verzweifelnde Starre fielen.
Mit weit aufgerissenen Augen und Mündern stürzten sie, einer nach dem anderen auf die Erde und blieben dort liegen, unfähig auch nur einen Finger zu rühren.
Wie waren hilflos. Meine Angst wuchs und übertönte fast den hämmernden Schmerz, der sich in meinem Kopf breit zu machen drohte. Verzweifelt brachte ich ein paar glucksende, gurgelnde Laute heraus und spürte, wie sich meine Augäpfel verdrehten.. dann wurde es schwarz um mich herum.....
 

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Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb teil.
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