Das Schattenkind vom Schattenkind
Der schattige ;-) Fortsetzungs-Roman
3. Akt - Das Erwachen
Am nächsten Morgen erwachte ich um einiges ausgeruhter. Sie mussten das Wasser Gestern mit irgendetwas versetzt haben....
Ich blickte mich um. Die Lichtung war verlassen, es schien als ob unsere Wachen uns alleine gelassen hätten. Anscheinend traute man uns eine Flucht nicht zu. Ich hatte es auch nicht wirklich vor, denn ich vermutete Arakanis riesige Haustiere noch wachend in den Büschen.
Was war mit meinen Freunden? Ja ich hatte beschlossen sie als Freunde zu betrachten. Schließlich hatten sie ihr Leben für mich riskiert, obwohl ich nicht richtig wusste warum, das konnte man ihnen hoch anrechnen. 
Yerum schlief noch, die anderen jedoch waren wach und bemühten sich eine einigermaßen bequeme Stellung ein zu nehmen, was sich bei diesen sehr fest gebundenen Fesseln als ziemlich schwierig herausstellte. Ich betrachtete neugierig ihre Gesichter. Einer von ihnen fing meinen Blick auf und lächelte mich an. Ich lächelte scheu zurück.
Er stellte sich vor: "Mein Name ist Holodmer. Ich bin Yerums Bruder", und sagte mir dann die Namen der anderen: "Das hier sind Desteros, Baldrick und Tialk."
Ich musterte sie.
Holodmer und Yerum sah man an das sie verwandt waren. Sie hatten die gleichen schwarzen kurzen Haare und die gleichen dunklen, glitzernden Augen.
Desteros war etwas kleiner geraten. Hmmm ich hatte zwar noch nie einen Zwerg gesehen, aber so konnte man sich einen sehr gut vorstellen. Er hatte dunkle Haare und leuchtende, blaue Augen.
Baldrick war ein wahrer Riese. Ich hatte mich sowieso schon die ganze Zeit gefragt wie viele Pfeile sie wohl dafür gebraucht hatten ihn nieder zu strecken. Er sah in einer gewissen Weise unglaublich gefährlich aus, was aber anscheinend nicht die geringste Wirkung auf mich hatte. Seine grauen, gutmütigen Augen wurden von den buschigen Augenbrauen überwuchert.
Fasziniert blieb mein Blick an Tialk hängen. Seine tief grünen Augen standen im krassen Gegensatz zu seinen schneeweißen, langen Haaren, die ihm über die linke Schulter hingen. Am meisten aber faszinierten mich seine spitzen Ohren. Tialk war ohne Zweifel ein Elf....
Nur schwer konnte ich mich von ihnen abwenden, doch das Geräusch schwerer Stiefel ließ mich aufschrecken.
Der breitschuldrige Mann und seine Soldaten waren zurück gekommen. Diesmal begleitete sie noch eine andere, in eine lange, schwarze Robe gekleidete Gestalt. 
Ihr Gesicht wurde völlig von der riesigen Kapuze verdeckt....sie machte mir Angst.
Wir stellten unser Gespräch ein und schwiegen erwartungsvoll.
Der Mann tat einige Schritte auf mich zu und sprach: "Wir werden jetzt herausfinden wer du bist. Ob du diejenige bist die wir suchen. Versuche dich nicht zu wehren... es wird dir nicht gelingen...." Ich versuchte ihm zuzuhören, doch ich hatte nur Augen für die schwarze Gestalt. Ich hatte das Gefühl als ob sie mich beobachtete.
Einer der Soldaten trat vor, griff mir in den Nacken und träufelte mir etwas von einer widerlich schmeckenden Flüssigkeit in den Mund. Ich versuchte mich verzweifelt aus seinem Griff zu befreien und das Gebräu wieder auszuspucken, doch er hielt mir Mund und Nase zu bis ich es doch geschluckt hatte.
Ein paar Sekunden passierte gar nichts, doch dann versank ich in eine Art Trance. 
Die Schatten der Soldaten und der dunklen Gestalt tanzten vor meinen Augen. Und immer wieder hörte ich die hämmernde Stimme des Mannes, der mich fragte wer ich sei... und woher ich kam. Mein Mund schien wie ausgetrocknet. Der Mann sprach mit jedem Satz lauter und ich dachte mein Kopf müsse bersten. Er hörte einfach nicht auf...
Nach einer Weile glaubte ich aufgeben zu müssen. Blut lief mir warm aus der Nase, ich konnte mich kaum noch wehren. Es schien auf Ewig so weiter gehen zu müssen. 
Diese Schmerzen schienen nie wieder aufhören zu wollen.... 
Der Mann brüllte mir weiterhin seine Fragen entgegen und plötzlich regte sich eine Antwort in mir. 
Irgendwo ganz tief in meiner Seele. Vergraben um für alle Zeiten dort zu ruhen. Ein Teil von mir den ich nie gesehen hatte.....
Noch peinigten seine Fragen meinen Geist... doch langsam kam diese Antwort in mir hoch... ein leises Flüstern und Wispern... eine Sprache die ich nicht kannte... Laute die ein Mensch nicht auszusprechen vermochte. Das Flüstern hielt an... erfüllte meinen Geist... übertönte das Gebrüll des Mannes... übertönte die Schmerzen die ich hatte.....
Auf der Lichtung kam Wind auf...ich konnte ihn im Rücken spüren.... er umspielte die Soldaten und die anderen.....
Ich schlug die Augen auf und sah dem Mann direkt in die seinen. Das Flüstern drang nach außen und erfüllte die Lichtung... jeglicher anderer Laut wurde verschluckt....
Der Gesichtsausdruck des Mannes wurde starr... seine Augen glanzlos und leer... Ich spürte eine unglaubliche Kraft in mir aufsteigen...und sah was der Mann dachte.... ich sah direkt in seinen Kopf hinein... ich sah seine Seele... sein Leben.....
Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen wie die schwarzgekleidete Gestalt nach vorne stürzte und dem Mann bedeute mir nicht in die Augen zu sehen.... doch er konnte sie nicht hören...ich fesselte seinen Verstand mit meinen Gedanken!
Das Flüstern wurde immer lauter und die Laute immer härter und schärfer... bald waren sie wie Rasierklingen die in den Verstand derer schnitten, die es nicht vermochten sie zu ertragen.
Ich wurde eins mit dem Geist des Mannes... er fühlte was ich fühlte, er sah was er uns angetan hatte....
Schluchzend brach er vor mir zusammen und blieb wimmernd liegen. 
Urplötzlich brach das Flüstern ab und ich wurde mit unwahrscheinlicher Härte in die Realität zurück geschleudert. Ich brach völlig zusammen und merkte wie alle Kraft aus meinen Gliedern wich.... meine Kraft reichte kaum zum Atmen .... wieder wurde es Schwarz vor meinen Augen.......

Irgendwann mitten in meiner dunklen Bewusstlosigkeit wachte ich für ein paar Sekunden auf. Ich lag auf einer Art Wagen... wir hatten den Wald verlassen. Holodmer saß neben mir und wachte über mich. Ich fragte ihn wer oder was das war... und woher das Flüstern kam.
Er lächelte mich voller Mitleid an, gab mir einen Kuss auf die Stirn und meinte: "Nein Kleines, du verstehst nicht. Das Flüstern entsprang deinem Mund... das warst du...."
Später wusste ich nicht mehr ob ich vor Schwäche oder von dem Schock wieder in Ohnmacht gefallen war.....
 

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Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb teil.
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