Ich erwachte am nächsten Morgen etwas
müde, jedoch einigermaßen ausgeruht.
Die Sonne strahlte mit Desteros blauen Augen
um die Wette und der Tag versprach warm zu werden.
Die Anderen schienen heute gut gelaunt zu
sein und steckten mich damit an.
Lachend und scherzend packten wir die Sachen
zusammen, traten die Feuerstelle vollends aus und sammelten noch ein paar
Beeren für den Weg.
An diesem Tag hatte ich mir fest vorgenommen
meine Begleiter besser kennen zu lernen und mit ihnen zu reden, um mehr
über sie zu erfahren.
Baldrick bedeutete mir die Pferde zu holen.
Ich gehorchte und lief zu ihnen. So wunderschöne Tiere hatte ich noch
nie gesehen. Zwei riesige Hengste mit pechschwarzem Fell und einer Blesse
in strahlendem, silbrigen weiß. Ich tätschelte ihnen den Hals
und brachte sie dann zu Baldrick. Geschickt legte er ihnen das Geschirr
an und befestigte die Ledergurte des Wagens an ihnen. Ich schaute ihm eine
Weile dabei zu und ging dann zu Yerum, der am Rande der Ebene stand und
hinaus blickte.
"Hallo Yerum!" Er drehte sich um und lächelte.
"Yialah, sieh.." damit deutete er hinaus auf die Ebene.
Ich trat näher um zu sehen was er mir
zeigen wollte. Ich runzelte die Stirn: "Was ist dort? Ich sehe nichts."
Abermals lächelte er: "Sieh genauer hin..."
Mir entfuhr ein Laut der Verwunderung. Immer
wieder bildeten sich kleinere Wirbel und stoben den Staub der vertrockneten
Ebene auf. Zwischendurch wirkten ihr Bewegungen fast menschlich und manchmal
konnte ich sogar Hände erkennen. Fragend sah ich Yerum an.
Er grinste: "Das ist das Wüstenvolk.
Sie leben schon länger hier als wir uns vorstellen können. Sie
kommen nie in die Nähe anderer Lebewesen. Ich hatte nur von ihnen
gehört. Und so nah hatte ich noch nie welche gesehen....."
Ich schaute den Bewegungen des Wirbels zu.
Mein Blick glitt über die Ebene und blieb
an einer Anhöhe hängen auf der ein Gestalt kniete.
Die weißen Haare kannte ich doch!
"Was macht Tialk da hinten?" , fragte ich
Yerum.
Er machte ein paar Schritte zurück zum
Wagen und meinte beifällig: "Na, er fragt den Wind in welche Richtung
wir reisen müssen..."
Ich zuckte mit den Achseln. Klar, was denn
sonst?
Ich ging zurück zu den anderen und setzte
mich auf den Wagen.
Nach einigen Minuten kam auch Tialk und zeigte
uns die ungefähre Richtung in die wir gehen mussten. Baldrick und
Tialk setzten sich nach vorne und die anderen begaben sich zu mir nach
Hinten. Wir breiteten ein paar Decken aus und machten es uns bequem. Es
versprach eine lange Fahrt zu werden...
"Warum habt ihr Anfangs kein Wort mit mir geredet?
Und wie bin ich eigentlich hier her gekommen? Und wer hat euch geschickt?"
Desteros nickte und wollte mir meine Fragen beantworten.
Er machte eine kleine Pause und setzte dann
wieder an: "Nun gut. Also, wir hatten den strengen Auftrag dich unverzüglich
nach Ta-Phas zu bringen. Dort wärst du sofort in Sicherheit gewesen.
Wir hatten nicht damit gerechnet, dass Malagor uns seine Häscher bereits
auf den Hals gehetzt hatte. Wir waren so naiv gewesen, zu glauben er würde
sich nicht trauen dich anzugreifen oder dir zu schaden.
Wir wussten nicht wer du warst und wollten
uns so schnell wie möglich in Sicherheit wissen. Hmmmm.... was diese
Sachen angeht fragst du lieber Irun Serkia."
Ich verzog den Mund. Für eine beantwortete
Frage taten sich zehn neue auf.
Desteros fuhr fort: "Nun zu deiner zweiten
Frage....Wir hatten dich erwartet. Irun Serkias Druiden hatten von deiner
Ankunft prophezeit. Wir lasen dich dann irgendwann im Wald auf, wie du
dich vielleicht noch erinnern kannst? Du hattest sowieso keine andere Wahl
als mit uns zu kommen. Die wilden Tiere hätten dich mit Freude in
Stücke gerissen." Ich überlegte. Da hatte er wohl recht. Alleine
hätte ich nicht lange gelebt. "Aber wie bin ich in den Wald gekommen?
Und warum weiß ich nichts von meinem vorigen Leben?" Desteros sah
mich hilflos an: "Das kann ich dir nicht sagen, Yialah. Ich weiß
es nicht." Ich schaute die anderen an, doch auch sie blickten hilflos zu
Boden. "Vielleicht hast du es nur für kurze Zeit vergessen. Warte
ab. Kann es nicht sein, daß deine Erinnerungen noch kommen?"
Yerum versuchte mir Mut zu machen.
"Hmmmm, ja gut. Ich warte einfach noch ein
wenig. Vielleicht kommen sie ja wirklich wieder."
Wen wollte ich damit mehr beruhigen? Yerum
oder mich?
Desteros beantwortete auch noch meine letzte
Frage: "Geschickt hat uns Irun Serkia. Er ist der momentane Verwalter der
Stadt Ta-Phas. Er wohnt in der Festung des Geistes. Auf einem Hügel
im Herzen der Stadt... Dort bringen wir dich auch hin."
Ich nickte: "Was tue ich hier?"
Desteros winkte ab: "Das kann ich dir nicht
beantworten. Da musst du Irun oder den hohen Rat fragen."
Ich verstand. Eigentlich musste ich mit so
gut wie allen Fragen die mich angingen zu diesem seltsamen Irun Serkia
gehen. Ich war schon sehr gespannt auf ihn.
Ich musterte Holodmer und Yerum. "Habt ihr
Familie?" Holdmer sah mich ernst an. "Mein Bruder und ich kamen aus den
Grenzländern. Dort wurden alle Dörfer geplündert und niedergebrannt.
Wir haben nur überlebt, weil unsere Mutter
uns im Wald versteckt hatte.... Reisende fanden uns und brachten uns zu
den Städten des Nordens, der Festung der Erde. Dort wuchsen wir auch,
unter der Liebe unserer Zieheltern, auf." Yerum nickte bei den Worten seines
Bruders. Ich sah die beiden betroffen an. "Das..... das tut mir wirklich
leid..." Doch Holodmer winkte ab: "Nein, kein Problem. Das konntest du
ja schließlich nicht wissen."
Ich nickte, fühlte mich aber dennoch
wie ein Trampel...
Ich drehte mich zu Desteros: „Was ist mit
dir? Hast du Familie?"
Abermals lachte er: „Haha, ja habe ich. Eine
wundervolle Frau und drei kleine Sprösslinge. Ich musste sie leider
hierbei zurück lassen. Sie leben und den Städten des Ostens,
in der Festung des Windes. Wir sind dort die einzigen Zwerge..."
Der Gedanke an Zwergenkinder ließ ein
breites Grinsen über meine Lippen huschen. Es war alles so neu hier...
Holodmer sah zum Himmel auf und meinte: "Wie
lange wir wohl noch fahren werden? Heute noch und noch einen Mondgang.......
Kann das sein?"
"Ja, wahrscheinlich etwas weniger."
Baldrick hatte sich kurz dazu geäußert
und konzentrierte sich wieder auf den Wagen und den Weg, der vor uns lag.
Ich nickte. Nun gut dann hatten wir ja noch
Zeit.....
Der Wagen machte plötzlich einen Satz
nach vorne und blieb dann stehen. Verwirrt sah ich mich um. Was war geschehen?
Ich drehte mich zu Baldrick um. Er lauschte,
lachte kurz und forderte uns auch auf zu lauschen.
Ich tat was man mir sagte und lauschte angestrengt.
Enttäuscht runzelte ich die Stirn. Ich konnte wirklich nichts hören....
außer dieses seltsame stetige... Gurgeln?
Ich stieß einen Freudenschrei aus: "Wasser?!?
Endlich Wasser?" Baldrick lachte und nickte kräftig.
Die Pferde setzten sich wieder in Bewegung
und brachten uns zu dem nahe gelegenen See...
Schon von weitem konnte ich die glitzernde
Wasseroberfläche sehen, sprang vom Wagen und lief dem See entgegen.
Außer Atem ließ ich mich am Ufer
auf die Knie fallen und tauchte meine Hand in das klare Wasser. Ich beugte
mich hinab und trank etwas davon. Die Anderen kamen nun auch, einer nach
dem anderen an das Ufer, ließen sich herab und tranken gierig von
dem Wasser.
"Kann man hier baden?" fragend schaute ich
die anderen an. Desteros zuckte mit den Achseln. "Natürlich, wo badet
man sonst?" Ich lächelte........ Ja, wo denn sonst... Ich beschloss
nicht mehr zu fragen.
Das Wasser war zwar ziemlich kalt, doch eine
weitere Stunde in diesem Schmutz hätte ich nicht überlebt.
Verschämt meinte ich: "Könntet ihr
bitte kurz wegsehen? Nur bis ich im Wasser bin..."
Yerum grinste verschmitzt und drehte sich
um. Als sie mir alle den Rücken zu gekehrt hatten, schälte ich
mich aus meinen Kleidern und legte sie auf einen großen Stein. Zuerst
tauchte ich einen Zeh in das eiskalte Wasser, um mich etwas darauf vor
zu bereiten, doch dies nützte nicht viel.
Nach einigen Sekunden der Überwindung
ließ ich mich in das kalte Nass sinken. Von der Kälte erfasst
stieß ich kleine kurze Keucher aus und tauchte schließlich
ganz ein. Ich holte kurz Luft und tauchte dann meinen Kopf unter. Als ich
wieder oben war, rief ich den anderen zu, das sie wieder schauen durften
und schwamm ein wenig auf den See hinaus.
Jeh weiter ich hinaus getrieben wurde desto
stärker bemerkte ich einen schwachen Sog, der in die Mitte des Sees
trieb. Dort schien das Wasser sehr tief zu sein, denn man konnte den Grund
des Sees nur erahnen. Unter mir schien nur endlose Schwärze zu sein....
Ich schwamm ein wenig im Kreis und wusch meine schmutzigen Haare aus. Dieses
Wasser war ein wahrer Segen!
Ich planschte wie ein Kleinkind im Wasser
herum und wusch den ganzen Dreck und Stress der letzten Stunden von meinem
Körper...
Ich streifte meine Scham ab und ließ
mich auf dem Rücken von der Wasseroberfläche tragen. Hier konnte
man mich ja sowieso nicht sehen. Mit geschlossenen Augen trieb ich auf
dem See und genoss einfach nur das Wasser das meinen Körper umspülte....
Nach einiger Zeit blickte ich auf und sah mich
um. ....
Das Ufer war so weit weg? Ich hatte nicht
bemerkt wie weit ich schon hinaus geschwommen war. ...Dieser seltsame Sog
hatte zugenommen.
Etwas beunruhigt suchte ich das Ufer nach
meinen Begleitern ab, konnte jedoch keinen von ihnen sehen....
Langsam bekam ich Angst. Dieser See machte
mir Angst...... dieser seltsame Sog.
Mit jeder Sekunde schien er stärker zu
werden... oder bildete ich mir das ein?
Ich machte ein paar Schwimmzüge... dann
noch ein paar... und wieder weitere... Das Ufer kam einfach nicht näher!!
Wieder versuchte ich es, mit dem gleichen Ergebnis. Das Wasser wurde plötzlich
so kalt, daß ich zu zittern anfing. Zähneklappernd machte ich
noch ein paar Schwimmzüge und sah mich dann um. Ich war nur ein winziges
Stück näher gekommen. Das konnte doch nicht wahr sein!?!
Wie eine Besessene fing ich an, Schwimmzug
an Schwimmzug zu setzen um das Ufer endlich zu erreichen. Nach ein paar
Minuten spürte ich kaum mehr meine Finger.
Abermals hielt ich an, um ein wenig Atem zu
schöpfen. Ich sah zum Himmel hinauf.... wie viele Stunden hatte ich
denn hier verbracht? ...das war doch unmöglich! In diesem Moment berührte
mich etwas kaltes an meinem Fußgelenk. Entsetzt zog ich meine Beine
an und paddelte wie wild weiter.
Ich wollte gar nicht wissen was das gerade
gewesen war. Wieder berührte es mich. Ich stieß einen erschrockenen
Schrei aus und verdoppelte mein Tempo. Eine Weile hielt ich das durch,
doch außer Atem wurden meine Schwimmzüge immer schwächer
und langsamer. Meine Muskeln wehrten sich gegen die eisige Kälte des
Wassers. Ich hielt inne und drehte mich einmal um die eigene Achse um zu
sehen ob mich irgendetwas verfolgte. Doch hinter mir war nichts und unter
mir nur das Schwarz des Grundes. Ich atmete auf.
Urplötzlich riss mich ein gewaltiger
Sog nach unten. Der Strudel umspülte meinen Körper und warf mich
hin und her. Ich bekam keine Luft und wusste nicht einmal mehr wo oben
und unten war. Panisch trat ich um mich und versuchte mich aus dem Strudel
zu befreien. Mein Puls raste und mein Überlebensinstinkt trieb mich
fast in den Wahnsinn.
Ich versuchte verzweifelt die rettende Oberfläche
zu erreichen, doch der starke Sog hatte mich bereits zu weit nach unten
getrieben.
Nicht einatmen! Bloß nicht einatmen!
Ich hielt es kaum noch aus.... meine Lungen brüllten nach Luft...
In diesem Moment legte sich ein Kräftiger
Arm um meine Tallie und zog mich in eine Richtung.
Ich konnte nicht sagen wohin, da ich unter
Wasser absolut orientierungslos gewesen war. Ich hielt es nicht mehr aus
und atmete Wasser ein. Wie Feuer brannte es in meinen Lungen und ließ
den Schmerz in meinem Kopf explodieren. Nein, ich durfte nicht bewusstlos
werden. Nur noch Kälte...... Ich spürte nur noch die Kälte.
Dann sah ich die Wasseroberfläche. Rasend kam sie näher und im
nächsten Moment durchbrach ich sie. Ich hatte keine Kraft das Wasser
aus meinen Lungen zu vertreiben.
Eine Hand griff nach meinem Gesicht und hielt
meinen Kopf an der Oberfläche. Dunkelgrüne weit aufgerissene
Augen sahen mich an. Tialk?
"Atme! Atme!! So Atme doch!" schrie er.
Er drückte meinen Brustkorb zusammen
und tatsächlich fing ich zu husten und keuchen an und würgte
das Wasser hinaus.
Erleichtert küsste Tialk meine Schläfe
und lächelte..... Das erste Mal, daß ich ihn lächeln sah!
Atemlos brachte ich nur ein krächzendes
"Danke..." heraus....
Tialk half mir zurück an das Ufer zu schwimmen,
an dem die anderen schon besorgt warteten.
Holodmer sah mich sorgenvoll an: "Was war
denn? Wo warst du plötzlich? Was ist passiert? Der See war völlig
leer. Wir haben dich überall gesucht!"
Baldrick hob mich, wie eine Puppe aus dem
Wasser und wickelte mich in eine Decke die Yerum schnell gebracht hatte.
Vorwurfsvoll sah Baldrick mich an: "Tialk ist unser bester Schwimmer. Wir
haben ihn los schicken müssen... Tu so was nie wieder!" Mit großen
Augen nickte ich. Noch immer lief mir ein Schauer über den Rücken
wenn ich an das kalte Ding dachte, das mich an meinen Fesseln berührt
hatte.
Tialk trat aus dem Wasser und schüttelte
es aus seinen Haaren. Er war nackt. So etwas wie Scham schien ihm fremd.
Er drehte uns den Rücken zu und ging langsam in Richtung Wagen.
Geschockt starrte ich auf seinen Rücken
und seine Schultern. Sie waren über und über mit Wundmalen und
Narben übersät. Es sah aus als ob man ihn qualvoll gefoltert
und ausgepeitscht hatte.
Fragend schaute ich Holodmer an, der mir die
Decke festhielt.
Er hatte meinem Blick gefolgt: "Eine längere
Geschichte... ich erzähl sie dir noch. Wärm dich erst einmal
auf." Ich nickte und tappte mit bloßen Füßen den anderen
zum Wagen hinterher.
In Windes Eile hatten sie ein provisorisches
Lager aufgebaut und entzündeten ein Feuer.
Zähneklappernd setzte ich mich und versuchte
die Kälte, die mir in den Gliedern saß, los zu werden.
Ich fragte Desteros nach meinen Kleidern.
"Deine Kleider? Aber ich dachte die hast du
mit in das Wasser genommen um sie aus zu waschen?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich hatte
sie auf den großen Stein am Ufer gelegt."
Desteros runzelte die Stirn: "Also auf den
Steinen lag nichts. Und am Ufer habe ich auch nichts gesehen...."
Das war seltsam. Wo waren sie dann hin gekommen?
Wir schwiegen und ließen diese Frage
damit unbeantwortet.
Baldrick hatte in der Zeit, in der ich weg
war, drei wilde Enten erschlagen.
Nun brieten wir sie über dem Feuer und
aßen bis wir einigermaßen satt waren.
Am Lager herrschte eine seltsam, bedrückte
Stimmung. Niemand redete... keiner lachte...
Selbst das Feuer schien nur Kälte auszustrahlen...
Nach dem Essen hing jeder seinen Gedanken nach.
Yerum und Holodmer hatten sich etwas abseits des Feuers zusammen gesetzt.
Sie schienen irgendetwas zu besprechen.
Ich setzte mich unter einige dunkle Bäume,
die in der Nähe standen, und betrachtete den Himmel.
Meine Gedanken schweiften ab und schon bald
träumte ich mit geschlossenen Augen vor mich hin.
In der Dunkelheit drangen plötzlich Schritte
zu mir herüber.
Es waren Holodmer und Yerum. Sie liefen so
nah an mir vorbei, daß ich sie hätte berühren können
wenn ich meinen Arm ausgestreckt hätte. Dennoch sahen sie mich nicht...
Seltsam...
Aber vielleicht waren sie zu sehr in ihr Gespräch
vertieft....
Ich bekam einige Brocken davon mit
"........Also fest steht auf jeden Fall, daß
wir sie nach Ta- Phas bringen. Und das so schnell wie möglich. Der
Clan hat bestimmt nicht aufgegeben. Wir haben nur einen winzigen Vorsprung...."
Holodmer flüsterte. Yerum nickte: "Ja Bruder, du hast recht..... hoffentlich
ist es nicht schon zu spät.... die Westdörfer wurden bereits
ausgelöscht.... aber... es ist nicht nur der Krieg..."
Holodmer sah auf... "Ja...... nicht nur der
Krieg....... es.... es beginnt, nicht wahr? Man spürt es schon überall..."
"Ja, es beginnt..........", sagte Yerum traurig.
Die beiden liefen langsam wieder zurück
zum Feuer und machten sich fertig für die Nacht.
Die ganze Gruppe war noch einmal hinunter
zum Wasser gegangen, um sich ausgiebig zu waschen...
Ich saß still unter den Bäumen
und grübelte. Was beginnt? Wovon haben sie geredet?
Ich verfluchte mich dafür, nicht mehr
von dem Gespräch mitbekommen zu haben... und ging nach einiger Zeit
zurück zum Lager, um meine kalten Glieder am Feuer zu wärmen.
Die Nacht brach herein und mit ihr meine Angst.
Ich mochte diesen See nicht. Ein schlechter
Ort.
Alle waren müde und angeschlagen von
der Reise und den Ereignissen des Tages.
Schon bald lagen wir um das Feuer und sanken
einer nach dem anderen in unsere Traumwelten. Baldrick hatte die erste
Wache übernommen und war mitten in der Nacht noch spazieren gegangen.
Ich lag noch wach. .... Wie immer.
Ruhelos wälzte ich mich hin und her.
Meine improvisierte Kleidung kratzte.
Holodmer hatte eine Decke dafür benutzt.
Nackt wollte ich dann doch nicht in der Gegend herum laufen.
Ich wickelte mich noch etwas enger in die
Decken und setzte mich dann schließlich auf.
Der Schlaf schien nicht sonderlich an mir
interessiert zu sein.
Yerum war von meiner Unruhe aufgewacht und
hatte sich auch aufgesetzt.
Er lag nur ein, zwei Meter von mir entfernt.
"Kannst du nicht schlafen, Yialah?" In der
Dunkelheit konnte ich nur das glitzern seiner Augen erkennen. Ich nickte.
"Ja, irgendwie macht mir dieser Ort Angst. Ich weiß es ist peinlich,
ich fühle mich ja selbst wie ein Kleinkind, aber ich habe Angst alleine
zu schlafen...."
Ich sah seine weißen Zähne aufblitzen
und hörte kurz darauf ein leises Lachen aus seiner Richtung ...:
"Komm her, Yialah.."
Ich nahm meine Decken, kroch vorsichtig zu
Yerum und legte meine Decken neben die seinen.
Er hob einladend seinen Arm und ich kroch
müde in seine Umarmung. Eine wohlige Wärme breitete sich in meinem
Körper aus. Ich lächelte Yerum an. "Danke, vielen Dank."
Er strich mir durch mein Haar und meinte:
"Keine Ursache... du brauchst hier keine Angst zu haben. Ich... Ich bin
Druide. Genauer gesagt ...ich bin einer von Irun Serkias Druiden.
Ich habe gesehen, daß du kommen wirst..."
Ich war erstaunt. "Bitte... bitte sag mir
was ich hier tun soll."
Yerum blickte mich hilflos an. "Das kann ich
nicht... du musst..." ich unterbrach ihn. "Zu Irun Serkia gehen?" Er nickte...
Mit einem tiefen Seufzer vergrub ich mein
Gesicht in Yerums Hemd. Ich mochte seinen Duft....
Wie müde ich doch war..... dieser Tag
war anstrengend gewesen. "Gute nacht Yerum..."
Er rutschte etwas tiefer in die Decken. "Schlaf
schön, Yialah..."
Morgen ging die Reise schon wieder weiter.
Ich dachte an Tialks Rücken. Was es wohl damit auf sich hatte? Und
was war eigentlich mit meinen Kleidern geschehen..... Doch ehe ich diese
Gedanken zu ende denken konnte, versank ich in einen tiefen, traumlosen
Schlaf.....
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