Das Schattenkind vom Schattenkind
Der schattige ;-) Fortsetzungs-Roman
5. Akt - Der See

Ich erwachte am nächsten Morgen etwas müde, jedoch einigermaßen ausgeruht.
Die Sonne strahlte mit Desteros blauen Augen um die Wette und der Tag versprach warm zu werden.
Die Anderen schienen heute gut gelaunt zu sein und steckten mich damit an. 
Lachend und scherzend packten wir die Sachen zusammen, traten die Feuerstelle vollends aus und sammelten noch ein paar Beeren für den Weg. 
An diesem Tag hatte ich mir fest vorgenommen meine Begleiter besser kennen zu lernen und mit ihnen zu reden, um mehr über sie zu erfahren. 
Baldrick bedeutete mir die Pferde zu holen. Ich gehorchte und lief zu ihnen. So wunderschöne Tiere hatte ich noch nie gesehen. Zwei riesige Hengste mit pechschwarzem Fell und einer Blesse in strahlendem, silbrigen weiß. Ich tätschelte ihnen den Hals und brachte sie dann zu Baldrick. Geschickt legte er ihnen das Geschirr an und befestigte die Ledergurte des Wagens an ihnen. Ich schaute ihm eine Weile dabei zu und ging dann zu Yerum, der am Rande der Ebene stand und hinaus blickte.
"Hallo Yerum!" Er drehte sich um und lächelte. "Yialah, sieh.." damit deutete er hinaus auf die Ebene.
Ich trat näher um zu sehen was er mir zeigen wollte. Ich runzelte die Stirn: "Was ist dort? Ich sehe nichts." Abermals lächelte er: "Sieh genauer hin..."
Mir entfuhr ein Laut der Verwunderung. Immer wieder bildeten sich kleinere Wirbel und stoben den Staub der vertrockneten Ebene auf. Zwischendurch wirkten ihr Bewegungen fast menschlich und manchmal konnte ich sogar Hände erkennen. Fragend sah ich Yerum an. 
Er grinste: "Das ist das Wüstenvolk. Sie leben schon länger hier als wir uns vorstellen können. Sie kommen nie in die Nähe anderer Lebewesen. Ich hatte nur von ihnen gehört. Und so nah hatte ich noch nie welche gesehen....."
Ich schaute den Bewegungen des Wirbels zu. 
Mein Blick glitt über die Ebene und blieb an einer Anhöhe hängen auf der ein Gestalt kniete. 
Die weißen Haare kannte ich doch!
"Was macht Tialk da hinten?" , fragte ich Yerum.
Er machte ein paar Schritte zurück zum Wagen und meinte beifällig: "Na, er fragt den Wind in welche Richtung wir reisen müssen..." 
Ich zuckte mit den Achseln. Klar, was denn sonst? 
Ich ging zurück zu den anderen und setzte mich auf den Wagen. 
Nach einigen Minuten kam auch Tialk und zeigte uns die ungefähre Richtung in die wir gehen mussten. Baldrick und Tialk setzten sich nach vorne und die anderen begaben sich zu mir nach Hinten. Wir breiteten ein paar Decken aus und machten es uns bequem. Es versprach eine lange Fahrt zu werden...

"Warum habt ihr Anfangs kein Wort mit mir geredet? Und wie bin ich eigentlich hier her gekommen? Und wer hat euch geschickt?" Desteros nickte und wollte mir meine Fragen beantworten.
Er machte eine kleine Pause und setzte dann wieder an: "Nun gut. Also, wir hatten den strengen Auftrag dich unverzüglich nach Ta-Phas zu bringen. Dort wärst du sofort in Sicherheit gewesen. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass Malagor uns seine Häscher bereits auf den Hals gehetzt hatte. Wir waren so naiv gewesen, zu glauben er würde sich nicht trauen dich anzugreifen oder dir zu schaden.
Wir wussten nicht wer du warst und wollten uns so schnell wie möglich in Sicherheit wissen. Hmmmm.... was diese Sachen angeht fragst du lieber Irun Serkia."
Ich verzog den Mund. Für eine beantwortete Frage taten sich zehn neue auf. 
Desteros fuhr fort: "Nun zu deiner zweiten Frage....Wir hatten dich erwartet. Irun Serkias Druiden hatten von deiner Ankunft prophezeit. Wir lasen dich dann irgendwann im Wald auf, wie du dich vielleicht noch erinnern kannst? Du hattest sowieso keine andere Wahl als mit uns zu kommen. Die wilden Tiere hätten dich mit Freude in Stücke gerissen." Ich überlegte. Da hatte er wohl recht. Alleine hätte ich nicht lange gelebt. "Aber wie bin ich in den Wald gekommen? Und warum weiß ich nichts von meinem vorigen Leben?" Desteros sah mich hilflos an: "Das kann ich dir nicht sagen, Yialah. Ich weiß es nicht." Ich schaute die anderen an, doch auch sie blickten hilflos zu Boden. "Vielleicht hast du es nur für kurze Zeit vergessen. Warte ab. Kann es nicht sein, daß deine Erinnerungen noch kommen?" 
Yerum versuchte mir Mut zu machen. 
"Hmmmm, ja gut. Ich warte einfach noch ein wenig. Vielleicht kommen sie ja wirklich wieder." 
Wen wollte ich damit mehr beruhigen? Yerum oder mich?
Desteros beantwortete auch noch meine letzte Frage: "Geschickt hat uns Irun Serkia. Er ist der momentane Verwalter der Stadt Ta-Phas. Er wohnt in der Festung des Geistes. Auf einem Hügel im Herzen der Stadt... Dort bringen wir dich auch hin."
Ich nickte: "Was tue ich hier?"
Desteros winkte ab: "Das kann ich dir nicht beantworten. Da musst du Irun oder den hohen Rat fragen." 
Ich verstand. Eigentlich musste ich mit so gut wie allen Fragen die mich angingen zu diesem seltsamen Irun Serkia gehen. Ich war schon sehr gespannt auf ihn.
Ich musterte Holodmer und Yerum. "Habt ihr Familie?" Holdmer sah mich ernst an. "Mein Bruder und ich kamen aus den Grenzländern. Dort wurden alle Dörfer geplündert und niedergebrannt. 
Wir haben nur überlebt, weil unsere Mutter uns im Wald versteckt hatte.... Reisende fanden uns und brachten uns zu den Städten des Nordens, der Festung der Erde. Dort wuchsen wir auch, unter der Liebe unserer Zieheltern, auf." Yerum nickte bei den Worten seines Bruders. Ich sah die beiden betroffen an. "Das..... das tut mir wirklich leid..." Doch Holodmer winkte ab: "Nein, kein Problem. Das konntest du ja schließlich nicht wissen."
Ich nickte, fühlte mich aber dennoch wie ein Trampel... 
Ich drehte mich zu Desteros: „Was ist mit dir? Hast du Familie?"
Abermals lachte er: „Haha, ja habe ich. Eine wundervolle Frau und drei kleine Sprösslinge. Ich musste sie leider hierbei zurück lassen. Sie leben und den Städten des Ostens, in der Festung des Windes. Wir sind dort die einzigen Zwerge..." 
Der Gedanke an Zwergenkinder ließ ein breites Grinsen über meine Lippen huschen. Es war alles so neu hier...
Holodmer sah zum Himmel auf und meinte: "Wie lange wir wohl noch fahren werden? Heute noch und noch einen Mondgang....... Kann das sein?"
"Ja, wahrscheinlich etwas weniger."
Baldrick hatte sich kurz dazu geäußert und konzentrierte sich wieder auf den Wagen und den Weg, der vor uns lag. 
Ich nickte. Nun gut dann hatten wir ja noch Zeit.....
Der Wagen machte plötzlich einen Satz nach vorne und blieb dann stehen. Verwirrt sah ich mich um. Was war geschehen?
Ich drehte mich zu Baldrick um. Er lauschte, lachte kurz und forderte uns auch auf zu lauschen.
Ich tat was man mir sagte und lauschte angestrengt. Enttäuscht runzelte ich die Stirn. Ich konnte wirklich nichts hören.... außer dieses seltsame stetige... Gurgeln?
Ich stieß einen Freudenschrei aus: "Wasser?!? Endlich Wasser?" Baldrick lachte und nickte kräftig.
Die Pferde setzten sich wieder in Bewegung und brachten uns zu dem nahe gelegenen See...
Schon von weitem konnte ich die glitzernde Wasseroberfläche sehen, sprang vom Wagen und lief dem See entgegen.
Außer Atem ließ ich mich am Ufer auf die Knie fallen und tauchte meine Hand in das klare Wasser. Ich beugte mich hinab und trank etwas davon. Die Anderen kamen nun auch, einer nach dem anderen an das Ufer, ließen sich herab und tranken gierig von dem Wasser.
"Kann man hier baden?" fragend schaute ich die anderen an. Desteros zuckte mit den Achseln. "Natürlich, wo badet man sonst?" Ich lächelte........ Ja, wo denn sonst... Ich beschloss nicht mehr zu fragen.
Das Wasser war zwar ziemlich kalt, doch eine weitere Stunde in diesem Schmutz hätte ich nicht überlebt.
Verschämt meinte ich: "Könntet ihr bitte kurz wegsehen? Nur bis ich im Wasser bin..." 
Yerum grinste verschmitzt und drehte sich um. Als sie mir alle den Rücken zu gekehrt hatten, schälte ich mich aus meinen Kleidern und legte sie auf einen großen Stein. Zuerst tauchte ich einen Zeh in das eiskalte Wasser, um mich etwas darauf vor zu bereiten, doch dies nützte nicht viel. 
Nach einigen Sekunden der Überwindung ließ ich mich in das kalte Nass sinken. Von der Kälte erfasst stieß ich kleine kurze Keucher aus und tauchte schließlich ganz ein. Ich holte kurz Luft und tauchte dann meinen Kopf unter. Als ich wieder oben war, rief ich den anderen zu, das sie wieder schauen durften und schwamm ein wenig auf den See hinaus. 
Jeh weiter ich hinaus getrieben wurde desto stärker bemerkte ich einen schwachen Sog, der in die Mitte des Sees trieb. Dort schien das Wasser sehr tief zu sein, denn man konnte den Grund des Sees nur erahnen. Unter mir schien nur endlose Schwärze zu sein.... Ich schwamm ein wenig im Kreis und wusch meine schmutzigen Haare aus. Dieses Wasser war ein wahrer Segen! 
Ich planschte wie ein Kleinkind im Wasser herum und wusch den ganzen Dreck und Stress der letzten Stunden von meinem Körper...
Ich streifte meine Scham ab und ließ mich auf dem Rücken von der Wasseroberfläche tragen. Hier konnte man mich ja sowieso nicht sehen. Mit geschlossenen Augen trieb ich auf dem See und genoss einfach nur das Wasser das meinen Körper umspülte....

Nach einiger Zeit blickte ich auf und sah mich um. ....
Das Ufer war so weit weg? Ich hatte nicht bemerkt wie weit ich schon hinaus geschwommen war. ...Dieser seltsame Sog hatte zugenommen. 
Etwas beunruhigt suchte ich das Ufer nach meinen Begleitern ab, konnte jedoch keinen von ihnen sehen....
Langsam bekam ich Angst. Dieser See machte mir Angst...... dieser seltsame Sog. 
Mit jeder Sekunde schien er stärker zu werden... oder bildete ich mir das ein? 
Ich machte ein paar Schwimmzüge... dann noch ein paar... und wieder weitere... Das Ufer kam einfach nicht näher!! Wieder versuchte ich es, mit dem gleichen Ergebnis. Das Wasser wurde plötzlich so kalt, daß ich zu zittern anfing. Zähneklappernd machte ich noch ein paar Schwimmzüge und sah mich dann um. Ich war nur ein winziges Stück näher gekommen. Das konnte doch nicht wahr sein!?! 
Wie eine Besessene fing ich an, Schwimmzug an Schwimmzug zu setzen um das Ufer endlich zu erreichen. Nach ein paar Minuten spürte ich kaum mehr meine Finger. 
Abermals hielt ich an, um ein wenig Atem zu schöpfen. Ich sah zum Himmel hinauf.... wie viele Stunden hatte ich denn hier verbracht? ...das war doch unmöglich! In diesem Moment berührte mich etwas kaltes an meinem Fußgelenk. Entsetzt zog ich meine Beine an und paddelte wie wild weiter. 
Ich wollte gar nicht wissen was das gerade gewesen war. Wieder berührte es mich. Ich stieß einen erschrockenen Schrei aus und verdoppelte mein Tempo. Eine Weile hielt ich das durch, doch außer Atem wurden meine Schwimmzüge immer schwächer und langsamer. Meine Muskeln wehrten sich gegen die eisige Kälte des Wassers. Ich hielt inne und drehte mich einmal um die eigene Achse um zu sehen ob mich irgendetwas verfolgte. Doch hinter mir war nichts und unter mir nur das Schwarz des Grundes. Ich atmete auf. 
Urplötzlich riss mich ein gewaltiger Sog nach unten. Der Strudel umspülte meinen Körper und warf mich hin und her. Ich bekam keine Luft und wusste nicht einmal mehr wo oben und unten war. Panisch trat ich um mich und versuchte mich aus dem Strudel zu befreien. Mein Puls raste und mein Überlebensinstinkt trieb mich fast in den Wahnsinn.
Ich versuchte verzweifelt die rettende Oberfläche zu erreichen, doch der starke Sog hatte mich bereits zu weit nach unten getrieben.
Nicht einatmen! Bloß nicht einatmen! Ich hielt es kaum noch aus.... meine Lungen brüllten nach Luft...
In diesem Moment legte sich ein Kräftiger Arm um meine Tallie und zog mich in eine Richtung. 
Ich konnte nicht sagen wohin, da ich unter Wasser absolut orientierungslos gewesen war. Ich hielt es nicht mehr aus und atmete Wasser ein. Wie Feuer brannte es in meinen Lungen und ließ den Schmerz in meinem Kopf explodieren. Nein, ich durfte nicht bewusstlos werden. Nur noch Kälte...... Ich spürte nur noch die Kälte. Dann sah ich die Wasseroberfläche. Rasend kam sie näher und im nächsten Moment durchbrach ich sie. Ich hatte keine Kraft das Wasser aus meinen Lungen zu vertreiben.
Eine Hand griff nach meinem Gesicht und hielt meinen Kopf an der Oberfläche. Dunkelgrüne weit aufgerissene Augen sahen mich an. Tialk? 
"Atme! Atme!! So Atme doch!" schrie er.
Er drückte meinen Brustkorb zusammen und tatsächlich fing ich zu husten und keuchen an und würgte das Wasser hinaus. 
Erleichtert küsste Tialk meine Schläfe und lächelte..... Das erste Mal, daß ich ihn lächeln sah! 
Atemlos brachte ich nur ein krächzendes "Danke..." heraus....

Tialk half mir zurück an das Ufer zu schwimmen, an dem die anderen schon besorgt warteten.
Holodmer sah mich sorgenvoll an: "Was war denn? Wo warst du plötzlich? Was ist passiert? Der See war völlig leer. Wir haben dich überall gesucht!" 
Baldrick hob mich, wie eine Puppe aus dem Wasser und wickelte mich in eine Decke die Yerum schnell gebracht hatte. Vorwurfsvoll sah Baldrick mich an: "Tialk ist unser bester Schwimmer. Wir haben ihn los schicken müssen... Tu so was nie wieder!" Mit großen Augen nickte ich. Noch immer lief mir ein Schauer über den Rücken wenn ich an das kalte Ding dachte, das mich an meinen Fesseln berührt hatte.
Tialk trat aus dem Wasser und schüttelte es aus seinen Haaren. Er war nackt. So etwas wie Scham schien ihm fremd. Er drehte uns den Rücken zu und ging langsam in Richtung Wagen.
Geschockt starrte ich auf seinen Rücken und seine Schultern. Sie waren über und über mit Wundmalen und Narben übersät. Es sah aus als ob man ihn qualvoll gefoltert und ausgepeitscht hatte.
Fragend schaute ich Holodmer an, der mir die Decke festhielt. 
Er hatte meinem Blick gefolgt: "Eine längere Geschichte... ich erzähl sie dir noch. Wärm dich erst einmal auf." Ich nickte und tappte mit bloßen Füßen den anderen zum Wagen hinterher.
In Windes Eile hatten sie ein provisorisches Lager aufgebaut und entzündeten ein Feuer.
Zähneklappernd setzte ich mich und versuchte die Kälte, die mir in den Gliedern saß, los zu werden.
Ich fragte Desteros nach meinen Kleidern.
"Deine Kleider? Aber ich dachte die hast du mit in das Wasser genommen um sie aus zu waschen?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich hatte sie auf den großen Stein am Ufer gelegt."
Desteros runzelte die Stirn: "Also auf den Steinen lag nichts. Und am Ufer habe ich auch nichts gesehen...."
Das war seltsam. Wo waren sie dann hin gekommen? 
Wir schwiegen und ließen diese Frage damit unbeantwortet.

Baldrick hatte in der Zeit, in der ich weg war, drei wilde Enten erschlagen. 
Nun brieten wir sie über dem Feuer und aßen bis wir einigermaßen satt waren.
Am Lager herrschte eine seltsam, bedrückte Stimmung. Niemand redete... keiner lachte...
Selbst das Feuer schien nur Kälte auszustrahlen...

Nach dem Essen hing jeder seinen Gedanken nach. Yerum und Holodmer hatten sich etwas abseits des Feuers zusammen gesetzt. Sie schienen irgendetwas zu besprechen.
Ich setzte mich unter einige dunkle Bäume, die in der Nähe standen, und betrachtete den Himmel.
Meine Gedanken schweiften ab und schon bald träumte ich mit geschlossenen Augen vor mich hin.
In der Dunkelheit drangen plötzlich Schritte zu mir herüber.
Es waren Holodmer und Yerum. Sie liefen so nah an mir vorbei, daß ich sie hätte berühren können wenn ich meinen Arm ausgestreckt hätte. Dennoch sahen sie mich nicht... Seltsam...
Aber vielleicht waren sie zu sehr in ihr Gespräch vertieft....
Ich bekam einige Brocken davon mit 
"........Also fest steht auf jeden Fall, daß wir sie nach Ta- Phas bringen. Und das so schnell wie möglich. Der Clan hat bestimmt nicht aufgegeben. Wir haben nur einen winzigen Vorsprung...." Holodmer flüsterte. Yerum nickte: "Ja Bruder, du hast recht..... hoffentlich ist es nicht schon zu spät.... die Westdörfer wurden bereits ausgelöscht.... aber... es ist nicht nur der Krieg..."
Holodmer sah auf... "Ja...... nicht nur der Krieg....... es.... es beginnt, nicht wahr? Man spürt es schon überall..."
"Ja, es beginnt..........", sagte Yerum traurig.
Die beiden liefen langsam wieder zurück zum Feuer und machten sich fertig für die Nacht.
Die ganze Gruppe war noch einmal hinunter zum Wasser gegangen, um sich ausgiebig zu waschen...
Ich saß still unter den Bäumen und grübelte. Was beginnt? Wovon haben sie geredet?
Ich verfluchte mich dafür, nicht mehr von dem Gespräch mitbekommen zu haben... und ging nach einiger Zeit zurück zum Lager, um meine kalten Glieder am Feuer zu wärmen.

Die Nacht brach herein und mit ihr meine Angst. 
Ich mochte diesen See nicht. Ein schlechter Ort. 
Alle waren müde und angeschlagen von der Reise und den Ereignissen des Tages. 
Schon bald lagen wir um das Feuer und sanken einer nach dem anderen in unsere Traumwelten. Baldrick hatte die erste Wache übernommen und war mitten in der Nacht noch spazieren gegangen.

Ich lag noch wach. .... Wie immer.
Ruhelos wälzte ich mich hin und her. Meine improvisierte Kleidung kratzte. 
Holodmer hatte eine Decke dafür benutzt. Nackt wollte ich dann doch nicht in der Gegend herum laufen.
Ich wickelte mich noch etwas enger in die Decken und setzte mich dann schließlich auf. 
Der Schlaf schien nicht sonderlich an mir interessiert zu sein.
Yerum war von meiner Unruhe aufgewacht und hatte sich auch aufgesetzt.
Er lag nur ein, zwei Meter von mir entfernt.
"Kannst du nicht schlafen, Yialah?" In der Dunkelheit konnte ich nur das glitzern seiner Augen erkennen. Ich nickte. "Ja, irgendwie macht mir dieser Ort Angst. Ich weiß es ist peinlich, ich fühle mich ja selbst wie ein Kleinkind, aber ich habe Angst alleine zu schlafen...."
Ich sah seine weißen Zähne aufblitzen und hörte kurz darauf ein leises Lachen aus seiner Richtung ...:
"Komm her, Yialah.."
Ich nahm meine Decken, kroch vorsichtig zu Yerum und legte meine Decken neben die seinen. 
Er hob einladend seinen Arm und ich kroch müde in seine Umarmung. Eine wohlige Wärme breitete sich in meinem Körper aus. Ich lächelte Yerum an. "Danke, vielen Dank." 
Er strich mir durch mein Haar und meinte: "Keine Ursache... du brauchst hier keine Angst zu haben. Ich... Ich bin Druide. Genauer gesagt ...ich bin einer von Irun Serkias Druiden. 
Ich habe gesehen, daß du kommen wirst..." 
Ich war erstaunt. "Bitte... bitte sag mir was ich hier tun soll."
Yerum blickte mich hilflos an. "Das kann ich nicht... du musst..." ich unterbrach ihn. "Zu Irun Serkia gehen?" Er nickte... 
Mit einem tiefen Seufzer vergrub ich mein Gesicht in Yerums Hemd. Ich mochte seinen Duft.... 
Wie müde ich doch war..... dieser Tag war anstrengend gewesen. "Gute nacht Yerum..."
Er rutschte etwas tiefer in die Decken. "Schlaf schön, Yialah..."

Morgen ging die Reise schon wieder weiter. Ich dachte an Tialks Rücken. Was es wohl damit auf sich hatte? Und was war eigentlich mit meinen Kleidern geschehen..... Doch ehe ich diese Gedanken zu ende denken konnte, versank ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.....
 

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Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb teil.

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