Nemo beobachtete den Alb vorsichtig aus den
Augenwinkeln. "Schuh der Erleuchtung!", krächzte er vorwurfsvoll,
dann, ganz plötzlich, schaltete sich dem Papageien ein nahebei menschlicher
Verstand ein.
'Der König, ich muss den König warnen!'
Der Alb mit den schwarzen Haaren und den violetten
Augen steckte sein Handy ein und musterte den Vogel, der ihn nun unverwandt
anstarrte. "Ich muss nach Rosenbusch, König Heleos warnen!", krächzte
er.
Dethonas griff nach dem Papagei, doch dieser
wich geschickt aus. Der Alb erschrak. "Das wirst du mitnichten, Täubchen!",
zischte er wütend.
Nemo flatterte aufgeregt mit den bunten Flügeln.
"Sei still, Nemo, ich sehe mir gerade den Wetterbericht an. Eine hübsche
Albin...", knurrte Torgal, ohne seinen Vogel anzusehen.
Nur ein alter Greis, der vor seinem fünften
Whiskey-Soda saß, erkannte mit müden Augen verwundert, wie ein
Papagei, gefolgt von einem Alb, die Taverne hinausstürmte.
* * *
Dethonas rannte sich beinahe die Beine aus
dem Leib, bei der Verfolgung des deutlich überlegenen Federviehs,
weil dieser im Vorteil des Fliegens war und mit der Höhe seines Flugs
stetig zunahm.
'So erwische ich ihn niemals', stöhnte
Dethonas gedanklich auf.
Da erfassten seine geübten Augen das
notwendige Hilfsmittel. Ein schwerreicher Landmillionär kniete neben
seiner Jagdmaschine im übergroßen Villengarten und polierte
die Heckflügel. Dethonas sprang aus dem Lauf heraus über die
Backsteinmauer und hielt vor dem Millionär. Der grauhaarige Mensch
sah verwundert auf.
"Was suchen`s denn in meim Gartn, wa?", wollte
er wissen.
Doch Dethonas ließ sich nicht lange
aufhalten, richtete sein Dessert Eagle auf den Schwerreichen, der sich
ängstlich zitternd besudelte und zurückwich.
"Nehmen`s nur, was se brauchn, Herr!", kuschte
der unter dem Lauf der Waffe.
Dethonas trat ihn mit der metallkappenbesetzten
Stiefelspitze beiseite. Ohne zu zögern klemmte sich Dethonas auf den
Pilotensitz. "Die Jagd kann beginnen, Hühnchen!", lachte er hohl.
Die Düsen erbebten und der schwere silberne
Vogel schwebte einige Meter hoch, bevor Dethonas Gas geben konnte. Er richtete
seinen Blick auf den Biothermal-Radar und erfasste die Gestalt Nemos nach
kurzer Suche. Feuerschweife traten aus den Düsen des Jägers und
der silberne Vogel düste los.
In seinem Garten wimmerte der Millionär,
wohl mehr, weil er sich benässt hatte, als wegen dem Verlust seines
geliebten Militärfalken.
* * *
Dethonas steuerte den Düsenjäger
mit enormer Geschwindigkeit auf den Fersen des Papageis. Die Systeme näherten
sich dem roten Bereich, Überhitzung drohte, wärmte man sonst
die Düsen des Jägers scheinbar erst einige Minuten lang auf.
Die Sonne spiegelte ihr grelles Licht in der mörderischen Maschine.
"Da ist er.", stellte Dethonas fest, als der
Papagei in sein Blickfels rückte.
Nemo wollte ohne weiteres nach Rosenbusch.
Der Wind pfiff an seinen bunt gefiederten Flügeln vorbei. Er war hoch
in der Luft, sich sicher, dass er den Alb abgehängt hatte. Plötzlich
vernahm er hinter sich die Düsen eines Jets. Überrascht drehte
er den Kopf nach hinten. Im Cockpit entdeckte er zu allem Grauen und Erstaunen
Dethonas. Von der Angst getrieben beschleunigte Nemo seinen Flug, doch
das Tempo des Düsenjets konnte er bei Weitem nicht wettmachen. Seine
Kraftreserven waren nahezu aufgezehrt. Seine Muskeln bebten. Da, die Rettung!
Eine dichte Wolkenwand. Nemo steuerte flugs hinein. Der Verfolger sah in
dem Weiß nichts mehr, bis auf den Radar.
Dethonas sah einen roten Knopf aufleuchten.
"Was ist das?", wollte er wissen. Der Radar
zeigte ein Flugzeug an, das ihm direkt entgegen kam. "Elbenscheiße!",
schrie er auf.
Nemo krächzte siegessicher. Entkräftet
wandte er sich der Landung zu. Über ihm rauschte ein zweites Flugzeug
vorbei, gleich darauf: ein gewaltiger Krach. Mehrere Explosionen. Das Bersten
von Kunststoff, Turbinen und Knochen. Der Alb musste tot sein. In einem
gigantischen Feuerball explodierten beide Flugzeuge miteinander.
'Alb, ADE!', dachte Nemo freudig.
Die Druckwelle der Explosion schleuderte den
Papagei Richtung Erde. Doch rechtzeitig fing Nemo sich wieder auf.
© Twin-Sisters
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse
bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
|