Der Indianer setzte sich vor den Wandfernseher
auf das knallpinke Ledersofa, mit den Knuddelbärlehnen und zappte
durch die Kanäle. "So schade, dass die Show mit dem Borlando schon
vorbei ist.", sagte er zu sich selbst.
In den Sendern AS1, dem albischen Channel,
ORF, dem orkischen Rundfunk, SAT-Elb (der Name spricht für sich),
E-TV, dem Kanal der bösen Wesen, ESF, dem ersten sohlischen Fernsehen,
und SSF, dem sohlischen Sportfernsehen, fand Aberhatschi nichts interessantes.
Beim Football-Channel (FBC) stoppte er, denn er erkannte am Rand des Fußballfelds,
wo Sohles Nationaltrainer Pedwick Cucdiwick, ein blondbärtiger Mensch
mit Segelohren, gerade Auswahl für die bevorstehende WM unter den
Grünwaldelben-Spielern traf, die wohl nur ein Trainingsspiel untereinander
hatten, Borlando Oom.
'Aber... was machte der beim Fußball?'
Eben diese Frage musste sich der Kommentator
auch gestellt haben. "...und am Rand des Felds steht, sage und schreibe:
Borlando Oom! Er ist nicht das Maskottchen der Grünlinge (wie die
Grünwaldelben spaßeshalber auch genannt werden), sondern ab
sofort Nationaltorwart von Sohle. Nach einem ungeschickten Verkehrsunfall
seines Großcousins Inolas Oom, wie Sie ja alle wissen, der Torwart
der Grünlinge und eigentlicher Nationaltorwart, der Borlando allem
Anschein nach früher schon die Kniffe eines Meistertorwarts beigebracht
hat, übernimmt Borlando Oom dessen Rolle, weil er nachweislich zweitbester
Torwart Sohles ist, was Pedwick Cucdiwick vorgestern festgestellt hat.
Ah... Pedwick gibt mir hier auch schon seine Auswahl für die Nationalmannschaft
der WM, deren Qualifizierungs-Spiele nächste Woche anlaufen, bekannt:
Torwart:
Borlando Oom, mit der Nummer eins,
Abwehrspieler:
Bocke Coolemirinda, Finkenbuchenwald Alb,
mit der zwei, der gleichzeitig aber noch Stürmer im Wechsel mit Brüderchen
Fethorias ist,
Tintenratsch,VfF Fallas Mensch, mit der drei
Edward Gehl, Nachtmahr, mit der vier,
Libero:
Zahnthoras Borerto, Dunkelhain Alb, mit der
fünf,
Mittelfeldspieler:
Figaro Blose, VfF Fallas Mensch, mit der sechs
Constantin Fetzmelder, SV Rosenbusch Mensch,
mit der sieben,
Iwanoslav Gorpatschoff, 1.FC Blindtwein Riese,
mit der acht,
Stürmer:
Eirund Blallack, Grünelbenwald Elb, mit
der neun,
Legoglas Noraldo, Grünelbenwald Elb,
mit der zehn,
Fethorias Coolemirinda, Finkenbuchenwald Alb,
mit der elf,
Microbo, Finkenbuchenwald Alb, mit der zwölf,
Gorgonzola Fleisch, Eintracht Schweinstatt
Mensch, mit der dreizehn,
Ignaz Brösel, Brommersweil Zwerg, mit
der vierzehn,
Gerald Datschkopp, Brommersweil Zwerg, mit
der fünfzehn,
Abwehr- und Mittelfeldspieler (Pedwick steht
auf Mehrfachkönner!):
Ugnuz Kadusch, Südwein Ork, mit der sechzehn,
Jannik Brösel, Brommersweil Zwerg, mit
der siebzehn,
Gernothron Steckenhauer, Finkenbuchenwald
Alb, mit der achtzehn,
Arno Spitz, SV Rosenbusch Mensch, mit der
neunzehn,
Elbendil Hinterschinken, Grünelbenwald
Elb, mit der zwanzig,
Dario Hut, Eintracht Schweinstatt Mensch,
mit der einundzwanzig,
Ersatztorwarte:
Häldir Kähn, Nachtmahr, mit der
zweiundzwanzig und
Karnothaurias Tsiege, mit der dreiundzwanzig.
Mit diesen schon fast legendären Ballzauberern
haben wir aus dem Reich Sohle die WM der Welt Schuh schon so gut wie gewonnen.
Wir sehen uns nach einer kleinen Pause wieder, wenn es heißt: Torwarttraining
mit Oomi, dem Popsternchen von heute!"
Aberhatschi strahlte, als er von der Aufnahme
seines Zwillingsbruders Tintenratsch in der Nationalmannschaft hörte.
Auch dass Borlando bei der WM nun mitwirkte, regte den Indianer dazu an,
dieses Jahr die Fußball-WM mitzuverfolgen. Fröhlich lächelnd
ging er zur Getränkebar und mixte sich einen Cocos-Mango-Drink.
Es waren nur noch zwei Gäste da, die
um eine pinke Spieluhr mit dem Lied von der Hardrocksängerin Deline
Cion: "Motherfuckers an die Macht!" pokerten.
* * *
Es war schon dunkel, als Aberhatschi seine
Taverne am Haupteingang schließen wollte. Doch plötzlich kam
eine Gruppe von Leuten auf ihn zu. Es waren anscheinend Albae, denn ihr
Führer war Sentharinas Pflatschmoor, Kommentator des FBCs. Sie waren
zu siebt: eine junge Frau mit Megamöpsen und sechs Männer.
"Was wollt`s denn so spät im Apachenpub?
Ich mach doch gerade zu!", empörte sich Aberhatschi über die
Besucher.
"Bist du der Besitzer dieser Taverne?", fragte
Sentharinas, ohne auf den Indianer einzugehen.
"Ja!", antwortete Aberhatschi. "Also, was
wollt`s von mir?"
"Du weißt doch sicher wo Nemo ist, hab
ich recht?"
"Ich wüsste nicht was des euch angeht!"
"Hör mal, Aberhatschi, oder bist du Tintenratsch?"
"Aberhatschi, wenn’s mir gestatten wollen."
"Also... Aberhatschi..., eine Nacht mit meiner
Schwester Lorry" - Sentharinas deutete auf die junge Frau - "und du verrätst
uns wo das Vögelchen ist, klar so weit?"
"Nein! Auch wenn ich wollte, ich habe der
Männlichkeit schon seit längerem Goodbye gesagt."
Einer der anderen Albae fuhr erschrocken auf:
"Er hat sich selbst kastriert?"
"Ja. Mit meiner Mutter ihrem Küchenmesser.
Ich hab’s ihr nie erzählt.", erzählte Aberhatschi.
Sentharinas grinste. "Sollte auch nur ein
Scherz sein, Aberhatschi. Wir wussten, dass du schwul bist, und ein Eunuch.
Deshalb habe ich mir gedacht, wenn du uns jetzt, so redefreudig wie du
bist, erzählst, wo Nemo ist, dann übernehme ich Lorrys Part und
die Nacht gehört dir."
Aberhatschi musterte den gut aussehenden Alb
von oben bis unten. "Ich steh nicht so auf One-Night-Stands!"
"Wie wär’s mit einer Ausnahme? Es gibt
selten schwule Albae.", versuchte Sentharinas es weiter.
"Also gut.", gab Aberhatschi nach. "Er ist
zusammen mit seinem Bodyguard Krushnak unterwegs nach Rosenbusch, und gehen
durch den Pass der drei Schluchten."
"Danke, du warst uns eine große Hilfe.",
meinte Sentharinas, zog eine MP und richtete sie auf Aberhatschi. "Darf
ich dich mit Sentharinas-Junior bekannt machen? Diese Nacht gehört
euch!" Ohne Vorwarnung drückte der Alb ab.
Aberhatschi schrie auf. Von mehreren Schusswunden
im Arm verwundet, den er zum Schutz benutzt hatte, sank der Indianer auf
den Boden.
"Ihr seid`s aber fiese gemeine Dreckschweine!",
schluchzte er.
"Irrtum, Indianer! Wir sind Albae!" Sentharinas
lachte. "Tragt ihn in die Taverne, Jungs.", befahl er seinen Verwandten.
Diese taten wie ihnen geheißen. Sie
verstauten den blutenden Schwuchtel hinter der Theke. Sentharinas nahm
sein Handy und wählte.
"Mama, wir wissen wo er ist."
-
"Ja Mama, aber unbedingt. Er wird verblutet
sein, bis ihn einer findet, dann kann er wenigstens schön für
meinen Bruder leiden, weil er dessen Mörder geholfen hat."
-
"Wie? Aber ich will diese blöde lange
Wollunterhose nicht tragen, Mama. Wir haben Frühsommer!"
-
"Ja, deiner Nichte geht es gut."
-
"Natürlich nicht, was denkst du. Er war
sowieso schwul und hat sich selbst entmannt."
-
"Ich bin für sie eingesprungen."
-
"Spinnst du? Ich doch nicht! Oder was glaubst
du denn, was ich mit Naenya mache! Ich bin völlig normal orientiert.
Kannst deine Schwiegertochter ruhig selbst fragen."
-
"Tarnung? Also hör mal, Mama. Ich bin
dein Sohn, meinst du, ich würde dich belügen?"
-
"OK, zugegeben, ich war nicht immer der Ehrlichste.
Tschüss, Mama! Und frag sie ruhig!!"
Sentharinas legte auf.
Lorry trat zu ihm. "Tante Jelyionne?"
Sentharinas nickte. "Beeilen wir uns lieber,
und machen, dass wir hier weg kommen. Wir müssen Nemo kriegen. Auf
zum Pass der drei Schluchten!"
* * *
"Diese dämliche Schlucht ist wie geschaffen
für einen Hinterhalt und ich meine erst vor wenigen Minuten einen
Hubschrauber hier in der Nähe landen gehört zu haben.", meinte
Nemo, dem seit geraumer Zeit ein Schauer über den Rücken jagte.
"Ja natürlich. Gleich springen hinter
dem nächsten Felsen drei dutzend Goblins hervor, die nur darauf gewartet
haben, dass jemand hier vorbei läuft. Dass wir das sind, könnten
sie ja zum Beispiel vom König erfahren haben.", witzelte Krushnak
und sah den zitternden Papagei verächtlich an.
© Twin-Sisters
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse
bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
|