Hier saßen sie fest und es schien kein Ausweg offen zu bleiben.
Vor einer Stunde noch war alles soweit in Ordnung gewesen, es hatte zwar
in Strömen geregnet, aber das tat es ja schon seit Tagen.
Sie waren heute durch eine etwas breitere Talsohle der Schlucht
gegangen und auf dem breiten Kiesbett gut voran gekommen. Höhere Schwemmgebiete
waren mit Erlen und kleinen Weiden bewachsen und grasig oder bemoost. Vorhin,
bevor die Katastrophe passierte, waren sie durch ein größeres
solches Wäldchen gewandert, als plötzlich ein gewaltiges Donnern
erklungen war, sie alle aufschreckten und den Hang hinauf starrten.
Eine gewaltige Mure schob sich den Abhang herab. Gelöst vom
Regen trieb sie Geröll und geknickte Bäume vor sich her und donnerte
talwärts. Die andere Talseite, an der dies passierte, war zu weit
entfernt, um ihnen direkt gefährlich zu werden. Sie standen staunend
und beängstigt herum und starrten den zu Tal gleitenden Schlamm- und
Geröllmassen entgegen. Tosend glitten diese in das angeschwollene
Wasser des Flusses und blockierten den Flusslauf. Die gewaltigen Wasser
stauten sich in wenigen Sekunden und drückten an einer weiter herüben
liegenden Stelle wieder hinter dem Schlammwall hervor. Mit Schrecken erkannten
sie, dass die dicke braune Flutwelle direkt auf sie zu rollte. Zum Glück
standen sie so hoch auf dem Kieshügel, dass das Wasser und der Schlamm
um sie herum flossen. Von einer Minute zur anderen waren sie auf ihrem
Hügel von reißendem Wasser eingeschlossen.
Noch war ihr Stück halbwegs trockenes Land relativ groß
und sie hatten im Moment nichts zu befürchten, aber als die Wassermassen
einen neuen Weg talwärts gefunden hatten, nagte die Wucht des reißenden
Wassers unaufhaltsam an der Insel und würde sie in recht kurzer Zeit
endgültig abgetragen haben.
Warn begann an der Ausrüstung herumzunesteln und brüllte
über das Tosen des Wassers: "Schnell, sucht alle Schnüre, Seile
und Riemen zusammn, die ihr irgendwie auftreiben könnt. Wir bindn
das Treibholz und Bäume zusammn. Karim und Esmond, ihr fällt
Bäume, soviel ihr könnt."
Warn löste alle Riemen von den Geschirren und Zaumzeugen der
Tiere und knotete kürzere Stücke zusammen. Die Zwillinge und
Sebrina trugen Äste und abgestorbenes Holz zusammen und schnürten
sie zu Bündeln. Als Warn keine Stricke mehr auftreiben konnte, leerte
er die Trinkwasserschläuche aus und blies sie voller Luft, dann band
er sie zu und immer zwei zusammen. Er schnappte sich eines der Mädchen
und schnallte ihr die Luftblasen um. Die leicht gebogenen Trinkstutzen
unter den Achseln hindurch, dass die beiden Blasen vorne links und rechts
herausragten und vor der Brust hingen. Er erklärte, dass sie so immer
mit dem Kopf über Wasser sein würden. Die Anderen waren noch
viel zu sehr mit der Mure beschäftigt gewesen und begriffen erst jetzt,
dass ihnen wirklich nichts anderes übrig bleiben würde, als in
die kalte, reißende Flut zu springen und zu hoffen irgendwo angeschwemmt
zu werden. Sie hatten nur sechs Wasserschläuche, also nur drei improvisierte
Schwimmflügel und die Männer mussten Sebrina fast zwingen sich
den letzten anlegen zu lassen.
Karim und Esmond hatten mit Esmonds Kriegsaxt und dem kleinen Beil
aus der Ausrüstung etliche Erlen und Weiden gefällt und notdürftig
behauen. In aller Eile fertigten die Männer daraus eine art Floß.
Es sah nicht sehr stabil aus und würde sie auch keinesfalls alle tragen.
Die Männer zerrten es zu dem unteren Ende der Insel, hoben es vorsichtig
die senkrechte Abbruchkante hinab und ließen es auf die kleine neue
Kiesbank fallen, die sich hier gebildet hatte. Das Wasser nagte stetig
weiter an der Insel und sie wurde zusehends kleiner. Die Frauen schleppten
die gebündelten Äste und ließen sie am Ufer fallen. Die
Zwillinge und Sebrina setzten sich auf das Floß und die Männer
schoben sie in die Flut. Jeder der Männer hatte ein Bündel, um
sich daran festzuklammern, falls er vom Floß abgedrängt werden
sollte. Auch ihren Tieren hatten sie Astbündel an die Flanken geschnallt,
wodurch sie mehr Auftrieb bekommen sollten. Warn trieb die beiden Ponys,
das Maultier und seine Stute in die braune Flut und hechtete dann hinter
dem Floß her, das die beiden anderen nicht mehr länger zu halten
vermochten.
Sebrina hatte Warns Hündin an sich gepresst und bibberte vor
Angst und Kälte. Den Zwillingen stand blankes Entsetzten im Gesicht,
als sie von der harten Strömung erfasst und mitgerissen wurden. Karim
und Esmond versuchten das Floß schwimmend zu bremsen und so schaffte
es Warn schließlich sie zu erreichen und sich am Floß und an
seinem Bündel festzukrallen, jetzt schon völlig außer Atem.
Eine Weile versuchten die drei das Floß näher ans Ufer zu schieben,
doch hatten sie nicht die geringste Chance gegen die gewaltige Strömung.
Eine der großen Wellen reichte aus sie um mehrere Meter seitlich
zu versetzen und sie schafften es kaum das Floß überhaupt merklich
zu beeinflussen. Die Männer resignierten und ließen sich treiben
in der Hoffnung irgendwo ans Ufer gespült zu werden.
Sebrina fiel plötzlich etwas ein, sie brüllte gegen das
Wasser an: "Erinnert ihr euch an die Stromschnellen, an denen wir heute
morgen vorbei gekommen sind?"
Den Gesichtern nach erinnerten sie sich alle daran. Sie waren nun
längst aus dem Bereich der Mure heraus gefahren, aber auch im ‚normalen‘
Bachbett waren sie chancenlos. Die Zwillinge begannen zu kreischen und
auch Sebrina sah die Schnellen vor ihnen. Die Männer konnten vom Wasser
aus nichts erkennen, aber es hätte ohnehin nicht viel geändert.
Riesige Wellen türmten sich vor ihnen auf und das kleine Floß
wurde mit gewaltiger Kraft in die Brecher hineingezogen.
Im einen Moment waren sie ganz oben auf dem Kamm der Welle, dann
knarrte das Floß gequält und schoss hinab in das tiefe Tal zwischen
den Wellenkämmen, nur um sofort wieder empor gerissen zu werden und
über den nächsten Wellenkamm hinweg zu springen und wiederum
in das tiefe Tal zu stürzen, von wo aus sie nichts als die Wasserwände
um sich sahen. Sie klammerten sich an den Ästen und Zweigen der grob
behauenen Stämme fest und hofften.
Plötzlich, als sie wieder über den Rand einer hausgroßen
Welle geschossen waren, tat sich vor ihnen ein gewaltiges Loch auf und
das Wasser brach sich auf der gegenüber liegenden Seite in einer gewaltigen,
alles verschlingenden Walze. Sie wurden hineingezogen und das Floß
überschlug sich noch einige male, nachdem sie schon längst von
ihm fort gerissen worden waren, bis es endlich völlig deformiert,
aber noch zusammenhängend wieder herausgespien wurde.
Sebrina war sofort, als sie die Walze erreichten, vom Floß
gefegt worden und hatte im wilden Auf- und Ab-Gewirbel in der Walze völlig
die Orientierung verloren. Mehrmals war sie in der Walze in alle Richtungen
herumgedreht worden. Der gewaltige Wassersog ließ sie einige Runden
lang nicht los und sie wäre beinahe ertrunken. Aber auch als sie schließlich
japsend ausgespuckt worden war, wurde es nicht besser. Sie war ständig
unter Wasser und tauchte trotz der beiden Luftblasen kaum oft und lange
genug auf, um Luft zu schnappen. Sie bemühte sich immer wieder einen
der mit ihr treibenden entwurzelten Bäume zu ergreifen, doch wurde
sie immer wieder von diesen fortgerissen und sie wurde durch die Anstrengung
stetig schwächer. Doch selbst wenn sie sich gar nicht bewegte, schwanden
ihre Kräfte immer mehr. Sie spürte, dass sie über kurz oder
lang ertrinken musste.
Kraftlos trieb sie schließlich dahin als Spielball der Wellen
und längst getrennt von den anderen, die sie seit einer Ewigkeit nicht
mehr gesehen oder gehört zu haben schien. Ihr letzter Gedanke, bevor
sie ohnmächtig wurde, war, Schade um meine Harfe, dann war es finster
um sie.
Sebrina wusste, sie war in die finsteren Totenreiche eingegangen.
In einem Paradies würde ihr Körper nicht so schmerzen. Sie konnte
sich nicht bewegen, ihr Körper schien irgendwie eingeklemmt oder festgehalten.
Die Schmerzen konnten nur die Qualen der Unterwelt sein, als Strafe für
all die Diebereien und Gaunereien in ihrem Leben. Mühsam bekam sie
ein Auge auf und sah verschwommene Schemen um sich. Sie konnte erst überhaupt
nichts erkennen.
Jemand oder etwas grunzte und knurrte neben ihr. Als sich ihr Blick
langsam und widerstrebend klärte, erschrak sie heftig. Es war kein
Grunzen, es war Orkisch und der Sprecher war ein Ork. Sie bemühte
sich aufzustehen, jedoch schien sie gefesselt und in ein Fell gewickelt
zu sein. Der Ork drückte sie mit Gewalt nieder und presste seine Hand
auf ihre Brust, dass sie sich nicht mehr rühren konnte. Panisch sah
sie sich um und bemerkte entsetzt einen großen Körper, der an
einem Spieß über dem Feuer briet... Konnte das... Aber nein,
das wäre zu schrecklich. Als sie zur anderen Seite blickte, sah sie
einen gewaltigen Kessel auf einem Feuer und über dem Rand des Kessels
erkannte sie die Köpfe der Zwillinge. Sie starrte zu dem Ork auf und
erkannte in ihm den jungen Jäger, den sie gerettet hatte, dann wurde
ihr wieder schwarz vor Augen und sie sank tief in eine freundliche Ohnmacht.
Sie hatte wilde Alpträume, stürzte von Klippen und wurde
gesotten und gefressen. Schließlich dämmerte sie wieder in den
wachen Zustand hinüber. Erst langsam wurde ihr klar, dass sie nicht
in der Unterwelt war, sondern, dass die Hütten und Leute um sie herum
Bestandteil eines orkischen Dorfes waren. Jemand kühlte ihr mit einem
feuchten Tuch die Stirn und sie fühlte sich fast noch elender als
bei ihrem ersten Wachwerden. Als sie aufsah, erkannte sie wieder den kleinen
Ork, der neben ihr saß und ihr kalte Wickel machte und die Stirn
abtupfte.
Sie zitterte am ganzen Körper und fühlte sich heiß
und kalt zugleich. Plötzlich hörte sie zwei Stimmen, die sie
verstehen konnte, die eine war tief mit starkem Orkischem Akzent, die andere
war die von Warn, leise und erschöpft, aber am Leben. Sie versuchte
sich aufzurichten, aber der Ork drückte sie sanft wieder zurück
und lächelte sie an, was mit seinem beeindruckenden Gebiss eher zum
Fürchten aussah.
Zwei Tage später dann saßen Warn, Esmond und Karim am
Feuer, neben dem Sebrina von den Orks gebettet worden war. Sie hatte inzwischen
eine heftige Erkältung, war aber ihr starkes Fieber los und sie hatte
sich gelangweilt, deshalb waren die Männer zu ihr gekommen. Sebrina
wollte genau wissen, was geschehen war, sie hatte den dreien ihre Eindrücke
während ihrer ersten, kurzen Wachphasen geschildert und wollte nun
wissen, was sich zugetragen hatte. Die Männer sahen sich kurz an,
dann begann Karim zu erzählen.
"Ich hatte mich am Floß festgeklammert und hielt mich an den
Riemen des langen Seiles fest, das wir dabei hatten. In der fürchterlichen
Welle dann hab ich mich krampfhaft festgehalten und wurde schließlich
mit dem Seil, das sich komplett gelöst hatte, in Händen wieder
ausgespuckt. Ich konnte noch soweit denken, dass ich es irgendwie zusammengewurstelt
und mir umgehängt habe, dann hab ich mich an den vorbeitreibenden
Stämmen gehalten. Immer wenn ich oben auf einer Welle war, sah ich
Warn wie er gegen die Strömung ankämpfte und dann endlich ein
ganzes Stück vor mir einen Stein erreichte. Ich brüllte und er
reagierte tatsächlich. Ich riß mir das Seil vom Leib und warf
es ihm zu. Tatsächlich gelang es mir irgendwie vom Wasser aus auch
zu treffen, gut, es war ja auch nicht weit. Er stemmte sich mit aller Kraft
gegen die Strömung, die mich mit sich riss. Warn schaffte es mich
herauszuholen, griff sich mein Seil und rief, ich solle ihm folgen,
sobald ich wieder bei Atem wäre, danach rannte er davon. Ich brauchte
eine Weile, bis ich wieder gerade stehen konnte, dann machte ich mich auf,
Warn zu folgen."
Warn unterbrach hier Karims Geschichte und erzählte weiter.
"Ich hatt ihn herausgezogn und hab Herina gepriesn, und Karim auch für
das Seil. Irgendwie schien meine Kraft noch nich verlorn zu sein und ich
rannte am Ufer entlang, um euch andre zu suchn. Esmond fand ich, er saß
auf nem festgekeilten Stamm inmitten vom Fluss und er hat keine Möglichkeit
gehabt dort runterzukommen. Ich hab sieben Würfe gebraucht, bis das
Seilende, das grade so hinüber reichte, endlich in seinen Händen
war. Um es sich um den Körper zu schlingen, war‘s zu kurz. Er hat’s
sich um die Hände gewunden und sich in die reißende Flut gestürzt.
Mich hat's ein Stück den Bach runter gezogen, bis ich mich hinter
nen Stein am Ufer gehechtet und das Seil drum herum geschlungen hab. Die
Strömung selbst trieb ihn am Seil hängend ans Ufer. Ich half
ihm noch raus und rief ihm dasselbe zu wie Karim, dann bin ich weiter gerannt."
Hier übernahm wieder Karim das Erzählen. "Ich war jetzt
wieder bei Warn und wir stützten uns gemeinsam über die hohen
Felsblöcke hinweg. An einer Biegung des Flusses standen auf einer
Sandbank Orks und schienen etwas zu betrachten. Warn duckte sich hinter
einen Felsen und riss mich mit sich herunter. Plötzlich fühlte
ich etwas spitzes im Rücken. Zwei Orks mit Speeren standen hinter
uns und stießen uns mit den Waffen auf die Kiesbank. Dort herrschte
Gemurmel, nur zwei Stimmen schienen laut zu diskutieren. Ein alter Ork
mit seltsamem Schmuck stand neben einem gestrandeten Körper und der
andere Sprecher kniete neben diesem und redete auf den alten ein. Ich erkannte
den jungen Ork, den wir gefangen hatten. Der Körper warst du, Sebrina.
Ausgerechnet die Orks hatten dich gefunden und uns aufgegriffen. Der alte
Ork starrte uns an, dann sprach er in erstaunlich gutem Gruna zu uns. Er
wollte wissen, ob wir seinen Enkel, den kleinen Ork, gefangen und mit uns
mitgeführt hätten. Ich war einfach zu erschrocken und so erzählte
Warn alles wie es sich zugetragen hatte. Er sah uns nachdenklich an und
dann wieder seinen Enkel. Dann sprach er zu Warn." Hier verstellte Karim
die Stimme:
"Du erzählen genau so wie mein Enkel erzählt hat. Du sein
ehrlicher Mann. Also diese Frau gerettet meinen Enkel und ihn behandelt
wie Mann? Dann wir auch sie und euch behandeln gut, wir nicht nehmen euch
gefangen, ihr sollen sein unsere Gäste. Du mir jetzt sagen, was sein
passiert, dass sie liegen hier so?"
Mit seiner normalen Stimme fuhr Karim fort: "Ich erzählte rasch,
was geschehen war, und er nickte und entschied, dass seine Krieger nach
den Schwestern suchen sollten und wir selbst nach Esmond, da sie befürchteten,
er könnte sie angreifen. So wurde es gemacht und wir fanden ihn dann
mit gebrochenem Bein am Ufer. Die Orks haben ihn dann abtransportiert.
Die Zwillinge jedoch blieben lange verschwunden, erst spät entdeckten
die Orks sie an der anderen Seite des Flusses. Baja hatte sie am Kragen
ans Ufer gezerrt, saß neben ihnen und verteidigte sie. Warn musste
mit einem Kanu der Orks über den Fluss gebracht werden, um sie zu
beruhigen.
Was du dann gesehen hast, als du endlich das erste mal erwacht bist,
war ein großer Badezuber unter dem ein Feuer gemacht worden war,
um ihn schneller warm zu bekommen, dort drin wurden die unterkühlten
Mädchen wieder aufgewärmt. Sie hatten das ganze am besten überstanden,
weil sie so leicht waren und ihre Wasserschläuche im Gegensatz zu
deinen heil geblieben sind. Deshalb wurden sie aber auch am weitesten abgetrieben.
Die Tiere sind wahrscheinlich alle tot, die Ponys haben wir gefunden und
die Orks ließen es sich nicht nehmen sie zu braten. Na, so sind sie
wenigstens verwertet und sie waren gar nicht so schlecht, aber sag’s den
Zwillingen nicht.
Jedenfalls hast du dir hier dicke Freunde gemacht, dadurch, dass
du so freundlich zu einem Schamanenenkel warst, der gerade auf seiner Mannesprüfung
gewesen ist, als wir ihn gefangen nahmen."
Seba brauchte etwas, um alles zu begreifen, dann meinte sie: "Der
Junne, den wir aufgenesen haben, ist der Enkl vom Schaman'n... Na so was.
Da hab ich ja ne ganze Menne versnafen." Sie schniefte ihre volle Nase
und nieste laut. "Mistige Erkäntung noch mal!"
Warn lächelte, als er sagte: "Sei mal froh, dass de nur ne
Erkältung hast. Esmond hier," er deutete auf den alten Priester, "er
hat sich beim über die Steine hüpfen das Bein gebrochn. Jetzt
werden wir die Gastfreundschaft der Orks länger missbrauchn müssen
als uns lieb is."
Sebrina sah zu Esmond der zerknirscht zu Boden starrte.
Sie lächelte und ihre Stimme klang recht schräg, als sie
durch die verstopfte Nase sagte: "Mach dir nichts draus Esmond, is doch
ganz gut, dass wir ne Weine festsitzen. Wir werden uns erhonen und ich
kann was über die Orken nernen. Vienneicht bringt mir ja jemand auch
ein wenig der Sprache bei."
Karim lachte und sagte vergnügt: "Na, den kleinen Ork musst
du nicht lange bitten, er hat die ganzen Tage, in denen du gefiebert hast,
bei dir gewacht und nur kurze Zeiten geschlafen. Sein Opa war schwer beeindruckt
und hat dir alle seine Fähigkeiten zur Verfügung gestellt. Ich
hab nie viel von so Hokuspokus gehalten, aber bei ihm scheint was dran
zu sein."
Sie schwiegen eine Weile und jeder hing seinen eigenen Gedanken
nach. Dann fragte schließlich Sebrina: "Was meint ihr, ist unsere
Suche hier vorbei, sonnten wir aufgeben? Ich fürchte, wir finden dieses
enende Schnoss nie, fanns es überhaupt existieren sonnte. Wir werden
uns sebst vorher ins Verderben stürzen."
Warn grinste: "Was ich dir noch gar nicht gesagt hab, ich hab mit
dem Schamanen geplaudert und er hat mir viel von den Nurnaun erzählt.
Die Sippe dieses Stammes ist sehr umfangreich und lebt in vielen Tälern
der Irrgärtn der Nurn. Ich hab in der Zwischnzeit mit seiner Hilfe
ne ganz gute Karte von nem großen Teil der Auen. Außerdem hat
er mir von nem Schloss erzählt, das mittn in den Auen liegt, mittn
in nem Hochtal, ner weiten Hochfläche, die von hohen Berggipfln umgebn
is. Ich hab ihn gefragt, ob er schon mal da war und er hat gemeint, sein
Sohn sei vor nem Jahr dort hin gewandert, um der Fürstin, der Lady,
wie sie genannt wird, seine Aufwartung zu machen... grins nich, die Orks
hier sind sehr kultiviert. Jedenfalls war der dort und hat das Schloss
gesehen. Die Lady hat er nich angetroffen, aber das Schloss sei auch noch
immer nich ganz fertig gewesen. Es sieht wohl aus wie’n Berg und steht
mitten im Tale auf nem Felsen am Ufer der Fälle von nem Nebenfluss
der Nurn. Es is wohl riesig und unglaublich, aber die Orks hier habn ja
auch noch keine großen Gebäude gesehn. Jedenfalls, ob du’s glaubst
oder nich, ich hab die genaue Wegbeschreibung und der Sohn will zusammen
mit unserem Schamanenenkl, der gleichzeitig sein Sohn is, mit uns kommn
und uns den Weg sogar zeign. Na, was sagst du?"
Sebrina sank zurück und strahlte über das ganze Gesicht.
"Ich gnaub’s einfach nicht, wir kommen tatsächnich noch dort hin?
Ich gnaub’s nich, einfach nicht..."
© Knuddeldrache
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bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
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