Sternenkind von Starchild
1. Kapitel

Die Zelle war klamm und eiskalt, aber das störte Silver mittlerweile nicht mehr. Bis jetzt ging alles kinderleicht vonstatten. Sich von den feindlichen Soldaten gefangen nehmen zu lassen war wirklich das Einzige, das sie tun konnte. Denn wenn es ihr nicht gelänge, den Prinzen zu retten, würde es niemand mehr schaffen. Der Gefängniswärter sah wie ein fetter Schwabbelpudding aus, der mehr am Schlafen und Essen interessiert war als an seinen Gefangenen.
Das Wichtigste war, nicht ungeduldig zu werden und ihre Rolle zu spielen. Sie war sich auch jetzt sicher, das Richtige getan zu haben, denn sich als liederliches Mädchen zu verkleiden hatte schon seine Tücken. 
Endlich konnten sie und die Anderen etwas unternehmen, denn diese Idioten von Soldaten fühlten sich einfach zu sicher. Nach wochenlanger Beobachtung, wusste sie so gut wie nur möglich über den Feind Bescheid. Darum war es auch an der Zeit, die Befreiung durch zu führen. Denn der Oberbefehlshaber des Forts war dazu übergegangen, den Prinzen und seine Freunde, die mit ihm gefangen genommen worden waren, zu verhöhnen, indem er ihn jeden Morgen antreten und zusehen liess, wie er über seine Gefangenen urteilte. Das war sehr wichtig, denn darauf baute der ganze Plan von Silver.
Mit Hilfe ihrer Verbündeten hatte sie in der Stadt verbreiten lassen, sie sei die Geliebte eines Aufständischen und wisse über jeden Schritt der Rebellen Bescheid.
Nun war es soweit, sie kamen um sie zum öffentlichen Verhör und Gericht abzuholen. Die anderen waren bereits hinausgeführt worden und nun war sie dran.
Im Hof angekommen, bemerkte sie beklommen den entmutigten Zustand des Prinzen und seines Gefolges. Natürlich hatte man ihr erzählt, dass es mehrere Fluchtversuche der Gefangenen gegeben hatte, die aber leider immer gescheitert waren.
Die Zeit war gekommen, um zu flüchten. Plötzlich ertönte lautes Geschrei und am Himmel erschienen Geschöpfe aus alten Sagen, die aber niemand für wahr gehalten hatte und nicht selber gesehen hatte. Es waren dreissig riesige geflügelte Löwen, die mit lautem Gebrüll das Fort angriffen. Fünf der geflügelten Wesen landeten im Hof und bliesen durch ihre Nüstern Feuerflammen, die alles, was sie trafen, sofort in Brand setzten. Als das Fort in der Gewalt der geflügelten Löwen war und sich kein Soldat mehr wehrte, trat Silver hervor und umarmte den grössten der Löwen.
Alle Anderen sahen geschockt zu, als Silver sich in die Nähe eines solch gefährlichen Wesens wagte. Natürlich wusste niemand, dass Silver mit den Löwen gut befreundet war und sie ihr niemals etwas antun würden. Tatsächlich waren die Löwen Silvers beste Verbündete, abgesehen von den Einhörnen, die jetzt auch landeten. Sie waren schlechtere Kämpfer und mussten sich im Hintergrund halten.
Silver wurde sich bewusst, dass die anderen Gefangenen nicht wissen konnten, dass sie nun befreit würden und keine Angst mehr zu haben brauchten. Jetzt erwachten die ersten aus ihrem Schock, den der Anblick der Fabelwesen hervor gerufen hatte.
"Es ist alles in Ordnung", rief  Silver. "Wir wurden zur Befreiung des Prinzen und seines Gefolges ausgesandt und wollen Euch kein Leid tun, Ihr seid nun frei und könnt gehen!"
An den Prinzen gewandt erklärte sie: "Hoheit, mein Name lautet Silver, meine Freunde und ich wurden von Eurem Vater ausgeschickt, Euch zu befreien. Da Euer Vater selbst in Gefangenschaft ist und er mir das Versprechen abnahm, mich zuerst um Eure Rettung zu kümmern, hat es etwas länger gedauert. Ich musste ja auch die Flucht des Königs vorbereiten, bevor die Nachricht eures Verschwindens dort eintrifft. Darum bitte ich Euch nun, mir zu folgen, damit wir rechtzeitig Euren Vater befreien können."
Prinz Lizian war sehr erstaunt über die Ansprache dieser jungen Frau und bemerkte, dass sie ihn und seine Gefährten auffordernd ansah. Da begriff er, was Silver gemeint hatte mit der Bemerkung, sie sollten ihr nun folgen. Sie alle konnten nun fliegend auf den Fabelwesen bis zu seinem gefangenen Vater Lusatian reisen. 
Der Plan war gelungen, das musste er zugeben und da er seinen Vater befreien wollte, fasste er den Mut zum Mitkommen, auch wenn das einen Flug auf diesen Wesen beinhaltete.
"Kommt, Leute, es wird Zeit, diesen Ort zu verlassen." Mit diesen Worten stieg er hinter Silver auf ihr Fabelwesen, da sie ihn einlud, bei ihr aufzusteigen. 
"Bitte erzählt mir alles, was während meiner Gefangenschaft geschah und nennt mich wie alle meine Freunde Lizian, nicht Prinz oder Hoheit", bat er Silver.
 
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Und hier wartet auf Euch schon das zweite Kapitel :-)

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