Es herrschte eine erdrückende Hitze in
dem riesigen Tal. Einst war es ein weites und grünes Land, mit dichten
Dschungeln und einer großen Anzahl verschiedenster Geschöpfe.
Doch zu jener Zeit brach eine neue Dürreperiode herein. Die gnadenlose
Sonne der späten Kreidezeit ließ sämtliche Flüsse
und Seen des Tals austrocknen. Nur der einst mächtige Weststrom, der
sich durch das gesamte Tal zog, führte noch ausreichend Wasser mit
sich, doch bei dieser lang anhaltenden Dürre würde auch er sehr
bald zu einem Rinnsal verkümmern.
Im seichten Wasser des Flusses stand ein riesiger
Baryonyx. Ein massiger Raubsaurier mit langen Sichelkrallen an den Händen
und einem langen krokodilähnlichen Maul. Völlig regungslos lauerte
der Raubsaurier auf Beute. Als ein unvorsichtiger Fisch in die Reichweite
seiner gefährlichen Klauen geriet, streckte er plötzlich blitz-schnell
seinen Arm ins Wasser und spießte den Fisch auf.
Während er nun damit anfing, den Fisch
zu vertilgen, trottete auf der anderen Seite des Flusses eine Gruppe Styracosaurier
heran. Für die großen pflanzenfressenden Dinosaurier wurde es
im Tal immer schwieriger, Nahrung zu finden. Dort, wo sich sonst üppige
Vegetation befand, war jetzt alles verdorrt und vertrocknet. Trotz der
Anwesenheit eines Raubsauriers, wirkten die Pflanzenfresser überaus
ruhig und ließen sich von dem Baryonyx nicht stören.
Der Raubsaurier blickte nur kurz zu ihnen
auf, wandte sich dann aber lieber wieder dem Fisch zu, da er nicht
das Verlangen verspürte, mit den gefährlichen Hörnern der
Styracos Bekanntschaft zu machen.
Weiter Flußabwärts planschten einige
junge Hadrosaurier im Wasser herum, während die älteren Tiere
ihren Durst stillten.
Plötzlich begann die Erde unter tonnenschwerer
Schritten zu erzittern und die Ruhe der Styracosaurier war mit einem Mal
verflogen. Selbst der Baryonyx blickte nervös um sich und ließ
vor Schreck den Fisch aus seinem langen Krokodilmaul fallen.
Aus dem naheliegenden Wald bewegte sich etwas
Großes auf sie zu. Baumstämme brachen laut krachend zusammen.
Zwei wilde Augen spähten durch die Zweige der hohen Bäume. Sie
verfolgten jede Bewegung, die sich unten am Fluß abspielten. Mit
langsamen Schritten trat die riesenhafte Gestalt schließlich aus
dem Wald hervor. Die Styracosaurier begannen sofort mit ihren Hörnern
zu drohen und selbst der 9 Meter lange Baryonyx fürchtete sich vor
dem schwarzen Schatten und wich zurück, als er sich dem Flußufer
näherte. Es war ein mächtiger Tyrannosaurus Rex. Sein breiter
Nacken schien nur aus Muskeln zu bestehen, die gespannt waren wie Stahlseile.
Der dunkelbraune Raubsaurier bleckte seine scharfen messerartigen Zähne
und stieß ein tiefes Grunzen aus. In Panik ergriffen die Hadrosaurier
die Flucht. Doch der riesige T-Rex war nicht auf der Jagd und kam ebenfalls
hinunter zum Fluß, um zu trinken. Dem Baryonyx war diese Gesellschaft
allerdings nicht sehr geheuer und zog es vor, sich aus dem Staub zu machen.
Es lebten allerdings auch Dinosaurier in der
Umgebung, die weder unter Durst noch unter der erdrückenden Hitze
litten. Es war ein Rudel Velociraptoren. Diese überaus cleveren Dinosaurier
hatten eine geheime Wasserstelle ganz für sich allein, die nur ihnen
bekannt war. Ihre Wasserstelle war eine verborgene Höhle, in der sich
ein unterirdischer Fluß zog. Für sie war immer genügend
Wasser da und in der angenehm kühlen Höhle waren sie vor der
sengenden Sonne geschützt. Die Raptoren sorgten auch streng dafür,
daß IHRE Höhle von keinem fremden Dinosaurier entdeckt wurde.
Es waren immer drei bis vier Raptoren als Wachposten in einiger Entfernung
um die Höhle verteilt, die jeden Fremdling vertrieben, sobald er auch
nur in die Nähe der Höhle kam. Selbst die rotschuppigen Raptoren,
die weiter unten im Tal lebten, wurden hier oben im Vulkangebirge nicht
geduldet und als Feind betrachtet.
Raptoren lebten in verschiedenen Clans und
unterschieden sich in ihrer Größe und der Färbung. Unten
im Tal, in der Nähe des Flusses, lebten die rotschuppigen Deinonychus
und die großen gelbschnäuzigen Utahraptoren, während im
Vulkangebirge die dunkelgrauen Velociraptoren lebten. Die Clans waren untereinander
erbitterte Feinde, die ständig um ihre Vormachtstellung kämpften.
Die großen Utahs waren zwar im Tal die dominante Spezies, doch die
kleineren Velociraptoren konnten sich stets mit List und Tücke gegen
ihre großen Artgenossen behaupten. Sie galten in jener Zeit als die
intelligentesten Lebewesen auf der Erde und das machte sie zu den erfolgreichsten
Raubsauriern der Kreidezeit.
Ein einsamer pflanzenfressender Segnosaurus
erreichte bald die hügelige Region. Er war völlig ausgedörrt
und suchte verzweifelt nach Wasser. Doch weit und breit war keine einzige
Wasserstelle zu finden, aber dennoch wußte er, daß sich in
der Nähe Wasser befinden mußte.
Den klaren Augen der Raptoren entging jedoch
nichts. Die Farbe und die Zeichnung ihrer Schuppen war in dieser bergigen
und staubigen Region eine ideale Tarnung. Die vier Raubsaurier lauerten
regungslos in ihren Verstecken und befanden sich in entgegengesetzter Windrichtung
zum Segnosaurus, so daß er sie nicht wittern konnte.
Der Anführer des Raptorenclans trug den
Namen ´Sturmblut´ und war für ein Velociraptor ein äußerst
großer und kräftiger Raubsaurier. Er war der erfahrenste Jäger
im ganzen Rudel und überaus intelligent. Selbst die Utahraptoren hatten
Respekt vor ihm.
Diese vier Raptoren waren schon öfters
gemeinsam auf der Jagd und gut aufeinander eingespielt. Noch verharrten
die Vier in ihrer Position und beobachteten den heran nahenden Segnosaurus,
bis der Anführer plötzlich ein leises und kaum wahrnehmbares
Knurren ausstieß. Die Raptoren wußten genau, was sie jetzt
zu tun hatten. Wie von einer Tarantel gestochen, sprangen sie aus ihren
Verstecken. Zwei Raptoren näherten sich von den Seiten, während
die beiden Anderen dem Segnosaurus den Weg abschnitten. Der Segno bäumte
sich drohend zu seiner vollen Größe auf, doch das machte auf
den Raptoren keinen Eindruck. Sie wußten zwar, daß der große
Pflanzenfresser sie erledigen konnte, aber für einen Kampf war er
viel zu sehr geschwächt und das nutzten sie aus.
Erbarmungslos griffen die Raubsaurier an und
schlugen ihm immer wieder ihre scharfen Sichelkrallen ins Fleisch. Der
Kampf war nur von kurzer Dauer und der Segnosaurus brach zusammen. Der
hohe Blutverlust gab ihm schließlich den Rest.
"Das hat sich heute ja richtig gelohnt!" knurrte
das junge Weibchen erfreut. "Endlich mal Beute an der auch mal was dran
ist!"
Zufrieden blickte der Anführer auf die
erlegte Beute und schnaubte: "Das war ein guter und sauberer Hinterhalt.
Ihr werdet immer besser, was ich von euch auch nicht anders erwarte."
Dem Weibchen lief bereits das Wasser im Maul
zusammen.
"Darf ich nicht jetzt schon ein kleines Stück
bekommen, großer Bruder?" bettelte das hungrige Weibchen.
"Kommt nicht in Frage!" grunzte er. "Die Beute
gehört dem Clan und nicht uns allein!"
"Ach komm schon, ´Sturmblut´!
Nur einen..."
Grimmig fauchte der Raubsaurier seine Schwester
an: "Du bekommst schon noch deinen Anteil! Aber immer schön nach der
Rangordnung, ist das klar!? Vorher bekommst du nichts!"
"Typisch Alpha-Männchen! Es muß
doch immer alles nach eurer Schnauze gehen!" knurrte das Weibchen beleidigt.
Sturmblut schüttelte den Kopf. "Dummes
Ding!" dachte er.
Schließlich wurde der leblose Körper
des Segnosaurus von den vier Raptoren zur Höhle geschafft, denn daheim
wartete schon ein ganzes Rudel auf Fleisch.
Nicht allzu weit von der Raptorenhöhle
entfernt, lebte am Rande des Vulkangebirges ein riesiges Tyrannosaurus
Rex Weibchen. Hier hatte es sich mit seinem Partner nach einer langen Wanderung
niedergelassen und ein Nest errichtet.
Nun waren vor sechs Wochen ihre ersten Jungen
geschlüpft. Es waren zwei Geschwister. Ein Bruder und eine Schwester.
Die Mutter lag neben ihrem Nest und ließ
ihre spielenden und herumtobenden Jungen keine Sekunde aus den Augen. Nach
dem ihr Partner im Kampf mit einem Triceratops starb, zog sie nun ihre
Jungen alleine auf, was für sie nicht immer leicht war, da die Kleinen
nichts als Unfug im Sinn hatten. Sie trampelten auf dem Kopf ihrer Mutter
herum und zankten sich ständig. Doch dieses Zanken war für die
Jungen ein überlebenswichtiges Training, da sie nur auf diese Weise
lernten, sich gegen ihre späteren Feinde zu verteidigen.
Das junge Männchen hieß ´Talon´
und unterschied sich in seiner Färbung stark von seiner Schwester
´Khara´. Ihre Schuppen trugen das für Tyrannosaurus Rex
typische Dunkelbraun. Doch dieses Männchen, trug dunkelgrüne
Schuppen mit rötlichen Streifen, die quer über dem Nacken bis
zum Schwanz hinunter verliefen. Während Khara ein genaues Abbild der
Mutter war, kam Talon direkt nach seinem getöteten Vater.
Mutter liebte ihren Sohn besonders. Nie verhielt
er sich seiner Mutter gegenüber ungehorsam oder aufsässig. Während
seine Schwester öfters von Mutter angebrüllt wurde, weil Khara
wiedermal nicht hören wollte, brüllte sie Talon nur sehr selten
an. Trotz all dem keimte zwischen den beiden Jungsauriern niemals Eifersucht
auf.
Mutter Tyrannosaurus versuchte ihren Jungen
stets klar zu machen, daß sie sich nicht zu weit aus dem Nest bewegen
dürfen und erzählte ihnen immer wieder die Geschichte von dem
Stacheldrachen ´Terrorclaw´, einem bösen Spinosaurus,
der immer wieder ins Tal zurück kommt, um unvorsichtige Dinojungen
zu stehlen. Sie erklärte ihnen auch, daß sie niemals ins Gebirge
hinauf dürfen, da von dort oben noch nie ein Dinosaurier zurückgekehrt
ist.
Noch ahnte Mutter Tyrannosaurus nicht, daß
ihre Jungen bereits jetzt in größter Gefahr schwebten. Drei
Troodon hatten das T-Rex Nest entdeckt. Diese kleinen Raubsaurier
waren zu der Zeit die gefürchtetsten Nesträuber. Tagsüber
waren sie nirgends zu erblicken, nur in der Abenddämmerung krochen
sie aus ihren Verstecken und zogen plündernd durch das Tal.
Sie hockten geduckt im mattgrünen Unterholz
und streckten ihre langen Schnauzen aus den vertrockneten Farnwedeln. Sie
hatten gerade mal eine Größe von 1,60 Meter und trugen noch
ihre jugendliche Färbung, aber dennoch waren die drei Jungsaurier
schon jetzt bereit zum Plündern. Sie waren hungrig und die wehrlose
Jungbrut schien für sie eine leichte Beute zu sein, wenn sie nur an
der Mutter vorbei kommen könnten. Als einzige Möglichkeit blieb
es ihnen, die T-Rex Mutter von ihren Jungen wegzulocken.
© by Mark McCreery
Mutter Tyrannosaurus war immer auf der Hut.
Sie achtete auf jedes noch so kleine Geräusch, das ihr verdächtig
erschien.
Urplötzlich sprangen ihr zwei der Troodon
entgegen und fauchten. Sofort richtete sie sich auf und jagte grollend
den flinken Räubern hinterher.
Das war nun die Gelegenheit für den Dritten,
sich die Jungen zu schnappen. Blitzschnell rannte der Räuber zum Tyrannosaurus
Nest. Er entschied sich spontan für das junge Männchen und versuchte
es zu packen. Doch so wehrlos wie er glaubte, waren die T-Rex Jungen gar
nicht und wich überrascht zurück, als das Junge knurrend nach
seinen Klauen schnappte. Dieser kleine Winzling dachte überhaupt nicht
daran, sich von dem unerfahrenen Troodon fressen zu lassen. Er war zwar
klein, hatte aber schon erstaunlich scharfe Zähne. Der junge Troodon
war verwirrt. Wie sollte er es nur anstellen, dieses beißende und
schnappende Etwas zu erlegen?
Schließlich gelang es ihm doch noch
irgendwie den kleinen Tyrannosaurus mit seinen Klauen zu packen und hoch
zu heben. Doch das Junge strampelte und wehrte sich gegen den Griff des
Nesträubers. In seiner Ungeschicklichkeit ließ er das Junge
plötzlich fallen.
Da spürte der Nesträuber plötzlich
einen heißen Atem im Nacken. Er begann zu zittern, da er genau wußte,
daß in diesem Augenblick die Tyrannosaurus Mutter hinter ihm stand.
Er blickte sich um und stotterte: "Nnnette Kinder!"
Die T-Rex Mutter begann böse zu knurren.
Der Troodon brach in Panik aus und rannte was ihm seine Beine hergaben.
Nach dem Mutter Tyrannosaurus auch schließlich
den letzten Nesträuber verjagt hatte, stellte sie fest, daß
keines ihrer Jungen fehlte und legte sich beruhigt neben ihr Nest. Daraufhin
näherte sich der junge T-Rex seiner Mutter und schmiegte sich eng
an sie.
Die Troodon dagegen verschwanden panikartig
in den Wäldern. Ihr jugendlicher Leichtsinn, ein T-Rex Nest ausplündern
zu wollen, kostete ihnen um ein Haar ihr Leben. Bibbernd vor Angst verkrochen
sie sich im Unterholz. Diesen Schock würden sie ihr ganzes Leben lang
nicht vergessen.
Sturmblut, das große Alpha-Männchen
des Raptorenrudels, lag noch bis weit in die Nacht draußen vor der
Höhle und blickte zu den Sternen. Sturmblut war ein strenges aber
gerechtes Alpha-Männchen und jeder Saurier im Rudel war mit ihm als
Anführer zufrieden. Nur seine Schwester ´Windfeger´ kam
mit seiner harten und schroffen Art überhaupt nicht zurecht. Seitdem
das neue Alpha-Männchen Sturmblut hieß, entwickelte sich zwischen
beiden Sauriern eine rege Hassliebe. Dies belastete Sturmblut, da er sich
in der Rolle als Anführer große Mühe gab. Er mochte seine
kleine Schwester sehr, aber als Alpha-Männchen zeigte er sich stets
von seiner kalten Seite.
Plötzlich riß ihn ein dunkler Schatten
aus seinen Gedanken. Es war Sturmblut´s älterer Bruder ´Starke
Klaue´.
"Was liegst du denn hier draußen rum?"
fragte er und legte sich neben ihn. "Du wirkst so nachdenklich."
"Es ist Windfeger!" grummelte Sturmblut.
"Ja, ja. Das habe ich mir schon fast gedacht."
lächelte Starke Klaue. "Ich weiß selbst wie schwierig die Weibchen
sind. Bei meiner Partnerin ist das nicht viel anders. He, he!"
"Ich werde aus dem Mädel einfach nicht
schlau! Eine Horde Gelbschnauzen oder einen jagenden Spitzzahn im Nacken,
ist mir wesentlich lieber als unser kleines Schwesterchen am Hals zu haben!"
stöhnte der große Raubsaurier. "Weibchen sind komisch!"
Starke Klaue kicherte.
"Und du kannst über sowas natürlich
nur lachen! Du bist ja auch schließlich nicht das Alpha-Männchen!"
knurrte Sturmblut. "Auf dir lastet ja auch keine Verantwortung!"
"Aber Windfeger ist auch meine Schwester."
sagte Starke Klaue und versuchte sie ein wenig in Schutz zu nehmen. "Sie
hat wirklich kein schlechtes Wesen und das weißt du auch."
"Windfeger ist aber so ein kleiner Sturkopf!
Ständig gibt sie mir Widerworte, oder sie ist ungehorsam. Du hast
heute nach der Jagd doch selbst miterlebt, wie frech sie zu mir ist."
"Stimmt! Ich habe aber auch miterlebt, wie
sehr du sie angebrüllt hast. Warum wunderst du dich dann, daß
sie sich dir gegenüber so dickköpfig verhält?"
"Ich will doch nur das Beste für unseren
Clan. Warum kann sie das nicht einsehen?" sagte Sturmblut.
"Sie ist eben noch jung und hat ihren eigenen
Kopf." sagte Starke Klaue und stand auf. "Aber das wird sich mit der Zeit
schon legen."
"Meinst du?" fragte Sturmblut und blickte
seinem Bruder hinterher.
"Sicher wird es das! Es würde sogar noch
um einiges schneller gehen, wenn du ein wenig netter zu deiner Schwester
wärst." grunzte Starke Klaue und verschwand in der Höhle.
Sturmblut blickte wieder in die Nacht und
sah am Himmel eine Sternschnuppe langsam verglühen. Dies verhieß
nichts Gutes. Sternschnuppen waren stets ein Zeichen für Unglück
und Sturmblut hoffte, daß es ihn und sein Rudel verschont. Er seufzte
und verkroch sich schließlich ebenfalls in die Höhle.
Die Sonne brannte vom Himmel, als die Tyrannosaurus
Mutter zusammen mit ihren Jungen am nächsten Morgen zum Fluß
hinunter kamen. Dies war ein besonderer Tag für die Kleinen, da sie
zum ersten Mal mit zum Fluß durften. Die beiden Geschwister waren
sehr neugierig und inspizierten die neue und unbekannte Umgebung. Jedoch
blieben sie immer nah bei ihrer Mutter.
Grimmig beobachtete sie einige Strausdinosaurier,
die sich in unmittelbarer Nähe aufhielten. Doch kein einziger Saurier
hätte es gewagt, sich der Tyrannosaurus Familie zu nähern. Jeder
wußte, daß nichts gefährlicher war, als eine Tyrannosaurus
Mutter mit ihren Jungen.
Khara und Talon spielten derweil im Wasser.
Das angenehme Naß tat auf ihren ausgetrockneten Schuppen gut.
Plötzlich entdeckte Khara einen Leguan,
der sich auf einem Stein sonnte. Neugierig schlich sie sich zu ihm und
begann dieses seltsame schuppige Ding zu beschnuppern, das wie tot auf
dem Stein lag. Als Khara ihn mit ihrer Schnauze anstieß, kam auf
einmal Leben in das Geschöpf und es huschte blitzschnell in die Fluten.
Khara erschrak dabei fürchterlich und stürmte zu ihrer Mutter.
"Mutter, der Stein wurde lebendig!" quiekte
sie und blickte dem Leguan hinterher.
Sie lächelte und beugte ihren massigen
Kopf zu ihr hinunter.
"Das war bloß eine Wasserechse!" sagte
sie mit sanfter Stimme. "Davor brauchst du dich nicht zu fürchten."
"Hi, hi! Du Angstsaurier!" lachte Talon.
"Ich gebe dir gleich Angstsaurier!" knurrte
sie und beide balgten sich im Wasser. "Das nimmst du zurück!"
"Ich denke gar nicht dran, du Angstsaurier!"
grinste Talon.
Es bereitete Mutter große Freude, ihren
Kindern beim spielen zuzusehen, doch sie blieb nie unachtsam und wachte
über sie. Jeder Fremde, der es gewagt hätte, sich ihren Kindern
zu nähern, hätte mit dem Tod bezahlt.
Sturmblut wurde von einem wilden Gekreische
aus seinem Schlaf gerissen. Vor der Raptorenhöhle gab es einen heftigen
Streit. Sturmblut erkannte gleich die Stimme seiner Schwester und stöhnte.
Er hasste es, aus seinem Schlaf gerissen zu werden und bewegte sich grummelnd
zum Höhlenausgang.
Dort sah er, daß sich seine Schwester
mit ´Schleicher´ stritt. Schleicher war Sturmblut´s bester
Freund und langjähriger Jagdkammerad.
"Was soll das? Warum macht ihr hier draußen
so einen Lärm?" rief er verschlafen und wunderte sich über den
Krawall.
"Windfeger hat mir meinen Teil der Beute gestohlen!"
keifte er.
"Das stimmt nicht!" schimpfte sie. "Das war
mein rechtlicher Anteil!"
"Windfeger! Ich habe dir doch schon so oft
gesagt, daß jeder Jäger seinen eigenen Teil der Beute abbekommt."
schnaubte Sturmblut.
"Aber das war ´mein´ Anteil! Schleicher
hat ihn mir abgenommen!" verteidigte sie sich.
"Werd´ mal nicht so frech, Kleine!"
knurrte Schleicher. "Du bist doch der reinste Gierschlund! Der Clan bedeutet
dir doch überhaupt nichts! Du denkst doch immer nur an dich selbst!"
"Das ist nicht wahr!" Schleicher brachte Windfeger
fast zur Weißglut und gerade als sie sich auf ihn stürzen wollte,
trat Sturmblut mit einem grimmigen Knurren dazwischen.
"Es reicht jetzt! Windfeger, in die Höhle
mit dir!"
"Aber warum denn das?" fragte sie mit einem
entsetzten Blick. "Ich habe nichts Falsches getan!"
"Ich habe von deinen ganzen Faxen langsam
genug!" sagte er. "Du lehnst dich gegen unsere Regeln auf und bestiehlst
dazu noch meinen besten Freund!"
"Was tue ich!?" Windfeger war bestürzt.
"Du traust diesem Schleicher mehr, als deiner eigenen Schwester? Er ist
ein Lügner!"
"Wie kannst du nur sowas behaupten!? Schleicher
und ich waren bereits Freunde, als du noch gar nicht auf der Welt warst!"
schimpfte er. "Sei froh, daß ich dein Bruder bin und dich dafür
nicht aus dem Clan fortjage!"
Sturmbluts Worte verletzten Windfegers Gefühle
schwer. "Was für eine Ungerechtigkeit! Schöne Regeln habt ihr,
danke! Das werde ich mir merken!" Schluchzend und mit gesenktem Haupt zog
sie sich in die Höhle zurück.
Gegen Mittag machte sich die Tyrannosaurus
Familie auf den Weg zurück zum Nest. Talon und Khara waren vom Toben
aber so müde geworden, daß Mutter die beiden Kleinen auf ihrem
Rücken nach Hause trug, was die zwei Dinos besonders liebten.
"Mutter, erzählst du uns etwas über
Vater?" fragte Talon.
Sie nickte und antwortete etwas schwermütig:
"Euer Vater war ein großer und stolzer Spitzzahn. Er war sehr mutig
und stark. Wir kamen damals aus der nordischen Ebene. Es war ein langer
und beschwerlicher Weg und manchmal hatte ich die Hoffnung schon fast aufgegeben,
hier jemals anzukommen. Ständig war uns der alte Terrorclaw auf den
Fersen. Aber der Wille und Lebensmut eures Vaters war immer ungebrochen.
"Du hast Terrorclaw selbst gesehen?" fragte
Khara.
"Oh, ja! Er ist der Letzte der riesigen Stacheldrachen
und uralt. Seine Schritte sind wie ein Erdbeben und das einzige was Terrorclaw
fürchtet ist das Feuer." erzählte sie. "Man erkennt ihn sofort
an seiner stacheligen Rückenfinne und wenn sich euer Vater ihm nicht
entgegengestellt hätte, wären wir hier niemals lebend angekommen!
Er war der einzige Saurier, der es wirklich mit Terrorclaw aufnehmen konnte."
"Unser Vater hat mit Terrorclaw gekämpft?"
fragte Talon erstaunt.
Mutter nickte und erzählte weiter: "Es
war schrecklich! Sie stürzten sich beide kämpfend von den Klippen
in den reißenden Südstrom. Nur euer Vater tauchte anschließend
wieder aus den Fluten hervor, Terrorclaw hatte man seitdem nie wieder gesehen."
"Ich wünschte, ich hätte Vater kennengelernt."
sagte Talon.
"Er hätte euch zu gerne ausschlüpfen
sehen, doch das Schicksal war dagegen, denn kurz bevor ihr geboren wurdet,
traf ihn das Horn eines Dreihorngesicht ins Herz." seufzte sie. "Er fehlt
mir sehr! Aber immer wenn ich dich ansehe, Talon, sehe ich auch einen Teil
von ihm in dir weiterleben."
© T-Bone
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