Last Dragon Warriors von Teufelchen |
Kapitel 6 - Der Jahrmarkt |
Der Jahrmarkt bedeutete immer viele Menschen, bunte Stände mit ihren duftenden Leckereien, bei denen einem das Wasser regelrecht im Mund zusammenfloß, und mit Girlanden verzierte Straßen und Gassen. Zuerst hatte ich nicht vor überhaupt hinzugehen, aber Asukas Freude steckte mich einfach an bzw. sie nahm mich einfach an der Hand und zog mich zu ihr nach Hause. Ich schmunzelte als sie mir in ihrem Zimmer verschiedene Kleider vorführte. Der Jahrmarkt bot eine gute Gelegenheit, um sich an süße Jungs heran zu machen, und das wußten wir beide. Ich wollte mich an keinen Jungen heran machen. Aber schließlich mußte ich als ihre Freundin aufpassen, dass sich nicht ein gemeiner Fiesling an meine beste Freundin heran machte. Auch unsere Schule hatte einen Stand vorbereitet. Asuka führte ihn mit ein paar anderen Mitschülern. Sie kochte recht gerne und bat mich ihr bei Okonomiyaki zu helfen. Und da ich diese Mischung aus Pfannkuchen und Pizza sehr mochte, half ich ihr bei der Zubereitung. Ich fragte mich, wozu sie so schöne Kleider anprobierte, wenn sie nachher eh hinter der Kochplatte stand. Anscheinend tat sie es, um sich nicht zu blamieren, wenn sie alte und eh schon versaute Sachen trug. Ich habe das noch nie verstanden, es ist doch egal, wie man da herum rennt. Letztendlich kommt es eh nur auf den Charakter an. Nur hatte sich die Menschheit leider angewöhnt, nur nach dem Äußeren zu urteilen. Wenn man nicht tolle Klamotten trug wurde man einfach abgestempelt und keiner macht sich erst die Mühe den anderen näher kennen zu lernen. O.K., ich habe da auch keine reine Weste. Ich verurteile auch jede, die unnötig geschminkt ist und sehr freizügige Kleidung trägt (insofern man diese noch als Kleidung bezeichnen kann) als Schlampe. Aber meistens trifft es doch zu, dass sie eingebildet ist. Nachdem Asuka nun endlich etwas passendes gefunden hatte, eilte ich noch schnell nach Hause, um meine Schultasche abzulegen und mich umzuziehen. Ich warf meine Tasche achtlos aufs Bett und hätte beinahe Seg erschlagen. Aber eben nur beinahe und so grunzte dieser nur laut als er aus seinem Schlaf gerissen wurde. Ich fragte mich, wie lange er wohl schon in der Sonne vor sich hin döste. Ich streifte mir ein paar kurze ausgefranste Jeans und einen mit ein paar Flecken verschönerten weinroten Pulli über. Dann stopfte ich meine Haare unter ein Kappie und begab mich mit Asuka zum Jahrmarkt. In der Mitte des Parks gab es einen großen Springbrunnen um den sich immer die Stände reihten. Auf diese Weise konnte man sich entlang des Brunnens alles ansehen. Wir liefen unter den mit Girlanden geschmückten Bäumen entlang, bis wir unseren Stand erreichten. Die Anderen hatten bereits mit dem Aufbau des Standes angefangen. Gerade als wir mit den Vorbereitungen fertig waren, gingen die Lichter an. Der diesjährige Jahrmarkt war eröffnet. Ich hatte ganz vergessen wieviel Spaß es mir bereitete den bunten Lichter und Girlanden in der Abenddämmerung zu zusehen. Viele Eltern kamen mit ihren Kindern hierher um sich die Stände anzusehen. Meine waren nicht dabei. Vater hatte morgen eine wichtige Konferenz und Mutter war mit der Vorbereitungen einer Feier mit ihren Freundinnen beschäftigt und fertigte neben bei noch den Geburtstagskuchen ihres Patenkindes. Ich briet die Okonomiyaki während Asuka den Teig belegte. Die anderen sahen sich bei den anderen Ständen um, auch Takashi tat das, da er nicht wußte das ich meine Meinung doch noch geändert hatte und nun doch hier war. Ich unterhielt mich mit Asuka über die vorbeilaufenden Jungs. Sie hatte keinen Freund und so hoffte sie hier einen netten Kerl kennen zu lernen. Nach einer Weile, als es schon Dunkel war, entdeckte sie schließlich einen nicht schlecht aussehenden Jungen bei einer kleinen Gruppe am Rande des Brunnens stehen. Mir fiel auf das ihre Augen immer wieder zu ihm hin wanderten und nett wie ich nun einmal bin, beschloß ich sie ein bißchen zu ihm hinzu stupsen, damit sie sich endlich getraute ihn anzusprechen. "Er sieht nicht schlecht aus, nicht war? Er hat schöne helle Haare und er scheint auch nett zu sein. Ihr würdet sicher ein schönes Paar abgeben." "W... Wa... Was meinst du??" "Der Junge dort, mit den hellbraunen Haaren. Der, der dort mit anderen Jungs am Rand des Springbrunnens steht." Asuka lief rot an, also hatte ich mit meiner Vermutung richtig gelegen. "Na nun geh schon zu ihm hin und sprich ihn an. Er wird dich schon nicht gleich beißen." Ich grinste sie an. "Na nun los. Er wird da nicht ewig stehen bleiben. Ich mach‘ das hier schon, keine Angst. Los, hopp, na wird’s bald. Nun geh schon endlich!! Denn wenn du nicht zu ihm hin gehst sehe ich mich gezwungen ihn hier her zu holen." Sie sah mich eine Weile schockiert an, legte dann aber doch ihre Schürze lächelnd ab und drückte mich so stark, dass mir beinahe die Luft ausgegangen wäre. Was soll’s, Hauptsache sie ist glücklich und schließlich war das zubereiten von Okonomiyaki nicht so schwer, als dass man es nicht auch alleine hätte zubereiten können. Ich mußte wieder an den in schwarz gekleideten Jungen denken. Wo war er nur hergekommen, an unsere Schule ging er jedenfalls nicht, denn er trug eine andere Uniform. "Darf man fragen woran du gerade denkst?" "Häh?" "Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken." "Das hast du auch nicht." Vor mir stand er wieder, der in schwarz Gekleidete. Er sah wirklich gut aus und das schwarz verstärkte diese Tatsache. Auch wenn es komisch klang, es wirkte kein bißchen Düster, eher warm. "Ich hätte gern drei Okonomiyaki zum mitnehmen bitte." "Das dauert noch etwas, Augenblick bitte." Ich legte den bereits vorbereiteten Teig auf die Bratplatte. Mein Fuß begann für den Bruchteil einer Sekunde wie verrückt zu brennen. Diese verdammten Dornen hatten mir übel mitgespielt und das schlimmste war, dass die Schmerzen ohne jede Warnung zuschlugen. Obwohl der Schmerz wieder vorbei war, zitterte ich noch immer. "Ist alles in Ordnung mit dir?? Du bist ganz verschwitzt." "Ja, mir geht’s gut. Es hat wieder aufgehört." Zu blöd, dass es hier im Stand keinen Stuhl gab. "Soll ich mir deinen Fuß einmal ansehen? Vielleicht kann ich dir ja helfen." "Nein, laß nur. Es geht schon wieder." Die drei Okonomiyaki waren fertig und ich holte die Warmhaltefolie heraus, um sie einzuwickeln. "Das macht dann 300 Yen." "Hast du Lust, mit mir ein bißchen spazieren zu gehen?" Ich gab ihm das Wechselgeld heraus. "Ich würde ja wirklich gerne mitkommen, aber es ist niemand da, der den Stand übernimmt." "Keiko, ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst so blass aus." Asuka trat neben mich und legte mir besorgt ihre Hand auf die Schulter. "Ja, es geht schon mir ist nur etwas schwindlig, das ist alles." "Mach besser eine Pause, ich führe den Stand solange weiter" "Es ist wirklich nichts." Von wegen nichts. Mein Fuß tat weh und ich brach in Schweiß aus. Und noch dazu wurde mir übel und auch meine Sehkraft ließ leicht nach. Aber was wohl das war, war die wo mögliche Anwesenheit eines Dämons. "Komm wir gehen ein bißchen spazieren, das tut dir sicher gut." Ich humpelte, auf den schwarz Gekleideten, in eine ruhigere Ecke des Parks und setzte mich mit ihm auf eine nahe gelegene Bank. Er nahm meinen Fuß behutsam in die Hand und betrachtete sich meine Verletzung. Die Dornen hatten sich tief in die Haut gekrallt und anscheinend Gift oder dergleichen in die Wunde eingeführt, denn der Fuß war mit einer Mischung aus Eiter und Ausschlag bedeckt. Es sah einfach widerlich aus, kein Wunder, dass sich bei mir der Brechreiz einstellte. "Das solltest du nicht tut. Wenn du dich übergibst, wird dein Fuß anfangen zu bluten. Und die Wunde würde sich nie wieder auf normale Weise schließen, und letztendlich würdest du verbluten." "Was!? Wer bist du? Wieso weißt du so etwas?" Ich wollte aufspringen, um ihn eventuell angreifen zu können, jedoch belehrte mich der Schmerz eines Besseren und ich sank verkrampft zurück auf die Bank. "Bleib ruhig, ich kümmere mich um deine Wunde." Behutsam legte er seine Hand auf die Wunde und die Wunde verschwand völlig schmerzfrei. Er hielt mir seine Hand hin. Auf ihr lagen in Blut getränkt winzige kleine Nadeln. "Diese kleinen Dornen haben sich in deinem Fuß eingestoßen und dir ein Gift injiziert. Es hätte sich mit der Zeit immer weiter ausgebreitet, und ohne Behandlung wärst du vermutlich daran gestorben. Du mußt vorsichtiger sein, wenn du in dieser Welt überleben willst." Er schien wirklich besorgt um mich zu sein. "Wer bist du, wieso weißt du davon? Bist du einer von uns?" "Ich und einer von euch? Nein ich gehöre zu keiner der beiden Parteien wirklich. Meine Seele schreit nach dir aber mein Körper gehört jemand anderem." "Was soll das heißen? Kann hier den keiner ohne Rätsel zu sprechen, mir eine einfach Frage beantworten?" "Glaub mir, nichts ist mehr einfach. Gar nichts." Ein Ast knackte hinter mir und noch bevor ich mich umdrehen konnte, um nachzusehen, schwirrte auch schon ein Wurfdolch an mir vorüber und verfehlte mein linkes Ohr nur um Millimeter. "Ich hallte es für besser, wenn wir hier erst einmal verschwinden." Kurz entschlossen packte ich ihn bei der Hand und zerrte ihn hinter mir her. Nach ein bis zwei Minuten blieben wir stehen und versteckten uns hinter einem Baum. "O.K., du wartest hier und ich knöpfe mir diese Dinger vor." Und schon rannte ich wieder zurück. Wenn diese Dinger auf die Festleute trafen, würde sicher ein Gemetzel los gehen. Ich wollte nicht, dass diese Familien auf die selbe Weise starben, wie die Leute in jener Gasse als ich Takashi das erste Mal begegnet war. Erschrocken blieb ich stehen. Woher wußte ich plötzlich, dass diese Menschen auf diese Weise gestorben sind. Keiner hatte es mir gesagt und dennoch war ich mich so sicher. Vögel flogen erschrocken auf und im selben Augenblick sprang eine Kreatur aus dem Baumwipfel heraus. Es war eine Art Hund oder Wolf der auf zwei Beinen stand und mit Messern bewaffnet war. Aber meiner Meinung nach hätten seine Klauen auch gereicht. Er knurrte und ein ganzes Rudel von vielleicht zwanzig dieser Hunde sprangen zu mir herab und kreisten mich ein. Toll, so etwas hatte ich mir schon immer gewünscht, live bei einem Hundekampf dabei zu sein, nur war ich unglücklicher Weise mitten unter ihnen. Und nach ihren Mäulern und der herunter tropfenden Sabber zu urteilen waren sie sehr hungrig. "Du siehst zum Fressen gut aus." Toll, ein Kompliment von einem sabbernden Hund zu bekommen, davon träumt mit Sicherheit jedes Mädchen. Als sich die Meute auf mich stürzte, erschienen wieder die kleinen Wasserdrachen und ich streckte sie nach und nach mit meinem Schwert nieder. Nachdem ich drei der Bestien erledigt hatte, beschlossen sie mich aus einiger Entfernung zu beobachten. Meine Arme und Beine hatten kleine Schnittwunden durch die Messer erhalten und der Geruch von Blut schien sie nur noch mordlustiger zu machen. Wo war nur Takashi, wenn man ihn brauchte. Alles muß man selber machen, typisch Menschheit. Was dachte ich da eigentlich. Ich war auch ein Mensch und trotzdem hatte ich mich soeben über sie gestellt. Was passiert nur mit mir? Auch wenn ich es bis jetzt ignorieren konnte, aber mir wurden mit einem Male Dinge bewußt, die ich als Mensch nicht wissen konnte. Selbst meine Seele veränderte sich langsam im Strom der Zeit. Die Hundekrieger blieben in einem Halbkreis von etwa 50 Metern stehen. Das Schwert fest entschlossen in der Hand haltend, blickte ich mich immer wieder nach allen Seiten um. Wenn sie alle zugleich angriffen hatte ich wohl kaum mehr eine Chance. Ich saß in der Falle. Und selbst wenn ich entkommen könnte, würden sie sich an den Jahrmarktsbesuchern vergreifen. Was soll‘s, anscheinend war es mein Schicksal, gegen sabbernde Hunde zu kämpfen. Ich seufzte. Ich war wohl zu sehr in meinen Gedanken versunken, denn alles was ich merkte war, wie plötzlich eine tote Bestie neben mir zu Boden fiel. Ich konnte gerade noch mit einem Sprung zur Seite den Klauen des toten Monsters entgehen. Der Tod eines weiteren Mitstreiters gab ihnen den Anlaß anzugreifen. Mit Geheul rannten und sprangen sie nun alle auf mich zu. Auch wenn sie ein wenig plump wirkten, waren sie sehr schnell. Nach meinem Geschmack sogar etwas zu schnell. Während ich sie nach und nach zu Boden streckte, mußte ich immer wieder den Wurfdolchen ausweichen und gleichzeitig die Klauen im Auge behalten. Ich trat ihnen immer wieder vor ihre feuchten Schnauzen, um sie solange auf Abstand zu halten, bis mein Schwert mit einem anderen fertig war. Letzten endes machte ich mir aber nur selbst etwas vor, wenn ich mir sagte, dass ich es schaffen könnte. Es waren einfach zu viele und mit jedem Schlag wurde mein Schwert schwerer und meine Hand gab immer mehr der großen Belastung nach. Schließlich passierte, was passieren mußte. Einer der Hunde schlug mir das Schwert in einem unachtsamen Augenblick aus der Hand. Klar, ich hatte mich gut geschlagen und auch viele niedergestreckt, aber nun hatten sie mich in die Ecke gedrängt und ohne Schwert würde ich vielleicht noch ein bis zwei Minuten zu leben haben, wenn ich Glück hatte. Der Halbkreis teilte sich und ein silbergrauer Wolfshund trat zu mir hervor. Er war etwas größer und hatte eine Narbe, wohl aus einem früherem Kampf, im Gesicht und nach der Achtung zu urteilen, die ihm die Anderen entgegenbrachten, war er wohl ihr Anführer. Er sog die Luft ein und kam dann auf mich zu. Mein Schwert wurde von einem Wolfshund in einiger Entfernung gehalten, und war somit außerhalb meiner Reichweite. Und der Grauhaarige wußte das. Eigentlich waren sie bewundernswert. Wer hätte gedacht, dass sie in der Lage waren, Kleidung zu fertigen oder auf solch geschickte Weise mit dem Wurfdolch umzugehen. Und ich mußte zugeben, dass sie gut darin waren, schließlich hatten sie mir etliche Schnittwunden beigebracht. Der Graue zog einen seiner Dolche und kam immer weiter auf mich zu. Trotz ihrer scheinbaren Intelligenz schienen sie noch nie etwas von Mundwasser gehört zu haben. Angewidert verzog ich bei seinem Maulgeruch das Gesicht. Sein Atem war warm und beißend. Er grinste nur noch böse und holte zum tödlichen Stoß aus. Etwas grunzte und als ich meinen Kopf wieder hinter meinen Armen, die ich schützend vor mein Gesicht gehalten hatte, senkte, um nachzusehen, was los war, war das Chaos ausgebrochen. Die Horde sprang aufgeregt durcheinander und rief sich wirres Zeug zu. Als mein Blick wieder zum Grauhaarigen wanderte stockte ich. Er hatte ein blaues mit Schuppen besetztes Etwas im Gesicht und fuchtelte wild um sich, in der Hoffnung, es irgendwie abschütteln zu können. Der Schwanz in seinem Gesicht kam mir bekannt vor, aber ich war einfach zu fertig, um noch richtig klar denken zu können. Erst jetzt machte sich die körperliche Erschöpfung bemerkbar und selbst das Aufstehen bereitete mir Schwierigkeiten. Ich berührte wie durch Zufall mein Gesicht und erst jetzt wurde ich der kleinen Wunden gewahr. Und sie taten weh. Der Graue hatte es schließlich geschafft, dieses blaue Etwas zu packen und war gerade im Begriff, es von sich zu schleudern. Im selben Moment, in dem ich mich vollends aufgerichtet hatte, krachte das geschuppte Wesen neben dem Baum zu meiner Rechten. Als es an mir vorbei flog, erkannte ich es und mir gefror das Blut in den Adern. Es war Seg! Der Kleine hatte es nur gut gemeint und wollte mir helfen, und nun lag er leise wimmernd am Boden und regte sich kaum. Der Graue hatte ein freudiges Funkeln in den Augen, als er den Drachen am Boden liegen sah. Ich erwiderte seinen Blick und schwor mir, ihm dafür das Leben zu nehmen. Ich sah mich suchend nach meinem Schwert um. Es war fallen gelassen worden, wohl vor Schreck, und lag nun nur wenige Schritte von mir entfernt auf dem Boden. Ich sprang in Richtung Schwert aber der Graue hatte dies wohl erwartet. Noch ehe ich es erreicht hatte, wurde ich bereits am Bein gepackt und davon weg gezerrt. Ich krallte meine bloßen Finder in den Blut getränkten Boden und versuchte die wenigen Zentimeter, die mir noch fehlten, zu überwinden. Vergebens. Die Krallen schnitten mir tief ins Fleisch und zogen mich beständig von der errettenden Waffe weg. Ich mußte mir also was anderes einfallen lassen, um nicht als Hundefutter für diese Bestien zu enden. Wenn ich mich nicht irrte, war die schnauze eine der empfindlichsten Stellen bei einem Hund. Also trat ich zu. Jaulend ließ er los und ich versuchte erneut das Schwert zu erreichen. Gerade als sich meine Hand um den Griff klammerte stellte sich einer der Hunde darauf. Und es tat weh, mal wieder. Ich wagte es erst nach ein bis zwei Sekunden nach oben zu sehen und wie erwartet gefiel mir es überhaupt nicht. Sabber tropfte mir ins Gesicht und ich senkte den Kopf wieder. Mir war schlecht. Ich verspürte einen Ruck und bevor ich wußte, was überhaupt geschah, bekam ich einen Tritt in den Magen, dass ich fünf Meter durch die Luft geschleudert wurde. Als ich meinen Kopf zur Seite legte und die Augen öffnete sah ich Seg, der mich aus Augen betrachtete, denen man ihren Schmerz und die Qual deutlich ansah. Mir tat das alles so leid. Ich hätte es sein sollen, der da jetzt lag. Takashi hatte doch gesagt, ich solle ihn beschützen. Und nun lag das kleine Schuppentier vor mir auf dem Boden und wagte es nicht einmal mit dem Schwanz zu wedeln. Ich hatte versagt. Mir tat das alles so furchtbar leid. Gegen meinen Willen traten mir die Tränen in die Augen. Ich hatte ihn oft geärgert oder nicht besonders gut behandelt, eben auf meine Art und Weise geneckt. Wie gerne würde ich jetzt seine Schmerzen erdulden. Mir kamen immer mehr Tränen und ich glaube ich habe ihn auch weinen gesehen. Der Graue packte mich an den Haaren und zog mich in die Höhe. Ein Zweiter trat von hinten an mich heran und hielt mich fest. "Diesmal entkommst du mir nicht." Der Graue zog erneut einen der Dolche, aber noch bevor er wußte, was geschah, geschweige denn, dass ich es wußte, bohrte sich bereits die Klinge eines Schwertes in den Kopf meines Hintermannes. Er hatte gut gezielt und wehe ihm, wenn das nur durch Zufall so präzise geworfen worden war. Noch ehe der Hund zu Boden sank ergriff ich bereits das Schwert, bahnte mir einen Weg durch die Meute. Ich war unglaublich wütend auf sie. Sie hatten es doch tatsächlich gewagt, meinen Drachen anzugreifen und ihm weh zu tun. Wenn ihm jemand weh tat, dann war das immer noch ich! Ich durfte ihm als einzige am Schwanz und an den Ohren packen und daran herum ziehen. Das war einzig und allein mein Privileg. Als erstes suchte ich den Kerl mit meinem Schwert. Ich brauchte noch nicht einmal lange danach zu suchen. Der Hund hatte es in der Aufregung fallen gelassen und war in dem buntem Chaos verschwunden. Ich hob mein Schwert wieder auf und begann die restlichen Wolfshunde mit zwei Schwertern zugleich zu bearbeiten. Trotz ihrer guten Verteidigung und Angriffstechniken fiel nach und nach jeder Einzelne. Nachdem ich drei oder vier getötet hatte, trat ein schwarz gekleideter Junge neben mich. "Gibst du mir mein Schwert wieder?" Ich reichte ihm das Schwert. Erst jetzt viel mir auf, dass es einer Kopie meines Schwertes glich. Aber eben nur fast. Ich hatte keine Zeit, um mir meinen Helfer genauer anzusehen oder mir wegen des Schwertes Gedanken zu machen. Nach und nach fielen auch die Stärksten unter den Hieben meines Schwertes. Und der Fremde hielt mir solange den Rücken frei. Am ende einer erbitterten Schlacht war der Boden vom Blut der Feinde getränkt und nur drei hatten es bis jetzt überlebt. Es blieb nur noch der Graue übrig. "Tarô!" Der Graue knurrte nur diesen einen Namen und trug mit bloßen Blicken einen Kampf mit meinem Helfer aus. Dann drehte er sich plötzlich auf seinen Hinterbeinen um und rannte in Richtung Brunnen. Es war ja schon erstaunlich genug, dass den Kampf bis jetzt keiner bemerkt hatte, dabei hatte es mehr als genug Todesschreie gegeben. Aber wenn diese Bestie dort auftauchte und ein Blutbad veranstaltete wären meine ganzen Bemühungen umsonst gewesen. Ich wollte hinterher rennen und ihn stellen und schließlich besiegen, aber ich blieb rasch wieder stehen. Seg lag noch immer am Boden, es war nicht richtig, ihn jetzt einfach zurückzulassen, hatte der Kleine schließlich wegen mir seine Schuppen riskiert. "Keine Angst. Tarô kümmert sich um ihn. Versorge du erst einmal deinen Freund und komme dann nach." Noch bevor ich meinen Atemzug beendet hatte war er bereits verschwunden. Mein neuer Freund hieß also Tarô. Ich ließ mich vor meinem geschuppten Freund nieder und strich ihm vorsichtig über den Kopf. "Du bist der wohl leichtsinnigste Drache, den ich kenne." Er grinste und grunzte leise. "Ja, O.K., du bist der einzige Drache, den ich kenne, ich weiß. Danke." Ihn da so liegen zu sehen und zu wissen, dass man nichts tun konnte, zerriß mir das Herz. Und ich begann wieder zu weinen. Meine Tränen wurden vom Boden geschluckt. "Komm ich bringe dich nach hause." "Geh lieber zu Tarô und hilf ihm, sein Gegner ist stark! Ich kümmere mich solange um Seg." Ich senkte meinen Blick und starrte auf die Erde. An der Stelle wo eigentlich meine Tränen hätten sein müssen, lachte mir nun ein kleiner Wassergeist in Form einer Nixe entgegen. "Ich bringe deinen Freund nach hause. Und nun geh!" Ich wischte mir lächelnd die Tränen aus dem Gesicht, schnappte mir mein Schwert und rannte hinter Tarô her. Er hatte ihn nach dem Geschrei der Menschen nach zu urteilen nicht rechtzeitig einholen können. Nun gut, der Graue wollte einen Kampf, dann würde ich ihm diesen Kampf auch liefern. Tarô hatte den Wolfshund erst am Brunnen stellen können. Die Menschen waren viel zu entsetzt, als dass sie hätten weglaufen konnten. Eigentlich hatte ich einen offenen Kampf vermeiden wollen, ich konnte nur hoffen, dass mich eventuelle Mitschüler nicht erkannten. Ich stand im Schatten eines Baumes verborgen und wollte gerade eingreifen, als ein weiterer Wolf aus dem Unterholz brach und Tarô in den Rücken fallen wollte. Er war zu weit entfernt als dass ich ihn aufhalten konnte. Kurzerhand schleuderte ich dem Wolf mein Schwert in den Rücken und brach ihm somit das Genick. Wenn ihr euch jetzt fragt, seit wann ich so gut zielen kann, muß ich euch enttäuschen. Ich weiß es selbst nicht. Ich sprang mit ihnen auf den Platz, als noch weitere Wölfe aus den Schatten der Bäume hervor brachen. Tarô beobachtete das Geschehen. Der Graue grinste einfach nur und verpaßte ihm im Augenblick der Unachtsamkeit einen kräftigen Tritt in den Bauch. "Kümmere du dich lieber um den Wolf da. Ich halte dir die Anderen solange fern." Und schon ging die wilde Schlacht los. Der Graue war klug genug nicht seine gesamten Männer auf uns zu hetzen, sondern hatte einen kleineren Trupp im Wald zurückgelassen. Und da soll noch einmal jemand sagen, Tiere könnten nicht auf höherer Ebene denken. Zum Glück waren es nur fünf Angreifer, denn langsam verlor mein Körper an Kraft. Eine der Bestien kam mit raschen Schritten auf mich zu gerannt. Ich blickte es kampflustig an, bis mir plötzlich einfiel, dass mein Schwert ja noch im Körper eines Feindes steckte. Ich schluckte. Dann rannte ich in Richtung Hundekadaver, sprang über einen der Hunde, wich den Krallen eines anderen aus und schnappte mir im Hechtsprung mein Schwert. Diesmal fiel es mir schwerer, die Angriffe abzuwehren und gleichzeitig zu treten und zu stoßen bis mein Schwert sie niederstreckte. Dieses Mal waren die Angreifer besser trainiert. Inzwischen hatten sich die meisten Besucher aus ihrer Erstarrung gelöst und waren davon gerannt, um sich in Sicherheit zu bringen. Trotzdem waren viele leichtsinnig genug, aus einiger Entfernung heraus das Geschehen zu verfolgen. Manche der Wolfshunde hatten das durchaus bemerkt und versuchten sie zu erreichen. Nun mußte ich versuchen, die anderen abzuschütteln und den einen niederzustrecken. Schließlich waren auch diese letzten Fünf besiegt. Ich beschloß mich auf dem Rand des Brunnens eine Weile auszuruhen, um neue Kräfte zu sammeln. Derweil kämpfte Tarô noch immer mit dem Grauen. Aber gerade als ich zu ihm hinüber blickte, fand der Graue seinen Tod. Diese Schlacht war nun endgültig geschlagen. Erst jetzt, nachdem die Anspannung endlich nachließ, machten sich die vielen schmerzhaften Wunden bemerkbar. Die meisten Menschen waren nun endgültig geflüchtet. Nur wenige waren noch da. Unter ihnen befand sich auch Takashi. Mit ihm würde ich später noch ein Hühnchen rupfen, aber vorerst mußte ich hier verschwinden, bevor die Polizei hier ankam. Ich verschwand wieder in der Richtung, aus der ich gekommen war. Nach einer Weile trat Tarô neben mich. "Wer bist du?" "Ich bin der Dunkelelementar." Noch bevor ich nach der Bedeutung seiner Worte fragen konnte, war er auch schon wieder verschwunden. Mit dieser Schlacht hatte ich der Gegenseite nun offiziell den Krieg erklärt. Unter Bäumen stehend unterhielten sich zwei Silhouette miteinander. "Die Zeit ist noch nicht da, um einzugreifen. Warten wir noch etwas. Noch ist sie nicht auf unsere Hilfe angewiesen." Nun schwiegen wieder die beiden schattenhaften Gestalten und verschwanden lautlos in der Nacht. "Dieser Wasserelementar entwickelt sich ja zu einem richtigen
Berserker im Kampf. Interessant. Höchst interessant." Tekino räkelte
sich auf seinem Thron.
Dann wurde es wieder still im Saal. Normalerweise verschlang die
Dunkelheit das wenige Licht, das die Flammen entsandten, vollkommen. Nur
an einer Stelle wurde es von einem langen metallenen Gegenstand zurück
geworfen. Aber auch dieser verschwand nach einer weile des Schweigens wieder.
© Teufelchen
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