Last Dragon Warriors von Teufelchen |
Kapitel 7 - Der Streit |
Als ich nach Hause ging, hatte es bereits angefangen zu regnen. Zwischen Gehweg und Straße bildeten sich immer größere Pfützen. Der Himmel hatte sich verdunkelt und wirkte immer bedrohlicher. Sicher würde es bald ein Gewitter geben; zu meiner Stimmung paßte es ja. Wie sollte ich mein Aussehen nur meinen Eltern erklären? Der Regen wurde immer stärker. Ich eilte die Straßen entlang, um so schnell wie möglich nach Hause zukommen. Ich bahnte mir stur meinen Weg durch das Naß, ohne darauf zu achten, wohin ich trat. Regentropfen stürzten sich in das Grau der Pfützen und mein Blut gesellte sich zu ihnen. Das Fest hatte damit ja nun ein jähes Ende gefunden. Die Polizei, der Freund und Helfer, war inzwischen sicher schon vor Ort und untersuchte die Leichen. Sie würden Zeugen brauchen, nur würden die meisten zu verstört sein, als dass man sie nach den Geschehnissen befragen könnte. Ich schmunzelte bei dem Gedanken wie sie versuchten, die Presse davon abzuhalten, den Ort des Verbrechens nicht gleich nieder zu rennen. Papa würde sich sicher die Haare raufen, wenn er erfuhr, dass ich live vor Ort gewesen war, aber mich zufällig an kaum etwas erinnern konnte. Was morgen wohl in der Zeitung darüber stehen würde? Sicher würde ich auf der Titelseite der Zeitungen zu finden sein. Ich stockte. Sicher war auch die Presse anwesend gewesen, was, wenn man mich fotografiert hatte und ich morgen in allen Zeitungen zu sehen war? Das wäre eine Katastrophe. Es durfte einfach keinen Beweis für meine Existenz geben. Ich glaubte nicht, dass jemand die Geschehnisse verstehen würde. Ich würde von der Schule gehen müssen; ohne Abschluß. Ich wollte nicht auf diese Weise bekannt werden. Ich hatte meine eigenen Träume und Wünsche und ich wollte nicht, dass diese zerstört wurden. Ich würde morgen als erstes die Zeitungen wälzen müssen, danach würde sich alles andere ergeben. Der Regen wurde so heftig, dass er mit fast die Sicht nahm. Man konnte kaum von Laterne zu Laterne blicken, trotzdem blieb mein Schritt gleich. Morgen war schulfrei. Ich würde also ungestört schlafen können. Auch hoffte ich, dass der Regen das Blut aus meinen Sachen und Haaren wusch. Die Kratzer waren tief. Ich wollte nur noch nach Hause zu meinen Eltern, in Sicherheit. Aber ich wußte, dass ich ab sofort nirgends mehr wirklich sicher sein konnte. Ich seufzte. Der Regen spülte den Schmutz der Stadt davon und langsam verflog auch der Zorn auf Takashi. Im Grunde tat er richtig daran, mich selbst Kämpfen zu lassen. Klar, Freunde sind wichtig, aber wenn ich von selbst nicht stark genug war, konnte ich sie auch nicht beschützen. Ich hatte noch immer den Geruch von fremdem Blut in der Nase. Das erregte mich irgendwie. Und wieder veränderte ich mich, ohne dass ich es merkte. Als ich schließlich vor meiner Haustür stand, war mein Zorn verfolgen. Ich war schlicht und einfach zu müde, um mich weiter über solche Dinge zu ärgern. Es war nun einmal passiert, das mußte ich akzeptieren. Ich kramte in meiner Hosentasche nach dem Haustürschlüssel ohne ihn zu finden. Schließlich war ich so entnervt, dass ich in meinem Frust gegen die Hauswand trat. Im selben Moment fiel ein Lichtstrahl auf mein Gesicht und Vater blickte mich von Drinnen her an. Wir sahen uns ein paar Sekunden lang verdutzt an und nach einer Weile gab Papa den Hauseingang frei und ich trat ein. Meine Sachen waren blutig und zerrissen und er machte trotzdem keine Anstalt, mich auszufragen was passiert sei. Wahrscheinlich hatte ihm Mutter zuvor in einer Diskussion energisch ausreden müssen, mich sofort auszufragen. Aber ich war ihm nicht böse. Er zeigte seine Sorgen eben auf eine etwas andere und seltsame Art und Weise und das gute daran war, dass er wußte, dass ich es wußte. Ich trat ein und wir wandten uns beide schweigend dem Wohnzimmer zu. Meine Schuhe quietschten selbst noch auf dem Teppich des Flures und hinterließen eine nasse Spur aus Dreck und Blut. Vor der Stube zog ich sie auf recht umständliche Weise, möglichst ohne mich bücken zu müssen, aus und wollte gerade auf einer Decke platz nehmen. Doch noch bevor ich mich setzen konnte sprang mir meine besorgte Mutter entgegen und nahm mich erst einmal in die Arme, wohl mehr um sich selbst als mich zu beruhigen. Ich war viel zu benommen, um mich von selbst aus dieser Umarmung zu befreien, selbst ein Brecheisen hätte mich hier nicht weiter gebracht. Vater hatte auf dem Sofa platz genommen und trank eine Tasse Tee. Er wußte nur zu gut, dass meine Mutter für einen Abend wie diesen schwierig genug war. Aber wer kann ihr diesen Instinkt denn auch übel nehmen. Ich ließ mich einfach drücken, ohne mich zu wehren, auch wenn es weh tat. Ich fühlte durch den Stoff hindurch wie mein Blut langsam meinen Körper hinab perlte und langsam aber stetig den Boden tränkte. Langsam ging mir der Sauerstoff aus, so fest drückte sie mich, aber es war nicht mein Vater, der mich aus der Umklammerung befreite. Die Anstrengung und der Blutverlust taten ihr übriges und mir schwindelte. Alles was ich noch von diesem Abend wußte, war, dass mich jemand sanft aber beständig auf den Arm nahm und mich sachte, ja fast schwebend, die Treppe hinauf in mein Zimmer trug. Von den starken Armen getragen begann es schwarz vor meinen Augen zu werden und ich schloß sie. Die Sonne schien auf mein Gesicht, wenn auch nicht stark, so dennoch stark genug, um mich zu wecken. Ich schlafe nicht besonders lange, wenn es draußen bereits hell wird. Besonders wenn ich müde bin, aber nicht schlafen kann wird mir dies zum Verhängnis. Als ich mich aufrichtete und mir das letzte bißchen Schlaf aus den Augen strich, lag ich in meinem Bett, als sei das von gestern nie passiert. Und es schien auch sonst nichts darauf hin zu deuten, wäre da nicht ein kleiner Schönheitsfehler gewesen. Ich trug ein dunkles Herrenhemd, welches von nur einem einzigen Knopf zusammengehalten wurde. Ich konnte mich nicht erinnern, dass es mir gehört oder mein Vater ein Hemd dieser Farbe besaß. Aber es paßte gut zum Bettbezug. Ich mußte über diesen Gedanken schmunzeln. Ich streckte mich routinemäßig und vergaß ausversehen, wie knapp ich nur bekleidet war. Ich vernahm ein Geräusch rechts neben mir und blickte instinktiv hinüber. Geschockt durch das, was ich sah, vergaß ich meine Arme wieder herunter zu nehmen. Erst als mein Gegenüber errötet den Kopf abwandte riß ich meine Arme vor die Brust. "Was suchst du hier in meinem Zimmer?" Eigentlich hatte diese Frage erbost klingen sollen. Als hätte er diesen Gedanken lesen können, grinste er mich frech an. "Es ist schön spät am Morgen, du solltest dich anziehen und nach unten kommen. Das Frühstück ist sicher schon kalt." Nach halb im Halbdunkel des Zimmers verborgen stand in meiner Nähe ein junger Mann. Was er in meinem Zimmer suchte, wußte ich nicht. Ich konnte nur raten, warum er oben ohne vor mir stand. Ich wurde rot und mußte lachen, bei dem Gedanken an seine hübschen Bauchmuskeln. Ich hatte ja mit einigem gerechnet, trotzdem erstaunte mich seine Antwort. Ich hatte eher an etwas gedacht wie 'Schlafmütze, steh auf, draußen wartet ein ganzes Rudel mit dem du kämpfen mußt' oder 'Nette Aussicht hat man vor hier aus'. Natürlich hätte ich ihm bei der letzten Antwort eine Ohrfeige verpaßt, schließlich bin ich ein anständiges Mädchen! Mein Gegenüber drehte sich um und wandte sich der Tür zu. In dem Moment, als er sich umdrehte, erkannte ich ihn wieder. Er schien bei Tageslicht jünger, hatte von seiner eigentlichen Männlichkeit nichts eingebüßt. Ich glaubte in ihm den schwarz Gekleideten wieder zu erkennen. Ich fragte mich nur, was er hier in meinem Zimmer tat. Ich blickte fragend zu meinem zerwühlten Bett hinüber. Hob eine Augenbraue ungläubig an und verscheuchte diesen Gedanken wieder. Nachdem er weg war ging ich, noch immer benommen, ins Bad. Ich brauche meist so fünfzehn bis zwanzig Minuten, um mich fertig zu machen. Viele Jungs werden jetzt sicher denken 'typisch Mädchen', aber ich kannte auch Jungs, die sicher noch viel länger im Bad zubrachten als ich. Ich betrachtete mich verschlafen im Spiegel und hing meinen Gedanken nach. Schließlich gelang es mir, mich zum Duschen durchzuringen. Ich öffnete den Knopf und ließ mein Hemd achtlos auf den Boden fallen. Unser Bad ist nicht groß genug für beides, aber Papa hatte einen Vorhang an der Badewanne angebracht, so dass man nun auch bequem duschen konnte. Kaum stand ich unter der Dusche und wollte das wohltuende Naß genießen, mußte ich schon wieder vorzeitig weichen. Ich sprang beinahe noch im selben Moment wieder hervor. Dabei prallte ich gegen den Wäschekorb und die ganze Wäsche verteilte sich im Bad. Keuchend lehnte ich gegen den umgekippten Korb und rang nach Atem, während ich meine Arme vor Schmerz fest umklammert hielt. Ich sah nach gegenüber zur Dusche. Oben, aus der Brause, quoll eine Art gelber Schleim. Als dieser mit meiner Haut in Berührung gekommen war, hatte er sich zu einer sehr starken Säure entwickelt, welche sich nun durch mich hindurch zu fressen schien. Wahrscheinlich irrte ich mich in diesem Punkt, Tatsache aber war, dass er in meinen Wunden geradezu höllisch weh tat und mir die Tränen in die Augen drangen. Mir wurde warm, ich glühte als hätte ich 40 Grad Fieber und Schweiß begann meinen ganzen Körper entlang zu laufen. Auch mein restlicher Körper begann wieder zu schmerzen und schließlich lag ich mich krümmend am Boden. Irgendwann trat jemand auf mich zu. Ich hatte schon die ganze Zeit gewußt, dass er da war. Er hob mich auf, warf mir ein Hemd über und nahm mich in den Arm, während er mich hin und her schaukelte und beruhigend ein Lied summte. Ich weiß nicht, wie lange wir so auf dem Boden kauerten, aber seine Worte schienen zeitlos zu sein. Vielleicht waren sie es ja auch. Ich weiß es nicht. Aber sie trockneten meine Tränen und auch der Schmerz klang ab, und das war in dem Moment das wichtigste für mich, und nicht etwa wie er hier herein gekommen war und was er alles gesehen hatte. Meine Hand hörte auf, sich in sein T-Shirt zu krallen und seltsamer Weise blieb es auch nach den vielen Tränen noch immer trocken. Sein Name klang für mich irgendwie nach einem Drachen, einem schwarzen Drachen. Es war Tarô. "Tarô, was machst du hier? Warum ist der Schwarze Krieger in meinem Haus?" "Mein Name ist zwar Tarô, aber ich kenne keinen Schwarzen Krieger." "Du konntest mich noch nie gut anlügen. Egal was du auch sagt, ich weiß, wer du bist." "Ich weiß nun wirklich nicht, wovon du redest. Ich bin der Assistent deines Vaters, er nahm mich mit, um mich zum Essen einzuladen." Ich sah ihn ungläubig an und machte einen symbolischen Schritt zurück. "Wie kommst du ins Bad herein, wo ich doch die Tür abgeschlossen habe!" "Wieso Bad? Wir sind nicht im Bad, wir stehen auf dem Flur!" "Was?! Das kann nicht sein! Ich bin mir ganz sicher, dass ich im Bad bin!" Ich sah mich um. Er hatte Recht, ich war nicht mehr im Bad nur konnte ich mich nicht erinnern, es verlassen zu haben. Ich öffnete die Badtür, um mich selbst von der Wahrheit zu überzeugen. Tatsächlich, als ich die Tür öffnete, war alles normal. Der Wäschekorb stand wie zuvor und auch in der Dusche befand sich nur ganz normales Wasser und Seifenschaum. Ich schloß die Tür wieder. Ob das alles nur ein Tagtraum gewesen war? Aber es schien alles so real. Das Wasser war mir real vorgekommen, ja sogar meine Angst und die Schmerzen fühlten sich echt an. Und ich spürte noch immer seinen flüchtigen Kuss auf meinen Lippen. Hatte ich mir alles nur eingebildet? Sicher hatte mir mein Geist nach der gestrigen Anstrengung nur einen Streich gespielt. Eine andere Möglichkeit durfte es dafür nicht geben. Es konnte nicht sein, dass sich binnen eines Wimpernschlages alles so schnell änderte. Mein Magen begann aufzumucken und Schmerz breitete sich in mir aus. Mir war alles zu viel. Mich durchzuckten Krämpfe und ohne dass ich es wollte, sank ich zu Boden. Tarô fing mich auf. Ich konnte spüren, wie sich fieberhafter Schweiß wie ein Schleier über meinen Körper bildete. Ich fühlte mich krank und ausgelaugt. Ich fühlte mich so verwirrt. Es schien, als könnte ich Traum und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten. Und immer mehr trieb es mich in den Wahnsinn. Was würde ich jetzt nicht alles dafür geben, um jenen schicksalhaften Tag ungeschehen machen zu können. Ich seufzte. "He, ist alles in Ordnung?" "Ich weiß es nicht. Ich fühle mich irgendwie ... komisch." "Das vergeht sicher gleich wieder. Vielleicht hilft es ja, wenn du etwas ißt und trinkst." Vorsichtig half er mir wieder auf die Beine, dabei wollte ich nicht. Er zwang mich dazu. Ich wäre so gern weiter abgedriftet, dann hätte alles ein Ende gehabt. Nur ließ er mich nicht. Es kam mir so vor, als wollte er, dass ich litt. Noch immer benommen wurde ich von ihm in die Küche gezogen. "Ah", sagte mein Vater, "da bist du ja. Ich hoffe, du verzeihst es deinem alten Herrn, dass er Tarô bat, dich zu holen." Er lachte. Ohne ein weiteres Wort nahm Tarô neben meinem Vater platz. Ich setze mich ihnen gegen über, blieb aber stumm. Meine Mutter brachte das Essen. Gerade als ich hungrig darüber herfallen wollte, schlug ich die Augen auf und blickte an meine Zimmerdecke. Ich wußte, dass ich ein Hemd trug, welches von nur einem Knopf zusammen gehalten wurde. Aber genauso gut wußte ich auch, dass Tarô diesmal nicht da war. Ich griff wahllos nach ein paar Sachen, zog mich an und ging dann frühstücken. Am Tisch saß Papa und kritzelte fleißig an einem Bericht. Er schrieb fein säuberlich wie immer. Alles schien normal. Ich verließ das Haus, um nachzudenken, irgendwie mußte ich versuchen, meinen Kopf frei zu bekommen. Als ich das Haus verließ blickte mich Tarô von der anderen Straßenseite her aus einer Telephonzelle an. Ich ging bis zum Gartentor und trat auf die Straße hinaus. Ich wollte nicht mit ihm sprechen, aus Angst, dass es doch nicht nur ein Traum gewesen war. Ich merkte, dass er zu mir herüber sah. Er trat aus der Telephonzelle heraus und blickte traurig zu mir herüber. In dem Moment als er mich ansprechen wollte, trat Takashi von der Seite an mich heran und sprach mich an. Er lehnte an der Mauer und sah mich abwartend an. "Was treibt dieser Kerl bei euch im Haus?", fragte Takashi mißmutig und deutete damit mit einem verächtlichen Kopfnicken zur anderen Straßenseite hinüber. "Bitte was?" "Na der da drüben. Du weißt genau, wen ich meine." "Ich kann es mir denken. Was hast du gegen Tarô? Er scheint mir doch ganz in Ordnung zu sein." "Du hast ja keine Ahnung, mit wem du dich da eingelassen hast!" "Ich hab mich auf gar nichts eingelassen!" "Und warum hast du seinen Kuss nicht abgewehrt?" Diese Frage erschlug mich. "Wie, wie kommst du darauf, dass ich ihn geküsst habe?", stammelte ich verwirrt. Von diesem Augenblick an war ich geistig so weggetreten, dass ich keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen konnte. "Keiko", begann er zu stammeln, "ich liebe dich. Als du ihn küßtest tat es mir in der Seele weh." "Das ist unmöglich, das war doch alles nur ein Traum; nicht real. Oder!?" Ich sah Tarô mit großen Augen an. Ich war entsetzt und bekam Angst. Ich konnte seine Lippen noch immer auf meinen spüren und ich begann mich zu fragen, wo er so zu küssen gelernt hatte. Ich wurde rot. Ein Auto fuhr an uns vorbei und für einen kleinen Augenblick schwiegen wir. Kaum war das Auto hinter der nächsten Kurve verschwunden, stand Tarô plötzlich auf unserer Straßenseite. Ich hatte ihn gar nicht die Straße überqueren sehen. "Es kommt auf den Betrachter an, was real und nur ein Traum ist. Im Grunde ist dieser Tag wirklich passiert, nur für den Rest der Welt nicht.", erklärte Tarô. "Toll..." Nun mischte sich auch Takashi wieder ein. "Keiko, warum machst du so etwas? Er ist der Feind, er arbeitet für das Böse, das pure Böse! Ich liebe dich, das weißt du, und trotzdem küßt du ihn!" "Es war doch keine Absicht, es kam alles so plötzlich. Ich stand unter der Dusche und wurde angegriffen. Als ich stürzte half er mir." Ich war verwirrt, aber ich war nicht sicher, ob es meine Gegenüber nicht noch mehr getroffen hatte. "Und außerdem hast du nie versucht, mir diene Gefühle nahe zu bringen! Das hat keiner von euch je versucht, also hört auf, mir Vorwürfe machen zu wollen!" "Momentmal, heißt das, er hat dich nackt gesehen?" "Ja, das habe ich. Hast du ein Problem damit?" "Ja, das hab ich! Sie ist meine Freundin und nicht die deinige!" "Ach ja?" "Ja!" "Das werden wir ja sehn. Komm her und stehe deinen Mann!" "Wenn du einen Kampf willst, dann sollst du ihn haben!" Ich räusperte mich. "Meint ihr nicht auch, dass ich da auch noch ein Wörtchen mitzureden habe? Ich versteh echt nicht, was ihr euch so denkt. Es ist so schon alles kompliziert genug für mich, da müssen sich meine Freunde nicht auch noch streiten." "Du willst damit doch hoffentlich nicht sagen, dass diese Witzfigur da dein Freund ist?" Tarô blickte böse zu Takashi hinüber. Takashi sah zu mir herüber. "Du solltest dich entscheiden, wem du dein Herz schenkst", sagte er mit fester Stimme. Ich aber konnte das leichte Zittern, während er sprach, dennoch deutlich spüren. "Ich hab nie gesagt, dass ich irgend jemands Freundin bin!" "Wenn das so ist", sagte Tarô, "werde ich so schnell verschwinden wie ich in dein Leben trat, entschuldige, wenn ich dir Probleme bereitet habe." "Wagt es bloß nicht, jetzt einfach zu verschwinden!" "Ich bin verliebt. Du hast mir mein Herz gestohlen, nur will ich es gar nicht mehr zurück. Schade, dass du es nicht erwidern kannst. Lebe wohl." Mit diesen Worten erschien eine schwarze Pforte und verschlang Tarô. Das Dunkle umschlang ihn und riß ihn mit sich fort. Ich haßte es, wenn man nach solchen Worten einfach floh. Er machte es sich leicht. Und ich blieb in Verwirrung zurück. Er war verliebt. Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken, aber ich konnte nicht anders. Ich seufzte. Was sollte ich jetzt nur tun? Traurigkeit stieg in mir auf und breitete sich immer weiter aus. "Weißt du, es gibt da etwas, was ich dir die ganze Zeit über verschwiegen habe. Es gibt da dieses Mädchen; das liebe ich vom ersten Augenblick an als ich sie sah. Ich weiß nur nicht, ob sie meine Gefühle erwidern kann." "Takashi, was soll das heißen?" "Du solltest dich für einen Weg entscheiden. Wenn du dem Menschen, den du liebst, nie deine Gefühle gestehst, wird es so enden wie bei mir. Ich habe es mich aus Angst nie getraut. Und jetzt scheint es zu spät zu sein." "Ich will keinen meiner Freunde aufgeben müssen. Ihr bedeutet mir dazu einfach zu viel." "Dann hast du nichts dazu gelernt... Ich dachte, dieses Mal würde es anders werden... Du bist dran schuld, wenn diese Welt unter geht, denk daran, wenn du dich schlafen legst." Der Schmerz seiner Worte wurde unerträglich. Warum ich...? Meine Augen schwollen unter den vielen Tränen an und meine verstopfte Nase erschwerte mir das Atmen. Es war Mittag und die Sonne schien wohl gesonnen auf die Menschen
hinab. Ihre Strahlen brachten die Wasseroberfläche zum glitzern und
es schien als würde sie dadurch lebendig werden. Einige Pärchen
hatten sich auf den Wiesen ausgebreitet und ließen sich von Mutter
Sonne wärmen. Nur ich schien eine dicke, fette Regenwolke über
meinem Haupt zu tragen.
"Willst du das wirklich wissen?" Ich klang verschnupft, und noch
immer irgendwie abwesend.
"Tarô!" Eine zornige Stimme hallte durch den Säulengang.
© Teufelchen
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