Tohidoo von Triss
Kapitel VI

Der Wald war schneebedeckt und neblig. Nel konnte kaum den Weg sehen, trotzdem trieb sie ihren Hengst immer wieder an. Sie brauchte nicht vorsichtig zu sein. Sie kannte den Wald wie ihr eigenes Haus. Außerdem, was hatte es schon für eine Bedeutung, ob ihr etwas passierte oder nicht. Und sie hatte es eilig. Sie war auf der Flucht vor der Welt, vor ihrem Leben. Es gab nur einen Ort, der sie schützen konnte.
Plötzlich war der Nebel wie weggeblasen. Links vom Weg, von tiefgrünen Tannen umrahmt, stand die Kapelle. Sie war klein und weiß mit einer Tür aus schwarzem Holz. Obwohl alles um sie herum zugeschneit war, lag auf ihr keine Schneeflocke.
Nel zügelte ihr Pferd und sprang ab.
"Ich brauche ein bisschen Zeit", flüsterte sie liebevoll in sein Ohr und ging hinein.
Drinnen war es dunkel, und es dauerte eine Weile, bis sie die hölzernen Bänke ausmachen konnte. Vom Tabernakel, das auf dem steinernen Altar stand, ging ein schwaches, goldenes Strahlen aus. Es roch nach Weihrauch. Nel streifte ihre Kapuze ab, trat vor den Altar und kniete nieder.
"Hier bin ich", dachte sie. "Hier bin ich, Herr, in meiner Hoffnungslosigkeit."
Sie spürte, wie sie ruhiger wurde, von einer mystischen Wärme umhüllt. Hier konnte sie sich ihrer Verzweiflung hingeben.
"Ich will nicht mehr zurück. Bitte schick mich nicht wieder ins Leben, zu all diesen Menschen, zum Schmerz. Und zum Scham." Tränen liefen ihre Wangen hinunter. "Nimm mich zu Dir! Herr, nimm mich mit! Jetzt sofort. Ich kann einfach nicht mehr," schluchzte sie. "Ich habe keine Kraft mehr, Du verlangst zu viel. Sei barmherzig!"
Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen und weinte. Hier konnte sie endlich weinen, ohne dass sie jemand mitleidvoll oder angeekelt anschaute. Hier war nur sie. Und Gott.
"Nimm mich zu Dir," dachte sie nur noch. "Verzeih mir und nimm mich zu Dir."
"Hör auf!"
Nel fuhr zusammen und schaute auf. Vor ihr stand eine leuchtende Gestalt mit großen, weißen Flügeln. Ein Engel. Sie blinzelte. Ihr Herz schlug wie wild und die Hände begannen zu zittern.
"Du sündigst", sprach die klare Stimme, und es war wie Glockenklang.
"Ich...weiß", stotterte Nel. "Ich kann nur nicht anders."
"Man kann immer anders", erwiderte er und lächelte. Wenn es ein himmlisches Lächeln gab, dann das eines Engels! Nel wurde plötzlich warm ums Herz.
"Bitte verzeih," flüsterte sie benommen.
"Steh auf, Gottes Kind, nicht vor mir sollst du knien und nicht mich um Verzeihung bitten."
Sie tat es ohne den Blick von der strahlenden Gestalt zu wenden.
"Der Herr schickt dich?"
"Unser Herr."
"Warum? Will er mich...trösten?"... "Oder heilen," dachte sie plötzlich.
"Der Herr schickt mich zu seiner Auserwählten." Das Lächeln...
"Aus...ich...waaaas?" Sie traute ihren Ohren nicht. Er schwieg und lächelte immer noch.
"Auserwählt?" flüsterte sie fassungslos, fast ärgerlich.
"Natürlich. Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass dein Leben etwas Besonderes ist?"
Nel schüttelte den Kopf.
"Etwas Besonders?" Es schoss ihr durch den Kopf, dass er einfach der falschen Person erschienen sein musste. "Das ist absurd," dachte sie dann. "Engel irren sich nicht."
Er schwieg immer noch, und Nel spürte, dass er wartete.
"Ich..." Sie hielt inne, holte Atem. "Alle, die ich geliebt habe, sind weg", sagte sie dann langsam. "Meine Familie ist tot, mein Freund hat mich... hat mich verlassen. Und dann diese Krankheit..." Sie deutete auf ihr Gesicht, ihren Körper. "Ich kann es nicht ertragen, wenn die Leute mich ansehen." Sie hob die Augen und schaute ihn an. "Es ist kaum zu ertragen, dass du mich jetzt siehst."
Er schüttelte langsam den Kopf und seine sanfte Stimme war wie Balsam für ihre geplagte Seele.
"Ich sehe die Menschen anders. Ich sehe ihr Herz und ihre Seele, ihren Glauben."
"Was siehst du, Engel Gottes, was siehst du, wenn du mich ansiehst?"
"Verzweiflung, Schmerz. Großen Glauben. Und ein reines Herz."
"Aber... ich habe doch gesündigt! Ich wollte den Tod!"
Er streckte seine schmale, fast durchsichtige Hand aus. Auf ihr lag ein weißes Amulett. Sie nahm es.
"So gehe jetzt und sündige nicht mehr."
Mit einem Mal war es wieder dunkel in der Kapelle. Nel schaute auf das Amulett in ihrer Hand. Es war rund und flach. Und es leuchtete genau wie der Engel.

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"Verdammt, wie lange müssen wir denn noch hier herumirren," stöhnte Ghanas.
Seit Stunden krochen sie durch die feuchten Gänge. Ihm taten schon alle Knochen weh. Taggar sprach überhaupt nicht mehr. Seine Haut schmerzte wieder sehr. Am Schlimmsten stand es jedoch um Dadun. Wegen ihm kamen sie nur sehr langsam voran. Schließlich nahm Taggar ihn auf den Rücken und wechselte sich alle zeitlang mit Ghanas ab. Besonders schwer war der schlanke Baumjunge ja nicht.
Sie fühlten sich wie in einem Labyrinth. Die Gänge gingen auseinander, führten wieder zusammen, schienen manchmal im Kreis zu gehen. Sie liefen blindlings umher, denn schließlich verlor sogar Taggar jegliches Gefühl von Richtung. Ab und zu kamen sie in kleine oder größere Höhlen. Meistens waren sie rund und kahl, nur einige waren geziert mit Stalagmiten und Stalaktiten, von denen klares Wasser tropfte und glitzernde Pfützen bildete.
Als sie wieder einmal eine glatte, trockene Höhle betraten, setzte Moff sich mit einem Seufzer hin.
"Wir müssen uns etwas ausruhen. Es hat keinen Sinn jetzt weiter herumzulaufen. Dadun muss sich unbedingt etwas hinlegen."
"Oooooo ja." Biem ließ sich auf den Hintern fallen. "Ich bin so müde, dass ich kaum noch sprechen kann."
Ghanas schaute sie entgeistert an. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: "Wir werden alle sterben."
Sie hätten gerne ein Feuer angezündet, hatten aber kein Holz. So legten sie sich nah beieinander und wickelten sich in Decken.
"Wie steht’s mit dem Öl in der Lampe?" fragte Ghanas plötzlich. Moff schaute nach.
"Ich glaube, es reicht noch für etwa eine Stunde."
"Na wunderbar", brummte Taggar. "Wir haben noch eine Stunde zu leben." Er war sich gar nicht so sicher, ob ihn das störte.
Moff machte das wertvolle Licht aus und sie versuchten sich zu entspannen.
Dadun schlief sofort ein und stöhnte leise im Schlaf.
Unter den Decken war es ziemlich warm. Nur um die Ohren wehte leicht der merkwürdige, warme Wind, den sie direkt am Anfang bemerkt hatten. Irgendwo tropfte Wasser...
Moff meinte, nur für einen Augenblick die Augen geschlossen zu haben. Als er sie jetzt aufmachte, merkte er jedoch, dass die Anderen schliefen. Er kroch unter der Decke hervor und sofort wurde ihm klar, was ihn geweckt hatte. Der lauwarme Wind war deutlich stärker geworden und pfiff in den Gängen. Moff machte die Öllampe an und weckte Taggar, denn Ghanas und Biem waren schon aufgesprungen.
"Was hat das nur zu bedeuten?" flüsterte Ghanas und fühlte, wie seine Knie zitterten.
Taggar richtete sich langsam auf und schnappte Biem am Kragen, damit sie nicht weglief. "Das ist Magie," murmelte er.
Aus dem Eingang, aus dem sie gekommen waren, war nun deutlich ein zischendes Flüstern zu vernehmen.
"Verdammt," kam es leise von Ghanas. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass sein Schwert hier nichts nützen würde.
Moff schaute auf sein Amulett. Es flackerte unruhig. Einen Moment lang standen sie unschlüssig da. Das Geräusch wurde immer lauter, schien schnell näher zu kommen. 
"Wir müssen hier weg!" rief Taggar und die anderen ließen es sich nicht zweimal sagen. Ghanas nahm Dadun auf die Arme. Der Junge war nicht einmal aufgewacht. Sie stürzten zum gegenüberliegenden Eingang der Höhle und eilten, so schnell sie konnten, den breiten Gang entlang. Zuerst ging er geradeaus, dann begann er sich zu winden und führte schließlich leicht abwärts. Der magische Wind pfiff ihnen um die Ohren, und hinter sich hörten sie immer lauter das wütende Schnaufen ihres Verfolgers.
"Es muss ein Felsgeist sein," keuchte Taggar.
Plötzlich wurde es stockduster. Moff knallte mit Wucht gegen Taggars harten Rücken. "Was ist los?" schrie er verzweifelt und versuchte Biem zu ertasten.
"Die Lampe ist ausgegangen!" 
"Es hilft nichts", sagte Moff mit zitternder Stimme und drängte sich an dem Steintroll vorbei. "Wir müssen weiter. Rodin leuchtet ein bisschen, vielleicht hilft das. Biem?"
"Hier bin ich!"
"Gott sei Dank. Also los!"
So tasteten sie sich durch den Gang. Zuerst kamen sie nur langsam voran, denn er wand sich stark, und sie mussten Acht geben, dass sie nicht gegen eine Wand liefen. Rodins schwaches, weißes Licht war eine große Hilfe, obwohl weniger für Moff, als für die Anderen, die immer sahen, wo er sich befand.
"Was immer passiert," rief Taggar. "Dreht euch nicht um!"
"RAAAAAAAAAAAAAAAA," grölte es so dicht hinter ihnen, dass sie sicher waren gleich angefallen zu werden. Ghanas, der als letzter lief, war völlig benommen vor Angst. Dadun auf seinen Armen rührte sich nicht.
"Gleich ist es vor... AU!" Moff knallte gegen die Felswand, die plötzlich vor ihm aufgewachsen war. Einen grausamen Moment lang dachte er, es ginge nicht mehr weiter. Dann wurde ihm klar, dass der Gang stark nach rechts abbog. Er stürzte sich in die Richtung und... fiel in die Tiefe. Das Letzte, was er hörte, war ein grauenvoller zorniger Schrei. Dann landete er im Wasser.
Ghanas kam als letzter ans Land geschwommen. Er zog Dadun mit sich, bemüht, seinen Kopf über Wasser zu halten. Moff und Biem halfen, ihn aus dem Wasser zu ziehen.
Taggar lag im Gras und schnaufte.
"Dadun!" Moff beugte sich über ihn. Er hatte kein Fieber mehr, sondern war eiskalt. Sein Atem war flach.
"Bist du ohnmächtig?" fragte Biem interessiert. "Wie ist das so, macht das Spaß?" Dann ging sie in den Wald Igel suchen.
"Es steht schlecht um ihn", murmelte Ghanas. "Wenn er nicht bald ordentlich versorgt wird, stirbt er."
Moff sah sich hilflos um. Sie waren an einem kleinen See, der im Halbkreis von Felsen umringt war. Aus einer Öffnung in der Felswand waren sie gekommen und einer nach dem Anderen ins Wasser gefallen. Sie hatten nicht sehen können, denn es war Nacht. Jetzt war der Mond hervorgekommen, groß und hell, und beleuchtete einen dichten Wald. Es schien keine lebende Seele in der Nähe zu sein. Nur das Rauschen der Bäume war zu hören.
"Es ist zu spät", wisperte Ghanas.
Taggar richtete sich schwerfällig auf. Er war nicht sehr geübt im Schwimmen und hatte sich sehr erschöpft.
"Es ist nie zu spät", sagte er bitter. "Weißt du, wie oft ich schon geglaubt habe, jetzt sei alles zu Ende, und nichts könnte dieses Ende mehr aufhalten?"
Er schüttelte sich Gras von der durchnässten Hose und trottete zu ihnen rüber.
"Nein, du machst es dir viel zu einfach. Er stirbt hier, und wir ziehen weiter, denn wir konnten ja nichts anderes tun."
Wenn er Ghanas angesehen hätte, hätte sein Blick ihn wohl getötet. Aber Taggar ging am Waldrand auf und ab und sammelte große, armlange Blätter.
"Nein, einfach wird es uns nicht gemacht. Vielleicht wäre es sonst ja langweilig", brummte er vor sich hin. Moff stand endlich auf und half ihm, eine Trage zu bauen. Zwischen zwei starken Ästen befestigten sie Quer die riesigen Blätter. Ein Stück Seil hatte Taggar noch im Gepäck gehabt, als das zu Ende ging, zerrissen sie eine von Ghanas' Hosen.
"Du wirst sie jetzt sowieso nicht brauchen, sie ist ja völlig nass."
Ein paar von ihren Decken waren untergegangen. Es blieben zwei, die aber waren nass. So deckten sie den Kranken so gut es ging mit dichtem, farnähnlichem Kraut zu. Biem kam aus dem Wald und legte ihm eine Lilie neben den Kopf.
Sie wollten gerade aufbrechen, als Ghanas ihnen befahl innezuhalten. Aus dem Wald war deutlich Hufschlag zu vernehmen.
"Es kommt genau auf uns zu", flüsterte Moff.
Tatsächlich. Sie hatten noch nicht einmal Zeit, sich irgendwo im Dickicht zu verbergen. Aus der Dunkelheit schoss ein schwarzer Hengst mit einem ebenso schwarzen Reiter. Ein Stück vor ihnen riss das Tier wiehernd die Vorderbeine hoch und blieb stehen. Der Reiter war eine Frau im schwarzen Umhang, dessen Kapuze ihr Gesicht verbarg.
"Sei gegrüßt, Tohidoo."
Ihre Stimme war jung und klar.
Sie erblickte Dadun, sprang ab und kniete neben ihm nieder. Sie legte ihre Hand auf seine Brust. Ghanas, der im ersten Augenblick sein Schwert hervorgeholt hatte, ließ es jetzt sinken. Vielleicht konnte sie ihm ja helfen...
Schweigend sahen sie zu, wie die junge Frau ihren Freund auf ihre merkwürdige Weise untersuchte. Sie legte ihre Hand nacheinander auf Brust, Bauch und Kopf und flüsterte etwas. Schließlich schüttelte sie den Kopf und stand auf.
"Es sieht nicht gut aus. Ihr müsst sofort mitkommen."
Sie schwang sich auf ihr Pferd und ritt langsam in Richtung Wald. Moff und Ghanas sahen sich unschlüssig an.
Sie drehte sich um.
"Übrigens, ich heiße Nel."
Sehr viele Möglichkeiten hatten sie ja nicht: Entweder im Wald sterben oder sich ihr anvertrauen. Zu essen hatten sie fast nichts mehr, das Meiste war nass und aufgeweicht. Dadun konnte sie jeden Moment verlassen, und sie kannten sich in dieser Gegend überhaupt nicht aus.
"Vielen Dank", sagte Moff schließlich und so gingen sie los.
Biem hüpfte aufgeregt neben dem schwarzen Hengst her und schüttete Nel mit Fragen zu. Schließlich beugte die junge Frau sich zu ihr runter und setzte sie vor sich in den Sattel.
"Er heißt Vaeel. Wenn du still bist, darfst du hier bleiben."
Das wirkte. So ein herrliches Tier hatte Biem noch nie gesehen. Es war groß und stämmig, und sein Fell schimmerte bläulich im Mondschein. Sie spielte entzückt mit der langen, glänzenden Mähne.
"Wo führst du uns hin?" wollte Ghanas wissen.
Nel wandte ihm nicht einmal den Kopf zu.
"Zum Da-Nitzwa, dem Elfenteich."

Der Wald der Elfen war ganz anders als ihr Zauberwald. Statt der großen, stämmigen Eichen wuchsen hier schlanke, hohe Bäume mit langen, schmalen Blättern.
"Blätter", flüsterte Moff plötzlich. "Die Bäume haben Blätter, obwohl es doch Vorfrühling ist."
"Tatsächlich", murmelte Ghanas. Sie hatten jetzt Zeit, sich den Wald genauer anzusehen. Hier schien die Zeit im Sommer stehen geblieben zu sein. Im fahlen Licht des Mondes erkannten sie dichtes, wucherndes Gebüsch und ab und zu sogar große, exotische Blüten auf den Sträuchern.
Nirgendwo anders hatten sie Blätter, saftiges Gras oder Blumen gesehen. Sie befanden sich in der letzten Stätte der lebenden Natur.
Sie waren nicht sehr weit gegangen, als sich der Wald lichtete. Vor ihnen glitzerte schwarzes Wasser.
"Oooooo ein See!" rief Biem, und Nel legte sofort ihre Hand auf den Vorlauten Mund.
"Teich", flüsterte sie. "Der Elfenteich."
Die drei anderen spürten instinktiv, dass sie leise sein mussten. Sie hatten auch gar keine Lust zum Sprechen. Die Magie des Ortes raubte ihnen den Atem.
Der Teich war glatt wie ein Spiegel, kein Fältchen trübte die Oberfläche. Das flache, sandige Ufer schmückten Hunderte von zauberhaften Blumen. Ein frischer, süßlicher Duft streichelte ihre Sinne. Der Mond ließ alles noch unwirklicher erscheinen.
Nel glitt von ihrem Pferd und hob Biem hinunter.
"Kommt", wisperte sie und schritt langsam geradewegs in das Wasser. Als es ihr zu den Knien reichte, drehte sie sich um und streifte ihre Kapuze ab. Zum ersten Mal sahen sie ihr Gesicht. Es war sehr jung, rund und leicht angeschwollen, die Augen groß und leuchtend. Taggar zog überrascht die Luft ein.
"Kommt", sagte sie wieder, setzte sich und lehnte sich zurück. Die Wasseroberfläche war immer noch spiegelglatt.
Moff hatte absolut keine Lust auf ein Bad. Er war steif gefroren und sein Fell ohnehin schon nass. Zögernd tauchte er einen Fuß in den Teich. Zu seiner Verwunderung merkte er, dass das Wasser warm war und ein angenehmes Kribbeln verursachte. Als er ganz hineingegangen war, spürte er, wie sein Körper sich sofort entspannte, als fiele eine tonnenschwere Last von seinen Schultern. Plötzlich vergaß er alles, was ihm Sorgen machte...
Sie lagen nebeneinander im schwarzen Wasser. Es herrschte eine unglaubliche Stille. Dadun seufzte und öffnete die Augen.
"Wo sind wir?" fragte er zur großen Freude und Erleichterung seiner Freunde.
"Wie geht es dir?" wollte Ghanas wissen und befühlte seine Stirn. Sie war kühl.
"Ganz gut", murmelte der Baumjunge und schloss die Augen wieder. Sein Atem wurde tief und gleichmäßig.
"So was!" sagte Biem und beugte sich tief über sein Gesicht. "Er ist eingeschlafen!"
Nel schob sie behutsam beiseite.
"Lass ihn schlafen. Wenn er aufwacht, wird es ihm besser gehen." Sie merkte, dass Ghanas sie nachdenklich musterte und erwiderte fragend seinen Blick.
"Woher wusstest du, dass wir hier sind?" fragte er schließlich.
Nel streckte sich genüsslich und sah in den Himmel. Durch den nebligen Schleier sah man Sterne glitzern.
Sie lächelte schwach.
"Von einem Engel."
 

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Und schon geht es weiter zum 7. Kapitel... :-)

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