Das grüne Licht wurde immer heller, das
Flugzeug begann zu wackeln und zu vibrieren.
Der Pilot und der Copilot tauschten entsetzte
Blicke.
Aus dem Drachenstein zuckten Blitze. Murluck
brüllte die Formel noch lauter und lauter.
Jetzt erschien wieder dieser Wolkenstrudel
- direkt vor dem Flugzeug.
Die Vibration im Flugzeug wurde immer stärker.
Thomas brüllte: "Alle anschnallen, wir haben ein Problem!"
Der Pilot funkte verzweifelt: "MAYDAY, MAYDAY,
MAYDAY..."
Das Flugzeug wurde in den Wolkenstrudel hineingezogen.
Immer weiter und weiter, bis es über dem Golf von Venedig vom Radarschirm
verschwunden war.
Elsyria brüllte: "Hey, was machst du
da!"
Murluck drehte sich um uns sagte lachend:
"Es ist zu spät, ihr könnt IHN nicht aufhalten!"
Die Lichtblitze verschwanden wieder, aber Thomas
und die Piloten im Cockpit trauten ihren Augen nicht. Ihr Flugzeug flog
nicht mehr über der Adria, sondern in einer Vulkanlandschaft in Dracania.
Lavabrocken, die aus den Vulkantrichtern unter ihnen hochgeschleudert wurden,
hämmerten an das Flugzeug. Einer davon durchschlug die rechte Tragfläche.
Kerosin lief aus dem fußballgroßen Loch wie ein Sturzbach heraus.
Der Pilot blickte entsetzt durch die Frontscheibe und sah, wie ein fast
ein Meter großer Felsbrocken direkt auf sie zugeflogen kam. "OH KACKE
MANN - KÖPFE RUNTER!!!"
Der Copilot reagierten aber zu spät.
Der Felsen knallte durch das Fenster und riss ihn mit samt seinem Sitz
durchs ganze Flugzeug. Das halbe Cockpit wurde weggerissen. Der Höhenmesser
zeigte Sinken an. Weitere Felsen und Lavabrocken durchlöcherten das
Flugzeug.
Tuc, Tuc Tuc, Tu -
Der Steuerbordmotor blieb stehen.
Auf der Displayanzeige für den rechten
Tragflächentank blinkte die Aufschrift "Empty"*.
Große Teile der Flugzeugverkleidung
und der Verstrebung wurden durch den Fahrtwind rausgerissen. Unten im Frachtraum
stürzte alles durcheinander. Eine Kiste prallte mit voller Wucht auf
die Ladeluke. Diese wurde weggerissen und ein Wind jagte durch den Frachtraum,
sodass Murlucks Schriftrollen aus dem Flugzeug gesaugt wurden. "NEEEEIIINN"
brüllte er. Einige Außenwandteile des Frachtraumes flogen auch
weg. Murluck klammerte sich gerade noch an ein Stahlseil, das aus dem Flugzeug
hing, sonst wäre er in die Tiefe gestürzt. Der Drachenstein rollte
Elsyria in die Hand. Auch sie wäre fast aus der Maschine gefallen.
In der Passagierkabine oben spielten sich
dramatische Szenen ab. Das Flugzeug hatte vorne schon fast keine Außenhaut
mehr. Daniel blickte entsetzt auf das Loch vor ihm. Er konnte direkt runter
in den Frachtraum sehen. Dies war wohl auch das letzte, was er sah. Er
wurde mit samt dem Sitz, einigen Trümmerteilen und zwei Gasflaschen
aus dem Flugzeug gerissen und in das linke Triebwerk gesaugt, das noch
auf vollem Schub lief. Die Folgen waren verheerend. Noch während Daniels
Blut an die hinteren Fenster und an das Leitwerk spritzte, gab es eine
gewaltige Explosion, die fast die Hälfte der linken Tragfläche
wegriss.
Der Pilot versuchte mit allen Möglichkeiten,
ein Abkippen des Flugzeuges zu verhindern, doch der Absturz war nicht mehr
aufzuhalten.
Brennend stürzte das Flugzeug ins Drachental.
Dixon, Harry und Miles saßen im hinteren
Teil des Flugzeuges.
Rafael brüllte zu Michael: "Los, weg
hier, sonst gehen wir alle drauf!"
Sie rannten beide nach hinten und kletterten
die Leiter runter in den Frachtraum. Sie schnappten sich ein Seil, banden
sich an den Stahlverstrebungen der Flugzeugwand fest und warfen das andere
Ende Elsyria zu, die sich daran von dem Loch im hinteren Flugzeugteil wegzog.
Murluck klammerte sich an dem anderen Stahlseil fest und wurde wie ein
Segelflugzeug mitgeschleppt.
Thomas war noch immer bei dem Pilot im Cockpit.
Funken sprühten aus den elektrischen Geräten und das Variometer*
zeigte Sinken bis zum Anschlag. "Das gibt ne Bruchlandung!" rief Thomas.
Der Erdboden, der an dieser Stelle stark bewaldet
war, kam herangebraust. Mit aller Kraft zogen Thomas und der Pilot am Steuer,
um mit dem letzten Schwung das Flugzeug abzufangen und einen Frontalaufprall
mit der Erde zu verhindern. Der Wald streifte schon die Flügel, als
das Fahrwerk verriegelte.
"OOH NEEEEIN!!" Murluck knallte in einen Baum
und blieb zwischen den Ästen stecken.
Direkt dahinter kam eine kleine Wiese und
das Flugzeug setzte krachend auf. Das rechte Fahrwerk brach weg wie ein
Streichholz und die Tragfläche knallte auf den Boden.
Alle schrien, Metallteile flogen durch die
Gegend. Das Flugzeug schlitterte über das Feld und rutschte direkt
auf eine Felsenklippe zu, während es sich weiter zerlegte.
Kurz vor dem Abgrund kam der "Schrotthaufen"
zum Stehen.
Stille -
Sekunden...
Minuten...
"Alles in Ordnung?" Thomas schaute den Piloten
an und erkannte gleich, dass er tot war. Ein herumfliegendes Metallteil
hatte ihn enthauptet. Sein Kopf war nicht mehr zu finden.
Elsyria wühlte sich aus einem Trümmerhaufen
im Frachtraum und hinkte zu Michael und Rafael. "Geht es euch gut?" fragte
sie.
Michael zeigte auf einen Metallsplitter, der
in seinem rechten Arm steckte "Sieht das etwa gut aus? - Häh? - Sieht
das etwa gut aus?"
Elsyria packte es und zog es mit einer heftigen
Bewegung aus Michaels Arm, wobei ein
abartig hässliches Geräusch ertönte.
"AAAAH!! - SPINNST DU?!" brüllte er.
Rafael holte von der Wandhalterung einen Erste
Hilfe- Koffer. Während Elsyria Michaels Arm verband, kletterte Rafael
in die Passagierabteilung hoch.
Miles, Dixon und Harry ging es, soweit sie
sehen konnte, recht gut. Auch Thomas, der aus dem zerfetzten Cockpit kam,
hatte nichts abgekriegt.
"Ich kann nicht glauben, was da grad passiert
ist! - Wo zum Teufel sind wir überhaupt?" fragte Dixon verblüfft.
Thomas zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung!
Das GPS ist ausgefallen, kurz bevor dieser merkwürdige Lichtblitz
kam und wir in dieses Wolken-Wurmloch gesaugt wurden."
Michael, Rafael und Elsyria kletterten aus
einem Loch in der Flugzeugwand. Elsyria beobachtete, wie Murluck, der am
hinteren Ende des Feldes von dem Baum, in den er reinkrachte, heruntergeklettert
kam. Er rief einen Zauberspruch, ließ etwas vor seine Füße
fallen, wodurch eine schwarze Rauchwolke entstand. Dann war er verschwunden.
"Ein Glück, euch geht es gut!" rief Miles.
Dixon zeigte auf die linke Flugzeugseite.
"Daniel hatte wohl nicht so viel Glück. Er ist über das ganze
Feld verteilt, der Rest von ihm hängt da hinten am Leitwerk.
Harry rannte an einen Baum und übergab
sich.
Plötzlich tauchte am Himmel ein Drache
auf. Er brüllte einen unbeschreibliches Geräusch und flog in
etwa zehn Meter Höhe über das Flugzeugwrack. Alle spürten
den Windhauch seiner Flügel und rannten in Deckung. Nur Elsyria stand
wie angewurzelt da. Sie war fasziniert von seiner schöne Gestalt.
Thomas rief: "Bist du verrückt! Komm
unter die Tragfläche, er wird dich zerfleischen!"
Der Drache wendete über dem Wald und
kam direkt auf sie zugeflogen. Als er noch etwa fünfzig Meter vor
ihr war, trafen sich ihre Blicke. Seine gelben Augen schienen sie magisch
zu durchbohren.
Eine innere Stimme sagte ihr plötzlich:
"Hab keine Angst vor mir!"
Sie blieb wie angewurzelt stehen.
Rafael packte sie und riss sie zu Boden. Der
Drache donnerte über sie hinweg und verschwand wieder an der Waldgrenze.
"Haut ab, ihr seid in Gefahr!!" vernahm Elsyria
plötzlich in ihrem Kopf.
*
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= engl. "leer" |
Variometer |
= Flugzeuginstrument, das Steigen / Sinken in Meter
pro Sekunde angibt |
© Tobias
Wagner
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