Dracania von Tobias Wagner
XII
Wieder Zuhause

Es war ein ruhiger und sonniger Sonntag im Spätsommer. Viele Schiffe fuhren auf dem Rhein und einige Leute gingen auf dem Damm spazieren, oder saßen in den Cafes.
Da knallte es plötzlich am Himmel und eine kugelförmige, grünleuchtende Wolke erschien. Daraus tauchte ein Ultraleichtflugzeug auf, das einen Gleitschirm hinterher schleppte. Verblüffendes Schweigen.
Die Flieger staunten, als sie vor sich wieder die vertraute Landschaft ihrer Heimat sahen.
"Wir sind zurück, wir haben es geschafft!" Elsyria und Rafael blickten zurück und sahen, wie sich hinter ihnen das Sternentor schloss. Das letzte was sie sahen, war der Drache Mondkralle, der ihnen mit einem Augenzwinkern hinterher winkte. Dann verschwamm das Bild und nur der helle, blaue Himmel war zu sehen.

"Unidentifiziertes Luftfahrzeug im Anflug auf die Deutsche Grenze, identifizieren sie sich sofort. Sie fliegen in gesperrtem Luftraum ......" tönte es plötzlich aus dem Funk.

"Da unten liegt Neutal, da können wir landen. Es gibt dort einen Flugplatz. Bis nach Gründorf ist es zu weit!" sagte Thomas.
"Was sollen wir denn denen erzählen? Die wollen wissen, wo wir waren und wenn wir sagen, wir waren in Dracania, dann stecken sie uns in die Klapsmühle!" meinte Dixon besorgt.

"Wir sagen, unser Flugzeug ist über der Adria abgestürtzt..." Thomas hatte für solche Fälle immer die richtige Ausrede parat.
"Festhalten, Jungs, wir laaaaaaaaaanden!!!!"
Das Flugzeug kam in steilem Winkel über den Rhein gezischt. Ein paar Schiffe quälten sich die Strömung rauf. Der Gleitschirm hinter dem Flugzeug flatterte im Wind. Rafael klinkte aus und ging in Sinkflug runter. Sie setzte am Ende des Flugplatzes auf und sofort stürmten einige Polizisten zu ihnen hin. Das ULF setzte danach auf und schaffte es nicht mehr ganz, bis zum Ende der Rollbahn anzuhalten. Gerade als die Polizei Rafael und Elsyria "aufgreifen" wollte, knallte der Flieger in einen Streifenwagen. Glassplitter und Teile der Tragflächen flogen in der Gegend rum.
Die Polizisten sprangen in einen Graben und zückten ihre Dienstwaffe. (Wahrscheinlich dachten sie, es wäre irgend ein Terroranschlag.) "Hände hoch und keine falsche Bewegung!" Sofort kamen ein paar Journalisten vom Tower angerannt und filmten. Der eine Polizist senkte seine Waffe und sagte: "Hey, Moment mal, euch beide kenne ich doch!" Er zeigte auf Rafael und Elsyria.
"Ihr seid doch die, die vor zwei Wochen verschwunden sind."
Thomas staunte: "Was zum Teufel redet ihr da. Wir waren doch mindestens zwei Jahre weg!"
"Halt die Klappe!" zischte Elsyria.
Doch der Polizist sagte. "Das kann nicht sein. Die Sache mit dem verschwundenen Transportflugzeug ging tagelang durch die Zeitungen. Wir haben europaweit ermittelt, aber ergebnislos. Jetzt werdet ihr uns erst einmal ein paar Fragen beantworten müssen!"
Vorher hatten sie alles abgesprochen, was sie denn erzählen sollten, wenn sie zurück sind, und so einigten sie sich auf folgende Geschichte:

"Damals starteten wir um 12 von Gründorf Richtung Griechenland. Als wir das Österreichische Gebirge überflogen hatten, bemerkte der Pilot einen Schaden an der Triebwerksaufhängung. Er beschloss, den Schaden in Athen zu beheben. Aber als wir irgendwo über dem Meer waren, explodierte ein Triebwerk und wir stürzten ins Meer.
Wir acht haben überlebt, weil wir die Ladeluke während des Fluges öffneten und mit dem ULF rauskamen. Das war ein Stunt! Rafael und Elsyria sind mit dem Fallschirm rausgesprungen..."

Irgendwie schafften sie es, die Story so zu erzählen, dass das Verhör schon nach zwei Stunden beendet war. Obwohl es eher unlogisch ist, ein abstürzendes Flugzeug auf diese Art zu verlassen. Thomas, Jochen und Michael riefen gleich ihre Familien an, Dixon und Miles buchten gleich den nächsten Flug in die USA.
Herr und Frau Maier kamen gerade angefahren, um Rafael und Elsyria abzuholen.
Als die übliche sentimentale Wiedersehensbegrüßung abgeschlossen war, fragte Elsyria: "Hey, ihr habt euch ein neues Auto gekauft?"
Herr Maier nickte und sagte: "Stellt euch mal das vor. Ich hatte euch vor zwei Wochen zum Flugzeug gebracht und befand mich gerade auf dem Heimweg. Wie immer war Stau auf der Autobahn. Da fiel plötzlich eine Flasche aus heiterem Himmel auf mein Auto und ruinierte es."
"Ach wirklich?" fragte Elsyria und blickte Rafael an, der ganz genau wusste, was ihre Blicke sagten.
"So was kann eben vorkommen. Die gute, alte Schwerkraft..." sagte er verlegen.
Während der Heimfahrt im Auto sagte Elsyria: "Ich habe immer gedacht, ein Flugzeugabsturz passiert anderen und nicht uns!"
Frau Maier sagte traurig: "Das haben sich eure Eltern wahrscheinlich auch gedacht. Dinge passieren eben, aber IHR habt Gott sei Dank überlebt!"
Rafael hielt noch immer die rote Drachenschuppe in der Hand. Sie schien eine merkwürdige Kraft abzugeben. Rafael meinte: "Ist vielleicht ein Familienfluch, dass ein Flugzeug abstürzt, wenn wir drin hocken!"
Herr Maier lachte: "Ach jetzt hör doch auf, das ist doch kein Fluch! Aber ich habe den Verdacht, dass ihr uns irgend etwas verschweigt. Das war doch kein natürlicher Absturz, oder?"
Elsyria und Rafael wurden auf einmal käsebleich. "Dochdoch," sagte Elsyria hastig. "Genausowares!"
Frau Maier sah sie misstrauisch an. "Nun gut, kann sein, dass ihr recht habt. Aber merkwürdig ist die ganze Geschichte schon..."

Nach dem Abendessen ging Elsyria nach oben in Rafaels Zimmer, der gerade seine Sachen aus dem Rucksack holte. "Laptop und Digi-Cam sind heil geblieben, mal sehen, wie die Bilder geworden sind!" Rafael hatte während des ganzen Abenteuers fast 2000 Bilder gemacht. Vom Flugzeugabsturz, Drachenflüge und die Aktion in Nemesars Festung.
"Was willst du machen? Sie im Internet ausstellen? Lass das bloß niemanden in die Finger kriegen!" sagte Elsyria besorgt.
Doch Rafael beruhigte sie. "Keine Sorge, ist alles mit einem Passwort gesichert. Keiner kommt an die Dateien!"
"Da bin ich ja echt beruhigt..." sagte sie ironisch.
Rafael holte zwei kleine Lederbeutel aus dem Rucksack. "Das haben uns die Drachenreiter mitgegeben!" Er gab eines davon Elsyria. Sie öffneten die Päckchen und konnten kaum glauben, was sie in ihren Händen hielten:

Das goldene Drachenamulett.
 

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Und dann gibt es da noch ein Nachwort bzw. 'Making of' vom Autoren...

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www.drachental.de