Das Geheimnis des Zeng von Beate Sass und Dagmar Scheider
Prolog

Geneigte Leser,

Wer ich bin, ist hier nicht von Belang. Nur so viel sei gesagt: Mir obliegt die Sorge für die Archive des Rekall-Kollegs an der Scolare in Skaridien. Diese Scolare war seinerzeit die fortschrittlichste Akademie in diesem Teil der zivilisierten Welt, eine Tatsache, auf die wir mit berechtigtem Stolz verweisen können, wenn böse Zungen heutzutage auch anderes verlauten lassen mögen.
Vor zwei Jahren erhielt das Archiv einen bedeutenden Zuwachs: Aus den Ruinen der legendären Burg Minck wurden zwei Wagenladungen eisenbeschlagener Kisten mit Büchern und Schriftrollen geborgen und hierher geschafft, die in ihren tiefen, mit Magie geschützten Gewölben die Zeiten überdauert hatten. Mit aller gebotenen Vorsicht machte ich mich mit meinen Helfern an die Durchsicht dieses Schatzes. Nacheinander öffneten wir die mit Bannsprüchen versehenen Siegel der Kisten und sichteten ihren kostbaren Inhalt.

Dabei stieß ich auf einen mit altersdunklem Leder bezogenen Holzkasten, der einen Stapel Briefe aus der Zeit des Fürsten Geren III. enthielt. Trotz des hohen Alters sind die knapp zwanzig Schriften gut erhalten und problemlos lesbar. Zu meiner Überraschung drehen sie sich um eine Begebenheit, die sich vor nahezu viereinhalb Jahrhunderten zugetragen haben soll, die jedoch so unglaublich ist, dass sie gemeinhin für ein Märchen gehalten wird: Das Auftauchen und Verschwinden des letzten Drachens, jenes Wesens, das in der alten Sprache Skaridiens auch "Zeng" genannt wird.

Ob diesen Briefen Glauben geschenkt werden kann - wer will das beurteilen? 
Ihre Verfasser jedenfalls sind bekannt. Zum einen handelt es sich um den berühmten, geheimisumwitterten Heilkünstler Nandorian Bohud von Doun ark Norkam und einen gewissen Verus di Sagittarius, der einst an unserem Kolleg lehrte und unter bis heute nicht geklärten Umständen verschwand. Schrift und Papier sind alt und entsprechen der Art, wie sie in der Zeit Gerens III. gebräuchlich waren. Doch genug der Worte. Mögen die Dokumente für sich selbst sprechen und dem interessierten Leser einen neuen, einzigartigen - und vielleicht auch kurzweiligen - Blick auf die vergangenen Zeiten eröffnen.
 

© Beate Sass
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