Magische
Welt
Íja Macár
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Dieses Kapitel wurde von den Drachental-Besuchern
zum zweitbesten Íja Macár-Kapitel 2003 im Drachental gewählt!

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 Pläne aus der Höhle / K36 (Andreas Rabenstein)
 

Éroch und Elgórod
K37
 von: Sylvia

"Du und deine Intuition", erwiderte der Prólm höhnisch.
"Wenn er behauptet hätte, er wäre der König der Feuerdrachen persönlich, das hättest du ihm auch noch abgekauft. Du willst diesem alten Narren trauen? Nach all den Lügenmärchen, die er uns aufgetischt hat? Chotis, du mußt verrückt sein!"
"Ich bin nicht verrückt", gab der Dämon gekränkt zurück, "aber was haben wir denn schon für Alternativen? Keine. Also vertrau‘ mir einfach und halt die Klappe. Es ist es das Vernünftigste, wenn wir in diese Stadt gehen und dort jemanden suchen, der uns helfen kann und uns wieder in die Eisebenen bringt."
"Sag' ich doch", grinste Ziranubishath ein wenig hinterhältig. "Außerdem wäre es in der Stadt sicher lustiger als hier."
"Lustiger?"
"Naja, Ihr wißt schon", erwiderte er mit einem Augenzwinkern. "Es gibt dort sicher ein paar hübsche Gasthäuser, Met, nette Mädchen..."
"Nette Mädchen?" Chotis' Augenbrauen schossen in die Höhe und Hragnir konnte nur ein ums andere Mal verwundert den Kopf schütteln. 
"Also, hört mal... in Eurem Alter!" sagte er tadelnd, und zu seinem Gefährten gewandt: "Ihr beide passt wirklich gut zusammen - er scheint genauso vergnügungssüchtig zu sein wie du."
"Das glaube ich allerdings auch", murmelte Kani, die dicht beim Feuer saß. "Mir scheint, er würde Euch das Blaue vom Himmel herunter versprechen, nur um in die Stadt zu gelangen - er ist schon lange darauf erpicht, aber Éroch verbietet ihm, das Schloß zu verlassen. Glaubt ihm ruhig alles und versucht, Euch von ihm dorthin bringen zu lassen - aber wundert Euch nicht, wenn Ihr anstatt in Wren Medír auf einem fremden Kontinent landet."
Ziranubishath bedachte sie mit einem ärgerlichen Blick, während Chotis überrascht fragte:
"Was soll das heißen? Du wirst also nicht mitkommen?"
"Nein", erwiderte sie. "Das werde ich nicht. Was soll ich auch in der Stadt? Mein Vater ist hier und er ist mir wichtiger - ich werde zu ihm gehen, gleichgültig, ob ihr nun mitkommt oder nicht. Euch kümmert nur, in Eure Heimat zurückzukehren - mich kümmert dagegen nur Armárans Wohlergehen und meine Rache an Wargrov. Also werden sich unsere Wege wohl hier trennen. Ich werde gleich in der Frühe in Richtung Grauwald aufbrechen."
"Willst du dir das nicht nochmal überlegen? Das könnte ganz schön gefährlich werden ..."
"Wenn Ihr zu feige seid, Euch mit Wargrov anzulegen - ich bin es jedenfalls nicht."
"He, Moment mal!" Hragnir fühlte sich nun doch leicht in seiner Ehre als tapferer Prólm gekränkt. "Wir sind nicht feige!"
"Was willst du denn schon gegen ihn ausrichten - allein?" warf Chotis ein.
"Das laß mal meine Sorge sein."
Gedankenverloren starrte sie in die Glut. Das Feuer zeichnete ein flackerndes Wechselspiel aus Licht und Schatten auf ihr Gesicht.
"Irgend etwas wird mir schon einfallen."
Ziranubishath lächelte nachsichtig zu Chotis hinüber und machte mit der flachen Hand eine Auf- und Abbewegung vor seiner Stirn, die wohl andeuten sollte, daß er das Mädchen für leicht übergeschnappt hielt. Aber der Dämon verzog keine Miene und musterte den Alten statt dessen nur mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck. Auf einmal war er sich gar nicht mehr so sicher, ob er diesem Möchtegern-Magier wirklich trauen sollte. Hatten Kani und Hragnir nicht recht? Nach all den haarsträubenden Märchen, die er ihnen aufgetischt hatte - wie konnte er sich sicher sein, daß dies nicht nur einfach eine weitere seiner Lügengeschichten war?
Wut und Enttäuschung kochten auf einmal in ihm hoch - wer war es denn gewesen, der sie erst in die verflixte Situation gebracht hatte? Doch nur Hragnir und dieser verlogene Aufschneider hier. 
Seine ganzen Erwartungen hatte er in diesen verrückten Alten gesetzt, hatte sich schon siegessicher so gut wie zuhause gesehen - und nun? 
All ihre Hoffnungen hatten sich zerschlagen und wieder standen sie zur Untätigkeit verurteilt da - nur hatten sie jetzt zu allem Überfluß noch eine halbe Armee und einen zeternden, nervtötenden Tattergreis auf dem Hals, der seine Lügen zum Besten gab.
Chotis starrte ihn einen Augenblick lang an - und dann verlor er mit einem Mal die Nerven. Blind vor Wut packte er den ahnungslosen Ziranubishath plötzlich an den schmächtigen Schultern und schüttelte ihn so heftig, daß der Alte sofort in lautes Wehgeschrei ausbrach. Chotis schmetterte ihm einen Schwall Schimpfworte ins Gesicht, die sogar Hragnir erbleichen ließen.
"Hey, langsam - beruhige dich wieder!"
Eine schmale Hand legte sich besänftigend auf Chotis' Arm.
"Kani hat recht", stimmte Hragnir aus seiner Höhlenecke zu, in der er mit eingezogenem Kopf und angewinkelten Knien saß. "Dein Geschrei hilft uns jetzt auch nicht weiter. Laß uns lieber überlegen, was wir mit ihm machen sollen..."
Der Dämon ließ von dem Alten ab, der keuchend und nach Luft schnappend gegen die Felswand sank. 
"Ersäufen", schlug Chotis ungerührt vor. "Oder wie wäre es mit aufspießen? Vielleicht vierteilen..."
Angewidert betrachtete er sein Gegenüber, das in der Zwischenzeit angstvoll ein ganzes Stück von ihm weggerückt war. 
"Ach was", warf Hragnir ein, "er wird uns in die Stadt bringen und fertig. Vielleicht könnte er uns ja noch ganz nützlich sein. Ich habe gerade darüber nachgedacht..."
"Du hast nachgedacht??"
Chotis warf ihm einen zweifelnden Blick zu.
"Bist du sicher, daß du dich dabei nicht überanstrengst? Nein, behalte deine glorreichen Vorschläge für dich - mich interessiert jetzt eher etwas anderes..."
Er wandte sich zu dem Alten.
"Weshalb täuscht Ihr vor, ein Zauberkundiger zu sein? Magier der Götter... was soll das alles? Wozu diese Lügenmärchen? Ihr seid der Vater eines Fürsten - habt Ihr nichts Besseres zu tun?"
"Nein", erwiderte Ziranubishath und blickte Chotis offen ins Gesicht. "Ich habe tatsächlich nichts Besseres mehr zu tun. Um die Regierungsgeschäfte und alle wichtigen Angelegenheiten kümmert sich nur noch mein Sohn, ihm ist die Armee unterstellt, ihm obliegt die Politik des Fürstentums, und er hält sich eine ganze Truppe von Magiern, Druiden und Hexern, die ihm zu Diensten sind - in diesem Schloß gibt es keine Aufgaben mehr für mich. Ich kann ungestört anderen Beschäftigungen nachgehen, während er immer mehr seinem Wahn verfällt..."
"Ja, das habe ich gemerkt", brummte Chotis. "Was meint Ihr mit 'Wahn'?"
Der Alte stieß einen tiefen Seufzer aus.
"Éroch schmiedet düstere Pläne, die er mir wohlweislich verschweigt. Er ist besessen von Macht und Reichtum, aber noch viel mehr ist er besessen von Magie. Schon als kleiner Junge träumte er davon, einmal ein mächtiger Magier zu sein und er würde wohl all sein Gold und seine Güter dafür geben, ein wenig Zauberkraft zu besitzen, fürchte ich."
"Hmm", grübelte Chotis, "scheint wohl irgendwie erblich bedingt zu sein."
"Nur leider", fuhr Ziranubishath fort, "ist unser Familienzweig in Wirklichkeit alles andere als magisch begabt - und so sucht er mit allen Mitteln nach einer Möglichkeit, dies auf andere Weise zu erreichen. Vor einiger Zeit hörte er nun davon, daß es einen Trank geben solle, der angeblich magische Kräfte verleiht - vor Urzeiten von den Elben gebraut - und nun tut er alles in seiner Macht stehende, um diesen Trank zu erlangen..."
"Elgórods Elixier...", erklang Kanis Stimme leise.
Ziranubishath starrte zu dem Mädchen hinüber, das vor dem Feuer kauerte und mit einem Ast geistesabwesend in der Glut herumstocherte. 
"Was wißt Ihr davon?"
"Nichts", sagte sie schnell. "Nicht viel - nur die üblichen, alten Geschichten ..."
"Kann mir hier vielleicht mal einer sagen, worum es überhaupt geht?" seufzte der Dämon. "Welches Elixier? Und wer ist Elgórod?"
"Elgórod war ein junger Elbenfürst", erklärte sie. "Die Elben sind, wie ihr bestimmt wißt, sehr magiebegabt und bewandert in der Kunst der Zauberei, unter ihnen gibt es viele mächtige Druiden und man sagt, ihnen sei es sogar möglich, durch die Dimensionen zu reisen - etwas, das keinem auf ganz Íja Macár bis jetzt gelingen wollte, mal abgesehen von einigen Hexern vielleicht, die damit herumexperimentieren - ihr selbst seid ja das beste Beispiel für deren unkontrollierte Versuche..."
Ziranubishath nickte zu ihren Worten und führte ihre Geschichte fort:
"Elgórod lebte vor vielen hundert Jahren hier, sein Vater war das Oberhaupt der Grauwald-Elben und Oberster des Elbenrates. Nachdem ihn das Zeitliche gesegnet hatte, sollte sein ehrgeiziger Sohn Elgórod die Nachfolge antreten, jedoch mußte er dazu bestimmte Voraussetzungen erfüllen und sich den Prüfungen des Rates stellen. Die Sage erzählt davon, daß ausgerechnet er, der das neue Oberhaupt der Grauwald-Elben werden sollte, durch eine unglückliche Fügung all sein magisches Talent verlor. Bevor er jedoch zur Prüfung antreten mußte und der Rat der Elben dies herausfinden konnte, gelang es ihm mit Hilfe einiger Druiden und geheimer Experimente ein Elixier zu schaffen, das ihm genau diese Eigenschaften zurückgab - ja sogar noch mehr, als er zuvor besessen hatte. 
Man sagt, das Elixier bestünde aus den Tränen seiner Elbenbrüder, was immer das auch heißen mag..."
"Und weiter?" fragte der Dämon, der interessiert der Geschichte lauschte. "Was hat dieser Elgórod mit Eurem Sohn zu schaffen?"
"Éroch kennt natürlich diese uralten Erzählungen und folgt seit Jahren schon verbissen ihren Spuren. Das Geheimnis dieses Elixiers läßt ihn nicht mehr los, denn er sieht es als Möglichkeit, sich endlich die Macht zu verschaffen, die er benötigt, um seine düsteren Pläne zu verwirklichen. Nun hat er vor einiger Zeit am Rande des Grauwaldes tatsächlich einen Druiden ausfindig gemacht, der dieses alte Rezept zu kennen scheint..."
"... Armáran", beendete Kani leise seinen angefangenen Satz.
"Kanis Vater ist also Érochs Haus- und Hofdruide, der ihm dies Tränklein braut?"
"Nein, das ist er ganz bestimmt nicht!" fuhr das Mädchen zornig auf. "Armáran würde sicher niemals freiwillig diesem Schw..."
Mit einem hastigen Blick auf Ziranubishath fing sie den Kraftausdruck gerade noch ab, bevor er ihr über die Lippen kam. Sie schwieg. 
"Éroch zwingt ihn dazu", erklärte Ziranubishath. "Mit seiner Tochter als Faustpfand und Wargrov als Mittelsmann."
Langsam begann Chotis, die Zusammenhänge zu begreifen und während er wissend nickte, schaute Hragnir nur verständnislos von einem zum anderen.
"Deswegen wurdest du auf der Burg festgehalten..."
"Glaubst du etwa, ich würde aus freien Stücken mit einer Fessel am Knöchel hinter einem schmierigen Tresen stehen und mich vom Küchenmeister anbrüllen lassen? Glaubst du das wirklich?"
Sie schüttelte den Kopf und sah auf einmal ziemlich bekümmert aus.
"Mir war nur der wahre Grund dafür nicht bekannt - bis jetzt."
"Éroch hat ihren Vater aufgespürt und wollte ihn in seine Dienste nehmen", berichtete Ziranubishath. "Er sollte ihm das Elixier herstellen. Aber Armáran weigerte sich, als er herausfand, was mein Sohn vorhatte und was er dabei für eine Rolle spielen sollte. Als Éroch sah, daß er ihn nicht umstimmen konnte, hat er kurzerhand seinen Bluthund auf ihn gehetzt - Wargrov." 
Bei der Erwähnung dieses Namens fuhr ein Schaudern durch den mageren Körper des Alten.
"Wargrov?" erkundigte sich Chotis. "Dieser Soldat, der uns verfolgt?"
"Der Hauptmann der Wache und der kleinen Streitmacht, die auf Schloß Wabe stationiert ist - Érochs Günstling und Vertrauter. Wargrov hat wohl binnen kurzem begriffen, daß der Druide lieber gestorben wäre, als das Geheimnis des Elixiers preiszugeben - wenn er es überhaupt kannte, was ich bezweifle. Als Armáran versuchte, bei den Grauwald-Elben Hilfe und Beistand zu erflehen, brachte er ihn auf Érochs Befehl in den Süden, hinunter nach Conogal, wo er ihn nun festhält und für sich arbeiten läßt. In regelmäßigen Abständen treffen sich Wargrov und er auf halbem Wege und wickeln die Übergabe des Elixiers ab..."
"Er ist gar nicht hier?"
Kani sah überrascht auf.
"Wo ist er? Wo ist dieser Ort, an dem er festgehalten wird?"
"Südöstlich von hier - jenseits der Berge."
"Ja, aber... wenn sie sich unterwegs treffen, wieso versucht er dann nicht, zu fliehen? Wieso kehrt er immer wieder zurück zu diesem Ort?"
"Ihr fragt, wieso er nicht von dort flüchtet? Nun..."
Seine Augen ruhten auf dem Mädchen.
"Wargrov fand schnell heraus, daß er sich deinen Vater gefügig machen konnte, indem er nicht ihn selbst bedrohte, sondern das, woran er am meisten hängt. Und solange Armáran in dem Glauben ist, du würdest von Wargrov und Éroch im Schloß festgehalten, solange er in dem Glauben ist, dir könnte Gefahr drohen - so lange wird er dem Fürsten widerspruchslos dienen und keinen Fluchtversuch unternehmen."
"Dafür wird er noch bezahlen", sagte Kani bitter und hieb mit dem Ast so heftig in die lodernde Glut des Feuers, daß die Funken bis zur Höhlendecke stieben. "So wahr ich Armárans Tochter bin."
 

... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Verschlungene Pfade -K38 (Sylvia)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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