Magische
Welt
Íja Macár
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 Magier des Wortes / K26 (Sylvia)
 

Baumelnde Riesen
K30
 von: Sylvia

"Was soll das heißen?" knurrte der Dämon verärgert. "Ihr sagtet doch, Ihr könntet uns zurückbefördern!"
Ziranubishath musterte sein Gegenüber arrogant, und sah dabei aus, als würde er gerade einen von Fliegen umkreisten Misthaufen betrachten. 
"Das habe ich wohl gesagt", bemerkte er spitz. "Das heißt aber noch lange nicht, daß ich das auch tun werde! Wie gesagt, ich habe einen wichtigeren Auftrag."
Chotis konnte vor mühsam gezügelter Streitlust kaum noch an sich halten und in seinem Blick stand deutlich zu lesen, daß er den Magier am liebsten verprügelt hätte.
Bevor er ihn jedoch zum zweiten Mal am Kragen packen und unsanft über den Tisch ziehen konnte, ertönte von draußen ein Schrei - gefolgt von einem lauten Krachen und Splittern und einem nicht enden wollenden Schwall von Flüchen. 
Erschrocken fuhr der Dämon herum. 

Der Krawall vor der Burg zog im Handumdrehen die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich. Eilig sprangen sie von ihren Plätzen und scharten sich um die hohen Fenster, um zu sehen, woher dieser Lärm rührte. Im Nu herrschte ein heilloses Gedrängel. Bierkrüge kippten um, ein Stuhl polterte zu Boden und die Schankmädchen, die ihre überladenen Tabletts durch die Menge jonglierten, konnten von Glück sagen, wenn sie es bis an die Theke schafften, ohne dabei umgerannt zu werden.
Auch Chotis rutschte auf seinem Stuhl hin und her und renkte sich beinahe den Hals aus bei dem Versuch, durch die von Menschen belagerten Fenster etwas zu sehen. Er konnte seine Neugier kaum zügeln und hätte nur zu gerne gewußt, was dort draußen vorgefallen war, aber er hätte sich schon auf die Zehenspitzen stellen oder auf und ab hopsen müssen, um etwas erkennen zu können - und das hielt er nun wiederum für völlig unter seiner Würde. 
Also beschloß er, einfach abzuwarten, bis sich der Trubel wieder gelegt hatte und sich lieber wieder dem Rotwein zu widmen, bevor es dem Magier einfallen konnte, ihm den Hahn abzudrehen - sprich die kostenlose Bewirtung einzustellen.
Chotis wandte sich um und wollte nach seinem Becher greifen - aber auf halbem Wege verharrte seine Hand einfach in der Luft und seine Augen weiteten sich ungläubig.
Der Platz auf der Holzbank ihm gegenüber war leer - und Ziranubishath wie vom Erdboden verschluckt.

"Ich würde jetzt auch lieber da drin an der Tafel sitzen und mir den Bauch vollschlagen. Schau’ dir das bloß mal an... was die da alles auftischen! Lauter gute Sachen!"
"Komm weiter!"
"Oh, Hedrik, nun sieh doch mal ..."
"Komm’ jetzt endlich von dem Fenster da weg! Man könnte meinen, du hättest schon seit Tagen nichts mehr gegessen!"
Der Wachsoldat zerrte seinen Kameraden weiter, ohne auf dessen Gegenwehr zu achten.
"Wenn uns hier jemand sieht, gibt’s Ärger - das weißt du genau!"
Grówin, der Festgehaltene, entriß dem Kollegen beleidigt seinen Arm und warf einen letzten bedauernden Blick durch das Fenster in den hell erleuchteten Festsaal.
"Du bist ein alter Spielverderber", murrte er und lahmte dann hinter Hedrik her. "Wer soll uns schon entdecken? Die da drin sind doch alle mit Essen beschäftigt, und der Hauptmann findet uns hier auch nicht. Hedrik, jetzt warte doch mal..."
Doch der große, hagere Soldat beachtete Grówins Genörgle nicht weiter. Wenn sein Kamerad unbedingt Ärger mit dem Hauptmann bekommen wollte, war das allein seine Sache - er hatte jedenfalls nicht vor, sich wegen einem unerlaubten Blick in den Saal Arrest einzuhandeln. Zusammen mit Grówin war er in dieser Nacht für die Wache eingeteilt worden und ihre Aufgabe war es nicht, heimlich durch die Fenster die Gäste beim Essen zu beobachten, sondern rund um Schloß Wabe nach dem Rechten zu sehen. Und genau das würde er auch tun. Und so ging er unbeirrt weiter und beobachtete aufmerksam die Umgebung.
Grummelnd und mit gesenktem Blick trottete Grówin hinter seinem Kollegen her, ärgerte sich über dessen Pflichtbewußtsein und kickte gelangweilt Kieselsteinchen durch die Gegend.

Plötzlich jedoch blieb Hedrik wie angewurzelt stehen. Sein Kamerad, der nicht rechtzeitig bremsen konnte, prallte scheppernd in seine Rückseite und rumpelte ihn von hinten beinahe über den Haufen.
"Was ist denn?" knurrte Grówin, dessen Nase sich in Hedriks Kettenhemd bohrte, ungehalten. "Warum bleibst du denn stehen?"
Hedrik trat einen Schritt zur Seite.
"Na, sieh‘ doch selbst!"
Grówins Augen folgten dem Blick des Soldaten nach oben und weiteten sich vor Verblüffung, als sie den Grund für Hedriks abrupten Halt erfaßten:
Weit droben in schwindelerregender Höhe klebte etwas an der Außenwand des großen Turmes, an dessen Fuß die beiden Wachsoldaten standen.
Wegen der Dunkelheit konnten sie nicht genau erkennen, was es eigentlich war – nur daß es riesig und unförmig war, sich bewegte und mit Sicherheit nicht dort an die Mauer gehörte.
"Was ist das?" zischte Grówin entsetzt.
"Woher soll ich denn das wissen?"
Hedrik überlegte fieberhaft, was er unternehmen sollte. Einen Augenblick lang war er versucht, dieses "Ding" da oben geflissentlich zu übersehen und einfach weiterzugehen - allein seine Soldatenehre hinderte ihn daran, so etwas feiges zu tun. Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, es einfach anzubrüllen und auf eine irgendeine Reaktion zu warten, aber das erschien Hedrik genauso hirnrissig. Schließlich entschied er sich dafür, einfach abzuwarten.

"Es bewegt sich", raunte Grówin ihm zu.
"Ja, das sehe ich auch!"
Tatsächlich schien dieses überdimensionale "Wesen" die glatte Turmmauer hinabzukriechen. Erst bewegte es sich sehr langsam - aber allmählich schien es zunehmend Geschwindigkeit aufzunehmen. Und zu allem Überfluß begann es auch noch, hin und her zu pendeln.
"Oh!" machte Grówin. "Jetzt wird es aber ziemlich schnell!"
Ungläubig starrten sie mit in den Nacken gelegten Köpfen hinauf zum Turm und auf dieses seltsame Etwas, das an der Mauer entlang hinabrutschte. Als es sich auf den Lichtkreis der Fackeln und der hell erleuchteten Fenster zubewegte, erkannten sie endlich, um was es sich dabei handelte:
Es war ein Riese - ein Prólm, wie sie feststellten. Er war etwa fünfzehn Fuß groß, trug schmuddelige Fellkleidung und baumelte an einem feuerroten, zusammengeknoteten Samtvorhang, der aus dem zerstörten Dach des Turmes hing.
"Ein Prólm!" entfuhr es Grówin. "Was macht der denn hier?"
Natürlich wußte der Soldat, was ein Prólm war - aus Geschichten und Erzählungen. Ihm war auch bekannt, daß diese Riesen für gewöhnlich in den kalten, rauhen Gebieten hoch im Norden hausten. Aber noch nie in seinem Leben hatte er eines dieser gigantischen Wesen mit eigenen Augen gesehen. 
Noch dazu eines, das sich, zeternd und wilde Flüche ausstoßend, an einem langsam zerfasernden Vorhang vom Dach eines Turmes abseilte.
Als der Riese sich etwa in Höhe der Baumkronen befand, löste sich langsam der Knoten, mit dem er sein "Seil" an den Dachbalken befestigt hatte. Noch hielt der Knoten zwar, aber er sackte mit einem Mal gleich einige Fuß weit nach unten.
Mit fest zusammengekniffenen Augen klammerte sich Hragnir an den samtenen Strang und wagte nicht, auch nur einen Blick in die Tiefe unter sich zu werfen. Sobald er die Augen öffnete, wirbelten die Landschaft, die wogenden Baumkronen und die Mauer in rasendem Tempo an ihm vorbei. Ihm war so schwindlig, daß sich ihm der Magen umdrehte und sein einziger Wunsch war, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Er mußte es doch bald geschafft haben, weit konnte es nicht mehr sein...
Wieder gab der Knoten nach und er ruckte weiter nach unten. Seine Handflächen waren so naßgeschwitzt, daß er sich kaum noch an dem weichen Stoff festhalten konnte.
Und dann löste sich der Knoten endgültig vom Dachbalken und Hragnir sauste mitsamt den wogenden Stoffmassen in die Tiefe.

Wie gelähmt starrte Grówin auf den zappelnden Haufen vor sich, aus dessen Tiefen Flüche drangen, die sogar einen Soldaten wie ihn noch vor Neid erblassen ließen.
Hedrik dagegen ging sofort in Angriffsstellung, riß sein Schwert aus der Scheide und richtete es drohend auf das Gewirr von Vorhangstoff, Fell und abgebrochenem Strauchwerk, aus dem sich langsam die riesige Gestalt des Prólms schälte. 
In seinem Kopf arbeitete es fieberhaft - was sollte er tun? Verstärkung holen? Weglaufen? Nach den übrigen Wachen rufen? Oder besser gleich nach dem Hauptmann?
Grówin, der mittlerweile wieder aus seiner Erstarrung erwacht war, klammerte sich nicht gerade heldenhaft an Hedriks Schwertarm.
"Bei allen Göttern...", zischte er. "Ich glaube, wir haben ein Problem!"
Hedrik schüttelte seinen Kameraden ab und versuchte krampfhaft, sich zu konzentrieren.
"Sei doch mal ruhig, ich muß nachdenken!"
Grówin löcherte weiter, ohne den Blick auch nur für eine Sekunde von dem Riesen abzuwenden, der gerade mühsam versuchte, wieder auf die Füße zu kommen 
"Lieber Himmel! Was sollen wir jetzt unternehmen? Kannst du nicht ein bißchen schneller denken?"
"Halt einfach die Klappe! Mir wird schon was einfallen!"
Ächzend erhob sich Hragnir auf wackligen Beinen und faßte sich an den dröhnenden Schädel.
"Oh, mein Kopf...! Wo bin ich hier?"
"Hedrik - was machen wir jetzt?" kreischte Grówin und starrte entsetzt auf den Prólm. "Was sollen wir nur tun? Ist dir immer noch nichts eingefallen?"
"Doch!" erwiderte der Soldat, als Hragnir sich ächzend zu seiner vollen Größe aufrichtete.
"Ich glaube, wir sollten in Panik ausbrechen..."
 


... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Dämon in Nöten -K31 (Sylvia)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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