Magische
Welt Íja Macár |
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vorheriges Kapitel:
Zwei unheimliche Gefährten /
K54
(E.Z.)
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von: Sylvia | ||
Er verdrehte die Augen und fiel zu Boden, als hätte Garth ihn mit einer Sense umgemäht. Sein Hinterkopf knallte unsanft gegen ein Baumstumpf, dann blieb Torian bewegungslos liegen. Garth verzog das Gesicht zu einem zufriedenen Grinsen.
Das Etwas war ein Mensch gewesen, eindeutig ein Mensch. Getötet, gehäutet, nur noch eine unförmige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Masse blutigen Fleisches, aus der bleiche Knochensplitter ragten. Fryijos Gehirn schien einfach auszusetzen und weigerte sich zu glauben, was seine Augen sahen - sein Magen jedoch tat es schneller als ihm lieb war. Ein alles überwältigender Ekel machte sich in ihm breit, als ihm der Geruch des Blutes in die Nase stieg. Plötzlich hatte er das Gefühl, sein Inneres würde sich nach außen kehren, er würgte und spuckte krampfhaft und Tränen traten ihm in die Augen, während er mit letzter Anstrengung sein Frühstück daran zu hindern suchte, sich den Weg nach draußen zu bahnen. Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn. Kreidebleich starrte er auf Garths massige Gestalt, die sich vor ihm aufbaute. Er betete inständig, dass alles nur ein Traum war, dass er gleich erwachen und sich irgendwo in Sicherheit befinden würde, doch die gespenstische Szenerie blieb. Es war kein böser Traum, wurde ihm klar ... Garth kam auf ihn zu. Er lachte - ein unheimliches, dunkles Grollen, das eher dem Knurren der Wölfe glich als einem menschlichen Laut. Und dieses Lachen war es, das Fryijo schlagartig aus seiner Erstarrung riss und all seine Sinne plötzlich auf Hochtouren arbeiten ließ. Eiskalte Angst kroch sein Rückgrat empor. Er musste etwas tun, etwas unternehmen ... fliehen, fort, nur weg von hier. Adrenalin schoss in seine Adern. Instinktiv begann er zu laufen, rannte, was seine Beine hergaben, und sein Herz klopfte zum Zerspringen. "Was tust du?"
Er stolperte auf den Braunen zu, der erschreckt schnaubend mit dem Kopf schlug und dabei die Zügel zerfetzte, mit denen er an einen Baum gebunden war. Fryijo versuchte, mit einem Satz auf seinen ungesattelten Rücken zu kommen, doch der Hengst rollte panisch mit den Augen und drehte sich wie wildgeworden im Kreis. Immer wieder rutschte Fryijo ab und es gelang ihm nicht, sich auf den Rücken des Pferdes zu ziehen. Hinter sich hörte er Garths typischen Zweifinger-Pfiff, mit dem er die beiden Wölfe zu sich rief. Aber Fryijo drehte sich nicht um. Es blieb keine Zeit. "Bleib doch endlich stehen!" flehte er verzweifelt, riss
an den Zügeln und versuchte, sich auf den Rücken des Braunen
zu stemmen. Seine Finger krampften sich in die dunkle Mähne.
Der Hengst machte einen heftigen Satz nach vorn, der Fryijo
beinahe rücklings herunterstürzen ließ. Verzweifelt krallte
er sich an die Mähne und trieb das Pferd erbarmungslos vorwärts.
*** Erst nach einigen Stunden wagte er es, das Pferd schließlich in einer flachen Senke anzuhalten. Das Geheul der Wölfe war verstummt, um Haaresbreite war er ihnen schließlich entkommen. Schweratmend ließ Fryijo sich vom Rücken des Hengstes gleiten und lehnte sich ausgepumpt und mit zitternden Knien an dessen bebende Flanken. Der Braune schnaufte heftig und seine Brust und sein Hals waren von Schweißflocken bedeckt. Lange Zeit hatte er das Pferd kreuz und quer durch das Hügelland gejagt, bis er glaubte, es würde unter ihm vor Erschöpfung zusammenbrechen, doch er hatte nicht gewagt, das Tempo zu verlangsamen, aus Angst, die Wölfe würden ihn einholen. Nachdem er wieder ein wenig zu Atem gekommen war, führte Fryijo das schweißnasse Pferd eine Weile durch das dürre Gras neben sich her, bis er die Kuppe eines Hügels erreicht hatte, von dem aus er weit ins Land schauen konnte. Er sah sich unsicher um und stellte fest, dass er nicht die leiseste Ahnung hatte, wo er sich befand. Allerdings war es ihm im Moment auch gleichgültig – solange er nur Garth und den Wölfen entkommen war. Nach dem Stand der Sonne musste er etwa in südöstlicher Richtung geritten sein. Einige Meilen vor sich im Süden konnte er ein ausgedehntes dunkles Waldgebiet erkennen, das flache weite Tal zwischen dem Wald und seinem Standort war mit Büschen und kleinen Baumgruppen bewachsen. Die Sonne würde bald untergehen und eine Rast in freiem Gelände ohne die geringste Deckungsmöglichkeit behagte Fryijo überhaupt nicht. Er entschloss sich, eine der Baumgruppen anzusteuern, um sich dort einen Rastplatz zu suchen. Auch wenn das Wäldchen, auf das er nun zuhielt, recht klein war, würde es doch einen gewissen Schutz bieten. Erschöpft zog er den Braunen hinter sich her, und
marschierte auf die Baumgruppe zu, während er versuchte, seine Gedanken
ein wenig zu ordnen. Zu vieles war passiert in den letzten Tagen und Stunden,
zu vieles, das er nicht begreifen konnte. Erst die merkwürdigen Ereignisse
in der Stadt, dann die Begegnung mit Torian und Garth, seine nachwachsenden
Zehen ... das alles war ihm ein Rätsel. Vor allem verstand er nicht,
woher dieses urplötzliche Interesse an seiner Person rührte und
was es mit dieser "besonderen Eigenschaft" auf sich hatte, die er angeblich
besitzen sollte. Weshalb schickte ihm jemand gefälschte Einladungen,
um ihn nach Baneju zu locken?
Kurz nach Sonnenuntergang erreichte er endlich das kleine Wäldchen. Erfreut stellte Fryijo fest, dass es sogar einen kleinen Bach gab, an dem er seinen Durst stillen konnte. Auch den Braunen ließ er ausgiebig saufen und schlang dann die Zügel um einen Baumstamm, an dessen Fuß er sich niederließ. Müde lehnte er den Kopf zurück an die glatte Rinde des Stammes und schloss die Augen, doch der Schlaf wollte trotz der Erschöpfung nicht kommen - immer wieder sah er im Geiste das Bild dieses schrecklich zugerichteten Leichnams vor sich und seine Gedanken wirbelten unablässig im Kreis. Irgendwann gegen Mitternacht war er dann doch endlich eingedöst - was ihn nach wenigen Stunden unruhigen Schlafes im Morgengrauen aufweckte, war jedoch kein Vogelgezwitscher. Raue, bellende Stimmen rissen ihn aus wirren Träumen und jemand schüttelte ihn grob an der Schulter. Schlaftrunken und orientierungslos öffnete Fryijo
die Augen. Das erste, was er im trüben Morgenlicht sah, waren ein
abgrundtief hässliches, schwarzbraunes Gesicht und ein paar kleine,
nicht gerade sehr freundlich dreinblickende Augen, die ihn musterten. Noch
bevor er richtig zu Sinnen kommen konnte, wurde Fryijo schon von einem
Händepaar unsanft hochgerissen.
Verwirrt blickte der junge Mann auf etwa ein Dutzend merkwürdiger Gestalten, die ihn umringten: seltsam verwachsene Kreaturen, etwas kleiner als er selbst, jedoch sicher doppelt so breit. Ihre Haut war braunschwarz und schuppig und von widerwärtigen Pusteln und Warzen übersät, die dunklen Haarsträhnen, die manchen aus den unförmigen Schädeln wuchsen, hingen zottig und verfilzt bis auf die Schultern. Derart hässliche Lebewesen hatte Fryijo noch niemals zuvor gesehen - sie sahen irgendwie entfernt menschenähnlich aus und doch gleichzeitig auch wieder nicht. Ihm dämmerte langsam, dass es Chrúms sein
mussten - diese minderwertigen, von allen verachteten, menschenähnlichen
Wesen, die von den Göttern erschaffen worden waren und von denen er
bisher angenommen hatte, sie seien einfach eine Ausgeburt der menschlichen
Fantasie.
Allesamt waren in verbeulte, wahllos zusammengewürfelte
Rüstungsteile gekleidet, von denen die einzelnen Teile nicht zueinander
passten, sie trugen schwere Stiefel und einige von ihnen gehörnte
Helme. Der Chrúms, der ihn auf die Füße gerissen hatte,
schien eine Art Anführer zu sein, er trug einen protzigen Waffengurt
und einen Umhang undefinierbarer Farbe über seinem rostzerfressenen
Harnisch. Die Spitze seines Schwertes zeigte direkt auf Fryijos Brust.
"Mitkommen!"
© Sylvia
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... und so setzt sich das Abenteuer fort: In den Fängen der Chrúms -K57 (Sylvia) ... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann
mailt
mir diese bitte!
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