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Íja Macár
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 Um Haaresbreite / K56 (Sylvia)
 

In den Fängen der Chrúms
K57
 von: Sylvia

Fryijo hockte in dem kleinen, stinkenden Käfig und brodelte vor sich hin. Nachdem die Chrúms ihm die Hände auf den Rücken gefesselt und ihn den ganzen Morgen über mit den Lanzen vorwärts gestoßen und durch unwegsames Gelände gezerrt hatten, war er schließlich in eine Höhle gebracht und in dieses Gefängnis gesperrt worden. Er fragte sich, was die Chrúms von ihm wollten. Sie schienen etwas Bestimmtes mit ihm vorzuhaben, aber er hatte bis jetzt nicht herausfinden können, was das war, und auch auf seine verzweifelten Fragen hin hatte er keine Antwort erhalten. Aus Gesprächsfetzen hatte er jedoch erfahren, dass sie eine Bande von Räubern und Kopfgeldjägern waren, die auf eine fette Belohnung hofften, und er nahm an, dass es sich bei seiner Gefangennahme einfach um ein Missverständnis handelte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum irgend jemand auf seinen Kopf eine Belohnung aussetzen sollte. Außer ... vielleicht war ja doch etwas dran an der Behauptung Torians, dass er besondere Fähigkeiten besaß. War er deswegen nach Baneju zitiert worden? Wurde er deswegen gejagt?

Er nahm sich vor, den Irrtum so schnell wie möglich aufzuklären, sobald die Chrúms zurückkommen würden. Nur - sie kamen nicht zurück. 
Ein magerer Zwerg, der die ganze Zeit über nicht ein einziges Wort sprach, brachte ihm einmal am Tag etwas zu essen - vergammeltes Brot und schimmligen Käse, und Fryijo fragte sich, wie die Rasse der Chrúms es überhaupt geschafft hatte, bei solch ekelerregendem Fraß zu überleben. In der düsteren Höhle hatte er mittlerweile jegliches Zeitgefühl verloren, aber der Anzahl der Mahlzeiten und seinem fröhlich sprießendem Bart nach, musste er sicher schon zwei oder drei Tage hier sein. 

Frustriert vergrub er das Gesicht in seinen Händen. Er saß hier fest, obwohl er ungeduldig darauf brannte, wieder nach Hause zurückzukehren. Ab und zu rüttelte er wutentbrannt an den Gitterstäben und überlegte angestrengt, wie er es schaffen könnte, den Chrúms zu entkommen, aber der Käfig erwies sich als äußerst stabil und war zusätzlich noch mit einem schweren Schloss gesichert, das er von innen nicht erreichen konnte. Manchmal kam ihm der Verdacht, dass die Chrúms vielleicht überhaupt nicht mehr zurückkommen und er in diesem modrigen Käfig elendig krepieren würde, aber er verwarf den Gedanken schnell wieder. So schnell durfte er die Hoffnung einfach nicht aufgeben. Aber eigentlich konnte er nur noch auf ein Wunder warten ...

Das Wunder kam eine Weile später in Form eines Flüsterns.
"Sssssch", machte es rechts neben ihm und Fryijo riss den Kopf herum. In der Dunkelheit konnte er kaum seine Hand vor den Augen erkennen, und er glaubte schon, sich getäuscht zu haben. Aber dann hörte er erneut dieses Flüstern, und es stammte - obwohl er niemanden in die Höhle hatte kommen hören - eindeutig von einem Paar menschlicher Lippen, nicht von Ratten oder ähnlichem Getier, wie er erst angenommen hatte. 
"Wer ist da?" rief er beunruhigt. "Wo versteckt Ihr Euch?"
Seine Augen versuchten, die Düsternis der Höhle zu durchdringen, aber es war zu dunkel, um etwas zu erkennen und er konnte niemanden entdecken.
"Kommt heraus und zeigt Euch!" forderte er und richtete sich auf, soweit es der enge Käfig zuließ.
Leises Rascheln und das Knirschen von Leder waren neben ihm zu hören. Und ein schwaches Klirren.
"Wer bist du?" flüsterte eine Stimme dunkel. "Und weshalb sitzt du hier in diesem Käfig?"
"Sagt erst, wer Ihr seid!" verlangte Fryijo. "Zeigt Euch endlich!"
Er bekam keine Antwort. In der Höhle war es totenstill. 
Nach einer Weile kam wieder zögernd die Stimme aus der Dunkelheit:
"Vielleicht kann ich dir hier heraushelfen. Aber erst sagst du mir, warum du hier bist!"
Er gab seinen Widerstand auf. Wenn er eine Chance hatte, jemals lebend hier herauszukommen, dann war es diese hier.
"Mein Name ist Fryijo", erklärte er. „Ich komme aus Dráau und war auf dem Weg nach Baneju, als mich diese Kopfgeldjäger überfielen."
"Kopfgeld? Auf deinen Kopf ist eine Belohnung ausgesetzt? Wie hoch?"
Die Stimme klang überrascht. Und neugierig. Neugieriger, als es Fryijo lieb war.
"Das weiß ich nicht!" raunte er. "Aber wenn Ihr mir hier heraushelfen wollt, dann solltet Ihr Euch beeilen. Sie werden vielleicht bald zurückkommen!"
Die Gestalt antwortete nicht, aber Fryijo konnte erkennen, wie sich eine schwarz behandschuhte Hand geräuschlos aus der Dunkelheit schob und sich am Schloss zu schaffen machte.
"Habt Ihr etwa einen Schlüssel für diesen Käfig?" fragte er erstaunt.
"Nein. Aber einen Dietrich."
In diesem Moment hörte er lautes Gepolter von draußen und kurz darauf tauchten weit vorne im hellen Höhleneingang die Silhouetten der Chrúms auf. Fryijo konnte deutlich die Umrisse ihrer gehörnten Helme erkennen. 
Mist, dachte er. Verfluchter Mist! Tagelang hatten sich die Kreaturen nicht einmal in der Nähe der Höhle sehen lassen, und ausgerechnet jetzt tauchten sie auf, als er die Freiheit schon greifbar nahe vor Augen hatte.
Die behandschuhten Finger zogen sich sofort blitzartig vom Schloss zurück und verschwanden in der Dunkelheit.
Er hörte, wie der Dietrich zwischen Stoffalten klimperte, dann wurde es wieder still.
"He!" zischte er verzweifelt. „He!!"
Aber die Gestalt war verschwunden.

Fryijo richtete seinen Blick auf den Eingang der Höhle und erwartete die anrückenden Chrúms. Es waren vier und sie waren erstaunlich groß für ihre Rasse, verwachsene, hässliche Wesen mit schwärzlicher, schuppiger Haut. Sie waren bis an die Zähne mit Lanzen und Schwertern bewaffnet und zwei von ihnen trugen brennende Pechfackeln. Fryijo überdachte kurz seine Fluchtmöglichkeiten, aber er musste einsehen, dass er ohne Waffen nicht einmal den Hauch einer Chance gegen diese Kreaturen hatte. Also blieb ihm nichts weiter übrig, als abzuwarten.

Die vier Chrúms gröhlten und lachten, als sie die Höhle betraten, und als sie näher kamen, konnte Fryijo deutlich den Geruch von billigem Schnaps wahrnehmen, den sie verströmten. Er versuchte, sich daran zu erinnern, was er über diese Wesen wußte – manchmal hatte er davon gehört, dass sie zurückgezogen lebten, nicht besonders mutig und nur in der Sicherheit einer Gruppe stark waren, ein Grund dafür, dass sie fast immer zu mehreren und nie allein in Erscheinung traten. Im Prinzip waren es wohl Feiglinge, aber er behielt diese Meinung sicherheitshalber für sich und hatte auch nicht vor, die Chrúms in Bezug darauf auf die Probe zu stellen.

Der vorderste, der anscheinend der Anführer der Viererbande war, ein besonders großes und ekelerregendes Exemplar mit verrotteten Zähnen und einer Nase, die an eine faulige Kartoffel erinnerte, richtete durch die Gitterstäbe seine Lanze auf ihn.
"Du da", rief er im Befehlston, "wir bringen dich jetzt zum Anführer! Anführer jetzt da."
Er schien große Schwierigkeiten mit der ihm ungewohnten Sprache zu haben, denn seine Worte kamen holprig und abgehackt.
"Der Anführer wird dich gegen Kopfgeld einlösen. Mitkommen! Mach’ keinen Ärger!" Seine Stimme klang warnend, als er mit einem Kopfnicken seinen Kumpanen andeutete, den Käfig zu öffnen. Einer trat vor und zog einen rostigen Schlüssel aus dem Gürtel, mit dem er das Schloss öffnete, während die anderen Fryijo aus zusammengekniffenen Augen wachsam beobachteten.
"Hört mal", lenkte Fryijo ein, "es muss sich hierbei um ein Missverständnis handeln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich es sein soll, den Ihr sucht."
Der Anführer überhörte seine Bemerkung geflissentlich und stieß ihn mit der Spitze seiner Lanze an.
"Los! Rauskommen!"
Der junge Mann kroch aus dem modrigen Käfig und richtete sich mühsam auf. Sein Rücken und seine Schultern schmerzten von der gebückten Haltung, zu der er in seinem winzigen Gefängnis gezwungen gewesen war.
"Versteht Ihr nicht?" wiederholte er. "Ich habe nichts getan. Ihr verwechselt mich sicher mit jemandem."
Der Anführer der Wachen musterte Fryijo aus kleinen trüben Schweinsäuglein und seine Miene nahm einen leicht entnervten Ausdruck an, während er aus einem Beutel, der an seinem Waffengurt baumelte, ein zerknittertes Pergament zog. Er entfaltete es umständlich und studierte mit wichtigtuerischer Miene dessen Inhalt. Fryijo wartete voller Ungeduld und fragte sich insgeheim, ob dieses primitive Wesen überhaupt fähig war zu lesen, oder ob er nur so tat.
"Wir suchen Mann aus Dráau mit Namen Fryijo." Die Stimme des Chrúms klang herablassend. "Ist das dein Name?"
"Ja, das ist mein Name", musste Fryijo zugeben. "Aber ..."
Der Chrúms sah ihn mitleidig an, während sich seine drei Kumpane im Hintergrund schier ausschütten wollten vor Lachen.
"Aber das ist unmöglich!" fuhr Fryijo auf. "Lasst mich diesen Brief sehen ... es kann nur ein Irrtum sein!"
Ungehalten hielt der Anführer seinem Gefangenen das Pergament unter die Nase, so dass Fryijo seinen Namen mit eigenen Augen lesen konnte. Das Schriftstück enthielt tatsächlich seinen Namen und auch die Summe der ausgesetzten Kopfgeldprämie. Doch er konnte nirgendwo eine Unterschrift oder ein Siegel entdecken.

"Fünfhundert Goldstücke", las Fryijo halblaut vor. Gleich darauf vernahm er irgendwo aus dem Dunkel der Höhle einen kaum hörbaren, zischenden Laut, als würde jemand heftig die Atemluft einsaugen.
"Glaubst du jetzt?" fragte der Chrúms verdrossen und entriss ihm das Pergament. "Können wir nun endlich gehen?"
"Aber das kann gar nicht sein!" begehrte Fryijo auf. „Von wem habt Ihr dieses Schreiben? Wer hat Euch das gegeben?"
Der Chrúms schien einen Wutausbruch nur noch mit Mühe zurückhalten zu können.
"Halt jetzt endlich dein vorlautes Maul! Wir gehen!" befahl er mit schneidender Stimme. "Unser Anführer kann dir sagen!" Und wieder bohrte er seinem Gefangenen drohend die Waffe in die Rippen.
Fryijo schlug mit der Hand wütend die Lanze beiseite, woraufhin die anderen drei Chrúms sofort ihre Schwerter zogen und auf ihn richteten.
"Keinen Ärger! Sonst bist du tot!" knurrte der Anführer und Fryijo hatte Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Es hatte keinen Sinn, die vier anzugreifen, vielmehr musste er herausbekommen, wer den Auftrag gegeben hatte, ihn gefangen zu nehmen, und warum. Während zwei der Wachen ihn mit ihren Schwertern in Schach hielten, fesselte ein dritter ihm mit einem Strick die Hände auf den Rücken. Dann stießen sie ihn vorwärts.
Er taumelte zum Eingang der Höhle, während die vier Chrúms wachsam an seinen Fersen klebten. Das Licht der Pechfackeln flackerte im Luftzug, der vom Ende der Höhle hereinströmte. Fryijo wandte sich in einem letzten verzweifelten Versuch, den Irrtum aufzuklären, nach dem Anführer um.
"Zu wem bringt Ihr mich?"
"Maul halten!"
Die Wache rammte ihm seine Faust mit solcher Wucht in die Magengrube, dass Fryijo vor Schmerz aufstöhnte und auf die Knie stürzte. Er blieb zusammengekrümmt auf dem Boden liegen und starrte sein Gegenüber feindselig an.

In diesem Moment hörte er ein Geräusch, ein leises Sirren, kaum wahrnehmbar. Im nächsten Augenblick fiel einer der vier Chrúms vornüber und sein Gesicht schlug hart auf dem Felsboden auf. Fryijo sah einen gefiederten Pfeil aus seinem Rücken ragen.
Im Nu herrschte wilder Aufruhr. Die restlichen drei Kreaturen verteilten sich angriffsbereit in der Höhle. Ihre Köpfe flogen herum auf der Suche nach dem unsichtbaren Angreifer.
Ein weiterer Pfeil zischte durch die Luft, traf einen der Chrúms in den Hals. Blut sprudelte hervor, und der Räuber ließ sein Schwert und die Fackel fallen und griff schreiend nach der Wunde. Verzweifelt versuchte er, die Pfeilspitze herauszuziehen, doch sie steckte zu tief. Er keuchte und verdrehte die Augen, dann fiel er neben Fryijo zu Boden, der ihn angewidert von sich weg schob.

Der Anführer fuchtelte wild mit seinem Säbel herum, während der andere außer ihm noch verbliebene Chrúms, einen panischen Ausdruck auf dem Gesicht, mit der Fackel in die Ecken und Winkel leuchtete. Um Fryijo kümmerte sich niemand mehr.
Dann sahen sie für einen kurzen Moment ihren Angreifer, als der flackernde Lichtschein der Fackel in eine Felsnische fiel.

Eine Gestalt sprang hervor und kam mit gezogenem Schwert auf sie zu. Fryijo konnte kaum etwas erkennen. Er sah im Fackelschein nur das Aufblitzen der Klinge und eine schlanke Silhouette. Die Gestalt trug einen schwarzen Umhang und ihr Gesicht war durch eine Kapuze verborgen und lag im Dunkeln. Sie bewegte sich beinahe lautlos mit der behenden Geschmeidigkeit einer Katze und bevor die zwei Chrúms begriffen, wie ihnen geschah, hatten sie bereits den ersten Schwertstreich von ihrem Gegner kassiert. 
"Da habt Ihr, Ihr Feiglinge!" rief die Stimme, die Fryijo als diejenige erkannte, die ihm vor wenigen Augenblicken angeboten hatte, ihn aus dem Käfig zu befreien. Der schmächtige Kerl im Kapuzenumhang schien eine ziemlich große Klappe zu haben, und Fryijo fürchtete, dass er sich mit vier Chrúms wohl etwas übernommen hatte. Er kam endlich auf die Füße, und versuchte hektisch, sich die Fesseln abzustreifen, während er gebannt den Kampf verfolgte. 

Die geheimnisvolle Gestalt vor ihm schwang das Schwert mit beiden Händen gegen die beiden Räuber, so kraftvoll und geschickt, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Was dem Fremden an reiner Körperkraft fehlte, machte er durch seine Geschicklichkeit und Schnelligkeit dreimal wieder wett, und die fetten, schwerfälligen Chrúms hatten ihre liebe Not, die blitzschnellen Attacken zu parieren. Wenn sie mit ihren Schwertern zuschlugen, war der Kapuzenmann schon längst wieder an einer anderen Stelle.
Zwischen zwei Schwerthieben, fand dieser auch noch die Zeit, Fryijo ärgerlich anzuknurren.
"Jetzt steh’ doch nicht herum wie ein Ölgötze!" riss er ihn aus seiner Erstarrung. "Hilf mir lieber!"

Mangels seiner auf den Rücken gebundenen Hände, benutzte Fryijo seine Füße und trat den zweiten Chrúms so kräftig in die Kniekehlen, dass dieser beinahe zusammenbrach. Wütend drehte sich sie Kreatur um und schlug blindlings mit seinem Schwert nach Fryijo, doch er wich geschickt aus, sprang blitzschnell zur Seite, und der Hieb sauste durch die Luft, ohne sein Ziel zu treffen.

Die Kapuzengestalt hatte währenddessen den Anführer gegen die Felswand gedrängt und drosch mit dem Schwert auf ihn ein, dass ihm Hören und Sehen verging, während Fryijo sich mit dem anderen herumplagte. Er traktierte ihn mit seinen Füßen und Ellbogen und versuchte gleichzeitig, den ungelenken Schwerthieben auszuweichen. Einmal war er nicht schnell genug, und die Klinge streifte seinen Oberarm. Hinter sich konnte er das Keuchen des Fremden und das wutentbrannte Grunzen dessen Gegners vernehmen, die verbissen miteinander rangen. Dann hörte er den Schrei des sterbenden Anführers, als er einen tödlichen Hieb abbekam.
Als er kraftlos zu Boden sackte, hielt sich die Gestalt im Kapuzenmantel nicht länger mit ihm auf, sondern eilte sofort zu Fryijo, um ihm im Kampf gegen den verbliebenen Chrúms zu helfen.
"Lass nur, den erledige ich schon!" rief der Unbekannte und stürzte sich auf den Gegner.
Der Chrúms sah seinen Anführer tot auf dem Boden liegen, sah die dunkle Kapuzengestalt mit gezogenem Schwert auf sich zukommen - und ergriff panisch die Flucht. Er rannte an Fryijo vorbei und hielt auf den Ausgang der Höhle zu.
"Er wird die anderen warnen wollen!" schrie Fryijo und warf sich der fliehenden Kreatur entgegen, um sie aufzuhalten, doch der Chrúms mobilisierte seine letzten Kräfte und entwand sich dem kräftigen Griff des jungen Mannes.
"Na warte!" knurrte die Gestalt im Kapuzenmantel. "So leicht kommst du mir aber nicht davon!"
Blitzschnell steckte er sein Schwert zurück in die Scheide und nahm seinen Langbogen vom Rücken. Mit sicheren, schnellen Handgriffen zog er einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne. Der Chrúms war beinahe schon am Höhleneingang angelangt, als er zielte, den Bruchteil einer Sekunde nur, und den Pfeil mit tödlicher Genauigkeit abfeuerte. Mit einem dumpfen Geräusch bohrte er sich in den Rücken des Flüchtenden und ließ ihn zu Boden gehen.
"Die hätten wir erledigt", rief der Fremde munter und ließ den Bogen sinken. Fryijo starrte ihn an und versuchte, einen Blick unter die Kapuze werfen zu können, aber das Gesicht des Fremden lag im Schatten. 

Keiner von beiden bemerkte die Bewegung hinter ihnen. Der totgeglaubte Anführer des Chrúms-Trupps, der in einer Lache seines eigenen Blutes lag, hob mühsam den Kopf. Mit letzter Anstrengung tastete seine Hand zu seinem Gürtel, und er fand, wonach er suchte - einen schlanken Dolch.

Die Kapuzengestalt hörte das Geräusch und fuhr wie von einer Tarantel gestochen herum. Fryijo hingegen, der sich bemühte, den Strick loszuwerden, der seine Hände gefangenhielt, hörte nichts. Er sah nur die schnelle, katzenhafte Bewegung seines neuen Verbündeten, eine Bewegung, die ihm sofort Gefahr signalisierte. Sein Blick wandte sich zu der Stelle, auf die der Kapuzenmann mit seinem Bogen zielte.

Der Anführer der Chrúms sackte von einem Pfeil getroffen nach vorne, aber bevor er endgültig sein Leben aushauchte, schleuderte er mit letzter Kraft den Dolch nach der geheimnisvollen Gestalt. Dann brach er tot zusammen. Fryijo registrierte, wie der Dolch an seinem Kopf vorbeizischte. Er sah, wie das silberglänzende Wurfgeschoss auf den Fremden zusauste und sich direkt unter seinem Schlüsselbein durch den Umhang, das Wams und das Hemd in sein Fleisch bohrte. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der schmale Körper rücklings gegen die Höhlenwand geschmettert. Er schlug hart mit dem Kopf gegen den Fels und sackte kraftlos zur Seite. Der Bogen fiel klappernd zu Boden.

In einer letzten Anstrengung konnte Fryijo endlich seine schmerzenden Handgelenke von den Stricken befreien. Mit zwei, drei Sätzen war er bei der reglosen Gestalt, die still auf der Seite lag. Der Dolch ragte unter ihrem rechten Schlüsselbein hervor und der dunkle Umhang begann von dem Blut zu glänzen, das aus der Wunde sickerte. War er tot? Nein, der rasselnde Atem sagte Fryijo, dass er noch am Leben war, wenn auch wohl ohne Bewusstsein.
Vorsichtig drehte Fryijo den leblosen Körper auf den Rücken, schob die dunkle Kapuze des Umhangs zurück - und schnappte überrascht nach Luft. 
Die reglose Gestalt war überhaupt kein Mann! 
Fryijo sah in das Gesicht eines Mädchens, schmutzig und rußgeschwärzt, aber zweifellos das eines Mädchens. Er war so perplex, dass er sie einen Augenblick lang nur in sprachlosem Unglauben anstarren konnte.

Als er sich von seinem Schreck erholt hatte, sah er sich argwöhnisch um. Es konnte nicht lange dauern, bis man die vier Chrúms vermissen würde und Verstärkung eintraf. 
Fieberhaft überlegte er, was er mit dem Mädchen anstellen sollte. Sein Verstand riet ihm, so schnell wie möglich das Weite zu suchen, wenn er seinen Häschern entkommen wollte. Eine Verwundete mitzuschleppen, wäre nur unnötiger Ballast gewesen, der ihn am schnellen Fortkommen hindern würde. Andererseits brachte Fryijo es nicht fertig, sie verletzt in der Höhle liegen zu lassen, wo sie unweigerlich den Chrúms in die Hände fallen würde. 

Vorsichtig zog Fryijo den Dolch aus ihrer Schulter und warf ihn beiseite. Er schlug ihren Umhang zurück und besah sich die Wunde. Der Dolch hatte ihr Lederwams durchbohrt und die Verletzung blutete ziemlich stark. Hastig zerrte er sein Hemd aus der Hose und riss einen breiten Streifen Stoff vom unteren Saum ab, den er zusammenfaltete, unter ihr Hemd schob und fest auf den Einstich presste. Irgendwie musste es ihm gelingen, die Blutung zu stillen, sonst würde sie keine Überlebenschance haben. Und sie mussten weg hier, bevor der Rest der Chrúms bemerkte, was geschehen war.

In fieberhafter Eile durchstöberte er die Taschen der getöteten Wachen nach Geld und Wertgegenständen. Fryijo nahm eilig einen Goldring, eine Handvoll Münzen und einen Wasserschlauch an sich und schnappte sich eines der Schwerter, das er in seinen Gürtel steckte.

Dann warf er sich den Kurzbogen des Mädchens über die Schulter und sammelte hastig ihr Schwert und die Pfeile ein, die bei ihrem Sturz aus dem Köcher gefallen waren. Zumindest hatte er jetzt Waffen: ein schartiges abgenutztes Chrúms-Schwert, ein Kurzschwert und einen Bogen.

So wie es aussah, musste er das Mädchen wohl tragen. Sie war immer noch nicht bei Bewusstsein. Fryijo machte sich Sorgen, denn das Rasseln in ihren Lungen hörte sich ziemlich beunruhigend an, und ihr Atem kam nur noch stoßweise. Er musste sie schleunigst hier wegbringen, nur wohin?
 


... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Hilfe -K58 (Mike)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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