...er wartete jenseits der Pforte
auf das, was auf ihn zukommen sollte.
Aber vor allem wartete er darauf,
dass sich der Druck auf seiner Brust löste, der mit jedem Atemzug
rasselte. Mühsam setzte er sich halb auf, was als "Körper" ohne
Arme und Beine nicht so leicht war, ja, und da waren dann noch der Druck
auf seine Brust und die hässlichen Kopfschmerzen. Doch endlich nach
einigen Minuten, die sich für ihn, Fryijo, eher wie Stunden anfühlten,
saß er auf dem "Rest" seines Körpers und starrte noch immer
zum grauen Firmament, das jenseits der Schwelle war, die er übertreten
hatte und an der Raum und Zeit ineinander übergingen.
Von der Schwelle lösten sich
zwei Schatten, die klein und ziemlich unscharf waren und sich sacht und
lautlos am Firmament. Die Pfoten bewegten sich schnell
zu ihm. Pfoten, die den schnellen
Läufern gehörten. Er schloss die Augen. Ehe die schnellen Läufer
mit gewaltigen Sätzen ihrer lautlosen Pfoten, die, fast ohne das dürre
Steppengras zu berühren, ihn erreichten, schloss er müde die
Augen. Das Ende wollte er nicht bei Bewusstsein erleben, da er ahnte, sie
würden ihn sicher töten. Hier draußen - da war er sich
sicher - würden die schnellen Läufer das für diese gottlosen
Halunken, die ihn hierher gebracht hatten, besorgen. Ohne dass diese "feinen"
Herren sich die Finger schmutzig machen würden. Danach würden
sie ihn hier liegen lassen und seinen Anteil der Belohnung oder Beute mitnehmen,
falls er lang genug leben und es ihm gelingen würde, zum stillen Tod
und seinen Leibwächtern zu kommen und ihnen "das Herz der Flamme"
zu entreißen. Er wurde ohnmächtig. Er spürte auch nichts,
als ihn jemand zu einer Höhle zog und ihn in dieser fürs Erste
liegen ließ. Es war Mittag als er aus der Ohnmacht erwachte. Da trat
ein Wolf in die Höhle.
Fryijo fragte: "Wo bin ich?"
Der Wolf sagte darauf ganz langsam:
"Das Mittel, das dir die beiden ins Essen getan haben, war sehr stark.
Wir haben dich jenseits der Pforte, so zu sagen auf der Schwelle zu der
Welt des stillen Todes, gefunden. Du suchst ihn, um von einem seiner Opfer
das "Herz der Flammen" zu holen. Bis jetzt hat den stillen Tod noch niemand
lebend getroffen."
Danach erzählte der Wolf,
was bis jetzt geschehen war:
Jedes Lebewesen habe das Recht
in der Wüste zu leben, auch wenn es kein Wolf sei. So sei es, seit
den ältesten Tagen. "Du wirst den stillen Tod treffen. Du wirst aber
nicht allein sein. Haben die Beiden nicht erzählt, dass es einmal
einen mächtigen Magier gab, der den Zauber der Opferungen beendet
hat und dessen Festtag deshalb im Dorf jenseits der Grenze heute
noch gefeiert wird? Auf einmal war er dann verschwunden, auf die andere
Seite der Pforte gegangen. Doch das stimmt nicht ..."
Fryijo wusste jetzt besser, was
dem Magier passiert war, auch wenn es verrückt klang: Der Stille Tod
hatte ihn in einen Wolf verwandelt, eben in jenen Wolf vor ihm, da er ihn
nicht töten konnte - oder wollte?
Fryijo ging in die Höhle zurück.
Es hatte angefangen zu regnen.
Deshalb war das Feuer, an dem Garth
und Thorian saßen, fast ausgegangen. Grath würde hier bleiben
müssen. Torian würde wohl Äste sammeln müssen, denn
sie würden auf jeden Fall die Nacht abwarten müssen.
Ob ihr Mann Fryijo mit dem "Herz
der Flamme" lebend zurückkam? Garth lachte lange und leise, er hatte
noch Zeit, bis Torian zurückkehrte, und die würde er zu nützen
wissen, um Fryijo die schönste Illusion zu schenken, nämlich
die einer bezaubernden Frau. Er warf eine Handvoll Äste ins Feuer
und wollte gerade auch eine Handvoll Pulver in die aufsteigenden Flammen
werfen, als ein Knacken, als ob jemand auf einen Ast getreten oder einen
Bogen spannen würde, ihn aus seinen Gedanken riss. Er fragte sich,
was zum Henker das für ein Geräusch war?
© Reinhard
Köbler
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