Tórgin setzte sich ans Feuer
zu seinen Freunden. "Und?", fragte ihn Bahán. Tórgin schüttelte
den Kopf.
Sie waren nun schon seit über
einer Woche auf der Suche nach dem Drachen. Inzwischen bezweifelten sie,
ob sie ihn je finden würden. Er sollte sich zwar im Gebirge aufhalten,
doch dieses war weit und von vielen Teilen hatten sie noch nie gehört.
"Vielleicht sollten wir es aufgeben.
Wäre sicher schade um das Geld, aber finden werden wir ihn nie."
"Weißt du, Jheoróndo,
du kannst ja aufgeben. Ich werde das allerdings nicht tun", entschlossen
stand Tórgin auf.
"Und wie willst du ihn finden,
Tórgin?", fragte Bahán zweifelnd.
"Das kann nicht zu schwer werden.
Wie kann man so etwas Großes wie einen Drachen übersehen?"
Bahán und Jheoróndo
blickten sich an. Wie kann man nur so stur sein, dachte Jheoróndo.
"Hey Tórgin", meinte er schließlich, "ich werde morgen wieder
nach Hause gehen. Hat alles ja eh keinen Sinn. Was ist mit dir Bahán?"
"Ich komm mit", meinte er nach
kurzem überlegen. "Komm, Tórgin, es ist aussichtslos."
"Macht was ihr wollt, ich werde
weiter suchen."
"Komm, Bahán, packen wir
unsre Sachen."
"Ja, und falls du es dir anders
überlegst, Tórgin, kannst du ja nachkommen."
"Keine Sorge, werde ich nicht."
Jheoróndo und Bahán
schulterten ihre Sachen und gingen los. Bahán blieb noch mal stehen
und fragte Tórgin: "Du willst wirklich nicht mitkommen?"
"Nein, ich werde den Drachen suchen
und finden."
"Wenn du meinst", Bahán
zuckte mit den Schultern und ging Jheoróndo hinter her.
.
Sobald Tórgin am nächsten
Morgen erwachte machte er sich auf den Weg durch die steinige Landschaft.
Am späten Abend fing es zu gewittern an. Tórgin fand eine Art
Höhle und ließ sich durchnässt nieder.
"Mistwetter!", schimpfte er laut.
"Da hast du Recht. Aber darauf
zu schimpfen macht es auch nicht besser."
Tórgin drehte sich um. Im
hinteren Teil der Höhle sah er die schattenhaften Umrisse eines riesigen
Wesens. "Was bist du?", fragte er.
"Eine merkwürdige Frage an
einem merkwürdigen Ort. Wie passend. Ach, um zu deiner Frage zurück
zukommen, es ist ein Drache, und du bist ein... Zwerg", sagte der Drache.
Vielleicht kann er mir ja verraten,
wo ich einen goldenen Kaiserdrachen finden kann, dachte Tórgin.
"Ich heiße Tórgin, und du?"
"Du redest mich mit du an? Vorhin
war ich noch ein es und nun bin ich schon ein er."
Also ist er schon mal männlich.
"Sag, wie heißt du?", forderte Tórgin.
"Du bist ziemlich unfreundlich,
wenn ich bemerken darf", sagte der Drache, der sich nun langsam aufrichtete.
"Willst du mir nun sagen, wie du
heißt oder nicht?" fragte Tórgin nun schon ein wenig aggressiv.
Der Drache schritt langsam auf
den Eingang der Höhle zu. "Ich werde es dir sagen, wenn ich dir vertrauen
kann." Der Drache blieb vor dem Eingang der Höhle stehen. "Wird so
schnell nicht besser und im Regen fliegen mag ich nicht." Nun drehte er
seinen Kopf zu dem an der Wand kauernden Tórgin um. Sanft blies
der Drache ihn ein paar Mal an und sofort wurde es Tórgin wärmer.
Dann drehte sich der Drache einmal um sich selbst und ließ sich,
mit den Kopf in Tórgins Richtung, nieder. Tórgin konnte nun
seine Schuppenfarbe erkennen: sie war schwarz, an den Rändern lila
und wenn das Licht drauf fiel leuchteten sie bläulich.
"Solche Schuppen hab ich noch nie
gesehen", murmelte Tórgin.
Der Drache starrte ihn einen Moment
aus seinen goldgelben Augen an, die so gar nicht zu seinen Schuppen passen
wollten, und meinte dann: "Kein Wunder, diese Farbenvariation ist mehr
als nur selten. Es gab vor mir nur zwei andere Drachen, deren Schuppen
diese Farben hatten." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Manche
Menschen würden hohe Summen für solche Schuppen zahlen." Während
er das sagte, starrte er Tórgin in die Augen. "Wieso bist du eigentlich
hier?", fragte der Drache interessiert.
"Hm?" Tórgin schreckte aus
seinen Gedanken auf. "Ich? Ich bin auf der Suche nach etwas, aber was das
ist, verrate ich dir erst, wenn ich dir vertrauen kann."
"Wenn du meinst", sagte der Drache
und bewegte sich so, dass er nun zusammen gekugelt dalag. Kurze Zeit später
waren lange tiefe Atemgeräusche zu hören.
Er schläft also, ich sollte
vielleicht auch schlafen, wer weiß, wie lange ich noch mit der Suche
nach diesen goldenen Kaiserdrachen verbringen werde. Kaum hatte er
das gedacht, war er bereits eingeschlafen.
© Isaly
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