Chotis war sich sicher: Sein Plan
würde funktionieren, schließlich war er dieses Mal lückenlos
und mit doppeltem Boden.
Kurz vor Wren Medír würde
er mit dem Hauptmann oder sogar mit Master Glodkinkle persönlich um
seine Freilassung wetten. Nun ja, natürlich auch um die Freilassung
von Hragnir und diesem Wicht von Möchtegernmagier. Und würde
diese Wette in die Hose gehen, hatte er immer noch eine kleine Überraschung
parat. Für diese Überraschung musste er allerdings üben
- auch wenn er sich das nur ungern eingestanden hatte. Und so saß
er so weit abseits, wie seine Bewacher es erlaubten und murmelte immer
wieder die gleichen Worte. Erst tat sich gar nichts, doch nach einiger
Zeit, als er müde aufgeben wollte, hatte er einen ersten Erfolg. Morgen
ist auch noch ein Tag, dachte er nach einigen weiteren Versuchen und legte
sich zu Hragnir und dem Zauberer.
Als sie am nächsten Morgen
wieder unterwegs waren - viel zu früh, wie Chotis maulte - nahm Chotis
die letzten Wetten an und versuchte, den Hauptmann in ein längeres
Gespräch zu verwickeln. Doch bevor er die Wette ansprechen konnte,
wurden sie von einem recht kleinen Trüppchen Straßenräuber
unterbrochen. Als der Kampf nach kurzer Zeit vorüber war, gelang es
Chotis allerdings nicht mehr, an den Hauptmann heran zu kommen, der mit
seinen Soldaten die Details des nächsten Reiseabschnitts besprach.
Sie würden bald das Gebiet der gefürchteten Räuberbande
von Mago Großknock durchqueren müssen und trafen die entsprechenden
Vorbereitungen. Auch Master Glodkinkle war nicht ansprechbar und so begann
Chotis, seinen Notfallplan zu verbessern und die notwendigen Vorkehrungen
zu treffen.
"Was machst du da eigentlich?"
fragte Hragnir, dem das ständige Gemurmel Chotis’ langsam auf die
Nerven ging.
"Ich kümmere mich um unsere
Freilassung. Lass mich also in Ruhe!" herrschte er den Pròlm an
und bereute sofort seinen scharfen Ton: Hragnir sah nicht nur beleidigt
aus, sondern auch richtig wütend. "Ist schon gut, du hast mich gerade
aus meinen Gedanken gerissen."
"Hmm." Der Riese grummelte einige
Zeit vor sich hin und begann dann wieder, sich nach etwas Essbarem umzuschauen.
Chotis war erleichtert, dass Hragnir
abgelenkt war und übte wieder seinen Zauberspruch: "Krakitou doridam
extrum BUMM!" Er erschrak, als er seine eigenen Worte hörte.
Er durfte diese Worte unter keinen Umständen laut aussprechen. Aber
es war ja nichts passiert: vielleicht hatte er ja Glück.
Doch im nächsten Moment machte
es wirklich BUMM: Eine Explosion riss nicht nur die Soldaten und den alten
Magier von den Füßen. Hragnir, der nur wenige Schritt von Chotis
entfernt stand, fiel wie ein Sack Mehl um und blieb besinnungslos liegen.
Die wenigen Wachleute, die sich noch auf den Beinen halten konnten, verteilten
sich sofort mit gezückten Schwerten. Doch als keine Strauchdiebe aus
dem Gebüsch stürmten, blieben sie ratlos stehen. Master Glodkinkle,
der damit beschäftigt gewesen war, ein durch die Explosion verursachtes
Feuer in der Nähe seines Warenkarrens zu löschen, nahm sich nun
auch sein Schwert und gesellte sich zu den Wachen. Doch anstatt wie sie
nach einem unsichtbaren Feind zu spähen, zeigte er mit dem Schwert
auf den durch die Wucht der Explosion paralysierten Chotis und brüllte:
"Das ist der Übeltäter! Packt ihn und seine Begleiter und fesselt
sie wieder richtig!"
Dann trat er zu Chotis, sah ihm
fest in die Augen und begann mit leiser, aber gefährlich klingender
Stimme zu reden: "Nun zu dir, Freundchen. Ich hatte eigentlich vorgehabt,
dich und deine seltsamen Begleiter kurz vor der Stadt laufen zu lassen.
Aber daraus wird jetzt nichts. Ich bin mir sicher, dass du hinter dieser
Explosion steckst. Wie du das angestellt hast, will ich gar nicht wissen.
Es war jedenfalls ein hinterhältiger Angriff auf mich und meine Männer.
Zumal du es geschafft hast, innerhalb kürzester Zeit einen Großteil
der Wachen auszuschalten - und das im Gebiet von Mago Großknock.
Dazu kommt noch das Feuer, dessen Ruß einen Teil der kostbaren Teppiche,
die ich in Wren Medír verkaufen wollte, verschmutzt hat. Ich werde
dafür sorgen, dass weder du noch einer deiner Freunde heil aus der
Sache herauskommt. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du den Henker anflehen,
dir ein schnelles Ende zu bereiten!"
Mit diesen Worten drehte sich Master
Glodkinkle zu seinen Männern und befahl, Chotis aufs strengste zu
bewachen. Dann kümmerte er sich persönlich um einige der verletzten
Wachen und gab weitere Anweisungen.
Doch es dauerte eine ganze Weile,
bis der Riese wieder zu Bewusstsein kam. Solange konnten sie nicht aufbrechen.
Als Hragnir erwachte und die Lage bemerkte, in der er sich befand - seine
Hände waren mit festen Stricken gefesselt und zwei Wachleute hielten
ihm ihre Schwerter unter die Nase - begann er zu brüllen: "Chotis,
du bist wirklich selten dämlich! Was hast du jetzt wieder angestellt?"
Die Wachen zitterten. Sie hätten
zu gerne ihre Schwerter fallen gelassen und die Flucht in den Wald angetreten.
Doch als sie merkten, dass der Zorn des Riesen sich nicht gegen sie, sondern
gegen seinen Begleiter richtete, entspannten sie sich ein wenig und konnten
wieder ihre Pflicht erfüllen.
"Aufstehen, wir müssen weiter!"
Der Riese gab ein wütendes
Knurren von sich und fügte sich dann in sein Schicksal - nicht ohne
dem Dämon ein paar böse Blicke zu zuwerfen.
Zum ersten Mal, seit er in dieser
verdammten Gegend war, wusste Chotis nicht weiter. Seine Versuche, sich
bei Hragnir zu entschuldigen oder ihm seinen Plan zu erklären, schlugen
fehl, weil der Pròlm ihn völlig ignorierte. Und so trottete
Chotis hinter den Soldaten her, in dunkle Gedanken gehüllt, die sich
damit beschäftigten, wie er den Plänen Master Glodkinkles entgehen
konnte. Dieser würde mit seiner Drohung Ernst machen, sobald sie die
Stadt erreicht hatten.
Die restliche Reise bis Wren Medír
verlief ereignislos. Sie erlebten keinen weiteren Überfall. Vielleicht
hatte die Explosion die Räuber vertrieben, vielleicht wurden sie aber
auch durch die Gefangenen abgeschreckt. Eine Wachmannschaft, die es schaffte,
einen Pròlm festzunehmen, würde mit ein paar kleinen Strauchdieben
sicher nicht lange fackeln.
Endlich waren sie in der Stadt.
Master Glodkinkle atmete auf. Wegen seines riesigen Gefangenen hatten sie
nicht das "Kleine Tor" im Nordosten der Stadt passieren können. Stattdessen
hatten sie die Stadt zur Hälfte umrundet und im Westen durch das "Große
Tor" betreten. Die Menschen in Wren Medír waren wirklich sehr
einfallsreich mit ihrer Namensgebung. Sie bogen gerade von der "Straße
zum Großen Tor" in die "Straße zu den Gefängnissen" ein,
als sie von einer jungen Frau aufgehalten wurden.
"Master Glodkinkle, wie schön
euch hier zu treffen."
"Oh, Tabea, wir haben uns
eine Weile nicht mehr gesehen." Der Kaufmann lächelte und hielt
seinen Wagen an. "Leider habe ich gerade keine Zeit, denn ich muss ein
paar Taugenichtse im Gefängnis abliefern. Aber ich würde zu gerne
erfahren, was ihr in Wren Medír macht. Ich hatte gedacht, ihr wärt
noch immer in den Ebenen jenseits der Wüste."
Sie seufzte: "Die Angelegenheiten
waren der Reinfall des Jahres. Erinnert mich lieber nicht daran. Aber ihr
habt euch da ja ein nettes Trüppchen zusammen gefangen." Sie lachte,
als sie den Riesen sah: "Und in welchem Gebüsch hat der sich versteckt?"
"Der stand ausnahmsweise mitten
auf der Straße herum. Erst dachten wir, er und seine Freunde" - Master
Glodkinkle zeigte auf Chotis und Ziranubishath - "seien vielleicht nur
harmlose Wanderer, aber dann hat der Kerl da" - er warf Chotis einen wütenden
Blick zu - "meine halbe Mannschaft mit einer Explosion ausgeschaltet und
auch noch einige meiner besten Teppiche ruiniert. Ich habe noch nicht raus,
mit wem sie unter einer Decke stecken, aber das wird sicher nicht mehr
lange dauern, wenn wir erstmal im Gefängnis sind."
Die junge Frau betrachtete den
Riesen und den Magier mit einem kurzen Blick, der dann bei Chotis hängen
blieb. Der Dämon kam sich unwohl vor, als sie ihn von oben bis unten
musterte. Sie trat zu ihm, zerrte an seinen Haaren und griff ihm ans Ohr.
Ein heißer Schmerz durchfuhr ihn. Sie betrachtete aufmerksam seinen
Ohrring.
"Was soll das?" Er wollte protestieren,
doch der kurze Blick, den sie ihm zuwarf, ließ ihn verstummen. Mit
eiskaltem Blick hielt sie ihm die Nase zu. Als er den Mund zum Luftschnappen
öffnete, legte sich ihre Hand wie eine Zange um seinen Unterkiefer
und stach mit den Fingernägeln von Mittelfinger und Daumen in seine
Wangen. Er musste seinen Mund weiter öffnen und sie zog seinen Kopf
unerbittlich zu sich herunter, bis sie in seinen Rachen schauen konnte.
Was sie dort gesehen hatte, musste ihr gefallen haben, denn nachdem sie
ihn noch in den Oberarm gezwickt hatte, nickte sie befriedigt und schien
kaum ihre Aufregung verbergen zu können, als sie sich an Master Glodkinkle
wandte: "Ich weiß, ihr seid auf eure Rache aus, aber meint ihr, ihr
könnt diese an mich delegieren?" Mit großen Augen schaute sie
den Kaufmann an, der laut lachen musste.
"Tabea, was ist los? Was willst
du von dem Strauchdieb?"
Sie grinste verschmitzt und sagte:
"Regel Nummer eins, wenn man mit einem Kaufmann verhandelt: Sage nie, wie
viel dir das Gut, das du beabsichtigst zu kaufen, wert ist. Das habt ihr
mir selbst beigebracht."
"Ihr wisst doch, dass ich euch
kaum einen Wunsch abschlagen kann. Das war schon so, als ich eure Eltern
besuchte, ihr auf meinem Schoß saßt und ich kaum zum Essen
kam, weil ihr immer neue Geschichten hören wolltet." Beide lachten
hell und klar, doch dann wurden ihre Mienen wieder ernst.
"Gut, ich will ehrlich mit euch
sein. Ihr scheint nicht zu wissen, was euch da ins Netz gegangen ist."
Sie warf dem Dämon einen kurzen Blick zu, der ihm das Blut in den
Adern gefrieren ließ. "Ihr denkt sicherlich, dass dieser junge Mann
hier neben dem Riesen und dem Magier nichts Besonderes darstellt, aber
da täuscht ihr euch. Um es kurz zu sagen: Das ist ein Dämon.
Und dazu noch einer aus dem Hause des Elfax. Von denen habe ich bisher
noch keinen in meiner Sammlung."
Bei dem Wort "Sammlung" stellten
sich Chotis die Nackenhaare auf. Sofort kam ihm ein abscheuliches Bild
in den Kopf: Dämonen und andere Wesen, die eingesperrt in winzige
Käfige trübsinnig auf den Boden starrten. Manche liefen wie irrsinnig
umher, immer drei Schritte von der linken Seite des Käfigs zur rechten
und drei Schritte von der rechten Seite zur linken. Andere wiegten ihren
Kopf langsam hin und her, und eine paar kauten stumpf an den Gitterstäben.
Verzweifelt versuchte er, den Gedanken aus seinem Kopf zu schütteln,
aber die schrecklichen Bilder blieben in seinem Hirn kleben.
Tabea blitzte ihn aus den Augenwinkeln
frech an. Ihre eisblauen Augen verrieten, dass sie wusste, woran er denken
musste. Sonnenstrahlen brachten ihre blonden Locken zum Funkeln. Sie war
nicht gerade schön, dafür war ihre Haut zu braungebrannt und
ihr Körper zu eckig. Ihr einfaches, aber hübsches blaues Kleid
konnte nicht verbergen, dass ihr Busen etwas zu flach und ihre Schultern
etwas zu breit waren, um den in Wren Medír gängigen Schönheitsidealen
zu entsprechen. Aber man spürte ihre Lebendigkeit und ihren unbändigen
Willen. Sie hatte sich etwas in den Kopf gesetzt und war bereit zu kämpfen.
"Nun, was ist? Was wollt ihr dafür
haben, dass ich euch eure Rache nehme?"
Der Kaufmann überlegte kurz
und sagte dann: "Eigentlich bin ich ebenfalls nur an diesem Dämon
interessiert. Die anderen halte ich immer noch für harmlos. Zudem
frage ich mich, ob ich den Riesen im Gefängnis unterkriege. Der Oberwärter
wird sicher befürchten, dass er die Zellen zerstört - falls er
überhaupt in einer Platz findet. Der alte Mann ist zwar der Vater
eines Feindes von mir, aber sein knauseriger Sohn wird sicher keinen Pfifferling
für den Alten rausrücken. Wenn ihr mir für die zwei zahlt,
was sie auf der Reise an Vorräten vernichtet haben, könnt ihr
sie haben."
"Ich wüsste nicht, was ich
mit diesem Magierknirps und dem Pròlm anstellen soll." Tabea verzog
ihr Gesicht. "Ich will eigentlich nur den Dämon."
"Den will ich auch, liebe Tabea."
Der Kaufmann lächelte.
"Master Glodkinkle", Tabeas Stimme
wurde weich, "ihr kanntet meine Eltern und habt ihre Forschungen immer
sehr geschätzt. Wären sie noch am Leben, würden sie euch
um dasselbe bitten wie ich jetzt. Kann euch der Dämon euren Schaden
bezahlen? Außer eurer Rache werdet ihr nichts haben, wenn ihr stur
bleibt. Ich kann euch mehr Geld geben als der gesamte Schaden beträgt,
den er euch verursacht hat. Und ich denke, ihr wisst, dass er bei mir nicht
auf Daunen gebettet wird." Sie lächelte gewinnend.
"Also gut, Tabea. Aber ihr bekommt
ihn nur, wenn ihr mir auch den Riesen und den Magier abnehmt und mir meine
Ausgaben für die beiden ebenfalls bezahlt."
Tabea seufzte, doch sie willigte
ein: "Wartet hier kurz. Ich werde euer Geld holen."
"Sollen wir sie nicht bei dir zu
hause abliefern?"
"Nein, danke. Es ist ja nicht weit
und ihr habt schon genug für mich getan. Mit den dreien werde ich
schon alleine fertig."
Sie blieb nicht lange weg. Chotis
hoffte, dass sie es sich im letzten Augenblick anders überlegen würde.
Viel zu schnell war Tabea zurückgekehrt und überreichte Master
Glodkinkle einen prall gefüllten Lederbeutel. Dann holte sie etwas
Seltsames aus der Tasche. Es sah aus wie ein geflochtenes Armband an einer
langen Schnur. Als sie das Armband Chotis um das Handgelenk legte, wurde
der Dämon fast wahnsinnig: Ein brennender Schmerz fuhr ihm von dem
Band aus durch den Arm und verteilte sich im ganzen Körper. Chotis
konnte kaum atmen. Tränen traten aus seinen Augen. Sein Rückgrat
krümmte sich unter dem Feuer, das seinen Rücken hinabflackerte.
Sein Magen verkrampfte und er erbrach das dürftige Frühstück,
mit Säure vermischt. Er würgte auch noch, als sein Magen sich
vollständig entleert hatte. Dann sackten seine Beine zusammen und
er schlug mit den Knien auf die Pflastersteine. Einer seiner Flügel
durchbrach im Krampf sein Hemd und stieß mit voller Wucht gegen eine
Hauswand. Knochen knirschten, mindestens einer brach. Er hustete und würgte
mühsam weitere Magensäure hervor. Blut rann aus seiner Nase und
tropfte auf den Boden. Er nahm seine Umgebung nur durch einen Schleier
wahr und hörte die Geräusche gedämpft und gleichzeitig schrill
und dröhnend. Er sah Master Glodkinkle, der zufrieden schien und Tabea
lobte: "Ihr wisst anscheinend, wie ihr mit dieser Dämonenbrut umzugehen
habt. Mit dieser Vorstellung habe ich doch noch einen Teil meiner Rache
gehabt."
Dann spürte Chotis, wie sich
eine Hand auf seine Schulter legte. Er wusste, dass es Tabeas war und wollte
sie wegstoßen, doch er hatte keine Kraft.
"Hei, steh auf." Tabeas muntere
Stimme klang in seinen Ohren wie blanker Hohn. Trotzdem schien sie sein
Gehirn zu erreichen. Langsam fühlte er sich besser. Er spürte,
wie sich eine warme Energie von ihrer Hand aus in seinem Körper ausbreitete.
Einen Teil seiner Qualen wurde weggesaugt, aber es blieb mehr als nur die
Erinnerung zurück. Er konnte langsam aufstehen und, auf die Frau gestützt,
ein paar Schritte gehen. Sobald er sich kräftig genug fühlte,
stieß er sich von ihr ab und wankte, hielt sich aber aufrecht. Immer
noch zuckte hin und wieder ein Muskel unkontrolliert. Seine Gedanken schienen
wie durch einen leichten Nebel verborgen und unwirklich dunstig wirkte
auch das, was er sah.
Tabea packte ihn an den Oberarmen
und redete langsam und überdeutlich auf ihn ein: "Solltest du auch
nur den kleinsten Versuch unternehmen, mich zu hintergehen, wirst du dasselbe
erleben wie gerade eben. Und wage es nicht, auch nur daran zu denken, das
Armband loszuwerden. Solche Gedanken kann es gar nicht haben." Dann wandte
sie sich an den Magier und den Pròlm: "Ich habe keine solchen Bänder
für Menschen und Riesen. Aber ich denke, wir können uns auch
so einig werden. Wie ich eure Lage einschätze, habt ihr kein Geld
und damit ein ziemliches Problem. Ich habe mehr als genug Arbeit für
einen Riesen, und auch für dich, Magier, finde ich sicher etwas zu
tun. Wenn ihr also Interesse an guter, ehrlicher Arbeit habt, dann könnt
ihr gerne mit mir kommen und euch ein paar Talerchen verdienen. Na, wie
wäre das?" Als sie die unentschlossenen Gesichter der beiden sah,
fügte sie hinzu: "Ihr müsst natürlich nicht. Ich habe euch
zwar ausgelöst, aber für mich war das nur ein kleiner Aufpreis
für den Dämon. Aber dann kriegt ihr auch kein Geld - und wer
einem Riesen hier eine Arbeit geben will, weiß ich wirklich nicht."
Sie lächelte die beiden an.
Hragnir dachte angestrengt nach.
Man konnte fast den Rauch sehen, der aus seinem Kopf aufstieg. Er konnte
Chotis jetzt verlassen. Sie hatte gesagt, dass er gehen durfte. Aber er
wollte zurück. Und Chotis war der einzige, der ihm dabei vielleicht
helfen konnte. Auch wenn der Dämon eine verdammt große Klappe
hatte, kam man manchmal doch ganz gut mit ihm aus. Die Chancen standen
zwar schlecht, dass sie ihren Fang gehen ließ, aber vielleicht konnte
Chotis ihm trotzdem helfen. Zudem schien die Frau sich mit Dämonen
auszukennen. Vielleicht war sie ja bereit und fähig, sogar einem Riesen
dabei zu helfen, wieder nachhause zu kommen. Es waren eine Menge "Vielleichts"
in seinen Überlegungen, aber er beschloss, es zu riskieren.
Auch Ziranubishath zögerte.
Er war hier, um es sich gut gehen zu lassen. Endlich hatte er die Burg
verlassen und war in der Stadt gelandet. Und wozu? Um zu schuften? Er,
ein Fürst? Nun ja, wenn er es zugab, war er einmal ein Fürst
gewesen. Aber jetzt, da sein Sohn regierte, blieben ihm nur noch die Erinnerungen
an Vergangenes. Er dachte an seine Hoffnungen, die er in die Stadt gesetzt
hatte: Er wollte auf seine alten Tage noch einmal so richtig auf den Putz
hauen. Aber dafür brauchte er Geld. Und die junge Frau hatte ihm versprochen,
ihn für seine Arbeit zu bezahlen. Er kicherte. Das würde wirklich
eine interessante Erfahrung werden, für Lohn zu arbeiten.
"Abgemacht." Der Riese und der
Zauberer schlugen beide ein.
Master Glodkinkle verabschiedete
sich mit einer langen Umarmung von Tabea. "Wir müssen uns unbedingt
einmal in der "Kleinen Schenke am Großen Tor" treffen und miteinander
plauschen, solange ich in der Stadt bin."
Tabea lächelte. "Gerne, Master
Glodkinkle. Sobald ich etwas Zeit habe."
Dann nahm sie das lange Ende der
an dem Armband befestigten Schnur in die Hand und zog mit dem Dämon
im Schlepptau los. Der Riese und der Magier folgten ihr mit etwas Sicherheitsabstand.
Chotis, der seinen gebrochenen
Flügel hinter sich her zog, kämpfte mit seinen düsteren,
im Unklaren schwebenden Gedanken. In was, zu allen feurigen Höllen,
war er da hinein geraten?
© Rona
Sturmreiter
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bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
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