Magische
Welt Íja Macár |
Prolog | Übersicht | Karte | Spielregeln | EMail für allgemeines |
vorheriges Kapitel:
Zukunftsreigen / K8 (Silverwolf) |
||
|
||
von: Silverwolf | ||
Nun wollte es Fryijo wissen! Aufs höchste erregt, sich von seinem Stuhl erhebend, rief er laut: "Was habe ich überhaupt mit dieser ganzen Geschichte zu tun? Ich höre immer nur von Krieg, Elend, Gewalt und Verrat!" ereiferte sich der Junge immer mehr. "Sagt mir sofort, was los ist! Warum verfüge ich über diese gewaltige Macht ? Warum bin ich unsterblich? Und was hat dies mit der ganzen Sache zu tun?" Der Junge hätte sich bestimmt noch weiter ereifert, wenn ihm Meister Manilo nicht die geforderte Antwort darauf gegeben hätte. Doch dies, was der Dunkle auf die Ergüsse des Jungen antwortete, nahm Fryijo zuerst einmal alle Luft aus den Segeln. Bleich auf seinen Stuhl zurücksinkend, sass er lange Zeit niedergeschlagen, bis ins tiefste seiner Seele erschüttert schweigend da. Und dies waren die, für den armen Jungen so niederschmetternde Worte, welche Meister Manilo sprach: "Du möchtest wissen, um was es geht! Nun so sei es. Wisse, dass du Draus Schöpfung bist.. Dich erschuf er in den zehn Tagen welche mir zu betreten verwehrt blieben. Du wurdest ins Leben gerufen, um den Lauf der Geschichte zu ändern. Du wurdest ausgestattet mit dieser unglaublichen Macht, um deinen Auftrag jederzeit ungehindert wahrnehmen zu können. Nichts sollte dich aufhalten. Du wurdest von Drau erschaffen, um das blutige Werk zu vollenden. Du bist sein Meuchelmörder! Der Mörder des Prinzen Orlando Sandches! Und in der Folge deiner Tat, wird Krieg und Elend herrschen und das Ende allen Seins über Íja Macár hereinbrechen!" "Warum?" stammelte Fryijo entsetzt; "Warum? Warum gerade ich? Ich bin doch kein Mörder! Ihr könnt mir doch nicht diese schreckliche Tat anhängen." Verzweifelt lies der junge Mann seinen Kopf hängen. Um darauf gleich wieder die Männer hoffnungsvoll anzublicken. "Ihr erzählt mir doch nur ein Märchen", flehte Fryijo, "sagt mir doch, dass dies alles nicht wahr ist." Die Augen des Jungen bettelten. Doch er fand kein Erbarmen. Die Männer schwiegen, und somit sprachen sie den Jungen des Mordes schuldig. Ein Gedankenblitz gab dem Jungen unvermittelt wieder Kraft und Hoffnung! "Was, wenn ihr euch irrt! Was wenn ich nicht der bin, für den ihr mich haltet?" "Es gibt keinen Irrtum", zerschmetterte der Hüne Fryijos letzten Hoffnungsschimmer. "Wir habe dir bei deiner Tat zugesehen. Erbarmungslos hast du dein blutiges Werk durchgeführt. Zu deiner Verteidigung möchte ich jedoch noch hinzufügen, dass du auf uns den Eindruck machtest, als würdest du unter Einfluss einer starken Droge stehen. Wie unter Trance bewegtest du dich auf dein Opfer zu. Dein Blick war starr auf dein Ziel gerichtet. Alles was links und rechts von dir geschah, nahmst du nicht einmal wahr. An diesem Tag haben wir auch zum ersten mal erlebt, was geschieht, wenn ein scharfes Schwert durch deinen Körper fährt. Du demonstriertest uns eindrucksvoll deine Unverwundbarkeit, als Ritter Grauhaar mit einem kräftigen Hieb seines gewaltigen Zweihänders deinen Körper von oben bis unten spaltete. Bevor das Schwert ganz durch deinen Körper dringen konnte, war die Heilung grösstenteils schon vollzogen. Du hast uns an diesem Tag das Fürchten gelehrt. Niemand konnte dich aufhalten. Ritter Grauhaar, welcher den Zweihänder mit aller Kraft schwang, wurde von dir einfach ignoriert. Der Ritter, ansonsten ein willensstarker Mann, erlebte die peinlichsten Momente seines Lebens. Wir verfolgten, von dieser schrecklichen Mordtat ausgehend die Spur deines Lebens, bis in deine jüngste Kindheit zurück. Schritt um Schritt, bis wir das Kleinkind in Händen hielten, welches du warst. Wir suchten dich ursprünglich, mit der Absicht dich zu töten. Doch gab es keine lebende Macht, welche dich durch deine Vernichtung aufhalten konnte. Wir mussten uns etwas besseres Einfallen lassen." "Wenn ich nun der Mörder sein soll, und die Tat noch nicht geschehen ist! Was, wenn es dann nie zu dieser Tat kommen würde?" wollte Fryijo nun in Erfahrung bringen. "Was, wenn ich das Land verlasse, und Zeit meines Lebens einen weiten Bogen um den jungen Fürsten mache, oder noch besser, wenn ihr mich in eine andere Dimension bringt, dass ich nicht mehr in die Nähe des Prinzen kommen könnte! Was ist, wenn der Mord gar nicht mehr stattfinden kann?" flehte der verzweifelte Fryijo. "Genau dieselben Worte hast du das letzte mal auch gebraucht." Es war Onkel Fredwald der da mit trauriger Stimme Antwort gab, während er hinter den Jungen trat, um ihm seine Hand dennoch tröstend auf die Schultern zu legen. "Du musst nämlich wissen, dass wir dieses Gespräch schon einmal führten, Du, Meister Manilo und ich. Nur kannst du noch nichts davon wissen! Denn das bewusste Gespräch, würde erst Morgen Abend stattfinden. Dann würdest du denselben Vorschlag bringen. Wir hätten diese Idee, nach kurzem hin und her dann angenommen. Ich gebe zu, ich hatte schon von Anfang an, diesen Gedanken, nur Meister Manilo hatte stets seine Bedenken geäussert. Wir entschieden uns, mangels besserer Vorschläge, dennoch für diesen Kompromiss. Da wir dich nicht töten konnten, werden wir dich in die Zukunft transferieren. Überzeugt davon, dass du dort keinen Schaden mehr anrichten könntest, da dein Opfer ja bereits eines natürlichen Todes gestorben wäre. Du warst mit diesem Vorschlag sogleich einverstanden, und wir machten uns daran, das geplante in die Tat umzusetzen. Wir begaben uns deshalb in eine Zeitperiode, welche wiederum 100 Jahre nach der heutigen Zeitrechnung liegen würde. Was wir da vorfanden, war in erster Linie ein Verrückter alter Mann welcher sich Warlock nannte. Wie es sich in dieser Zeit lebt, dies wird dir wohl besser der Greise Warlock selbst mitteilen, denn er kommt ja aus dieser Zeit, und kann deshalb aus erster Hand berichten." Der Greise Warlock hatte nur auf sein Stichwort gewartet. Wie ein Raubvogel auf seine Beute, so stürzte sich der alte Mann auf den eingeschüchterten Jungen. Spitzen Klauen gleich, gruben sich die knöchernen Finger des Alten in Fryijos Oberarme. Ganz nahe kam Warlock dabei dem Jungen mit seinen blitzenden Augen. Mit irrem Blick, fast nur ein flüstern, krächzte der Verrückte: "Sie jagen uns, wie die Tiere! Und nicht besser als die Tiere leben wir. Wir verkriechen uns in mit unseren blossen Händen gebuddelten Erdlöchern. Lange Zeit vor meiner Geburt begann der grosse Krieg. Ein irrer Fürst, so wurde erzählt, Fürst Orlando Sandches, griff ohne Vorwarnung und grundlos die Elben an. Mit einem gewaltigen Söldnerheer fiel er in die Elbenwälder Sá-yé ein. Für die Elben kam dieser Angriff völlig überraschend. Doch formierten sich das Volk der Elben alsbald. Die Waldbewohner warfen dem Aggressor ihre geballte Kampfkraft entgegen. Die Elben erhielten auch sogleich Unterstützung durch das Zwergenheer, welches dem bedrohten Volk in Freundschaft verbunden, möglichst schnell zu Hilfe eilte. Der Krieg tobte gut 100 Jahre. Alle Menschen, Elben und Zwerge, wurden im Verlauf der Kämpfe in die Schlachten hineingezogen. Keiner konnte sich aus dem Geschehen heraus halten. Am Ende des grossen Krieges, hatten sich die drei edelsten Rassen Íja Macárs gegenseitig fast gänzlich vernichtet. Und dann kamen sie...! Sie krochen aus ihren Verstecken, und machten jagt auf die letzten Überlebenden des Krieges. Sie kamen in gewaltigen Rudeln von den Bergen herunter, und sammelten sich in Massen auf den Ebenen. Zuerst waren es nur einige Stämme, welche durch die Länder streiften. Doch nach und nach übernahmen sie die Macht in Íja Macár. Sie, das waren die schrecklichen Chrúms. Nach dem grossen Krieg war nun ihre Zeit gekommen! Sie hielten sich während der gesamten Kriegswirren in ihren Verstecken verborgen. Nachdem sich schlussendlich die anderen Völker gänzlich aufgerieben hatten, und die Überlebenden geschwächt aus den Kämpfen zurückkehrten, gab es niemanden mehr, der den Chrúms Einhalt gebieten konnte. Wie ein Heuschreckenschwarm fielen die fürchterlichen Chrúms in den Ländern Íja Macárs ein, um ihr blutiges Erbe anzutreten. Zuerst führten sie das zuende, was Fürst Sandches begonnen hatte. Die letzten überlebenden Elben wurden, anlässlich einer riesigen Barbecue-Party sogleich mit ihren Wäldern verbrannt. Die letzten Zwerge wurden danach von den Chrúms in ihren unterirdischen Städten regelrecht ausgeräuchert. Nur die Menschen behielten die Chrúms als frische Nahrungsquelle. Zur Ergötzung der Chrúms wurden wir noch ein wenig am Leben gelassen. Damit uns die wilde Horde bei Bedarf als Jagdbeute zur Verfügung hatten. Das menschliche Geschlecht, buddelte sich in der Erde ein. Und nur wer sein Erdloch gut genug tarnen konnte, und dies waren die wenigsten, dem blieb eine einigermassen reale Überlebenschance. Die Suche nach der täglichen Nahrung, artete zum Spiessrutenlauf aus. Dein spezieller Freund, Fürst Orlando Sandches, hatte uns dies eingebrockt! Was musste er auch die Elben angreifen! Darum sage ich dir: `Komme deiner Bestimmung nach und töte diese Bestie! Töte den jungen Fürst Sandches, bevor er das Land tötet!´" Flüsterte der alte Mann noch zu Beginn seiner Erzählung, wurde seine Stimme von Satz zu Satz immer klarer. Die letzten Worte brüllte er bereits laut und heftig hinaus. Nun fand es Meister Manilo an der Zeit einzugreifen. Sanft drängte er den Greis auf seinen Stuhl zurück. Der Alte schwieg, seine Augen jedoch warfen mit Blitzen um sich. Dann murmelte der Greis Unverständliches vor sich hin. Fryijo hatte mit Entsetzen den Worten des Alten gelauscht. Verzweifelt schluchzend sass er nun da. Der Junge wünschte sich bloss noch nach Hause. Ach, währe er doch nur in Dráau geblieben und hätte nie etwas von diesem Fluch, welcher auf ihn lastete erfahren. Denn ein Fluch musste es sein, welcher hier, mit aller Macht, so verhängnisvoll auf den armen Fryijo niederprasselte. Der Junge wünschte sich sehnlichst, er müsse nur die Augen öffnen, um dann feststellen zu können, dass all dies nur ein schrecklicher Alptraum gewesen wäre. Doch der Junge wusste genau, dass er nicht schlief und all sein Hoffen und Flehen vergebens war. Der greise Warlock kicherte hämisch vor sich hin. Dann brabbelte er wieder unverständliches Zeug. Dies waren nebst dem trockenen Schluchzen des Jungen, für lange Zeit die einzigen Geräusche im Raum. Fryijo fühlte die schwere Last, welche wie ein drohender Schatten auf seiner Seele lag. Er war aufs höchste verzweifelt. Der junge Mann verstand immer noch nicht, was die drei Männer eigentlich von ihm wollten. Fryijo begriff nur, dass die anderen ihn irgendwie, für die zukünftige Entwicklung Íja Macárs verantwortlich machten. Die Männer schienen davon überzeugt, dass die Entscheidung über Krieg und Frieden bei Fryijo liegen würde. Mit einem trockenen Geräusch, würgte der Junge schlussendlich den Kloss, welcher seine Kehle so sehr einengte, herunter. Noch ein letzter verzweifelter Schluchzer, dann wandte sich Fryijo wieder seinen Gesprächspartnern zu. "Was habe ich zu tun? Was erwartet ihr von mir?" fragte der Junge mit heiserer Stimme. Meister Manilo lächelte beruhigend. "Wir haben dir noch nicht alles erzählt", sprach der dunkle Mann. "Es ist jedoch so, wie der Greise Warlock dir auf seine verrückte Art mitteilte. Wenn wir der Geschichte ihren freien Lauf lassen, wird Íja Macár wie wir es kennen, unweigerlich vernichtet. Es spielt überhaupt keine Rolle mehr, ob Prinz Orlando Sandches stirbt oder am Leben bleibt. Als der unselige Drau dich erschuf, und somit in den Lauf der Geschichte eingriff, gab es einen gewaltigen Bruch im Zeitkontinuum. Ich habe mich lange mit diesem Phänomen auseinandergesetzt. Und irgendwie scheint es, dass du und Prinz Orlando der Schlüssel zu allem seit. Ihr müsst zusammenkommen, denn nur gemeinsam könnt ihr das Gleichgewicht im Zeitgefüge wieder herstellen. Doch in dem Augenblick, in dem du auf den Prinzen treffen wirst, würdest du ihn unweigerlich töten. Auch wenn dir dies in diesem Moment ungeheuerlich erscheinen mag. Und du davon überzeugt zu sein scheinst, dass du zu keiner Mordtat fähig bist, wirst du den jungen Fürsten töten, sobald du auf ihn triffst. Wie du der Träger des magischen Gens bist, trägst du auch den Mordauftrag in dir! Damit du auch einsiehst, dass dem so ist, haben wir dir heute Abend auch die Macht des magischen Gens demonstriert. Irgendwo in deinem Kopf ist der Auftrag eingepflanzt, nach dem du den jungen Fürsten, Prinz Orlando Sandches von Arngram aus dem südlichen Schradu ermorden sollst. Genauso wie dich das magische Gen beschützt, wird der Mordbefehl in deinem Kopf, im geforderten Augenblick aktiviert und die Kontrolle über all dein Tun übernehmen. Und du kannst nichts dagegen unternehmen. Es ist unkontrollierbar. Es wird stärker sein als du erwartest, und dich zu seinem willenlosen Werkzeug machen." Meister Manilo lies die Worte auf Fryijo einwirken. Der Junge musste von der Wahrheit des Gesagten überzeugt sein. Nur ein überzeugter Geist, konnte die nötige Kraft aufbringen, das Richtige zu tun und all die Leiden auf sich zu nehmen, welche noch auf Fryijo warteten. "Gibt es eine Hoffnung?" fragte Fryijo mit schwacher Stimme. Seine Augen flehten dabei um Erlösung. "Es gibt eine Hoffnung", bestätigte Meister Manilo. "Eine schwache Hoffnung zwar, aber besser als gar keine Hoffnung. Die finsteren Mächte, werden versuchen, jetzt da deine Macht bekannt ist, dich auf ihre Seite zu ziehen. Für die Bewältigung deiner Aufgabe werden all deine Kräfte beansprucht sowie deine Willensstärke und deine Überzeugung bis an ihre Grenzen gefordert. Es kann auch sein, dass du an der Grösse deiner Aufgabe scheiterst und zu guter letzt als gebrochenes Wrack auf der Strecke bleibst. Du alleine hast es jedoch in der Hand, was die Zukunft dem Lande bringen wird." "Eine grosse Verantwortung, welche Ihr mir hier aufbürden wollt", wagte Fryijo mit einem letzten Anflug verzweifeltem Galgenhumors einzuwerfen. "Was habe ich also zu tun?" "Das Schicksal hat dir diese Verantwortung auferlegt", erwiderte Meister Manilo trocken. "Das erste, was es nun zu tun gilt, wäre den Mordbefehl aus deinem Kopf zu entfernen. Bevor der Mordauftrag nicht aus deinen Hirnzellen verschwunden ist, darfst du nicht in die Nähe des Fürstenjungen kommen. Doch uns bleibt noch genügend Zeit. Der junge Fürst ist erst vierzehn Jahre alt. Es wird noch fünf Jahre dauern, bevor er sich mit Ritter Grauhaar treffen und somit die Schicksalsstunde für Íja Macár einläuten wird. Der Zauber welcher auf dir liegt, ist jedoch von sehr kräftiger Natur. Es gibt wenige Heiler, die in der Lage wären, diesen Fluch von dir zu nehmen. Jeder Versuch könnte dein Leben kosten, oder das Leben des Heilers. Mir sind nur drei Personen bekannt, welche dazu in der Lage wären, dich von diesem Übel zu befreien. Nur die drei Schwestern von Moorlock dürften über das nötige Wissen und die Kraft verfügen, um dich von deinem Problem zu erlösen. Doch die Schwestern verlangen meist einen sehr hohen Preis für ihre Dienste! Oft handelt es sich dabei um eine Gegenleistung, welche der Hilfesuchende zu erbringen hat. Der Preis muss auch stets im voraus erbracht werden, da das Geforderte nie leicht zu bewältigen ist. Bist du bereit, den erforderlichen Preis zu bezahlen und dein Leben dafür zu opfern, nur auf die Hoffnung hin, dadurch vielleicht Íja Macár zu retten?" "Ja, ich bin dazu bereit", antwortete Fryijo, ohne lange zu überlegen. "Doch wer sind die Schwestern von Moorlock, ich habe diese Namen noch nie gehört; und wo finde ich sie?" Meister Manilo lächelte. "Die Schwestern von Moorlock sind drei weise Damen. Kein lebendes Wesen konnte jedoch bisher genau sagen, welcher Art die drei Schwestern überhaupt sind. Die Beschreibung der Schwestern waren stets widersprüchlich. Ein jeder der sie sah, nahm ihre Erscheinungsform irgendwie anders war. Die Schwestern scheint es jedoch schon seit Urzeiten zu geben. Es machte auch den Anschein, als würden die Schwestern alle Zeiten überstehen. Auch zeigten sich die Schwestern stets als übermächtige Wesen. In jeglicher Form der Heilkraft bewandert. Manche glauben gar, dass die drei Schwestern mächtiger als die Götter seien. Andere wiederum sind davon überzeugt, dass die drei Schwestern nur Sagengestalten sind, welche bestenfalls im Reich der Sagen zu finden sind. Die Schwestern tauchten jedoch immer wieder im Lauf der Geschichte Íja Macárs auf, um danach für einige Jahrhunderte wieder in Vergessenheit zu geraten. Doch höchst selten haben die drei Damen von sich aus die Initiative ergriffen. Immer musste ein Hilfsbedürftiger den beschwerlichen Weg auf sich nehmen, und die drei Schwestern persönlich aufsuchen, wenn er Hilfe erhoffte. Die drei Schwestern zeigten sich offenbar bisher auch nicht sehr interessiert an dem vergänglichen Geschick der Sterblichen. Doch den Hilfsbedürftigen haben sie stets geholfen, wenn diese den geforderten Preis erbracht haben." Fryijo wagte nun eine weitere Frage. Er wollte einerseits Sicherheit! Andererseits wurde der Junge auch langsam neugierig. "Wenn die Schwestern von Moorlock so geheimnisvoll sein sollten, wie habt ihr überhaupt von ihnen erfahren, und was sagt euch, dass sie uns helfen werden?" "Wie ich ja bereits erwähnte, lebte ich ursprünglich in einer Zeit nach tausend Jahren. In dieser Zeit, dürfte auch einiges mehr an Wissen vorhanden sein, als in deinem Zeitraum bekannt sein kann. Des weiteren war mein Fachgebiet die Geschichte und Mysterien Íja Macárs. Deshalb habe ich auch ein wenig mehr Ahnung über das Geschehen auf dieser Welt", antwortete der Meister. "Alles klar! Ich werde dir glauben schenken", erwiderte der Jüngling. "Gehen wir mal davon aus, dass die drei Schwestern wirklich Real sind. Doch dann sage mir nun, wo ich die drei Schwestern finden kann, da auf ihnen wohl alle unsere Hoffnungen ruhen!" Meister Manilo lächelte zum wiederholten male. Seine ansonsten harten Gesichtszüge wurden durch dieses Lächeln bedeutend weicher. Der Junge begann langsam Vertauen zu dem dunklen Mann zu fassen. "Die drei Schwestern leben in Moorlock. Daher kommt auch ihr Name", erklärte Meister Manilo. "Ich habe noch nie von Moorlock gehört", trotzte Fryijo. "Moorlock liegt inmitten des Nebelmoors", teilte Meister Manilo dem verblüfften Jungen mit. "Und bevor du mich unnötig bestürmst; das Nebelmoor findest du im Nebeltal." Fryijo erbleichte. Noch kein Mensch hat das Nebeltal jemals betreten! Sollte dennoch jemand ins Nebeltal eingedrungen sein, ist er entweder nicht mehr zurückgekehrt, oder er hat darüber geschwiegen. Angeblich soll es dort spuken, zumindest ist der Ort jedenfalls als recht unheimlich verschrien. Der Junge äusserte auch sogleich seine diesbezüglichen Bedenken. "Das einzige was über das Nebeltal bekannt ist, ist dass es dort ununterbrochen nebelt. Niemand weiss genau, was sich darin verbirgt und woher der Nebel kommt. Manchmal sind daraus ganz furchtbare Geräusche zu hören und wahrscheinlich geschehen dort unvorstellbar schreckliche Dinge. Kein vernünftiges Wesen wagt sich auch nur in die Nähe des Nebeltales! Geschweige denn, dass sich bisher äusserst selten jemand dort hinein gewagt hatte. Und noch seltener auch wieder heraus gekommen ist." "Du irrst dich", erklärte Meister Manilo. "Ich gebe zu, auch zu meiner Zeit ist das Nebeltal noch ein unerforschtes Mysterium. Es stimmt auch, dass viele Wagemutige im ewigen Nebel verschollen sind. Doch gab es auch einige, welche zurückkamen, und über ihre Erlebnisse berichteten. Daher ist auch bekannt, dass Moorlock dort zu finden ist. Des weiteren wurde auch von geheimnisvollen Wesen berichtet, die in diesem Tal leben sollen. Doch auch diese Berichte erscheinen widersprüchlich. Die einen erzählten von echsenähnlichen Lebewesen, welche ihnen über den Weg liefen. Andere Berichte sprechen von Wolfsmenschen, welche im Nebeltal beheimatet seien. Manche Erzählungen handeln von blutrünstigen Verfolgungsjagden. Im Gegensatz dazu gibt es wiederum Berichte, in denen von grosser Hilfsbereitschaft und Herzensgüte die Rede ist. Was alle Berichte jedoch gemeinsam haben, ist der Umstand, dass das Nebeltal, wenn du es einmal betreten hast, von Innen viel grösser erscheint, als von Aussen. Wenn du das Tal in acht Tagen umrunden könntest, hast du es nach einem Jahr noch nicht durchquert. Jedenfalls ist noch viel Geheimnisvolles an diesem Tal. Sehr wahrscheinlich werden auch nie alle Rätsel, welche dieses Tal beherbergen mögen, jemals gelöst." Fryijo schluckte schwer. "Und da muss ich hinein?" fragte der Junge bange. "Ich denke schon", antwortete Meister Manilo. Es ist mir jedenfalls kein anderer Weg bekannt, auf welchem du sonst nach Moorlock kommen könntest!" "Werdet ihr mich begleiten?" wagte Fryijo zu fragen. Diese Frage verneinte Meister Manilo. "Auf uns warten andere Aufgaben. Beim Fürsten Sandches ist eine Stelle als Hoflehrer frei geworden. Ich habe mich um diesen Platz beworben, und auch eine Zusage bekommen. Dadurch ist es mir möglich, den jungen Fürsten im Auge zu behalten. Der greise Warlock ist bereits zu alt, für solch eine anstrengende Reise. Auch denke ich, dass er nicht der geeignete Reisepartner für dich wäre. Und deinen Onkel Fredwald habe ich für andere Aufgaben vorgesehen. Doch werden wir ständig in Verbindung bleiben. Allfällige Nachrichten kannst du direkt an die Adresse deines Onkels senden. Solltest du unsere Hilfe dringendst benötigen, werden wir auch sofort zur Stelle sein. Wir werden auch stets ein Auge auf dich haben. Doch musst du die Reise nicht alleine antreten! Ich habe bereits einen Mann auserkoren, welcher dich begleiten wird. Doch müssen wir ihn erst noch davon überzeugen, was jedoch kein Problem sein sollte." Hier lächelte Meister Manilo, diesmal aber eher ein wenig spitzbübisch. "Wer ist der Glückliche?" versuchte Fryijo nun in Erfahrung zu bringen. "Es ist ein Barde", antwortete Meister Manilo. "Sein Name ist Tartan MacLean. Er ist einer der wenigen, welcher schon einmal im Nebeltal war. Na gut, er ist damals nicht sehr weit hineingegangen. Auch war keine Absicht dahinter. Da Nebel auch ursprünglichen Ursprungs sein kann, und an diesem bewussten Tag, weit herum alles mit Nebel bedeckt war, bemerkte Tartan MacLean zuerst gar nicht wohin er da geraten war. Als er es bemerkte, war es bereits zu spät. Wie er wieder aus dem Nebeltal herausfand und was er darin erlebte, darüber spricht er nicht gerne. Doch erscheint er mir als geeigneter Mann für deine Aufgabe." "Woher weisst du soviel über diesen Barden, und wie hast du ihn kennen gelernt?" interessierte sich der Junge nun. "Im hohen Alter wird der Barde seine Memoiren schreiben, und diese habe ich gelesen", sprach Meister Manilo. Was dieser Satz für den Jungen bedeuten könnte, merkte Fryijo in diesem Augenblick jedoch nicht einmal. Die Bedeutung dieser Worte sollten dem Jungen erst viel später klar werden. Viel eindrücklicher fuhren dem Jungen nämlich die nächsten Worte des Meisters in die Glieder. "Ich kenne den Barden noch gar nicht. Bin ihm noch nie begegnet. Doch morgen werden wir ihn kennen lernen und dann wird sich schon alles ergeben." "Ja aber...", stammelte Fryijo. "Verlasse dich nur auf mich", beschwichtigte ihn der Meister. "Doch nun ist es langsam an der Zeit, dass wir uns zur Nachtruhe begeben. Morgen haben wir viel zu tun!" Mit diesen Worten hob Meister Manilo die Gesprächsrunde auf. Onkel Fredwald bezahlte die ausstehende Rechnung. Danach machte sich die Gruppe auf den Heimweg. Es war in der Zwischenzeit recht spät geworden. Die Sterne funkelten schon vollzählig am Himmel. In der Ferne heulte ein Wolf sein Jagdgesang zum Mond hinauf. Fryijo hoffte, dass dies ein gutes Omen sei. Die ganze Gruppe schlief im Haus des Fischhändlers, im angebauten Gästetrakt. Fryijo wälzte sich noch ziemlich lange unruhig auf seiner Matratze herum. Der Schlaf wollte sich nicht sogleich einstellen. Noch zu aufgewühlt waren seine Gedanken. Auch als er endlich erschöpft einschlummerte, kam er nicht ganz zur Ruhe. Von schweren Träumen geplagt schreckte der Junge immer wieder hoch. Es soll ja Kulturen geben, die glauben, man würde an einem bestimmten Tag erwachsen; man trete über, von der Welt der Kinder in die der Erwachsenen in einem Schritt. Es werden Rituale an diesem Tag, gefeiert, der neue Erwachsene wird zeremoniell willkommen geheissen, und ihm werden seine Rechte verliehen, so als sei mit dem Verstreichen eines einzigen Tages ein neues Wesen entstanden, als sei der Jüngling oder die junge Frau plötzlich eine andere Person als noch am Tage zuvor. Andere, vielleicht weisere Leute sagen, Erwachsen werden sei ein Vorgang, der das ganze Leben dauert; bis zu dem Tag, an dem wir sterben. Wir hören nie auf zu lernen und zu wachsen und uns zu verändern, und jede kleine Erfahrung lässt uns etwas klüger werden. Die Wahrheit liegt, wie so oft, dazwischen. Jedes einzelne Individuum entwickelt sich in einem Prozess, der so lange dauert wie seine Existenz in der materiellen Sphäre, dennoch gibt es auf diesem langen Weg Wendepunkte im Leben; plötzliche Ereignisse, die den Charakter formen, die das Schicksal bestimmen, die uns zu dem machen, was wir sind. Manchmal kommen diese Wendepunkte langsam, absehbar, lassen einem vorher Zeit, sich vorzubereiten, und hinterher, um sich wieder zu sammeln. Für manchen ist das Leben mild und leicht. Manchmal aber bleibt nicht genügend Zeit, um Atem zu holen, ehe ein neuer Schicksalsschlag oder ein neues Wunder einen betäubt zurücklässt. Eine Folge von solchen Ereignissen wird oft zu einem Abenteuer -- wenn es anderen zustösst und genügend Unterhaltungswert besitzt, um eine Geschichte oder ein Gedicht oder ein Lied, eine Komödie oder Tragödie oder Drama daraus zu machen. Manche Ereignisse neigen dazu, ihre Protagonisten verändert zurückzulassen. Die Betroffenen müssen zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Sie müssen gegen alle Widrigkeiten bestehen und Schläge einstecken können. Es muss gelernt werden, das Schicksal zu akzeptieren, damit ein Ziel gesetzt und ein Weg gesucht werden kann, um dieses Ziel zu erreichen. Manchmal bleibt nur ein verbittertes und gebrochenes Wesen zurück, jene Sorte von Bettlern und Tagedieben, die ein, alle Sinne betäubendes Rauschmittel, sei es Alkohol oder eine stärkere Droge, mehr schätzen als ihre Gesundheit, sowie eine tägliche Mahlzeit oder den Stolz, seinem Gegenüber offen und frei in die Augen blicken zu können. Manchmal werden auch Schurken erschaffen, welche die Macht um der Macht willen lieben gelernt haben, und deshalb die Schwachen ausbeuten und treten, um ihren Reichtum und Einfluss zu mehren. Doch manchmal wächst einer über sich selbst hinaus, um für seine Überzeugungen einzutreten, und die zu schützen, die er liebt, oder um dem Bösen unter uns -- und in uns -- die Stirn zu bieten. Manchmal steigen aus der Asche des reinigenden Feuers, wahre Helden hervor. Fryijo befand sich in diesem Augenblick an solch einem Wendepunkt. Die Zukunft würde zeigen, ob er die nötige Reife besass, um sein Schicksal anzunehmen. Er würde dazu alle innere Kraft und Stärke benötigen, welche er in der Lage war aufzubringen. Es war dazu auch eines reinen Glaubens an das Gute und Gerechte der Sache erforderlich. Oder die schwarze Seite seiner Macht würde schlussendlich als alleiniger Sieger aus dem immerwährenden Zweikampf hervortreten. |
||
...und so setzt sich das Abenteuer fort: Der weite Weg -K13 (Cancelot) ... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann
mailt
mir diese bitte!
|