Magische
Welt
Íja Macár
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 Das Gästehaus / K23 (Dracessa)
 

Magischer Dreiklang
K27
 von: Dracessa

Magie - als Kind hatte allein dieses Wort schon Kia in ihren Bann geschlagen. Die Vorstellung unermesslicher Zaubermacht war durch ihre Träume gezogen und mit ihr die Phantasien von dem, was mit dieser Macht möglich wäre. Damals entstanden prachtvolle Paläste, glänzende Städte, ja ganze blühende Königreiche - in ihrer Phantasie.
Zu jener Zeit war es auch gewesen, als Mák Gaut ihr empfohlen hatte, den "Stab" zu besuchen und ihre zweifellos vorhandenen Talente zu schulen. Wie zu erwarten, hatte er mit seinem „Vorschlag„ bei Kia offene Türen eingerannt. Sie brannte förmlich darauf, etwas von dieser geheimnisvollen Kraft kennen zu lernen und wie ein Schwamm sog sie alles Neue gierig auf.
Doch der ersten Euphorie folgte nur zu bald die Ernüchterung: Magie, wie der "Stab" sie lehrte, erwies sich als eine Technik zur Fertigung magischer Gegenstände und natürlich ihre Anwendung. Mit der Magie aus Kias Kinderträumen hatte all dies herzlich wenig zu tun. 
Im Laufe der Zeit gelang es Kia, selbst eine ganze Anzahl magischer Gegenstände anzufertigen. Sie bewahrte diesen "Krempel" in einer besonderen Truhe in ihren Gemächern auf. Denn obwohl sie den Wert dieser Dinge nicht besonders hoch einschätzte, sollten sie doch nicht in falsche Hände geraten.
Darüber hinaus hatte sie eigentlich auch nie viel  Aufheben um ihre Werke gemacht. Denn was war schon dabei, wenn man aus magischem Glas einen Spiegel formte, der dem Betrachter stets die Wahrheit entgegenschleuderte. Oder was sollte man von einem Kamm halten, dessen Magie darin bestand, seine Trägerin wie von selbst zu frisieren. Oder einer Kerze, die nicht das Wachs herunterbrannte aus dem sie bestand, sondern die Lebenskraft desjenigen, der sie entzündete. Oder gar eine Schere, die Stoffe und ganze Kleider hervorbringen konnte, die allerdings nur einen Tag bestand hatten. 
"Spielzeug" war eine der freundlichsten Bezeichnungen, die Kia für diese Art von Gegenständen einfiel. Und da der ganze Stolz des "Stabes" die Herstellung solchen magischen Spielzeugs war, hatten sich ihre Interessen anderen Zielen zugewandt.
Immerhin hatten ihre Studien beim "Stab" zur Folge, dass sie ein fundiertes Wissen in Waffenkunde erlangte. Denn nicht wenige der angehenden Magier widmeten sich der Aufgabe, Waffen oder auch Rüstungen mit magischer "Sonderausstattung" zu versehen. Tatsächlich war dieser Zweig der Schule auch sein wichtigstes finanzielles Standbein. Denn der Erlös aus dem Verkauf all der Zauberschwerter, magischen Schutzschilde und feurigen Lanzen ermöglichte erst den unglaublich teuren Unterhalt der Schule. Allein aus dem - ebenfalls nicht unerheblichen - Lehrgeld der Studenten wären die ständigen Renovierungen, An- und Neubauten kaum zu bezahlen gewesen. 
Auch Kia hatte lange Zeit an der Veredlung verschiedenster Waffen gearbeitet. Es war einfach der nächste logische Schritt gewesen, diese Waffen auch zu erproben. Und jetzt erlebte sie die Offenbarung, die die Magie ihr versagt hatte: Denn nachdem sie die Grundlagen im Umgang mit Schwert und Schild gelernt hatte, war es wie der Beginn einer abenteuerlichen Reise. Jeder Tag wartete mit neuen Zielen, neuen Begegnungen, neuen Entdeckungen: Eine neue Finte, ein Ausfall, eine neue Parade. Und sie lernte unglaublich schnell. 
Bald war es ihr einerlei, ob sie mit einer magischen Waffe kämpfte oder einer unbehandelten. Ja es konnte durchaus ein Vorteil sein, mit den scheinbar einfacheren Waffen zu kämpfen. Denn in diesem Fall, so lernte Kia, konnte man sich nicht hinter den Fähigkeiten der Waffe verstecken, sondern musste sich allein auf sich selbst und seine Fertigkeiten verlassen. Und die waren bald weiter fortgeschritten, als je ein Außenstehender für möglich gehalten hätte. Nicht einmal Kia selbst war bewusst, wie weit sie es mit ihren Fähigkeiten gebracht hatte.
Immerhin hatte sie erkannt, dass ihr das Waffenhandwerk schon lange mehr bedeutete, als die Magie des "Stabes". Und so war der Entschluss in ihr herangereift, eine Ritterin zu werden. Ein kühner Plan, denn dieses Vorhaben war beispiellos für ganz Íja Macár, doch ihre Entscheidung stand felsenfest. Und vielleicht würde sie sie auf diese Weise doch noch zu Gesicht bekommen, vielleicht sogar dazu beitragen, sie zu errichten, die prachtvollen Paläste, die glänzenden Städte und die blühenden Königreiche ihrer Träume.

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Magie - auf Burg Marlm war nichts davon zu finden. Herzog Varnom hielt weniger als nichts von diesen dahergelaufenen Scharlatanen und nicht wenige, die ihm dennoch ihre Dienste anzubieten wagten, zierten seitdem seine Kerker.
Das Leben war hart auf dieser zugigen abweisenden Burg, die vor Urzeiten aus rohen Granitblöcken zusammengefügt worden war. Und ein Herrscher wie Herzog Varnom machte es einem auch nicht gerade leichter.
Der Herzog wurde gefürchtet - und gehasst. Aber nur hinter vorgehaltener Hand, denn für einen offenen Widerstand wurde er zu sehr gefürchtet. Und das aus gutem Grund. Der Herzog war herrschsüchtig, rechthaberisch, eifersüchtig, cholerisch, von der Macht besessen und durch und durch misstrauisch. Und er war Monravs Vater.
Doch auch dieser Umstand machte Monrav das Leben nicht gerade leichter. Denn er war nicht Lord Varnoms einziger Sohn. Der Herzog war ein umtriebiger Mann und vertrat den Standpunkt, dass seine Bauern ihm nicht nur die Hälfte ihrer Ernte schuldig wären, sondern auch die Hälfte ihrer Töchter. Oder wenigstens die, auf denen sein Auge mit Wohlgefallen ruhte.
Monrav konnte dieses Verhalten gutheißen oder auch nicht, auf jeden Fall bescherte es ihm eine Menge Mitbewerber um die zukünftige Herrschaft auf der Burg und so mancher hätte es sicher gern gesehen, wenn Lord Varnoms einziger legitimer Sohn einen bedauerlichen Unfall gehabt hätte.
In diesem frostigen Klima von Neid und Missgunst hatte Monrav neben der Jagd und dem Waffenhandwerk auch die Kunst der genauen Beobachtung gelernt. Mit der Zeit war es ihm möglich geworden, kleinste Stimmungsschwankungen in seiner unmittelbaren Umgebung wahrzunehmen. Zwar konnte er nur selten konkret beschreiben, wie er zu seinen Eindrücken gekommen war, aber er lernte, seinem neuen Sinn zu vertrauen.
Sein Vater - Herzog Varnom - war von dieser Entwicklung alles andere als begeistert. Sein Sohn solle lieber lernen hart durchzugreifen und sich nicht von weibischen Gefühlen lenken lassen. Solche Ausbrüche kamen häufiger vor und Monrav hörte sie sich in der Regel gelassen an, um anschließend besonders hart mit dem Schwert oder dem Bogen zu trainieren. Denn ein Gefühl sagte ihm, dass hinter der aufbrausenden und herrschsüchtigen Fassade seines Vaters ein hochgradig verängstigter Mensch saß.
Aber auch diese Vermutungen nutzten Monrav nur wenig. Der Herzog hatte schließlich immer Recht und wer in seiner Gegenwart die Stirn hatte, offen zu widersprechen, hatte bald darauf das zweifelhafte Vergnügen mit den neuesten Errungenschaften der Foltertechnik. Dieses Vorgehen würde auch vor seinem Sohn nicht haltmachen, denn jede Ausnahme bedeutete Machtverlust. 
Wenn Monrav also Veränderungen herbeiführen wollte - und das wollte er - musste er behutsam vorgehen. Schließlich lag ihm daran, den Erfolg seiner Bemühungen heil und an einem Stück mitzuerleben. Also bemühte er sich, Lord Varnom auf subtilere Art zu beeinflussen. So war es ihm bisher ganz gut gelungen, seinen Vater von Varnáo abzulenken und seine Aufmerksamkeit statt dessen auf die Eiserne Festung im Süden Bantanals zu richten. So blieb die Stadt - zunächst - von Lord Varnoms Machtgelüsten verschont. Wie lange allerdings die geheimnisvollen Vorgänge in der Eisernen Festung, von denen man hin und wieder munkeln hörte, seinen Vater beschäftigen würden, das wagte Monrav nicht vorherzusagen.
Doch was spielte das schon für eine Rolle. Er würde sich eben etwas Neues einfallen lassen, um die schlimmsten Entgleisungen seines Vaters zu verhindern. So, wie ihm bisher stets etwas neues eingefallen war. Monrav sagte sich immer, dass auch er im Grunde eine geheime Kunst ausübe, fast so etwas wie Magie mit der er seinen Vater lenkte. Und doch fand er keine Freude bei diesem Gedanken und sein Mund war jedesmal voller Galle.

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Magie - Gwydion konnte sie spüren, ja beinahe greifen, schon lange bevor sie endlich in Baneju eintraf. Wie eine Aura lag sie über der Akademie aber auch über einigen Häusern der Stadt. Wussten die Menschen von den Kräften, die hier schlummerten? Wahrscheinlich schon, beantwortete Gwydion sich ihre Frage selbst. Schließlich war die Stadt für ihre Magier-Akademie, den Stab, berühmt. Bei den Menschen zumindest.
Es war früh am Morgen. Gwydion hatte die halbe Nacht für ihre Reisevorbereitungen gebraucht. Um nicht gleich von jedem übellaunigen Menschen als Elbin erkannt zu werden, hatte es einiger Handgriffe bedurft und einiger magischer Gegenstände, die Notiar für sie besorgt hatte. Das wichtigste davon war ihre Reisekleidung. Denn da sie ihre Größe nur schlecht vor einem aufmerksamen Beobachter verbergen konnte, sollte der in ihre Gewänder eingewebte Zauber sie menschlicher erscheinen lassen. Nicht alle Menschen waren den Elben gegenüber freundlich gesonnen und für diesen Fall wollte Gwydion vorsorgen. Dass sie möglicherweise auch fremden Menschen gegenüber nicht friedlich eingestellt waren, musste sie wohl oder übel in Kauf nehmen.
Darüber hinaus hatte Gwydion sich für eine leichte Bewaffnung entschieden. Schließlich wollte sie Aufsehen vermeiden. Aber sich völlig unbewaffnet in eine Stadt wie Baneju zu begeben, das wäre ihr im Traum nicht eingefallen. Ein Dolch, ein Bogen und ein gutes Dutzend Pfeile - das musste für diese Aufgabe genügen. Sollte mehr von Nöten sein, würden sich auch in Baneju Mittel und Wege finden lassen, alles Notwendige zu besorgen, davon war sie überzeugt.

Ihre Aufgabe - einen Moment lang gestattete Gwydion es sich, ihre Gedanken abschweifen zu lassen. Sie hatte schon viele solcher Missionen übernommen. Oft zusammen mit ihrem Lehrer Jambôné, der ein wahrer Meister seines Fachs war. Wie kein Zweiter verstand er sich darauf, wichtige Informationen zu sammeln und dabei am Leben zu bleiben. Eigentlich war es ja verwunderlich, dass man nicht ihn mit dieser Aufgabe betraut hatte. Gwydion konnte sich kaum vorstellen, dass dieser Mann, der es nie lange an einem Ort ausgehalten hatte, jetzt über eine Kristallkugel gebeugt in einer Kammer sitzen sollte, um ihr Problem zu lösen. Vielleicht war ja wirklich ein Körnchen Wahrheit an den Gerüchten, die besagten, er schätze die Menschen etwas zu sehr, vor allem aber ihre Frauen. In diesem Fall wäre natürlich Ärger vorprogrammiert. Und bei dieser Mission konnte nur Unauffälligkeit Erfolg versprechen.
Hoch oben am Himmel jubilierte fröhlich eine Lerche. Gwydion schob alle Spekulationen weit von sich und reihte sich in die Scharen der Händler ein, die ihre Waren auf den Markt brachten. Mitten im Strom von Bauern, Handwerkern, Kaufleuten und Glücksrittern passierte sie das Stadttor. Sie war in Baneju.

Die Aura der Magie war noch stärker geworden und sie schien hier nicht frei zu fließen, sondern fest an bestimmte Häuser oder Plätze gebunden zu sein. "Magische Orte", schoss es Gwydion durch den Kopf. "Wenn jemand diese Magie nutzen kann, könnte hier beinahe alles geschehen..." Doch ahnten die Menschen von diesem Potential?
 


...und so setzt sich das Abenteuer fort:
Ablenkungen -K50 (Andreas Götz)

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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