Gwydion erwachte und war sofort
hell wach. Einige Sekunden lang erinnerte sie sich noch an ein paar undeutliche
Traumbilder, doch schnell war alles vergessen, denn heute wollte sie den
‚Stab‘ aufsuchen. Sie schlug die Fensterläden ihrer Kammer zurück
und betrachtete die Stadt durch das Fenster. Es war noch sehr früh
am Morgen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch der Himmel war schon
hell und die faserigen Wolken am Horizont färbten sich rot und gelb.
Gwydion beeilte sich, aus ihrem Zimmer zu kommen. Sie ließ das Frühstück
ausfallen, welches eine noch etwas verschlafen wirkende Magd gerade für
die Gäste zusammenstellte. Der Elbin stand der Sinn nicht nach Essen.
Sie wollte sehen was passierte wenn die Sonne in der Stadt aufging. Genauso
wie in dem Wald, in dem sie aufgewachsen war, mußte man auch hier
irgendeinen hohen Punkt erklimmen, um das Schauspiel eines Sonnenaufgangs
beobachten zu können. In der Stadt wimmelte es nur so von geeigneten
Gebäuden. Schnell war ein Turm gefunden der genug Griffe und Haltemöglichkeiten
bot, um ihn schnell erklettern zu können. Gwydion beeilte sich und
kam gerade noch rechtzeitig oben an, um die helle Scheibe der Sonne am
Horizont aufgehen zu sehen. Zuerst gestaltete sich der Aufgang der Sonne
nicht anders als diejenigen, die sie schon früher beobachtet hatte,
und etwas enttäuscht wollte sie sich schon wieder an den Abstieg machen.
Doch dann ließ sie ihre Augen noch einmal über die Stadt schweifen,
um wenigstens die Aussicht genießen zu können. Und plötzlich
bot sich ihr ein grandioses Bild. Die magischen Orte, die sie schon am
Vortag bemerkt hatte, ließen sich von hier oben ebenfalls ausmachen,
aber die aufgehende Sonne schien diese Bereiche zu entzünden und die
Stadt war erfüllt von magischen Fackeln, die mal kleiner und mal größer
in allen möglichen Farben leuchteten. Erst waren nur wenige Stellen
davon betroffen, doch nach und nach kamen immer mehr hinzu, bis fast jedes
Haus aussah als würde es brennen. Die ganze Stadt schimmerte unglaublich
intensiv, und Gwydion vergaß fast, daß es sich um eine Stadt
aus Stein und Holz handelte, so intensiv war der Eindruck. Die Sonne war
nun vollends aufgegangen und langsam erloschen die magischen Fackeln wieder
und die Stadt nahm wieder ihr normales Aussehen an. Ein Ort, ein majestätischer
Turm, leuchtete besonders lange und Gwydion vermutete dort den 'Stab'.
Doch auch dieser Turm erlosch schließlich, und hinterließ bei
der Elbin nur ein Gefühl, etwas Besonderes miterlebt zu haben.
Immer noch begierig den 'Stab'
aufzusuchen, ließ sie sich jetzt jedoch Zeit beim Abstieg, um noch
möglichst lange das Bild der Stadt im Sonnenaufgang vor Augen zu halten.
Zurück im Gasthof genehmigte
sie sich nun doch ein ausgiebiges Frühstück, und machte sich
dann auf zum Stab. Dort wollte sie Kia wie zufällig treffen, und beide
wollten sich gemeinsam an die Arbeit machen.
Wie Gwydion bereits vermutet hatte,
war der Turm, bei dem das magische Feuer am längsten gebrannt hatte,
Teil der Schule des Stabes. Jetzt, bei Tag, sah der Turm und der Rest der
Schule jedoch ganz normal aus. Die Elbin konnte die magischen Energien
zwar fühlen, aber so greifbar und plastisch wie beim Sonnenaufgang
waren sie jetzt nicht mehr.
Gwydion war ganz aufgeregt, als
sie das Tor der Akademie durchschritt. Ehrfürchtig schaute sie sich
um. Die Eingangshalle war von vielen Statuen gesäumt, die teilweise
so lebensecht aussahen, als sei jemand direkt zu Stein geworden und nicht
aus Stein gehauen worden.
"Kann ich dir helfen?" Ein Mann
in einer langen Robe trat leise an Gwydion heran und verbeugte sich leicht,
als sich die Elbin ihm zuwandte.
"Ich bin eigentlich gekommen um
hier Magie zu studieren, aber ich sehe auch das Studium der Bildhauerei
wird hier groß in Ehren gehalten."
Der Mann sah sich kurz um: "Die
Statuen hier sind noch nicht das beste was wir zu bieten haben. Ihr solltet
die Arbeiten in den Hallen der Prüfung sehen. Doch verzeiht meine
Unhöflichkeit. Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist
Larisan, und ich bin heute der Torwächter."
"Nun denn, Larisan. Mein Name ist
Gwydion." Gwydion verbeugte sich nun ebenfalls.
"Du bist mit den Regeln und Vorschriften
vertraut, die mit ein Studium an unserer Akademie verbunden sind?"
"Jawohl, Meister Larisan" Kia hatte
ihr die wichtigsten Grundsätze und die Voraussetzungen für ein
Studium beim Stab erläutert.
"Dann werde ich jemanden schicken
der sich um die Formalitäten kümmert."
Es dauerte nicht lange und alle
Formalitäten waren erledigt. Kia hatte sie wirklich gut vorbereitet.
Kia erwachte morgens wie immer schon
vor Sonnenaufgang. Schnell zog sie sich an, und machte sich auf in das
nahe gelegene Übungshaus der Wache. Schon bald nachdem Monrav begonnen
hatte, sie in der Waffenkunst zu unterweisen, hatte sie einen Ort gesucht,
an dem sie in Ruhe üben konnte. Das Übungshaus erwies sich als
perfekt. Es grenzte direkt an die Rückseite des Hauses in dem sie
wohnte. Ohne Mühe konnte sie ein paar Bretter im Zaun lockern und
sich so unbemerkt in die Übungsräume schleichen. Morgens waren
diese Räume immer verlassen. Weder die Ausbilder noch die Auszubildenden
schienen das Bedürfnis zu haben, sich schon so früh am Morgen
mit etwas so anstrengendem zu beschäftigen. Und war doch mal jemand
dazu bereit, dann trainierte er meist in dem großen offenen Hof.
Die Übungsräume boten zudem noch den unglaublichen Vorteil, daß
es hier all die Waffen gab, deren Handhabung Monrav ihr gezeigt hatte.
So mußte sie sich nie darum kümmern, irgendwelche Waffen vor
ihrem Vater zu verstecken. So kam Kia schon seit langem jeden Morgen vor
Sonnenaufgang in die Übungsräume und trainierte und verbesserte
ihre Technik. Das einzige was sie bei diesen Übungen schmerzlich vermißte,
war ein Partner mit dem sie die Übungen durchgehen konnte. Dafür
mußte Monrav immer herhalten, wenn die beiden sich im Wald trafen.
Wenn alle anderen dann auch langsam
wach wurden und sich die Leute sowohl im Übungshaus als auch bei ihr
zuhause bereit machten für ihr Tagewerk, schlich sich Kia wieder zurück.
Wenn doch einmal jemand auf sie aufmerksam wurde oder sie die Zeit vergessen
hatte, und etwas zu spät von ihrem Training aufbrach, erzählte
sie einfach sie habe nicht so recht schlafen könne, oder ein Geräusch
habe sie geweckt, und sie hätte nicht wieder einschlafen können.
Bisher hatten alle diese Ausreden geglaubt.
An diesem Morgen hatte Kia keine
Ausrede gebraucht. Sie hatte am Abend zuvor angekündigt, am nächsten
Morgen ihre Studien beim Stab wieder aufzunehmen. Sehr zur Freude ihres
Vaters. Kia hatte sich besonders verausgabt bei ihrem morgentlichem Training,
denn sie wußte die Tage beim Stab waren eher von körperlicher
Untätigkeit und Behäbigkeit geprägt. Und jetzt, als sie
beim Frühstück saß, schien ihr der Gedanke, den ganzen
Tag in irgendeiner staubigen Bibliothek herum zu sitzen, nicht besonders
vielversprechend. Immerhin hatte sie es Gwydion versprochen und so machte
sie sich dann doch auf.
Unterwegs hatte sie sich dann doch
ablenken lassen und kam so erst spät am Vormittag zur Akademie. Larisan,
einer der Torwächter, schien sie schon zu erwarten.
"Dein Vater hat dich bereits angekündigt",
bemerkte er betont höflich.
"Das bedeutet nichts Gutes." Kia
ahnte was jetzt kommen würde.
"Ganz recht. Deine Lehrer hatten
schon den Unterricht vorbereitet, um dein Wissen wieder aufzufrischen,
und sind daher wenig erfreut über dein verspätetes Erscheinen."
"Es tut mir leid", Kia bemühte
sich um ein besonders reuevolles Gesicht.
"Wie du weißt sind Selbstdisziplin
und Ehrerbietung wichtige Tugenden hier in der Akademie, Kia." Larisan
konnte der Versuchung etwas Belehrendes von sich zu geben, offensichtlich
nicht widerstehen.
Was wußten diese Magier denn
schon von Selbstdisziplin, fragte sich Kia im Stillen, und stellte sich
Larisan beim Umgang mit einem scharfen Schwert vor.
"Zur Strafe wirst du heute als
erstes einen Neuzugang hier herumführen und ihr alles erklären
und zeigen, was sie wissen muß, um sich hier zurechtzufinden. Wir
werden sie nachher befragen, und ihr Wissen wird entscheiden ob deine Strafe
damit abgegolten ist."
Larisan führte sie nun in
einen kleinen Seitenraum in dem eine Frau saß, die Kia seltsam bekannt
vorkam. Sie konnte sich jedoch weder an ihren Namen noch an ihr Zusammentreffen
erinnern.
Larisan stellte die beiden einander
vor: "Gwydion, das hier ist Kia. Sie wird dich in alles notwendige einweisen
und dir alles zeigen."
Kia war etwas irritiert. Sie hatte
Gwydion ganz anders in Erinnerung gehabt. Als Larisan außerhalb ihrer
Hörweite war fragte sie die Elbin: "Wie machst du das?"
"Was?"
"Na die Verkleidung. Ich habe dich
nicht erkannt, bis Larisan deinen Namen erwähnte."
"Ach so. Notiar hat ein paar Zauber
in meine Kleider gewirkt, so daß ich nicht so schnell als Elbin erkannt
werde. Das kann meine wahre Herkunft zwar nicht ganz verbergen, aber bei
einer oberflächlichen Betrachtung nach erkennt man sie nicht. Das
ist nur eine einfache Tarnung."
"Davon mußt du mir nachher
mehr erzählen. Doch jetzt sollten wir mit der Führung anfangen.
Sie wurde mir als Strafe auferlegt weil ich zu spät gekommen bin."
Kia zeigte Gwydion den Rest des Tages die Akademie, ihre Labors und Bibliotheken
sowie die anderen Bereiche, die Studenten zugänglich waren. Gleichzeitig
erklärte sie alle Regeln, die zu befolgen waren, und wie man sie am
besten umgehen konnte.
Gegen Abend saßen die beiden
an Kias Arbeitsplatz zusammen und unterhielten sich. Die Elbin hatte nur
noch wenige Fragen, aber Kia fragte Gwydion Löcher in den Bauch, besonders
was die Tarnkleidung betraf.
"Warum möchtest du das alles
wissen?" fragte Gwydion nach einiger Zeit. "Das ist doch nichts wirklich
ungewöhnliches. Ich bin mir sicher, ihr habt hier schon viel besseres
hervorgebracht. Wenn ich nur an die Statuen aus der Eingangshalle denke,
oder die Sachen die du bereits hier gemacht hast." Gwydion wurde ganz aufgeregt.
"Wenn ich solche Dinge machen könnte würde das den Elben sicherlich
von großem Nutzen sein. Viele unserer Zauber sind unglaublich passiv
und langweilig."
"Naja, mag schon sein, daß
die Sachen hier gut sind", Kia machte eine abfällige Handbewegung,
"aber was habe ich persönlich davon, wenn ich ein tolles Schwert machen
kann und es dann nicht benutzen darf. In dem Bereich, den du langweilig
nennst, habe ich bisher noch gar keine Ahnung. Und mir kam da heute morgen
ein Gedanke. Wie du ja im Wald selbst gesehen hast begeistert mich das
Waffenhandwerk mehr als die Magie des Stabes. Mein sehnlichster Wunsch
wäre es, ein Ritter zu werden, und Questen zu bestehen. Doch leider
bin ich eine Frau und denen wird ein solcher Wunsch nicht wirklich erfüllt.
Wenn ich jetzt eine Rüstung anhätte die verschleiert, daß
ich eine Frau bin, könnte ich als Ritter durch die Welt ziehen und
Abenteuer erleben, ohne daß mich ständig jemand auslacht weil
ich eine Frau bin." Kia rutschte vor Aufregung auf ihrem Stuhl hin und
her.
"Vielleicht können wir uns
ja gegenseitig helfen." Gwydions Augen schienen bei dem Gedanken sichtlich
heller zu werden. "Ich zeige dir den Tarnzauber und wie man ihn anwendet
und du zeigst mir wie man die magischen Sachen macht, die du mir heute
gezeigt hast. Und als erstes machen wir dann deine ’Ritter’-Rüstung."
"Abgemacht, nur müssen wir
das wahrscheinlich außerhalb unserer Studienzeiten machen. Hier ist
alles geregelt und normalerweise lassen sie dich die ersten Dinge erst
nach etlichen Monaten versuchen. Ich werde versuchen dich als meine Helferin
zu bekommen. Das erleichtert sicherlich einiges und wir erregen so weniger
Neugierde."
Gwydion und Kia waren beide ganz
begeistert von ihrem Plan und redeten noch eine ganze Weile darüber.
Schließlich jedoch verabschiedeten sie sich voneinander und verließen
die Akademie.
Auf dem Weg nach Hause träumte
Kia von dem Tag, an dem sie mit Monrav Seite an Seite in ein Abenteuer
reiten würde.
.
Monrav hatte den Morgen immer schon
mehr gemocht als den Abend. Jedem Morgen wohnte das Versprechen inne, etwas
passieren zu lassen, was Monravs Leben veränderte. Jeder Morgen lockte
mit Abenteuern und Aufregungen, mit Möglichkeiten und Überraschungen.
Und als Monrav ein kleiner Junge gewesen war, hielt der Morgen seine Versprechen
auch jedes Mal. Auf einer Burg aufzuwachsen, bedeutete immer etwas Aufregung.
Man konnte den Rittern beim Training zusehen. An manchen Tagen wurden Pferde
zugeritten oder Handwerker besserten die Mauern und Gebäude aus. An
besonderen Tagen kam Besuch. Als Junge ließ das Leben auf der Burg
nichts zu wünschen übrig. Monrav war daher immer schon früh
aufgestanden, um den Tag möglichst in seiner ganzen Länge auszukosten.
Im Laufe der Jahre gingen der Zauber
und die Geheimnisse der Kindheit mehr und mehr verloren. Die Tage hielten
immer seltener die Versprechen die der Morgen verhieß. Hinzu kamen
die Pflichten, die ihm im Laufe der Zeit zufielen. Die Begeisterung für
jeden neuen Morgen ging schließlich ganz verloren. Geblieben war
nur die Angewohnheit früh aufzustehen. Nach einigen Jahren kehrte
die Begeisterung für den Beginn des Tages jedoch wieder. Monrav stellte
fest, daß er am Morgen Zeit für sich selbst hatte, die ihm keiner
streitig machen konnte. Egal wie hektisch der Tag auch werden mochte, der
Beginn des Tages war immer durchsetzt von einer Ruhe, die ihn wieder und
wieder überraschte und die ihm half, den Aufgaben des Tages gelassen
gegenüber zu treten.
So saß Monrav denn auch früh
am Morgen ganz oben auf einem Turm der Burg und betrachtete den Sonnenaufgang.
Am Horizont zog sich ein dunkles Band durch die Landschaft. Obwohl er es
besser wußte stellte sich Monrav vor, dort läge der Sá-yé,
der Ort an dem er wirklich all das vergessen konnte, was ihn normalerweise
bedrückte. Heute jedoch sollte die Ruhe des Morgens nicht lange währen,
denn ein Page seines Vaters fand ihn und richtete ihm aus, daß der
Herr der Burg Marlm ihn sofort zu sprechen wünsche. Mit einem tiefen
Seufzer stand Monrav auf und folgte dem Pagen. Normalerweise war sein Vater
so früh noch nicht auf, und Monrav wußte nicht so recht, was
er davon halten sollte.
Schließlich gelangte er,
von dem Pagen begleitet, in den Thronsaal. Herzog Varnom hatte hier einen
sehr großen Tisch aufstellen lassen, und beugte sich über verschiedene
Papiere und anderen Kram, der dort verstreut lag. Monrav ging auf seinen
Vater zu, der jedoch zu vertieft in seine Papiere war, um ihn zu bemerken.
So konnte Monrav in Ruhe beobachten, was seinen Vater so sehr beschäftigte.
Auf dem Tisch lag eine große
Karte der Gegend. Auf der Karte waren verschiedene bemalte Steine plaziert,
die der junge Mann schnell als diverse Einheiten des Herzogs erkennen konnte.
Ungewöhnlich viele Steine lagen in der Nähe der eisernen Festung.
Schließlich bemerkte der Herzog seinen Sohn dann doch.
"Ah Monrav, gut daß du so
schnell gekommen bist. Wir haben viel zu tun." Varnom schob die Papiere,
in denen er geblättert hatte, zu einem ordentlichen Stapel zusammen
und wandte nun seine volle Aufmerksamkeit Monrav zu. "Wie du ja sicherlich
mitbekommen hast, ist mir die eiserne Festung im Süden schon lange
ein Dorn im Auge. Der impertinente Emporkömmling, der diese Burg sein
eigen nennt, weigerte sich bisher allen meinen Versuchen Kontakt aufzunehmen
Folge zu leisten. Wie kann er erwarten, mit seinen Nachbarn in Frieden
zu leben, wenn er nicht bereit ist, Abkommen und Vereinbarungen mit ihnen
einzugehen. Warum zeigt er sich nicht wie andere auch, wenn ihm ein Herold
eine Nachricht überbringt und versteckt sich hinter seinem Helm."
Der Herzog erwärmte sich gerade für dieses Thema, und wollte
nicht aufhören.
Monrav, der einigermaßen
Bescheid wußte über die Taten seines Vaters, erinnerte sich
daran, daß vor mehreren Wochen ein Herold los geschickt worden war,
um Kontakt mit dem Herren der eisernen Festung aufzunehmen. Der war jedoch
unverrichteter Dinge wieder zurückgekehrt, da man ihn schon an der
Grenze abgewiesen hatte. Es gab zwar einiges an Gerüchten über
diese Festung, schließlich hatte Monrav deswegen die Aufmerksamkeit
seines Vaters dahin gelenkt, aber bisher gab es keine Anzeichen auf irgendeine
wie auch immer geartete böse Absicht seitens des südlichen Nachbarn.
"Ich habe daher beschlossen, in
dieser Sache tätig zu werden", schloß Varnom seinen Vortrag.
"Und für diesen Zweck brauche ich Informationen. Genaue Informationen.
Und zu diesem Zweck wirst du heute aufbrechen, um die Gegend zu erkunden.
Du bist, so versicherte mir der Waffenmeister, der Beste seiner Schüler,
gewandt im Umgang mit den Waffen und Behutsam beim Anschleichen des Wildes."
Es folgten noch eine ganze Reihe
von Anweisungen und Ratschlägen, denen Monrav nur noch halbherzig
zuhörte. Diese Aufgabe gefiel ihm nicht und auf was das im Endeffekt
hinauslaufen würde gefiel ihm noch viel weniger. Und daß er
unter Umständen nicht rechtzeitig zum Treffen mit Kia wieder zurück
sein mochte, gefiel ihm am allerwenigsten.
Als sein Vater endlich fertig war
und ihn gehen ließ, machte sich Monrav an die Vorbereitungen. Er
versuchte sich die Sache schmackhaft zu machen, in dem er sich selbst erklärte,
das würde ihn immerhin einige Tage von der Burg und seinen Neidern
befreien, doch so recht mochte er sich darüber einfach nicht freuen.
Gegen Mittag waren alle Vorbereitungen
getroffen und Monrav machte sich auf nach Süden, um den Auftrag seines
Vaters zu erfüllen.
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