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Íja Macár
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 Im Weiler Paschkow / K25 (Silverwolf)
 

Im wilden Eber
K28
 von: Silverwolf

Das Gasthaus war grösser als es von aussen den Anschein hatte. Es lag nicht direkt an der Strasse welche durch den Ort führte, eher leicht zurückgesetzt, eingeklemmt zwischen Schmiede und dem Haus der Götter, einem Tempel, welcher keinem bestimmten Gott, sondern vielmehr allen Göttern geweiht war. Als sie dem Hause näher kamen, erkannte Fryijo, dass das Gasthaus nicht war, was er erwartet hatte. Es sah schon von weitem relativ alt aus, aber aus nächster Nähe wirkte es fast wie eine Ruine. Seine Fenster waren blind und sein Holz zersplittert. Das Dach war schief und baufällig, aber der Himmel erschien ihm noch unfreundlicher als das Gasthaus zu sein. Die Gefährten waren hungrig und wollten gerne ihre müden Knochen ein wenig entspannen. Deshalb betraten der Barde und der Junge das Gasthaus "zum wilden Eber", wie ein altes, quietschendes Holzschild über der Türe dem interessierten Reisenden verraten würde, wenn jemand die verwaschene Schrift noch entziffern könnte. Die zwei Freunde machten sich jedoch nicht die Mühe das Schild zu lesen und betraten das Gasthaus ohne zu zögern, nachdem sie ihre Pferde dem Stallburschen übergaben, welcher faul vor der Raststätte herum lümmelte.

Als sie in das Gasthaus eintraten, sahen sie viele Augenpaare in ihre Richtung blicken. Rauch hing im Raum und es herrschte eine fast unheilschwangere Ruhe. Fryijo bemerkte dunkles Lächeln in wettergegerbten Gesichtern aber auch misstrauische Blicke aus verschlagenen Augen, als er mit dem Barden in der Tür stand um sich an das schummrige Licht, welches in der Gaststube vorherrschte, zu gewöhnen.

Mit grossen Schritten durchquerte der Barde den Raum, um vor einem Tisch, fast in der hintersten Ecke, stehen zu bleiben, an der eine kleine, breitschultrige Gestalt Pfeifen rauchend sass und aus einem grossen steinernen Krug genüsslich seinen Met trank.

Fryijo blieb nichts weiteres übrig, als seinem Gefährten zu folgen. Während der Junge den Raum querte, wandten sich die Männer an den Tischen, wieder ihren unterbrochenen Tätigkeiten zu. Es war ein recht buntes Völkchen, welches sich im wilden Eber, dem einzigen Wirtshaus rund um Paschkow, zusammengefunden hatte. Aus allen Teilen Íja Macárs scheinen die Krieger, Händler und Abenteurer zu stammen. Menschen, Elben, Zwerge und noch exotischere Geschöpfe waren an diesem neutralen Ort vereint. Der kleine Weiler erwies sich als Schmelztiegel der Abenteuer, wie es so manchen, entlang der grossen Landstrassen gab.

Der Unbekannte, welcher da am Tisch sass, zu dem der Barde hintrat, gehörte eindeutig zum Volk der Zwerge. Der Barde schien diesen Zwergenkrieger gut zu kennen. Jedenfalls lies sich Tartan mit einem zufriedenen Seufzer auf den Stuhl gegenüber dem Zwerg fallen und nahm einen tiefen Schluck aus dessen Krug. Der Zwerg blinzelte verdutzt den frechen Meträuber an, bevor er übers ganze Gesicht strahlend seinen Gegenüber anbrüllte; "Der Lügenbeutel Tartan MacLean! Sei gegrüsst du Lumpensammler und Tagedieb." "BREUTEL BART VON SIEBENSTEIN", brüllte der Barde in der gleichen Lautstärke zurück. "Du schmutziger Taugenichts, es erfreut mein Auge, deine alten Knochen hier zu sehen." Nach diesem Satz leerte Tartan den Met des Zwerges endgültig mit einem langen Zug. Der Zwerg grinste dazu nur übers ganze Gesicht und rief nach der Bedienung, gleichzeitig die Gefährten zum Sitzen einladend.

Breutel Bart hatte rübenrote, mit einzelnen leicht grünlich schimmernden Strähnen durchsetzte Haare, die ihm lockig bis zu den Schultern reichten. Einen grossen Bart, Stolz eines jeden Zwerges, besass er natürlich auch. Um seinen Hals trug er gut sichtbar einen massiven Ring aus grünem Jadestein. Wer näher hinsah, entdeckte darin eine sich selbst verschlingende Schlange. Des Zwergen Gewand war von erdbrauner Farbe, welches dem kleinen Mann schon etwas zerschlissen und leicht ausgefranst bis zu den Knöcheln hing. Eine Lederkordel, an der auch sein Geldbeutel befestigt war, versuchte eher vergeblich, dem Gewand Stabilität zu verleihen. Für einen Zwerg war Breutel Bart mit einer Grösse von 4 Fuss eine recht stattliche Erscheinung. Der Zwerg ging barfuss. Seine Füsse waren durch lange Reisen verdreckt und schwielig.

"Was wollt ihr?" brummte der mürrische Wirt, welcher sich zu den Gefährten in die Ecke bequemte, um ihre Bestellung entgegen zu nehmen. "Bringt uns Speis und Wein", bestellte der Barde.

Fryijo, der noch kein grosser Freund alkoholischer Getränke war, bestellte sich zu seiner Mahlzeit ein Glas kühler Milch. Der Junge begriff, kaum hatte er seinen Wunsch geäussert, dass dies in dieser Umgebung ein grosser Fehler war. "Milchbubi" und andere Spotworte prasselten unter grossem Gelächter der anwesenden Wirtshausgäste sogleich auf den armen Jungen ein. Am ärgsten spottete ein fuchsgesichtiger Mann am Nebentisch.

Fryijo, nicht gewohnt Mittelpunkt des allgemeinen Spottes zu sein, errötete bis unter die Haarwurzeln, was ihn noch viel mehr verärgerte. Wütend wollte der Junge auf seine Spötter losgehen, als sich eine schwere, schwielige Hand beruhigend auf seine Schultern legte. Eine tiefe Stimme rief den allgemeinen Lärm mühelos übertönend; "Wirt! Bringen mir Hammel und eine Fass der Milch beste was Ihr finden. Das schnell, keine lachen, ansonsten Kashak  böse sehr! Kashak  nicht wissen, was tun wenn böse." Diese Worte liessen alle Anwesenden im Raum verstummen, und auch der Wirt machte sich eiligst daran, das Geforderte zu bringen.

Erstaunt blickte sich Fryijo nach seinem Retter um, der eine solche Wirkung auf alle zu haben schien. Was der Junge da jedoch hinter sich stehen sah, lies seinen Herzschlag für einen kurzen Moment aussetzen. Ein gewaltiger Troll, den Raum mühelos ausfühlend, stand, nach des Ungeheuers Meinung wohl freundlich lächelnd, aber für jedermann fürchterlich anzusehen hinter dem Jungen, eine seiner schaufelgrossen Hände auf Fryijos Schulter ruhend, und ihm mit einem Auge zuzwinkernd. Fryijo versuchte verzweifelt, ein Lächeln zustande zu bringen, was jedoch ziemlich verkrampft ausfiel. "Kashak  setze dich! Du machst dem Jungen Angst", meinte der Zwerg trocken. Fryijo erkannte jedoch schnell, dass dies für den Riesen problematisch würde. Der Troll würde kaum durch eine normale Türe passen, und auch die meisten Gänge und Räume waren bestimmt viel zu eng für ihn. Mancher Dielenboden, manch eine Treppe, fast jeder Stuhl, jede Bank und jedes Bett (welches ohnedies zu kurz und schmal für ihn war) würde unter seinem Gewicht zusammenbrechen. Der dunkelhäutige Troll grunzte deshalb nur, um sich dann ächzend auf den Boden zu setzen, da es keinen Sitz gab, welcher sein gewaltiges Gewicht tragen konnte.

Der Barde begrüsste Kashak wie einen alten Freund. Auch der Troll zeigte sich erfreut, den Barden hier zu sehen.

Kashak der Troll, welcher so unerwartet hinter Fryijo aufgetaucht war, mass knapp 8 Fuss und war für das ungewohnte Auge hässlich anzuschauen. Auch stank er fürchterlich. Das Ungetüm mit seiner dunkelgrünen, fast schwarzen Haut fiel einem auf jeden Fall sofort auf, auch wenn man dann gleich wieder wegsehen musste aufgrund seiner Hässlichkeit. Die meisten vernunftbegabten Lebewesen würden schon bei seinem blossen Anblick die Flucht ergreifen - zumal Trolle für ihren Jähzorn berüchtigt sind. Deshalb konnte Fryijo sehr gut verstehen, welch besänftigende Wirkung Kashak auf die Anwesenden hatte.

Fryijo hatte in seinem bisherigen Leben noch nie einen Troll gesehen. Im Grunde wusste der arme Junge nicht einmal, dass es diese Wesen überhaupt gab. Er hatte sich gerade mit der Existenz der Vampire abgefunden, um nun die Anwesenheit eines Trolles verkraften zu müssen. Wenn er es sich recht überlegte, war ihm der Vampir doch noch sympathischer. Der Troll war auch gar zu fürchterlich anzusehen. Wenn Kashak  sich in eine menschliche Siedlung wagte, fiel er bestimmt mehr auf als eine ganze Gruppe der buntesten Schelme und berühmtesten Barden, und des Trolles Anwesenheit sowie seine Taten würden sich in Windeseile herumsprechen. Wenn er gegen Gesetze verstösst, indem er z.B. Kneipen zertrümmert (und wenn er sich nur lässig auf den Tisch stützt, und dieser dabei bricht), Obstgärten leer isst, Bäckereien ausraubt oder sich rumprügelt, wird sich vermutlich bald ein wagemutiger Held einfinden, um sich als "Trollwürger" einen Namen zu machen. Gerade aus obgenannten Gründen, war es eine ständige Herausforderung, in Gesellschaft eines Trolles unterwegs zu sein.

*

Trolle sind jedoch im allgemeinen friedlich. Solange man sie nicht angreift, beleidigt oder ihnen das Essen wegnimmt, werden sie niemanden von sich aus angreifen. Sicherlich sind sie dickschädelig, und Kompromisse mit ihnen fallen oft recht einseitig aus, doch wenn man sie in Ruhe lässt, trachten sie einem auch nicht nach dem Leben. Auch können sie eine grosse Hilfe sein, weil sie stark sind, wenn auch ein wenig ungestüm. Natürlich darf man die sturen Gesellen nicht ärgern, und es gibt auch unter den Trollen welche, die gar nicht friedfertig sind. In den letzten Jahrhunderten ist aber kein Zwischenfall bekannt geworden, wo ein Troll einen Menschen ohne Anlass getötet hat. Es gibt auch einige Trolle, die in zivilisierten Gegenden wohnen, ohne dass es bedeutende Probleme mit ihnen gibt. Die Trolle mögen Süsses, aber auch den Geschmack einiger Baumrinden, die sie aus diesem Grunde dann und wann von den Bäumen schälen. Wenn sie nicht so grosse Schäden verursachen würden, könnte man mit den Trollen sogar gut auskommen. Sie haben allerdings einen gewaltigen Nahrungsbedarf und überhaupt kein Verständnis dafür, dass Andere etwas Essbares für sich beanspruchen könnten; wenn der Troll also mal wieder eine Bäckerei, einen Obstgarten, Rübenacker oder Marktstand ausräumt, ist es am besten, wenn die Gefährten den Schaden bezahlen - hindern lässt er sich am Essen nicht, und das Konzept des Bezahlen’s ist einem Troll aus der Wildnis fremd.

Trolle werden je nach Rasse zwischen 5 und 10 Fuss gross, also können fast Riesengrösse erreichen. Der Troll ist im allgemeinen untersetzt und neigt zu einer gebeugten Haltung. Ein Troll verfügt über ein stark ausgeprägtes Gebiss, wobei die Eckzähne, sogenannte Hauer, auch bei geschlossenem Mund herausschauen. Sie sind stämmiger als Menschen, und am Rücken, Armen und Beinen mit einem dichten Fell bedeckt. Das Auffälligste neben seiner Hässlichkeit, ist bestimmt der lange Schwanz, welcher sein Hinterteil ziert. Das Fell der Waldtrolle ist braun, das der Bergtrolle grau bis schwarz. Trolle haben alle eine ledrige, bald borkige Haut. Ihre Haut ist sehr zäh und von bleicher bis hellbrauner, oder grünlicher bis ins oliv spielender Farbe, ihre Augen und Haare scheinen jedoch beliebige Farben annehmen zu können. Der Brustbereich und das Gesicht, welches entfernt an menschliche Züge erinnert, ist fellfrei. Die Ohren und die Nase wirken übergross, die Augen zu klein, aber dennoch haben Trolle sehr gute Sinnesorgane und können auch nachts noch sehen. Andere Wesensmerkmale eines Trolles sind sein dauerndes Herumschnüffeln, welches bei der Nahrungssuche eine sehr grosse Rolle spielt und ihr starker Körpergeruch.

Die Trolle leben in erster Linie in Gebirgen oder kühlen Wäldern. Sie können sehr leicht grosse Kälte ertragen, wogegen sie bei Sommerhitze stark transpirieren und fürchterlich stinken. Sie suchen an solchen Tagen Seen oder Bäche auf, um sich abzukühlen. Trolle leben hauptsächlich vom Jagen und Sammeln und ihre Dörfer stehen meistens in Gebieten, die reich an Nahrung sind.

Gesellschaftlich organisiert sind Trolle in Stämmen. Ein Stamm bewohnt ein Revier, in dem mehrere Dörfer stehen. Bergtrolle beziehen oft auch natürliche Höhlen. Ihre Dörfer bestehen meistens aus halbrunden Hütten, die aus heruntergebogenen jungen Birken gefertigt sind. In diese Bäume sind lebende Pflanzen eingeflochten, so dass ein ungeübtes Auge nur bewachsene Erhebungen erkennt. Überhaupt legen Trolle sehr viel Wert auf Tarnung und Abgeschiedenheit. Es soll schon vorgekommen sein, dass ein Jäger mitten durch ein Trolldorf gegangen ist, ohne es zu merken.

Wie Menschen sind Trolle eine Art mit zwei Geschlechtern. Sie könnten sich mit Menschen paaren, aber dazu müsste das menschliche Wesen schon ein sehr stattliches und robustes Exemplar sein. Das Paarungsritual der Trolle ist nicht sehr zärtlich in den Augen empfindsamerer Spezies. Interessanterweise hat noch nie jemand Trolljunge erblickt, ebenso wie Frauen wohl eine Seltenheit darstellen. Über das Alter von Trollen ist nichts bekannt, jedoch ist zu vermuten, dass sie weit über 400 Jahre alt werden können. Trolle sind einigermassen intelligent; sie neigen jedoch im Alter bisweilen dazu, einen gewissen Sinn für derben Humor zu entwickeln. Man kann mit ihnen verhandeln, auch wenn das ein hartes Brot ist, denn Trolle sind sehr stur und eigensinnig. Besonders gut kommt man in Verhandlungen voran, wenn man Süssigkeiten dabei hat, denn Trolle mögen alles Süsse. "Brückentrolle" sind ein weit verbreitetes Problem: Steinerne Bauwerke ziehen Trolle magisch an, und wenn ein Troll einmal einen wettergeschützten Platz entdeckt hat, wo er regelmässig "Geschenke" erhält, ist er nicht mehr loszuwerden. Üblicherweise kann man sie mit kleinen Geschenken dazu bringen, "sich zu trollen".

Bevorzugt wohnen Trolle in kleinen Sippengemeinschaften und leben vom Jagen und Sammeln; ihre Sprache kennt keine Schrift, sie wissen nicht um die Geheimnisse der Metallverhüttung, und ihre kompliziertesten "Werkzeuge" sind einfache Hebel. Sie sind meist gutmütig und gelehrig, wenn sie jedoch einmal die Wut überkommt, tut man am besten daran, sich schleunigst aus ihrer Nähe zu entfernen.

Trolle sind jedoch recht tolerant gegenüber anderen Spezies, auch wenn sie deren Unsitten oft nicht verstehen. Trolle leben in kleinen Dorfgemeinschaften von ca. 20-30 Familien. Sie haben meist nichts gegen andere Spezies, wenn diese in der Lage sind, Regeln der Dorfgemeinschaft zu akzeptieren. Streitigkeiten werden in einem öffentlichen (waffenlosen) Kampf geregelt. Jeder Streitende kann aufgeben, da bei dem Kampf nicht immer der Recht bekommt, der den Kampf gewinnt, sondern manchmal auch der, der den schöneren Kampf gezeigt hat.

Obwohl die Kultur für Menschen eher primitiv erscheint, sollte man sie nicht unterschätzen. Vieles über die Trolle ist unbekannt, und die Wissenslücken werden nur all zu oft mit Aberglaube oder Märchen gefüllt. Nur eins ist sicher. Es ist schwer, sie zu erzürnen, ist aber ein Troll erst mal erbost, "wütet er wie ein Troll".

Trolle selbst haben keinen besonders hohen Entwicklungsstand Metallverarbeitung ist unter den Trollen unbekannt. Sie stellen alles aus Naturprodukten wie Stein, Ton, Holz oder Knochen her. Man kann aber in ihren Töpferwerken und Schnitzereien eine hohe Fingerfertigkeit erkennen. Man findet aber bei den Trollen durchaus auch mal ein Messer, das aus einer Schmiede stammt. Auch findet sich in mancher Bauernkate ein Tongefäss trollischen Ursprungs. Dennoch ist der Kontakt zwischen den Völkern sehr gering und der Handel beschränkt sich nur auf wenige Tauschgeschäfte. Dies mag daran liegen, dass die menschliche Sprache für Trolle teilweise fast unaussprechlich ist. Andererseits können auch nur wenig die Pfeif- und Flöttöne der Trollsprache verstehen oder sogar nachsprechen. Trolle kennen auch keine Schrift, allerdings nutzen sie versteckte Zeichen, die sie im Wald hinterlassen, um andere auf bestimmte Gegebenheiten hinzuweisen.

Trolle beten keine Götter an, aber sie haben grossen Respekt vor der Natur. Auch glauben sie, dass alle Dinge, die sich bewegen oder verändern, wie Bäume, Wolken, Flüsse, Vulkane usw., von Geistern bewohnt werden, vor denen sie grosse Ehrfurcht haben. Oft fragen sie Bäche um Erlaubnis, bevor sie aus ihnen trinken. Trolle sind normalerweise nicht bewaffnet. Sie wehren sich notfalls mit der Faust oder einem herumliegenden Ast. Auf der Jagd (z.B. auf Höhlenbären) verwenden sie grosse Steine als Wurfgeschosse und dicke Äste als Keulen. Durch ihre dicke Haut und ihren dichten Haarwuchs sind sie gegen Kälte ziemlich gut geschützt; sie tragen oft nur einen Lendenschurz oder eine grob aus Pflanzen gewebte Tunika und Fusslappen aus Fell oder Leder.

Sie ernähren sich in erster Linie durch Sammeln und Jagen. Auch wenn sie manchmal Tiere züchten und Ackerbau betreiben, ziehen sie das Essen aus der Natur vor. Beim Essen ist es unter den Trollen noch sehr verbreitet, Fleisch roh zu essen und auf Besteck zu verzichten. Zuweilen kommt der Heisshunger über sie: In freier Wildbahn fallen sie über alles halbwegs Geeignete her, namentlich die wilden Trollbirnen und die Butter- oder Trollblumen. Wenn ein Troll jedoch in einen Obstgarten einfällt oder in ein Zuckerrübenfeld (daher die Mär vom "rübenzählenden" Riesen), bleibt dem Bauern nur zuzusehen, wie die halbe Jahresernte im Bauch des Trolles verschwindet.

Trolle sind versessen auf Naschwerk, kleine Schmuckgegenstände und gut erzählte Geschichten. Neben den Süssigkeiten haben die Trolle oft eine leidenschaftliche Zuneigung zur Musik, obwohl sie selbst keine Instrumente spielen. Ausserdem verfallen Trolle leicht der Sammelleidenschaft, besonders für kleine Dinge, denn sie lassen ihre Sammlung nicht gerne irgendwo herumliegen, sondern führen sie fast immer bei sich. Manche Trolle sammeln Miniaturen, andere Schnitzereien. Es gibt im Grunde nichts, was nicht die Aufmerksamkeit und Sammelleidenschaft eines Trolls wecken könnte.

Allgemein verbreitet war, dass Trolle nicht sehr klug und nicht sehr schnell sind, das wussten die Trolle auch. Sie sprechen darum stets langsam und mit langen Pausen; denken lange und gründlich nach, bevor sie handeln (und viele entwickeln dabei eine gewisse Bauernschläue), sie nehmen sich Zeit und lassen sich nicht hetzen. Keine andere Rasse wird derart unterschätzt, wie die Trolle. Trolle besitzen nämlich durchaus einen überaus hellen Verstand - auch wenn es seine Zeit braucht, bis sich bei ihnen tatsächlich ein Gedanke gesammelt hat. Die Trolle haben zum Beispiel bis heute noch nicht so Recht den Sinn von Wahlen begriffen und warum jemand König werden soll, der nicht die meisten Schläge auf den Kopf aushält.

Wenn Trolle jedoch wirklich so blöd wären, wie sie oft dargestellt werden, dann gäbe es nicht mehr allzu viele von ihnen, sie wären alle ihrer eigenen Idiotie zum Opfer gefallen. Die meisten Leute setzen Dummheit mit Grösse gleich und glauben, dass die Trolle doof sind, weil sie gross sind. Eine jahrhundertealte Komödientradition, wo der clevere kleine Schwächling den grossen, starken Dumpfbeutel übers Ohr haut, hat in den meisten Leuten ziemlich niedrige Erwartungen bezüglich der Intelligenz bei Trollen geweckt.

Ein andere Faktor, der zum Dumm-wie-ein-Troll-Image beitrug, sind vielleicht ihre Zähne. Trolle haben wie Orks Hauer, und ihre anderen Zähne sind alle unterschiedlich geformt. Das führt dazu, dass ihre Sprechweise für menschliche und andere Ohren flach, undeutlich und damit "dumm" klingt. Die meisten Trolle, die so sprechen, dass Menschen es einigermassen angenehm finden, haben diese Akzeptanz mit intensiver Zahnbehandlung erkauft. Die  Grösse bringt auch andere Probleme mit sich. Trolle finden oft das tägliche Leben physisch und sozial unbequem. Alles ist für kleinere Leute gemacht; Trolle kommen nicht in Stühle und hinter Tische von Standardgrösse. Es leben mehr Trolle in der Wildnis als in einer Stadt, zum Teil, weil dort wenigstens richtig Platz vorhanden ist, zum Teil aber auch wegen der Vorurteile und Verdächtigungen durch andere.

Trolle sind sehr wankelmütig, man sollte selbst bei gutgelaunten Trollen nicht vorschnell unvorsichtig werden: Manchmal reicht eine einzige falsche Bemerkung, um die Stimmung des Trolls zu verdunkeln, und ein schlechtgelaunter Troll kann wirklich sehr, sehr wütend werden. Oft zerstören sie irgend etwas ohne böse Absicht, sondern nur, um ihren Zorn zu kühlen. Es kommt selten vor, dass sie sich hinterher für eine Schandtat entschuldigen, aber kluge Trolle schämen sich wenigstens dafür. (Man hüte sich davor loszulachen, wenn das vorkommen sollte, auch wenn ein Troll, der bis über beide Ohren rot wird, geradezu putzig aussieht.) Die Trolle kennen kein Mitleid, aber im hohen Alter entwickeln sie meist ein, wenn auch nur sehr schwaches, Mitgefühl für andere Wesen. Trolle sind normalerweise nicht bewaffnet; wenn sie wütend werden, schlagen sie meist mit einer provisorischen Keule, einem herumliegenden Ast oder der blossen Faust zu. Wenn sie sehr wütend werden (man nennt das "in kalte Trollwut geraten"), verfinstert sich ihre Miene. Dann legen sie sich einen regelrechten Schlachtplan zurecht und machen sich auch die Mühe, eine angemessene Bewaffnung (für gewöhnlich eine zwei Schritt hohe Axt) zu suchen oder eigens herzustellen. Jeder Held, der irgendwie am Leben hängt, sollte darauf verzichten, einen Troll in diese kalte Wut zu versetzen. Das einzige wovor sich Trolle wirklich fürchten, ist ein übermässiger Kontakt mit der Sonne. Es hiess, dass die Haut der Trolle durch einen direkten Kontakt mit der Sonne Risse bekommt. Die Trolle sollen sich angeblich bei direktem Sonnenkontakt zu Stein verwandeln oder sogar bersten. Es soll auch Trolle gegeben haben, welche vergassen, sich rechtzeitig vor der Sonne zu verstecken. Daher können noch heute an verschiedenen Stellen Steingebilde mit trollähnlichen Zügen gefunden werden. Doch Trolle wie Kashak bewiesen, dass diese Geschichten nicht immer auf Wahrheit beruhten. Doch ist bei den meisten Trollen, eine natürliche Furcht, vor Sonnenlicht zu bemerken.

*

Von all dem wusste Fryijo natürlich nichts. Für den  Jungen war Kashak einfach nur ein hässliches, stinkendes und wie er bald merken würde, verfressenes Untier. Der Junge war deshalb auch nicht gerade begeistert, als ihm der Barde mitteilte, dass der Zwerg und der Troll als Reisegefährten bei ihnen mitmischen würde. Naja; Er würde sich sicherlich noch an den Anblick dieses Ungeheuers gewöhnen. Wie sich ja bereits herausgestellt hatte, konnte es auch vorteilhaft sein, einen solch fürchterlichen Gesellen im Team zu haben.
 


...und so setzt sich das Abenteuer fort:
Mond über Paschkow -K29 (Silverwolf)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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