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Íja Macár
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 Liákes Spielzug / K35 (Andreas Rabenstein)
 

Die Tränen der Elben
K42
 von: Andreas Rabenstein

Armáran führte den Fremden zu seiner Hütte. Dieser brabbelte weiter unverständliches Zeug, offenbar bemüht sich dem Druiden verständlich zu machen. Die Kleidung des seltsamen Mannes war verschmutzt und an vielen Stellen zerrissen und zerschunden. Armáran hatte solch eigenartige Gewänder vorher noch nicht gesehen und ihm war auch kein Volk auf Íja Macár bekannt, welches sich derart kleidete. Der Mann trug ein nach vorne offenes und nur sehr kurzes bis zur Hüfte reichendes Lederwams mit langen Ärmeln, darunter ein Hemd, auf welchen ein fremdartiges Wappen prangte. Armáran hatte keine Ahnung, welcher Fürst oder König solche Wappen führte. Die ehemals blauen Beinkleider des Manne waren eng geschnitten und wurden von einem Gürtel gehalten. Das eigenartigste waren jedoch die Stiefel. Sie waren geschnürt und aus unnötig vielen bunten Lederstücken zusammengenäht. Sie waren nicht besonders hoch und allein ihr jetziger Zustand bewies, daß sie nicht dazu geeignet waren, die Füße trocken zu halten. Auch sie waren seitlich mit einem Wappensymbol verziert, das jedoch nicht mit jenem auf dem Hemd übereinstimmte. 

Der Druide gab dem Mann Tee zu trinken und bereitete ihm ein reichhaltiges Mahl aus Brot, Trockenfleisch und Getreidebrei. Der Fremde nahm die Speisen dankbar an und schlang sie hungrig herunter. Obwohl Armáran die Zeit drängte und er mit der Bereitung des Elixiers fortfahren musste, um es rechtzeitig  fertigzustellen, nahm er sich die Zeit, um sich mit Zeichen und durch mehrfaches Wiederholen seiner Worte mit dem Fremden zu verständigen. Die Andeutungen der Geister in seinen Träumen gingen ihm nicht aus dem Kopf. Schließlich gelang es den beiden, zumindest ihre Namen auszutauschen. So wußte Armáran nun, daß der Mann Gréjhem hieß, ein Name ebenso ungewöhnlich wie ganze Erscheinung des Fremden. 

Da der Abend nahte, war es für Armáran nun höchste Zeit, die Sammlung der Ingredienzen des Elixiers fortzuführen, damit er am Abend und in der Nacht die notwendigen Mischungen erstellen, Sude kochen und Extrakte destillieren konnte. So bat er seinen Gast kurzerhand, ihm zu folgen. Es dauerte zwar etwas, bis er ihm seinen Vorschlag verständlich machen konnte, doch schließlich gab Gréjhem nickend seine Einwilligung. Da er eine ähnliche Körpergröße und Statur hatte wie sein Gast, bot Armáran diesem Unterkleidung, ein Gewand und Sandalen an, um die kaum noch tragbaren Kleidungsstücke auszutauschen. Nach kurzem Zögern nahm Gréjhem die angebotene Kleidung an. Wenig später hatte er sich umgezogen. Seinem Gesichtsausdruck meinte Armáran zu entnehmen, daß er die Kleidung des Druiden genauso seltsam fand wie dieser zuvor Gréjhems Aufzug. 

***

Graham war sehr froh, endlich ein menschliches Wesen gefunden zu haben, obwohl er feststellen musste, daß er die hiesige Sprachen offenbar nicht verstand. Der Typ, der hier in einer Hütte wohnte, war anscheinend eine Art Althippie mit langen Haaren, Rauschebart in Sandalen und Sackkleidern. Aber er nahm Graham freundlich auf und bot ihm zu Essen und zu Trinken an. Beim Essen ertappte sich Graham dabei, nach irgendwelchen Anzeichen moderner Zivilisation zu suchen. Doch in und an der kleinen Hütte gab es keinerlei Spur für irgendwelche Errungenschaften der Technik. Mit Handzeichen und auf die gute alte "Ich Tarzan - du Jane"-Tour brachten es die beiden zustande, zumindest ihre Namen auszutauschen. Sein Gastgeber nannte sich Armahran. Schließlich bot ihm dieser seltsame Einsiedler noch einen Satz seines Jute-Öko-Outfits an, welchen Graham dann annahm, da seine Klamotten praktisch auseinanderfielen, besonders seine Turnschuhe waren völlig zerfleddert. Die Kunststoffsohlen waren inzwischen morsch wie ein Sandkuchen. Allein seine Lederjacke hielt sich leidlich, wenn man von dem zerbröselten Reißverschluß und dem sich praktisch völlig aufgelösten Innenfutter absah. Also kleidete er sich in Sack und Leinen und zog seine Jacke drüber an. Das sah zwar ziemlich bescheuert aus, schien seinen neuen Freund, den Wald-Öhi, nicht weiter zu stören. Armahran lud ihn dann zeichenreich zu einem Spaziergang in die Wildnis ein, dem er sich gerne anschloß, da er nicht schon wieder allein sein wollte. 

***

Zügigen Schrittes ging Armáran voran in den Wald. Er benutzte Wildwechsel und natürliche Lichtungen, um dem dichtesten Unterholz auszuweichen. Gréjhem stapfte ihm hinterher, ab und zu etwas in seiner seltsamen Sprache vor sich hinbrabbelnd. Der Druide seinerseits meinte, daß es nicht Schaden könne, seinem Begleiter im Vorbeigehen Bäume, Sträucher und Kräuter zu zeigen und ihm die zugehörigen Namen laut vorzusagen. Etwa eine halbe Stunde arbeiteten die beiden sich so durch den Wald, sich überhaupt nicht verstehend, aber dennoch die Gesellschaft des anderen genießend. 

Schließlich erreichten sie einen Bereich des Waldes, in dem Armáran schon häufiger das gefunden hatte, was er unbedingt zur Zubereitung des Elixiers benötigte. Der Legende nach enthielt Elgorods Elixier, welches Armáran gezwungen war für Éroch zu bereiten, die Tränen der Brüder des Elbenfürsten Elgórod. Armáran hatte lange Jahre damit zugebracht, alte Aufzeichnungen zu studieren. Den entscheidenden Durchbruch machte er jedoch, als er in den überwachsenen Ruinen eines vergessenen Tempels auf der Suche nach einem seltenen Kraut auf eine versiegelte Krypta stieß, in der er einige Schriftrollen fand. Ein Gelehrter in Wren Medír half ihm bei der Übersetzung der archaischen Schrift. Es war eine Nacherzählung der Legende von Elgórod. Ein kleiner Beisatz, scheinbar willkürlich eingestreut, gab Armáran den entscheidenden Hinweis. Im direkten Zusammenhang mit den Tränen der Elben stand dort die Beschreibung einer Blüte. In Gesprächen mit verschiedenen Hexen und Kräuterkundigen konnte Armáran schließlich die zugehörige Pflanze identifizieren. Es handelte sich um das seltene Nachtblau, ein Kraut, das besonders in alten Wäldern zu finden ist. In älteren Aufzeichnungen hatte Nachtblau auch einen anderen Namen: Elbenträne! Für das Elixier wurden die Wurzelknollen des Nachtblaus verwendet, seine Früchte, fast schwarze Beeren, galten als sehr giftig. Armáran brauchte einige Zeit bis er die richtige Zusammensetzung des Elixiers fand. Er probierte seine Mixturen zunächst an Tieren aus, an Hühnern, Schafen und einmal an einer Maus. Bei letzterer zeigte sich dann eine Wirkung, die ihn über alle Maßen erstaunte... Dann nahm er das Elixier selbst zu sich. Als eine der Nachwirkungen stellte sich heraus, daß er Geister wahrnehmen konnte, die ihn ihrerseits häufig bedrängten und ihn Dinge sehen ließen, die er lieber nicht gesehen hätte. In gewissen Kreisen sprach sich sein Erfolg, Elgórods Elixier erfolgreich gebraut zu haben, herum. Auch Éroch hörte von diesen Gerüchten. Er ließ einen mit Armáran befreundeten Druiden foltern, um Armárans Aufenthaltsort zu erfahren. Dann schickte er Krieger, um ihn unter Druck zu setzen. Nachdem Armáran nach Schloß Wabe geschleift und halb tot geprügelt worden war, weil er sich standhaft weigerte, auch nur ein winziges Bißchen seines Wissens preiszugeben, hatte Éroch seinen Vertrauten, den Hauptmann Wargrov, von der Leine gelassen. Wargrov fand schnell heraus, daß Armáran eine Tochter hatte, die in der nahen Ortschaft  Mardhíl lebte. Kani wurde auf Schloß Wabe festgesetzt und fortan war der Druide gezwungen, das Elixier für Éroch zu brauen. Anfangs hatte er daran gedacht, sich das Leben zu nehmen; doch er wußte, daß Kani dies doppelt gebüßt hätte. Also unterwarf er sich der Knechtschaft.

An der Zusammensetzung der Baumarten erkannte Armáran, daß er und Gréjhem nun ein Gebiet erreicht hatten, in dem vermutlich Nachtblau gedieh. Die Kunst war es nun, die Pflanze auch zu finden. Das Kraut hatte einen filigranen Wuchs und dunkelblaue Blüten, die sich kaum gegen den dunklen Waldboden abhoben. Man mußte schon genau hinsehen. Da der Druide wußte, daß es keinen Sinn haben würde, Gréjhem zu erklären, nach was er Ausschau halten sollte, versuchte er es erst gar nicht und machte sich an die Suche. Gréjhem wanderte für sich ein wenig umher, immer in Sichtweite des Druiden bleibend. Nach einiger Zeit des erfolglosen Suchens kehrte Armáran zu seinem Begleiter zurück, um ihm verständlich zu machen, daß sie es noch an einer anderen Stelle versuchen müßten. Es dämmerte bereits. Viel Zeit blieb nicht. 

Gréjhem hockte am Waldboden und betrachtete dort etwas. Armáran war vielleicht noch 50 Fuß von dem Hockenden entfernt, als er meinte, seinen Augen nicht mehr trauen zu können. Gréjhem saß inmitten eines dichten Wuchses von Nachtblau. Der Begleiter des Druiden pflückte gerade eine Beere von einem der Gewächse und warf sie sich, noch ehe Armáran reagieren konnte, in den Mund. Der Druide stürmte plötzlich von Panik gepackt auf seinen neuen Freund los. Doch es war zu spät. Gréjhem hatte die giftige Nachtblaubeere bereits zerbissen und heruntergeschluckt.
 


... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Sinneserfahrungen -K53 (Andreas Götz)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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