Magische
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Íja Macár
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 Auf der Fährte des Meisters / K55 (Andreas Rabenstein)
 

Der Wanderer
K63
 von: Andreas Götz

Hedrik und Grówin sattelten ihre Pferde und losten aus, wer sich zuerst um das Packpferd kümmern mußte. Beide waren nicht unbedingt die geborenen Reiter. Hedrik saß meist viel zu steif im Sattel und machte sich und dem Pferd das Leben schwer, und Grówin war froh, wenn er nicht aus dem Sattel fiel, wenn eine etwas härtere Gangart angeschlagen wurde. Außerdem hatte er den Verdacht, daß sein Pferd ihn nicht mochte.
Hedrik war zuerst an der Reihe, das Packpferd zu betreuen. Das senkte seine Laune um ein paar Grade. Zum Glück hatte einer der Stallburschen schon alles nötige für die Reise zusammengepackt und das Pferd beladen. Als die beiden den Stall verließen, mußten sie feststellen, daß ihre Mitreisenden sich schon auf den Weg gemacht hatten. 
"Na, das kann ja heiter werden. Wenn die jetzt schon darauf verzichten, in einer Gruppe zu reisen, wie soll das denn erst enden, wenn irgend etwas passiert?" Hedrik spornte sein Pferd an, sich zu beeilen.
"Das mußt du ja nicht gerade an mir auslassen!" Grówin fluchte und bemühte sich, Schritt zu halten.
Die beiden Soldaten beeilten sich um die Gruppe einzuholen, die noch nicht wirklich weit gekommen waren, denn sowohl das Gefährt der beiden Zwerge, als auch der Wagen des Menschen waren nur sehr begrenzt für übermäßig schnelle Geschwindigkeiten geschaffen. So zockelte die ungleiche Reisegruppe in sehr gemächlichem Tempo dahin.
Zuerst ging es entlang des Gebirges nach Norden. Es gab einen gut erkennbaren Weg, denn obwohl die Route, die sie gewählt hatten, nicht gerade übermäßig häufig von Händlern und Reisenden frequentiert wurde, so war es doch auch keine Route, die möglichst vermieden wurde. Die Gegend war zumindest nach dem Gebirge offen und eben und bot ein etwas leichteres Vorankommen als die steinigen Küstenpfade. Die Gruppe bemühte sich, den Wald, der sich zuerst rechts neben dem Gebirge anschloß, so gut wie möglich zu vermeiden. Bis auf den Elben hatten alle großen Respekt vor den dunklen Bäumen. Keiner konnte so recht sagen, warum, aber es gab Geschichten, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. So verlief die Reise zuerst sehr schweigsam. Sogar der geschwätzige Händler mochte kaum etwas sagen. Celéron konnte über so viel Aberglaube nur lachen, aber trotz aller Beteuerungen, der Wald sei sicher, trotz aller Spötteleien über den Heldenmut der versammelten Reisenden wollte keiner dem Wald zu nahe treten. Die Laune des Elben verschlechterte sich dadurch zusehends. Seine Kommentare wurden dadurch um so bissiger, und des öfteren mußte er sich böse Blicke von seinen Gefährten gefallen lassen.
Am späten Nachmittag verließen sie den Wald und alle atmeten erleichtert auf. Celéron, weil ihm das verängstigte Schweigen der anderen dazu veranlaßt hatte, mehr über seine eigene Mission nachzudenken, als ihm lieb war, und alle anderen weil sie der drückenden Stille des Waldes und den bissigen Kommentaren des Elben entronnen waren.
Die Reise ging weiter am Fuß der Berge entlang. Jetzt war die generelle Richtung aber eher Westen. Die Berge lagen im Süden und eine weite Ebene erstreckte sich gen Norden, die immer wieder von kleinen Bächen unterbrochen wurde. Glücklicherweise waren diese Wasser nie sehr tief, denn sonst hätte dies ein Ende der Reise für die Wagen bedeutet. Gegen Abend erreichte die kleine Karawane eine sehr kleine Siedlung. Es gab nur insgesamt drei Häuser. An einem der drei Gebäude war ein großes Schild angebracht auf dem ein Wanderer zu sehen war. 
Hedrik und Grówin waren beide erleichtert, aus dem Sattel zu kommen. Schnell versorgten sie ihre Pferde und beeilten sich, in das Gasthaus zu kommen, wo eine warme Mahlzeit und ein Bier eine nicht unerhebliche Sogwirkung hatten. Den anderen schien das ebenso verlockend und so saßen bald alle vor gefüllten Tellern und Krügen und ließen es sich gut gehen. Nach dem Essen verzogen sich die Silbereiche- Brüder schnell in eine Ecke und begannen ein leises Gespräch. Celéron versuchte mit den beiden Soldaten ins Gespräch zu kommen, mußte aber schnell feststellen, daß es kaum Themen gab, die auch nur ansatzweise abendfüllend hätten sein können. So gab er den Versuch schnell auf und verzog sich auf sein Zimmer. 
Hedrik und Grówin nahmen sich nun die Papiere vor, welche sie bekommen hatten. Als erstes besahen sie sich die Liste der Dinge, die sie auf dem Weg für ihren Hauptmann erledigen sollten. Der erste Eintrag, nachdem sie ihn entziffert hatten, schien ihnen etwas merkwürdig: "Sage dem Wanderer: Ehre den Bund der Göttin." So richtig viel wußten sie nicht damit anzufangen. Wer zur Hölle war der Wanderer, von welcher Göttin war die Rede, und wie bitte schön sollte man jemanden ehren, wenn man nicht wußte wie? Die beiden Soldaten waren nach kurzer Zeit mehr als verwirrt und verfluchten aufs neue, daß sie diesen unerwünschten Auftrag bekommen hatten. Wie einfach wäre es doch gewesen, hinter dem Riesen und seinem Begleiter her zu reiten. Mit ein wenig Glück wären sie denen eh nicht begegnet. Nein, statt dessen mußten sie sich mit unsinnigen Rätseln herum ärgern. 
Yngvar hatte dem Gespräch der beiden Soldaten aus Ermangelung einer anderen Unterhaltung zugehört. Das hilflose Rumgerate der beiden verlor aber schon bald seinen Unterhaltungswert. Die Aufgabe, über welche die beiden sich den Kopf zerbrachen, war banal.
"Was sollen wir denn jetzt nur machen?" Hedrik wurde langsam nervös. "Wenn wir den Auftrag nicht erledigen können, dann reißt und Wargrov den Kopf ab."
"Vielleicht müssen wir jemanden um Hilfe fragen?"
"Wir können doch nicht die geheimen Pläne von Wargrov hier herumposaunen." Hedrik wurde bei dem Gedanken, etwas falsch zu machen, ganz schwummerig.
"Ja, aber so kommen wir auch nicht weiter." Grówin guckte sich um, auf der Suche nach einem freundlichen Gesicht. Yngvar lächelte aus Gewohnheit zurück, bevor ihm klar wurde, in was er sich da gerade verstrickt hatte.
"Wir haben hier ein kleines Problem, Yngvar, und du kannst uns bestimmt dabei helfen." Grówin versuchte ein gewinnendes Lächeln zu zeigen.
"Äh, ja, hmm, was könnte es denn geben, wobei ich euch erfahrenen Soldaten helfen könnte?" versuchte Yngvar sich aus der Verantwortung zu stehlen.
"Naja wir haben hier einen kleine Aufgabe zu erledigen und können nicht so recht schlau werden daraus." Hedrik schob Yngvar die Liste hin und deutete auf die erste Zeile. Yngvar las den Satz und tat so, als müsse er scharf nachdenken.
"Hmm. Der Wanderer. Tja, wer mag das wohl sein. Gab es nicht draußen ein Schild mit einem Mann der mit einem Stab durch die Gegend marschierte? Da müsste man wohl ansetzen."
"Jetzt verstehe ich, Grówin", platzte Hedrik heraus. Dann stand er auf und rannte nach draußen. Yngvar konnte sich das Lachen kaum verkneifen.
Kurze Zeit später kam Hedrik zurück und sah sehr enttäuscht aus. Grówin hatte noch immer nicht ganz begriffen, was gerade abgelaufen war, und sein Gesichtsausdruck wechselte zwischen verärgert und verwirrt.
"Und ist was passiert?" fragte Yngvar nachdem sich Hedrik niedergeschlagen auf seinen Stuhl niedergelassen hatte.
"Nein, nichts, und ich war mir so sicher, daß ich verstanden habe was gemeint war."
"Ähhh..." Grówin versuchte sich irgendwie am Gespräch zu beteiligen.
"Naja, vielleicht war das gar nicht so falsch. Nur das Schild war sicherlich der falsche Ansprechpartner", versuchte Yngvar den Soldaten behutsam in eine Richtung zu weisen.
"Ähhh..."
"Na, wer sollte denn der richtige sein? Ach, irgendwie sind wir kein Stück weiter gekommen." Hedrik ließ die Schultern hängen.
"Naja, aber irgend einen Grund wird das Schild doch haben. Normalerweise bezeichnen die Schilder doch das Gasthaus."
"Ja, stimmt." Hedrik schien etwas neuen Mut gefaßt zu haben. "Das bedeutet, das Gasthaus hier ist der Wanderer. Aber zu einem Haus kann man doch nichts sagen, oder?"
"Ähhh...."
"Zu einem Haus nicht, aber zu seinem Besitzer schon."
"Du meinst wirklich?" Hedrik war skeptisch. Er wollte sich nicht erneut zum Affen machen. "Gut, nun bist du dran, Grówin. Geh doch mal zum Wirt und sag ihm den Spruch mit der Göttin."
Grówin murrte etwas, wollte sich aber nicht auf die Feigheitsdiskussion einlassen, die unweigerlich folgen würde, wenn er sich jetzt weigern würde. Also stand er auf, versuchte seine Kleider etwas auf Vordermann zu bringen und stiefelte zur Bar. Hedrik beobachtete Grówin mit Spannung und erwartete einen Fehlschlag oder besser noch eine peinliche Situation. Etwas Erheiterndes war genau das, was er jetzt brauchen konnte, um seine Laune aufzubessern. Doch leider wurde der Soldat enttäuscht. Schon kurze Zeit später stand Grówin wieder an ihrem Tisch und hielt triumphierend ein frisches Bier in der Hand, welches er betont geräuschvoll zu sich nahm.
"Ahhh, das ist gut. Geschenk des Hauses." Grówin wischte sich den Schaum vom Mund und ließ sich wieder auf seinen Platz nieder. "Der Spruch war klasse. Der Wirt murmelte irgendetwas mit Loben und Herrin, und schob mir das Bier rüber."
Hedrik war nun eingeschnappt. "Wir müssen morgen früh raus. Ich leg mich schlafen. Und du solltest das auch tun, Grówin."
"Ach komm schon, Hedrik, sei kein Spielverderber", versuchte Grówin noch besänftigend zu sagen, aber Hedrik war schon auf dem Weg.

Hedriks Laune war auch am nächsten Morgen nicht sonderlich besser. Und die vor ihnen liegende Reise war nicht dazu angetan, dies zu ändern. Bisher ging die Reise durch eine Gegend, die durchaus angenehm war. Je weiter sie sich jedoch nach Westen wandten, desto öder wurde die Landschaft. Zuerst  wuchsen überall noch Bäume und Sträucher und ab und zu plätscherte ein Bach aus den Hügeln in der Nähe. Doch langsam aber sicher verloren sich diese Merkmale und die Gegend wurde eintönig, flach und leer. Das Gras wurde hart und verlor seine Farbe. Zu ihrer linken wuchs nach einiger Zeit noch nicht einmal mehr Gras. Trockene Sträucher und kleine knubbelige Pflanzen beherrschten hier das Bild. Zu allem Überfluß wurde es auch noch sehr heiß. 
Die hohen Temperaturen schienen allen Reisenden auf das Gemüt zu schlagen. Die Zwerge wechselten sich ab mit kutschieren und verschwanden wechselseitig unter einer Plane, um sich vor der Sonne zu schützen. Der Elb wurde noch mürrischer und bissiger in seinen Kommentaren als sonst. Und auch Yngvar war nicht so gesprächig wie noch am Tag zuvor.
Hedrik und Grówin untersuchten die Liste, um herauszufinden, was sie als nächstes tun sollten. Wieder wurden sie nicht so recht schlau daraus. Der erste Teil schien zumindest klar: Findet den Turm im Norden von Guby. Die Reiseroute, die sie erhalten hatten, wies die Wüste, an deren Grenze sie nun entlang ritten, als Wüste Guby aus. Der Turm sollte also irgendwann automatisch vor ihnen auftauchen, wenn sie sich weiterhin an der Nordgrenze aufhielten. Der nächste Punkt war jedoch wieder vollkommener Schwachsinn: "Entzündet die Feuer des Leuchtturms" Ein Leuchtturm? Mitten in der Wüste? Machte irgendwie wenig Sinn. Die beiden Soldaten verfluchten das Schicksal, welches sie zu diesem Auftrag verdammt hatte. Selbst ein echter Kampf mit dem Riesen und seinem Kumpan, schien ihnen einfacher als diese Liste abzuarbeiten.
Gegen Abend tauchte der Turm vor ihnen auf. Aus dunklen Steinen errichtet, stand er auf einer kleinen Anhöhe und wirkte in der Abendsonne, als wäre er in früheren Zeiten einmal verbrannt worden. Der Turm war sehr breit und kaum höher als vier Stockwerke. Er besaß nur wenige Fenster, die sich alle in den oberen Etagen befanden. In der Nähe des Turms waren keine anderen Gebäude zu sehen. Es gab auch keine Zelte oder andere Merkmale die darauf hindeuteten, daß der Turm oder die nähere Umgebung bewohnt sein könnte. Hedrik und Grówin wussten nicht, ob sie darüber froh sein, oder ob sie doch lieber Angst haben sollten. Noch während sie darüber nachdachten, ging die Sonne vollends unter. Kurz darauf, drang Licht aus einem der Turmfenster.
"Ich geh da nicht rein." Grówin hatte das Licht zuerst gesehen und daraufhin entschieden, daß Angst haben die wahrscheinlich lebenserhaltende Einstellung in dieser Situation war. Hedrik war wenig erfreut über die Aussage seines Kollegen und trumpfte sofort auf: "Ich habe immerhin den ganzen Tag das Packpferd gehabt. Jetzt bis du mal dran." Sofort brach ein lautstarker Streit zwischen den beiden aus. Der Rest der Reisegruppe kümmerte sich nicht weiter um die Streithähne und errichtete das Lager. Sowohl die Zwerge als auch der Händler waren hier bereits vorbeigekommen und hatten noch nie etwas wirklich Gefährliches getroffen. Und zumindest gab es im Turm frisches Wasser aus einem tiefen Brunnen.
Daher bemerkten alle den alten Mann erst, als er mit einem Stab heftig gegen einen der Wagen schlug und laut brüllte: "Das ist ja nicht zum Aushalten hier. Was glaubt ihr wohl, warum ich hier wohne. Sicherlich nicht, weil ich Hektik und die Lautstärke einer Menge idiotischer Menschen als angenehm empfinde. Entweder seid ihr ruhig, oder ihr geht woanders hin."
Ohne einen der Reisegruppe auch nur eines Blickes zu würdigen, drehte sich der alte Mann um und ging auf den Turm zu. Der alte Mann war auch den Silbereiche- Brüdern oder Yngvar nicht bekannt. Die Reisenden waren verblüfft und sprachlos.
"Na also, geht doch", ließ der alte Mann sich noch vernehmen und verschwand im Turm.
 


... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Das Spiel mit der Zeit -K66 (Andreas Rabenstein)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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