Magische
Welt Íja Macár |
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vorheriges Kapitel:
Auf der Fährte des Meisters
/ K55 (Andreas Rabenstein)
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von: Andreas Rabenstein | ||
Der hochgewachsene Elb im Gewand eines Wanderers schritt raumgreifend voran. Er führte einen reich verzierten Stab, der aus verschiedenen Hölzern zu bestehen schien. Der Elb ging sicher voran. Steine und aus dem Boden ragende Wurzeln störten ihn nicht, obwohl er ganz in seine Gedanken versunken zu sein schien. Obwohl ihn eigentlich Sorgen einer ganz anderen Dimension plagten, sinnierte er gerade über die Schülerin, die er zurücklassen mußte, Ranike von Florhan´das im Süden Sayés. Er machte sich Vorwürfe, sie in einem Stadium der Ausbildung zurückgelassen zu haben, in dem sie noch nicht genügend gefestigt war. Zu leicht konnte sie Gewebe wagen, die ihr und auch anderen gefährlich werden konnten. "Doch was hätte ich tun sollen?" rief Lorenghart von Herbalon laut in den lichten Wald, den er gerade durchwanderte. Auf einem Ast eines uralten Baumes schreckte ein Eichhörnchen auf und starrte den vorbeigehenden Elben mit großen Augen an. "Was?" sprach Lorenghart seinen einzigen sichtbaren Zuhörer nun direkt an. Das Eichhörnchen sah dem Elben nach, bis er außer Sicht war, schüttelte sich kurz und fuhr dann damit fort, Nahrung für seinen Nachwuchs zu sammeln. Ranike würde einmal eine hervorragende Weberin werden. Das hatte Lorenghart schnell erkannt, nachdem er die Fähigkeiten der Anwärter auf diese Berufung begutachtet hatte. Keiner der anderen hatte das Potential der jungen Elbin. Es war geradezu seine Pflicht gewesen, sie in seine Obhut zu nehmen. Doch nun hatten sich Dinge ereignet, die kein Zögern zuließen. Seine Schülerin auf seiner Mission mit sich zu nehmen, hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit zu ihrem Tod oder Schlimmerem geführt. Er selbst war sich nicht sicher, unbeschadet die vor ihm liegende Herausforderung zu überstehen. Die Nachricht hatte ihn in dem Dorf
Florhan´das erreicht. Ein kleiner Vogel, ein Steppensegler, trug
sie. Ein kundiger Beobachter hätte sich über die Anwesenheit
eines solchen Tiers in den Wäldern Sayés gewundert. Steppensegler
lebten auf den Ebenen des Nordens, in C´Dán. Die Nachricht,
die der Vogel trug, war für gewöhnliche Leute nicht erkennbar.
Kein Röhrchen mit einem Zettel oder Ähnliches war an ihm befestigt.
Der Vogel trug ein Gewebe, welches an sich für das Tier kein zusätzliches
Gewicht bedeutete. Das Gewebe war leidlich komplex und führte zum
einen dazu, daß das Tier Lorenghart so weitab von seinem eigentlichen
Lebensraum aufsuchte. Die Art des Boten, aber auch die besondere Form des
Gewebes offenbarten dem Meisterweber sogleich den Urheber der Nachricht.
Es war Rasaníl von Korréndé, ein Kundiger der Magie,
der weit im Norden lebte und, ebenso wie Lorenghart, dem Zirkel der Hüter
von Íja Macár angehörte.
Viele vertraten die Meinung, daß
sich die Magie der Elben und die der anderen Völker Íja Macárs
grundlegend und unvereinbar unterschieden. Das mochte bei oberflächlicher
Betrachtung auch tatsächlich so erscheinen. Dennoch fußten die
übersinnlichen Kräfte alle in derselben Energie, die sich in
den unterschiedlichsten Formen manifestierte. Lorenghart wußte, daß
es lediglich auf den Blickwinkel ankam; jemand mit einem offenen und freien
Verstand konnte selbst den Göttern trotzen. Dieses Wissen, in die
falschen Hände gelegt, würde Unheil, Krieg und Zerstörung
hervorbringen, denen ganz Íja Macár zum Opfer fallen würde.
Zunächst reiste der Meisterweber in den Grauwald, wo er mit einigen Weisen der Elben sprechen mußte. Jedes Mal, wenn er ein Dorf betrat oder einen Weiler besuchte, wurde ihm besondere Gastfreundschaft zuteil. Lorenghart war dies unangenehm; doch seine Berühmtheit eilte ihm, besonders in den Landen der Elben, voraus. Manchmal verbrachte er mehrere Tage an einem Ort. Gerade im Grauwald ließen sich jedoch Wege verkürzen, indem man die sogenannten Geisterpfade nutzte, Abkürzungen, die jenseits der weltlichen Pfade in sehr kurzer Zeit zum Ziel führten. Man mußte nur erkennen können, wo sich diese Durchgänge befanden. Tatsächlich gerieten auch ab und an Unbedarfte in die Geisterpfade, welche sich dann zuweilen äußerst erstaunt zeigten, sich bis zu mehreren hundert Meilen von ihrem vorherigen Aufenthaltsort wiederzufinden. Schließlich gelangte Lorenghart
in die Bannberge westlich des Grauwaldes. Diese Berge waren unwegsam, aber
reich an Metallen. Ein Grund dafür, daß sich hier die Zwerge
niedergelassen hatten. Der Meisterweber besuchte die unterirdische Zwergenstadt
Ham-Kharadhan und sprach dort mit Kudra Khudildottir, einer mächtigen
und weisen Zwergin, die ihm einen entscheidenden Hinweis gab, der ihn der
Vollendung seiner schweren Aufgabe zumindest näher brachte. Sein nächstes
Ziel war nun Mhardíl, ein kleiner Ort im Norden Grúdjas,
seit kurzem unter dem Einfluß eines zwielichtigen Grafen oder Fürsten,
der sich der Burg Wabe bemächtigt hatte.
In den frühen Abendstunden stand Lorenghart auf einem Höhenrücken, der einen wunderbaren Blick auf Wren Medír gewährte. In einem fruchtbaren Landstrich gelegen und mit reichen Fischgründen gesegnet war die Stadt ein wohlhabender Ort, der viele Händler anzog. Ein großer, gut geschützter Hafen tat ein Übriges, Wren Medír zu stärken. Lorenghart wußte, daß die Händler die eigentlichen Herrscher der Stadt waren. Der nominelle König war ein schwacher Mann, der es nicht fertigbrachte, nachdrücklich den Zehnten von den Baronen und Fürsten Grúdjas einzufordern. Ihn zu stürzen wagten die Edlen des Landes jedoch nicht, da die Söldnermacht Wren Medírs ihnen dies verleidete. Die Händlergilde, die die Söldner bezahlten, wußten sehr wohl, daß ein schwacher König gut zu lenken war. Es war bereits dunkel, als Lorenghart
Wren Medír durch das Osttor betrat. Die Stadtwachen beäugten
den Elben kritisch, ließen ihn jedoch wortlos passieren. Er suchte
einen Gasthof auf und nahm sich ein Zimmer für die Nacht.
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...und so setzt sich das Abenteuer fort: Neue Aufgaben -K81 (Andreas Götz) ... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann
mailt
mir diese bitte!
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