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Íja Macár
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 Das Spiel mit der Zeit / K66 (Andreas Rabenstein)
 

Der Wächter des Turms
K69
 von: Andreas Rabenstein

Der alte Mann, der den Turm bewohnte, stellte sich als Abelgath vor. Ganz entgegen dem ersten Eindruck, den die Mitglieder der Karawane von ihm gewonnen hatten, stellte sich der Alte ganz und gar nicht als mürrischer Einsiedler dar, der in der Wüste lebte, um die Einsamkeit zu genießen. Sein Redeschwall, in den er immer wieder Fragen einwarf, ohne jedoch auf die Antworten zu warten, war kaum zu bremsen. Gut gelaunt half er seinen Gästen, ihre Wagen an den Fuß des Turmes zu bugsieren und aus Planen einen Windschutz für die Tiere zu errichten. Er redete dabei von den unerwarteten Wetteränderungen, die dieser Teil der Wüste mit sich brachte, von den Sandstürmen und dem plötzlichen Frost, der schon manchen arglosen Wanderer des Nachts hatte erfrieren lassen. Die sechs Reisenden erfuhren so, daß der Turm ursprünglich doppelt so hoch wie heute gewesen war. Seine untere Hälfte steckte jetzt jedoch im Wüstensand. Abelgath nutzte einige der so entstandenen "Keller" zur Lagerung von Wasser und Vorräten. Außerdem hielten sich das Papier und Pergament von Schriften dort unter sehr gut. Der jetzige Eingang war einmal ein Balkon gewesen. 

Inzwischen wurde es tatsächlich recht frisch und die Reisenden waren froh, daß Abelgath sie in den Turm einlud. Er bot ihnen kräftigen Tee und einfache, aber nichtsdestotrotz schmackhafte Speisen an und war selbst über alle Maßen begeistert von den Dingen, die seine Gäste zu dem späten Mahl beisteuern konnten. Noch nie waren Nahrungsmittel aus Grúdja derart frisch zu ihm gelangt. Nun endlich ließ er auch seine Gäste zu Wort kommen, wobei er sich besonders für den letzten Teil der Reise, den Weg von Mhardíl über den Grauwald zum Turm interessierte. 

Celéron ergriff das Wort und schilderte, was sich aus seiner Sicht zugetragen hatte. Die anderen ergänzten hier und da Kleinigkeiten. Der Elb erwähnte auch, daß er sich auf der Suche nach dem Meisterweber Lorenghart befand. Bei Erwähnung dieses Namens horchte Abelgath auf. "Lorenghart, sagt Ihr?", fragte der Alte mit einem leicht besorgten Blick. "Dann ist er wieder unterwegs! ... Wohin ging er?" 

"Ich konnte seine Spur bis nach Wren Medír am Golf von Bajáne verfolgen. Nun, fürchte ich habe ich sie verloren. Seine Reise war bisher unstet wie der Weg einer Feder im Wind. Es ist mir unmöglich zu erraten, wohin er als nächstes gehen wird." 

"Wren Medír," sinnierte Abelgath, als habe er nur halb zugehört. "Das kann nur eines bedeuten." Plötzlich schien eine schwere Last auf dem Alten zu liegen. Er blickte Celéron traurig an. "Ihr seid ein hervorragender Fährtenleser, wenn ihr dem Meister schon so lange auf der Spur bleiben konntet, junger Elb. Doch Ihr habt recht; es ist unmöglich Lorenghart nun noch zu folgen. Glaubt mir, so oder so hättet Ihr ihn in Wren Medír verloren."

Verzweiflung überschwemmte den Elben: "Abelgath, Ihr wisst mehr! Sagt mir, wo ich den Meister finden kann. Die Frau, die ich liebe, ist in Gefahr. Nur er kann ihr helfen."
Der Angesprochene machte ein nachdenkliches Gesicht. Man merkte, daß er mit sich rang. Schließlich antwortete er in einem bedauernden Ton: "Selbst, wenn ich es wüßte, darf ich es euch nicht sagen. Zu viel steht auf dem Spiel. Euer Anliegen an den Meister ist redlich; doch auch andere suchen ihn - gerade jetzt..."

Enttäuschung zeichnete sich auf dem Gesicht des Elben ab. Er sackte förmlich in sich zusammen. Dann stand er auf, murmelte etwas und holte seine Bettrolle, um sich in einen der Turmräume, die Abelgath seinen Gästen zur Verfügung gestellt hatte, zurückzuziehen. 
Der Alte und die Reisegefährten des Elben, die nun ihre Gespräche unterbrochen hatten, sahen Celéron hinterher. Yngvar brach schließlich das Schweigen: "Die Suche nach dem Elben-Meister bedeutet ihm sehr viel. Ich wünsche ihm, daß er Erfolg hat." 

Abelgath nickte bedächtig und starrte auf die vor ihm stehenden Speisen. Dann sah er in die Runde und fragte: "Celéron erwähnte, daß dieser Turm zu euren Reisezielen gehört. Was erhofft ihr euch, hier zu finden." 

"Nicht wir alle, sondern diese beiden", knurrte Svarri Silbereiche und funkelte dabei Hedrik und Grówin übellaunig an, "wollten zu diesem Turm. Der Wunsch wurde ihnen dann ja sehr schnell erfüllt." Grówin rutschte unbehaglich auf seinem Platz herum, während Hedrik scheinbar selbstvergessen an einem Maisfladen herumknabberte. 

Abelgath wandte sich an Grówin und fragte: "...und was ist es, was euch herführt?" Grówin setzte zwar an zu antworten, doch Hedrik kam ihm zuvor und plapperte los: "Wir sollen das Feuer anzünden, das Feuer des Leuchtturms, ja, so steht es in unserem Auftrag." 

Svarri lief rot an und sah aus, als wollte er den irdenen Becher, in dem sein Tee dampfte, zerquetschen. Er schnaufte und knirschte lautstark mit den Zähnen. Yngvar legte ihn, besorgt um den Frieden dieses Abendessens, beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Skegg starrte den Soldaten nur fassungslos an, einen Bissen Trockenobst noch im offenstehenden Mund. "Die sind verrückt, vollkommen durchgedreht!", murmelte der Zwerg in seinen stattlichen Bart.

Abelgath jedoch wurde sehr ernst. "Das ist allerdings sehr interessant. Die Leuchtfeuer werden schon seit Jahrhunderten nicht mehr verwendet. Es bedarf einer besonderen Form von Magie, sie zu entzünden. Diese ist jedoch in Vergessenheit geraten." Nachdenklich betrachtete der Alte die beiden Soldaten. "Ihr beide seht mir nicht gerade wie zwei alte Meister der Magie aus."

"Magie?! Die Götter mögen uns behüten!" Grówin war aschfahl geworden und Hedrik sah ebenfalls beunruhigt aus, obwohl er nicht recht zu begreifen schien, worum es hier eigentlich ging. Hilfesuchend sah er Grówin und dann die übrigen Anwesenden an. 
Ingvar hatte sich etwas zurückgelehnt, nippte an seinem Tee und beobachtete das Geschehen interessiert. Die Silbereiche-Brüder sahen sehr überrascht aus. Svarri schüttelte sich, als wollte er Müdigkeit oder Verwirrung loswerden und sprach, an Abelgath gewandt:

"Dann reden die beiden da gar keinen Stuss. Das hier ist tatsächlich ein Leuchtturm, ein Leuchtturm mehr als hundert Meilen vom Meer entfernt?"

"Nun Freund Abelgath, das klingt nach einer interessanten Geschichte. Ich denke, wir alle würden gerne erfahren, was es mit diesem Leuchtturm auf sich hat." Yngvars Augen blitzten vergnügt. Er liebte Geschichten, vor allem solche, in denen es um große Geheimnisse ging. 
Abelgath seufzte und zuckte dann mit den Achseln. "Warum eigentlich nicht? Aber nicht mehr in dieser Nacht. Es ist bereits spät. Ich denke, ihr werdet den Schlaf noch nötiger haben als ich. Morgen werde ich euch durch den Turm führen und dabei von seiner Vergangenheit erzählen."
 


.... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Abelgath erzählt von den Leuchtfeuern -K70 (Andreas Rabenstein)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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