Magische
Welt
Íja Macár
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 Der Wächter des Turms / K69 (Andreas Rabenstein)
 

Abelgath erzählt von den Leuchtfeuern
K70
 von: Andreas Rabenstein

Die Sonne ging auf über der Wüste Guby auf Íja Macár. Schnell vertrieb sie die beißende Kälte der Nacht. Noch schien der Schatten des Turmes bis zum Horizont zu reichen. Yngvar war früh auf und sah nach seinem Zugochsen und den Zug- und Reittieren seiner Reisegefährten. Als diese versorgt waren, reckte sich der Händler und genoß die jetzt noch angenehm wärmenden ersten Sonnenstrahlen dieses Tages, bevor er sich zurück in den Turm begab. Dort traf er auf Abelgath, der munter vor sich hinplappernd mit Hilfe der Silbereiche-Brüder ein Frühstück bereitete. Grówin und Hedrik grübelten über ihrer Auftragsliste; das heißt Grówin versuchte zu grübeln, während ihn Hedrik mit Fragen löcherte, die zugegebenermaßen selbst geduldigere Naturen auf eine harte Probe gestellt hätten. Yngvar musste grinsen, als Grówin seinen Blick auffing und genervt die Augen verdrehte. 
Celéron hockte an einem der schießschartenartigen Fenster und starrte auf die Wüste hinaus. Yngvar wusste, daß nun kein guter Zeitpunkt war, den Elben anzusprechen. Der Händler musste sich eingestehen, daß selbst ihm im Moment keine aufmunternden Worte für Celéron einfielen. Der Elb gesellte sich auch nicht zu seinen Gefährten, als die sich zu ihrem Morgenmahl zusammensetzten.
Der alte Abelgath dagegen war bester Laune und kündigte noch während des Essens an, nun von der Geschichte seines Turmes berichten zu wollen. Die Gefährten wandten ihre Aufmerksamkeit dem Wächter des Turmes zu, der nach einem Schluck dampfenden Kräutertees und einem prüfenden Blick in die Runde zu erzählen begann:
"Wie weit die Geschichte der Leuchtfeuer zurückreicht, kann heute keiner mehr genau sagen. Viel Wissen ist verlorengegangen, vielleicht für immer. Ja, ich habe den Turm schon wieder als Leuchtfeuer bezeichnet. Und ganz zu recht fragte Svarri hier am gestrigen Abend, was ein Leuchtturm so weit entfernt vom Meer zu suchen habe. Ich deutete ja bereits an, daß das Feuer des Turms kein gewöhnliches war und daß man Magie verwenden musste, um es zu entzünden. Eines muss ich betonen. Obwohl ich bereits ein alter Mann bin, habe ich den Turm nie leuchten sehen. Wie ich schon sagte, kamen die Leuchtfeuer seit mehreren hundert Jahren nicht mehr zum Einsatz. Was ich darüber weiß, habe ich den Schriften entnommen, deren Bewahrung eine meiner Pflichten ist."
Abelgath nahm noch einen Schluck von seinem Tee und sah sich um, wie um sich zu vergewissern, daß ihm auch jeder der Anwesenden seine Aufmerksamkeit schenkte. Tatsächlich hatten ihm alle erwartungsvoll ihre Gesichter zugewandt. Sogar Celéron starrte nicht mehr aus dem Fenster, sondern sah aus seiner Fensternische herüber.
"Die Wurzeln der Leuchtfeuer reichen zurück in die Zeit der Alten Reiche, die längst zu Staub zerfallen sind. Selbst die Erinnerung an sie lebt nur noch in wenigen weiter. Es war das Zeitalter, in der die erste Hexenkaiserin das Reich Dur´an-Rha´Chal  begründete, welches große Teile des heute bekannten Ijá Macárs umfasste. Sie einte die Völker, um dem Ansturm einer Allianz mächtiger Dämonenfürsten zu trotzen. Es war eine Zeit schrecklicher Kriege und unsäglichen Leids. Dennoch hielt das Reich der Hexenkaiserin dem Sturm der bösen Mächte stand, bis die Allianz der Dämonen zerbrach und sich diese gegeneinander wandten. Die Armeen der Herrscherin eroberten zuvor in blutigen Rückzugsgefechten verlorene Gebiete zurück und trieben die Horden des Bösen vor sich her, bis diese sich unter einem Dämonenfürsten sammelten und südlich des heutigen Adróthia festsetzten. Trotz der fortdauernden Bedrohung, die den Unterhalt großer Armeen erforderte, erlebten die Völker Dur´an-Rha´Chals eine Zeit der Blüte. 
Unter der fünften Hexenkaiserin Kula An´Chur wurden die ersten Türme des heiligen Lichts errichtet; so nannte man die Leuchtfeuer anfangs. Sie waren Zentren der Götterverehrung, des Sammelns und der Weitergabe von Wissen und Orte mächtiger Magie. Sie wurden an bedeutenden Orten des Reiches errichtet. Auf magischem Wege konnten Nachrichten in kürzester Zeit zwischen ihnen hin und her gesandt werden. Eine Kongregation der mächtigsten menschlichen, elbischen und zwergischen Magier jener Zeit vollführte schließlich ein komplexes Ritual, welches zur Schaffung eines besonderen Zaubers führte. Durch diesen wurden die Türme noch auf eine andere Weise verbunden. Der Zauber erlaubte Reisen von einem Turm zum anderen, ohne daß man dadurch Zeit verlor. Allerdings blieb solches Reisen jenen vorbehalten, welche die magischen Künste beherrschten. Allein sie verstanden es, beim Sprung das gewünschte Ziel auch wirklich zu erreichen. Die, die ohne entsprechendes Wissen die Reise zwischen den Leuchtfeuern wagten, wurden nie wieder gesehen. Einige mutmaßten, diese Unglücklichen wären Opfer von Dämonen in den Zwischenwelten geworden; andere munkelten, daß es ihre Energie und Lebenskraft war, die die Reisen erst ermöglichten; denn niemand wußte, woher die Leuchtfeuer letztendlich ihre Kraft bezogen. Wieder andere glaubten, daß die Verschollenen einfach in andere Welten geschleudert wurden."
Abelgath legte eine kurze Pause ein. Wie in Gedanken versunken fingerte er an ein paar Fransen herum, die aus der Matte ragten, auf der er gerade saß. Dann richtete er seinen Oberkörper wieder auf und setzte seine Erzählung fort.
"Ihren Namen erhielten die Türme durch einen Nebeneffekt des Reisezaubers. Jedesmal, wenn in einem Turm das Tor zu den anderen Leuchtfeuern geöffnet war, erstrahlte dieses in einem seltsamen Licht, welches selbst das Gestein der Turmmauern durchdrang. Besonders in der Nacht war dieses Licht dann meilenweit zu sehen - wie bei einem echten Leuchtfeuer, welches den Schiffen auf See den Weg weisen soll. 
Ich weiß nicht, wie viele es von ihnen gab. Darüber schweigen sich die Schriften aus. Die Standorte einiger weniger Türme sind mir jedoch bekannt. So soll einer von ihnen weit im Nordwesten in einem Land namens Schradu stehen. Einer befindet sich in Wren Medír, welches zur Zeit der Hexenkaiserinnen weitaus größer und mächtiger war als heute. Die Stadtältesten dort sollen ihn als verflucht und von bösen Geistern durchzogen erklärt haben. Niemand darf diesen Turm betreten. Allerdings wagte man auch nicht, ihn niederzureißen. Ein weiteres der alten Leuchtfeuer ist in Márnain in Bajáne zu finden. Er ist dort kaum als solches zu erkennen, da man ihn einfach in die dortige Zitadelle eingefügt oder, besser gesagt, die Zitadelle um ihn herum gebaut hat."

***

Bisher hatte Celéron Abelgaths Erzählungen mit halbem Ohr gelauscht. Er fühlte sich müde und verzweifelt. Als der Alte jedoch erwähnte, daß es auch in Wren Medír ein Leuchtfeuer gab, keimte eine Idee in dem Elben auf. Abelgath hatte erwähnt, daß Celéron Lorengarts Spur in der Stadt am Golf von Bajáne auf jeden Fall verloren hätte. Bedeutete das vielleicht, daß der Meisterweber dort das Leuchtfeuer benutzen würde, um seine Reise fortzuführen. Je mehr Celéron darüber nachdachte, umso plausibler wurde es für ihn. Doch was half ihm diese Überlegung weiter. Er würde Lorengart nicht über die Leuchtfeuer folgen können. Außerdem gab es niemanden, der ihm hätte sagen können, wohin sich der Meisterweber gewandt hatte. Vielleicht war er gar in eine andere Welt gereist. 
Während Abelgath weiter von der Geschichte der Türme erzählte und Celéron verzweifelt über einen Ausweg aus seinem Dilemma nachdachte, erfüllte plötzlich ein seltsames Leuchten den Raum. Es ließ alles ganz deutlich hervortreten; kein Winkel blieb im Dunkeln. Das Leuchten warf keine Schatten, so daß es dem Elben eher vorkam zu träumen, als es mit klarem Verstand wahrzunehmen. Abelgath war abrupt verstummt und auch die anderen sahen sich mit weit aufgerissenen Augen um. Der alte Wächter des Turms erhob sich langsam von seiner Matte und starrte weiterhin zur Decke. Celéron sah, daß er zitterte. 
"Das kann nicht sein! Das ist nicht möglich!", stammelte Abelgath. Dann lief er hinaus in das Treppenhaus. Die übrigen sprangen ebenfalls auf und folgten ihm, zwar beunruhigt aber dennoch neugierig.
 


.... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Der Sprung ins Ungewisse -K71 (Andreas Rabenstein)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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