Abelgath, der Wächter des
Leuchtfeuers am Nordrand der Wüste Guby, lief, so schnell er konnte,
die Wendeltreppe seines Turmes hinauf. Ihm folgten Yngvar, der Händler,
die Zwergenbrüder Svarri und Skegg Silbereiche, die beiden Soldaten
Grówin und Hedrik, die im Auftrag ihres Hauptmanns Wargrov unterwegs
waren, sowie der Waldelb Celéron, der sich auf der Suche nach dem
Elben-Meisterweber Lorengart von Herbalon befand.
Das seltsame Licht, welches vor
wenigen Augenblicken begonnen hatte, den Raum zu durchdringen, in dem der
bunt zusammengewürfelte Haufen bei einem Frühstück den Erzählungen
des Turmwächters gelauscht hatte, erleuchtete auch das Treppenhaus.
Es wurde intensiver, je weiter man sich der Spitze des Turmes näherte.
Yngvar, der direkt nach Abelgath
das oberste Turmzimmer betrat, glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Er
blieb zunächst im Eingang stehen, wurde aber dann von Svarri und Skegg
hineingedrängt, die ebenfalls sehen wollten, was hier geschah. In
der Mitte des Raumes pulsierte ein kugelförmiger Lichtball, dessen
Oberfläche von sich schnell bewegenden bläulichen und grünlichen
Adern durchzogen war. Der Boden um die Erscheinung war mit magischen Symbolen
und Kreisen übersät, die nun unter einer recht dicken Staub-
und Sandschicht glühten.
Abelgath war auf die Knie gefallen
und starrte die leuchtende Sphäre mit weit aufgerissenen Augen an.
Er murmelte vor sich hin: "Wie kann das... unmöglich... was ist passiert?"
und sah aus, als würde ihn gleich der Schlag treffen. Die Reisegefährten
Yngvars hatten nun alle den Raum betreten und starrten auf die Erscheinung.
In ihren Gesichtern spiegelten sich sämtliche Empfindungen von Faszination
bis Angst.
Plötzlich änderte sich
der Druck im Raum. Es knackte in den Ohren und die Sphäre hatte aufgehört
zu pulsieren. Obwohl sie immer noch in der gleichen Intensität Licht
verstrahlte, schien sie selbst nun von etwas dunklerer Farbe. Sie erinnerte
an ein große Wasserkugel, die schwerelos im Raum hing. Wenige Augenblicke
war nur das aufgeregte Atmen der Anwesenden zu hören, als sich im
Innern der Kugel etwas tat. Es sah aus, als hätte jemand Milch in
Wasser gekippt. Das weiße Wölkchen breitete sich schlagartig
aus und machte mit einem Mal einer Monstrosität Platz, deren Anblick
den Anwesenden beinahe das Blut in den Adern gefrieren ließ. Hedrik
wurde sogar ohnmächtig. Das Ding in der Kugel hatte einen runden Körper
mit einem riesigen Auge und einem Maul voller spitzer Zähne. Oben
aus dem Monster ragten zahlreiche Tentakeln, die alle jeweils ein Auge
trugen. Im Nachhinein gestand sich Yngvar ein, daß das Ding fast
den Eindruck erweckte, ziemlich verdutzt zu sein. Das Monster verschwand
genauso schnell, wie es erschienen war und machte einem Mann Platz. Er
war groß und hager trug die einfache Kleidung eines Bauern oder Hirten.
Er schien nicht bei Bewußtsein zu sein und trieb kopfüber in
der Kugel, um wenige Augenblicke später, bevor irgendjemand auch nur
daran dachte, etwas zu unternehmen, wieder zu verschwinden.
Yngvar hatte sich kaum von dem
Schrecken erholt, als er neben sich eine Bewegung wahrnahm. Es war Celéron,
der mit einem Ausdruck unerschütterlicher Entschlossenheit auf dem
Gesicht auf die Kugel zulief, die nun wieder leicht ihre Farbe veränderte.
Der Elb sprang in die Kugel. Diese blitzte hell auf und war verschwunden,
ebenso wie das seltsame von ihr erzeugte Leuchten. Yngvars Augen brauchten
eine Weile, bis sie sich wieder an das normale Licht gewöhnt hatten.
Für einen Augenblick befürchtete der Händler, erblindet
zu sein. Dann jedoch erkannte er allmählich die Umrisse seiner Gefährten,
die von dem warmen Strahlen der Morgensonne beschienen wurden, welche durch
die kleinen Fenster des Turmzimmers fielen.
Es war Grówin, der als erster
aussprach, was geschehen war.
"Er ist weg! ... Der Elb ist verschwunden!"
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