Magische
Welt
Íja Macár
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 Neue Aufgaben / K81 (Andreas Götz)
 

Cornab
K94
 von: Andreas Götz

Koshana machte einen großen Schritt und trat unvermittelt wieder in die Wirklichkeit zurück. Hinter ihr schwebte das Auge elegant herbei und Zarit stolperte unbeholfen herum und fiel schließlich auf den Boden, wo er erschöpft liegenblieb. Seine Kleider rauchten leicht.
"Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich ganz ruhig verhalten und an etwas friedliches denken?" Koshana schüttete den Kopf.
Ihre Kleider sahen so perfekt aus, wie vor der Reise und auch ihre Haare waren nicht im geringsten in Unordnung geraten. Sie schnippte mit dem Finger und die Fackeln in dem Raum entzündeten sich. Zarit war bisher mit sich selbst genug beschäftigt gewesen. Die Reise war mehr als seltsam gewesen. Koshana hatte ihm vorher alles erklärt und es schien ganz einfach zu sein. Doch dann hatte die Zauberin einen Wirbel erzeugt, ähnlich dem, der aus dem Elixir entstanden war. Und ohne weitere Vorbereitung ging es los. Immerhin hatte er noch den Mut aufgebracht sich selbst dort hinein zu begeben. Das war tatsächlich sehr viel einfacher gewesen als beim ersten mal. Doch dann begann das ganze seine unangenehmen Seiten zu offenbaren. Zuerst war ihm schrecklich kalt gewesen und er hatte sich ein wärmendes Feuer vorgestellt. Ein ganz friedliches einfaches Lagerfeuer. Doch das war ihm irgendwie außer Kontrolle geraten und je mehr er versuchte das Feuer zu löschen desto heftiger wurde es. Als das Feuer ihn fast verschlungen hatte bekam er einen Tritt in den Hintern und landete in diesem Raum. Kurze aber heftige Bilder von alles verzehrenden Flammen überlagerten noch seine Wahrnehmung. Langsam gelang es ihm, den Raum wahrzunehmen, in dem er sich befand. Die Einrichtung war schäbig und staubig. Der letzte Versuch einer Reinigung lag wohl auch schon etliche Tage zurück. Reste von organischem Material lagen herum und was die Ratten verschmäht hatten, war von einer dichten Schicht Schimmel bedeckt. An einer Stelle wuchsen sogar einige merkwürdige Pilze auf dem Boden.
"Geht’s wieder?" fragte Koshana und ein wenig Mitgefühl klang in ihrer Stimme mit. "Du hast wirklich eine lebhafte Vorstellungskraft. Da war ich nicht drauf vorbereitet."
"Wie meinst du das?" wagte Zarit zu fragen.
"Das Feuer. Die Reise ist immer von Kälte begleitet. Dein Gedankenfeuer habe sogar ich gespürt. Allerdings mußt du lernen das zu kontrollieren. Sonst bringt dich das irgendwann um."
"Ich..." stammelte der Schäfer.
"Das waren jetzt genug gute Ratschläge." grummelte Gorokulu. "Wir sind nicht zum Spaß hier."
"Wo genau ist hier eigentlich?" wollte Zarit wissen.
"Na Vorstellungskraft magst du haben, aber helle bist du nicht gerade." spottete das Auge, aber zumindest zwei der Augenstiele zwinkerten ihm dabei zu.
"In Cornabs Turm. Wie wir es abgemacht haben. Wir drei versuchen Cornabs Problem zu lösen und die anderen beiden versuchen Ranike zu helfen. Dann treffen wir uns wieder in Wren Medir."
"Aber..." begann Zarit.
"Keine weiteren Fragen mehr." unterbrach ihm das Auge. "Ich will endlich weiterkommen. Das dauert mir alles sowieso schon zu lange."
"Aber Cornab ist tot", gab Zarit zu bedenken.
"Ja und? Cornab ist ein Magier gewesen. Und er wäre der erste, der nicht zumindest ein paar, nennen wir es mal Alternativen, angedacht hätte."
"Aber so etwas ist doch unmöglich." beharrte der Schäfer.
"Erzähl du mir nicht was möglich ist und was nicht" warnte das Auge. Dann öffnete sich ein Auge schlagartig und Zarit befand sich auf einer weiten Ebene. Es war warm. Der Wind zerrte an seinen Haaren und es roch nach Gras. In der Ferne zog eine Herde Antilopen vorbei. Neben Zarit wuchs ein eigenartiger Strauch mit seltsamen Früchten. Zarit wollte sich gerade bücken, um eine dieser Früchte zu pflücken, als er sich wieder in dem staubigen Zimmer befand.
Zarit gab auf.
Koshana lachte laut auf als sie Zarits Gesicht sah.
"Zauberern ist nicht zu trauen. Das war natürlich eine Illusion." Doch die Zauberin reichte Zarit eine dieser seltsamen Früchte. "Und Betrachter haben eine eigenartige Form von Humor." fügte sie mit einem Seitenblick auf den Betrachter hinzu.
"Du hast natürlich recht", fuhr die Zauberin weiter fort, "dem Tod kann man nicht entrinnen. Aber wenn man es geschickt anstellt, kann man ihm ab und an ein Schnippchen schlagen und ihn austricksen."
Zarit untersuchte die Frucht eingehend. Er hatte so etwas noch nie gesehen. Vorsichtig biß er hinein und war überrascht wie gut sie schmeckte.
"Wir werden nun nachsehen, ob es Cornab gelungen ist, eine 'Alternative' zu finden, die es uns ermöglicht ihn zurückzuholen." erklärte Koshana. "Dazu werden wir die Verbindung nutzen, die Gorokulu und Cornab verbindet."
Die Zauberin wob ein kompliziertes Muster in die Luft und plötzlich konnte Zarit ein feines silbernes Band erkennen welches vom Auge ausging und nach einem kurzen Stück im Nichts verschwand.
"Deine Aufgabe wird es sein, an diesem Band entlang zu hangeln und zu sehen wohin es dich führt. Wenn du etwas gefunden hast, kommst du zurück und wir sehen dann weiter."
"Ich?" fragte Zarit erstaunt und nicht wenig erschreckt. "Ich habe doch gar keinen Plan von Magie, Zauberei oder sonst irgend einem übernatürlichen Kram. Ich kann das nicht."
"Klar machst du das", funkelte ihn das Auge an.
"Du hast immerhin dein sicheres Zuhause aufgegeben, um bei diesem Turm nach dem rechten zu sehen." warf Koshana ein. "Du scheinst also eine gewisse Affinität zu Cornab oder diesem Turm oder zu beidem zu haben. Das ist alles was es braucht. Und die Frucht, die du gerade gegessen hast, wird dir helfen."
Zarit warf die Reste der Frucht angewidert in eine Ecke. Erschrocken blickte er von der Zauberin zum Auge. Das silberne Band war deutlich länger und dicker geworden. Zarit rieb sich die Augen. Das Band pulsierte sogar leicht.
"Du hast es versprochen", sagte das Auge. Es klang ein klein wenig flehentlich.
"Ich werde dir von hier aus helfen so gut ich kann", beruhigte Koshana den Schäfer. "Das einzige worauf du achten mußt, ist nie das Band loszulassen."
"Habe ich denn eine Wahl?" fragte Zarit.
"Nein" antwortete Gorokulu schnell.
"Man hat immer eine Wahl. Die Konsequenzen sind das Problem", meinte die Zauberin vieldeutig.
"Ok. Und ich muß wirklich nur an dem Band lang gehen?"
"Das ist alles. Und es nicht loslassen."

Als Zarit das Band ergriff änderte sich die Welt schlagartig. Alles erschien leicht durchsichtig und verschwommen. Einzig Koshana und das Auge waren scharf zu erkennen. Der Raum, in dem er sich befand, sah ebenfalls anders aus. Zum einen gab es hier deutlich mehr Möbel als noch gerade eben. Einiges erkannte er wieder, aber anderes war im völlig fremd. Die Möbel schienen sich teilweise zu überlagern. Zarit ging einen Schritt an dem Band entlang und mußte feststellen, dass der Boden unter ihm nicht trug. Sein Fuß ging geradewegs durch den Boden hindurch. Vor Schreck hätte er fast das Band losgelassen. Sein Herz pochte wie wild. Er klammerte sich mit beiden Händen fest an das Band und versuchte seinen Schwerpunkt über die schwach leuchtende Linie zu bringen. Dabei stellte er fest, daß er eigentlich gar kein Gewicht mehr hatte. Das erschreckte ihn fast noch mehr. Krampfartig hielt er sich an dem Band fest und wagte sich nicht mehr zu bewegen. Zarit schloß die Augen, mußte jedoch feststellen, daß es keinerlei Auswirkungen hatte. Das Bild änderte sich nicht im geringsten. Panik wallte in ihm hoch. Wie sollte er hier jemals wieder heraus kommen. Hatte Koshana nicht gesagt er sollte um jeden Preis vermeiden das Band loszulassen. Wie sollte er dann je wieder in die reale Welt zurück finden. Er wollte schreien, aber das ging auch nicht. Erstaunlicherweise beruhigte ihn das schlagartig. Diese Welt schien eigene Gesetzmäßigkeiten und Regeln zu besitzen. Wenn es ihm gelang, diese Regeln nicht zu verletzen, würde ihm vielleicht auch gelingen hier wieder herauszukommen. Koshana machte eigentlich nicht den Eindruck jemanden so ohne weiteres ins Verderben rennen zu lassen. Bei Gorokulu war er sich da allerdings nicht so sicher.
Langsam entkrampften sich seine Hände und stellte fest, daß er sich tatsächlich Hand um Hand an dem Band entlang hangeln konnte. Wände hatten, genau wie der Boden, keinen hemmenden Einfluß auf seine Bewegung. Nach kurzer Zeit kam er ganz gut zurecht und es gelang ihm sogar ein wenig Ordnung in die chaotische sich überlagernde Umgebung zu bringen. Die einzelnen Gegenstände unterschieden sich auf eine nicht klar faßbare Weise von einander und wenn man sich auf einen Gegenstand konzentrierte, verblaßten alle anderen Gegenstände zu fast unsichtbaren Schemen, die nicht dem Gegenstand ähnlich waren, auf dem man sich konzentrierte.
Gerade hangelte sich der Schäfer durch eine Art Bibliothek, als er ins Leere griff. Das Band war zu Ende. Erneute Panik überfiel ihn, als eine Stimme erklang:
"Irrggh, mach das bitte nicht noch einmal. Das ist ekelig."
Zarit hangelte sich ein paar Handbreit zurück. Dann suchte er sich einen Gegenstand in der Nähe aus und konzentrierte sich auf ihn. Viele der Gegenstände blendeten sich aus. Die Bibliothek war klar zu erkennen, aber niemand war zu sehen, dem die Stimme hätte gehören können.
"Erst fremden Leuten die Astralprojektion angrabschen und nun nicht mal den Mumm haben sich zu zeigen. So etwas haben wir ja gerne." Die Stimme klang schwach und weit entfernt.
Zarit versuchte einen anderen Gegenstand. Der Raum verwandelte sich in einen Lagerraum. Die Stimme war nun nicht mehr zu hören. Allerdings vernahm Zarit ein ganz leises Murmeln.
Ein dritter Gegenstand; ein Labor tauchte auf. Und direkt vor ihm ein alter Mann, der ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden tappte.
"Na endlich. Hat ja auch lange genug gedauert." schimpfte der Alte.
"Cornab?" fragte Zarit.
"Na wer sonst" ereiferte sich der Alte. "Und nun hol mich hier raus."
"Das kann ich nicht" entschuldigte sich Zarit.
"Auch das noch. Lauter Stümper um mich herum. Dann zauber doch wenigstens den lokiranischen Erhaltungsspruch. Das gibt mir Zeit selbst etwas zu versuchen."
"Aeh..." stammelte der Schäfer. "Tut mir leid, den kenne ich auch nicht. Ich bin nur ein einfacher Schäfer. Gorokulu schickt mich. Ich soll herausfinden, ob hier was besonderes ist und zurückkommen."
"Oh Himmel. Der alte Feigling Gorokulu. Na macht nichts. Du bist ja jetzt da. Bring mich zu meinem Körper."
"Und wie mache ich das?"
"Herje, muß man heutzutage alles erklären?" Cornab rollte mit den Augen, was in seinem halb durchsichtigen leicht verschwommenen Zustand aussah als sei er ein Gecko. "Du warst Schäfer, eh?"
Zarit nickte.
"Gut, keine Theorie, nur die Praxis. Stell dir den Tisch hier vor als wäre er fest, stabil und wirklich. Dann halte dich daran fest, benutz ihn als Anker und schleudere mich mit dem Band nach oben. Verstanden?"
Zarit nickte erneut. Er konzentrierte sich auf den Tisch und versuchte alles andere zu ignorieren. Der Tisch schien tatsächlich fester und wirklicher zu werden als der Rest der Umgebung. Der Schäfer griff nach dem Tisch und spürte einen Widerstand. Aber noch glitten seine Finger hindurch. Er versuchte es erneut. Die Oberfläche der Holzplatte, die kleinen Macken und Ecken in der Tischplatte. Erneut griff er den Tisch und diesmal konnte er sich daran festhalten.
"Warte noch kurz", bedeutete der tote Zauberer dem Schäfer. "Ich muß noch was mitnehmen."
Dann griff er eines der unscharfen Glasgefäße und nickte Zarit zu. Der begann mit dem Band zu hantieren als sei es eine Schleuder. Der blasse Schemen Cornabs wirbelte erst langsam und dann schneller umher. In letzter Sekunde erinnerte sich Zarit daran das Band nicht loszulassen. Statt dessen ließ er den Tisch los, als der schemenhafte Zauberer in einer Aufwärtsbewegung war. Zusammen bewegten sie sich nach oben. Dem Schäfer wurde schlecht dabei. Obwohl er bisher den Eindruck gewonnen hatte, sein Körper sei nicht wirklich in diesem Schattenreich vorhanden, hatte er das Gefühl einzelne seiner Körperteile bewegten sich schneller als andere und die daraus resultierende Empfindung kam einem schlimmen Magenkrampf sehr nahe. Schließlich endete die Bewegung und Zarit konzentrierte sich wieder auf den Zauberer. Der schien von dem ganzen nichts mitbekommen zu haben. Er sah sich nur kurz um.
"Wir müssen noch etwas höher. Du weißt ja jetzt wie es geht."
Zarit nahm etwas mehr Abstand zum Zauberer und begann erneut. Zwei mal mußte er den Zauberer und sich selbst noch bewegen, bevor dieser zufrieden war.
"Gut gemacht", lobte Cornab. "Nun geh wieder zu Gorokulu. Und sag ihm, er soll sich mal etwas anstrengen. Ich komme gleich nach."
Das ließ sich Zarit nicht zweimal sagen. Ihm war jetzt speiübel. Hand über Hand hangelte er sich an dem Band wieder zurück. Zu guter letzt kam er wieder bei Koshana und Gorokulu an. Die beiden stachen scharf aus der verwaschenen Gegend hervor. Mit einem schleimig klingenden Geräusch streckte die Zauberin eine Hand nach Zarit aus. Vorsichtig griff er danach und befand sich ruckartig wieder in der normalen Welt. Auch hier war ihm schlecht und Zarit übergab sich hemmungslos in einer Ecke und japste nach Luft.
"Und?" fragte Gorokulu ungeduldig.
"Du sollst dich anstrengen, sagt Cornab", röchelte der Schäfer. Seine Stimme kam ihm dabei selbst merkwürdig laut vor.
"Anstrengen wobei?" bohrte das Auge weiter. Doch bevor Zarit antworten konnte, begann das Auge ein wenig schrumpelig zu werden. Falten entstanden. Augenstiele sanken schlaff herab und langsam glitt das Auge zu Boden. Einige erstickende Laute brachte es noch zustande und dann schloß sich das große Auge in der Mitte. Zarit wollte zu dem Betrachter eilen. Vielleicht gab es noch etwas, das getan werden konnte, um den seltsamen Wesen zu helfen, auch wenn er keinerlei Ahnung hatte was das sein könnte. Koshana hielt ihn jedoch zurück.
"Das geht gleich vorbei." beruhigte sie ihn.
Und tatsächlich ein paar Augenblicke später öffnete sich das mittlere Auge und der Betrachter schwebte, wenn auch schlingernd, wieder über dem Boden.
"Cornab?" fragte Koshana vorsichtig.
"Genau", tönte hinter ihnen eine hohl klingende Stimme.
Zarit drehte sich um und wäre vor Schreck fast hintenüber gefallen und hätte das Auge mitgerissen, wenn Koshana ihn nicht gestützt hätte.
Ein Skelett kam auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus.
 


...und so setzt sich das Abenteuer fort:
Ranike -K95 (Andreas Götz)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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